Malmö 09/2022

  • 25.09.2022
  • FBK Balkan – IFK Hässleholm 0:2
  • Division 2 Södra Götaland (IV)
  • Rosengårds Södra IP (Att: 64)

Nach meinen Zwischenstopps in Lübeck und København (Kopenhagen) war Malmö das eigentliche Ziel meiner kleinen hanseatisch-skandinavischen Exkursion. Schwedens drittgrößte Stadt (ca. 300.000 Einwohner) erreichte ich am Freitagabend gegen 22 Uhr und suchte umgehend mein 300 Meter vom Hauptbahnhof entferntes Hotel auf. Ich hatte mich für zwei Nächte im zentralen Moment Hotel (***) einquartiert. Am Samstagmorgen ging es im Anschluss an das im Preis von 79 € pro Nacht inkludierte Frühstück ab 9 Uhr auf Entdeckertour durch Malmö.

Abendliche Ankunft am Malmöer Hauptbahnhof

Bei einer Stadt am Meer ist der Hafen natürlich Pflicht. Ich beschloss diesen als erstes anzusteuern und staunte über die vielen Uniformierten und das vor Anker liegende maritime Kriegsgerät. Schnell die aushängenden Plakate entziffert und festgestellt, dass die schwedische Kriegsmarine dieses Jahr ihren 500.Geburtstag feiert und deshalb auf Tournee durch die Häfen des Königreichs ist. Dieses Wochenende war Malmö an der Reihe. Die tatsächliche Leistungsschau der Schiffe und Seeleute, ergo so’n bisschen Pseudomanöver, fand allerdings schon am Vortag statt. Inklusive Überflug einer Staffel Kampfjets des Typs Saab JAS 39 Gripen.

Am Hafen von Malmö

Gripen ist übrigens das schwedische Wort für einen Greif und somit vermag mir ein eleganter Übergang von der Militärtechnik der Gegenwart zur Vergangenheit der Stadt gelingen. Denn nicht ohne Grund ist das gefiederte Fabelwesen zugleich das Wappentier Malmös. Das geht zurück auf den dänischen König Erik VII., der als Sohn des pommerschen Herzogs Wartislaw VII. zunächst auf den Namen Bogislaw getauft wurde und in Pommern aufwuchs. Er war allerdings zugleich Großneffe der dänischen Regentin Margarethe I. und als deren einziger Sohn Olav 1387 verstarb, rückte Bogislaw auf Platz 1 der Erbfolge. Margarethe holte den jungen Adligen aus dem Greifengeschlecht an ihren Hof nach København und 1397 wurde Bogislaw als Erik VII. zum König der Kalmarer Union gekrönt (seinerzeit wurden die Königreiche Dänemark, Norwegen und Schweden in Personalunion regiert).

Wir sagen Dankeschön; 500 Jahre Marine

Wie ich bereits zwei Tage zuvor in Lübeck gelernt hatte, erkannte der neue König die Wichtigkeit der Kontrolle des Öresunds für sein Reich und erhob zum Ärger der Hanse ab 1429 den Öresundzoll. Um diesen Zoll erfolgreich durchzusetzen, ließ Erik VII. 1434 gegenüber von København, sprich am anderen Ufer der Öresunds, die Festung Malmöhus errichten. Das gab dem kleinen Handels- und Fischerstädtchen Malmö (Stadtrechte sind seit 1353 verbrieft) einen großen Entwicklungsschub und führte es aus dem Schatten der nahen und alten schwedischen Königsstadt Lund. Ferner verlieh König Erik dem Schild der Stadt seinen pommerschen Greif als Wappentier. Damit befindet sich Malmö bis heute in prominenter Gesellschaft mit u. a. Greifswald, Rostock, Słupsk, Świnoujście oder Szczecin.

Stadtpfarrkirche Sankt Petri (14.Jahrhundert)

Als der spätere schwedische König Gustav I. Wasa am 7.Juni 1522 von der Hansestadt Lübeck ein paar Schiffe überlassen bekam und damit die Geburtsstunde der hier und heute gefeierten schwedischen Marine schlug, gehörte Malmö immer noch zu Dänemark. Die Schweden führten seinerzeit den Befrielsekriget. Ein Befreiungskrieg, in welchem man sich zwischen 1521 und 1523 erfolgreich aus der Union mit Norwegen und Dänemark löste. Doch das Reich von Gustav I. Wasa musste zunächst weiterhin ohne die West- und Südküste Götalands auskommen. Die wurden mitsamt Malmö erst schwedisch, als Dänemark im Zweiten Nordischen Krieg (1655 – 1661) mit dem Frieden von Roskilde (1658) aus der antischwedischen Koalition austrat und dem erstarkten Nachbarn entsprechende Zugeständnisse machen musste.

Festung Malmöhus

Es war die Zeit, als Schweden zu den europäischen Großmächten zählte. Finnland und weite Teile des Baltikums hatten sich die Schweden bereits im späten 16. bzw. frühen 17.Jahrhundert gesichert. Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) fasste man ferner in Norddeutschland Fuß und bekam an dessen Ende im Westfälischen Frieden das Herzogtum Pommern, die Hansestadt Wismar und die Stiftsterritorien Bremen und Verden zugesprochen. Nun erhielt man 1658 mit den bisher dänischen Provinzen Bohuslän, Halland und Schonen endlich auch Zugriff auf den Öresund und den Kattegat. Ein Verlust, der die dänische Krone schmerzte und mit der Unterstützung von Brandenburg-Preußen versuchte man sich im Schonischen Krieg (1674–1679) an einer Revision der Grenzen. Dabei wurde Malmö im Juni 1677 einen Monat lang erfolglos von 14.000 Dänen belagert.

Flensburgska huset von 1594

Das Königreich Schweden sollte bald seine Vormachtstellung im Ostseeraum und viele seiner Territorien verlieren, aber Schonen – und damit eine der jüngsten Erwerbungen während der schwedischen Expansionsphase – ist bis heute schwedisch geblieben. Rund 100 Jahre nach der dänischen Belagerung wandelte sich Malmö außerdem von der bisherigen Festungsstadt zu einer offenen Handels- und Hafenstadt. Der 1775 eröffnete moderne Handelshafen bescherte Malmö neue Perspektiven und ein Bevölkerungswachstum setzte ein. Dieses wurde durch die Industrielle Revolution im 19.Jahrhundert nochmals potenziert.

Rathausbrunnen

Exemplarisch kann man nun sicher das 1840 gegründete Unternehmen Kockums AB anführen. Dank der neuen kommerziellen Möglichkeiten des Malmöer Hafens war Familie Kockum in den Jahrzehnten zuvor mit u. a. Tabakhandel und – verarbeitung zu großem Reichtum gekommen. 1840 eröffnete Frans Henrik Kockum nun eine Maschinenfabrik, die zunächst Öfen, Landmaschinen und Eisenbahnwaggons in Malmö produzierte. 1870 wurde dem Unternehmen schließlich eine Schiffswerft angeschlossen, die 80 Jahre später zu den größten der Welt gehören sollte (1952 und 1953 lief weltweit die größte Tonnage in dieser Werft vom Stapel).

Die pazifistische Skulptur in Malmö wirkt aktuell etwas aus der Zeit gefallen

Der Strukturwandel in den 1970er Jahren sorgte dann für eine Spezialisierung auf Militärschiffe. Insbesondere U-Boote und Korvetten für die schwedischen Marine liefen seitdem bei Kockums vom Stapel. Darunter auch die drei in den 1990er Jahren gebauten U-Boote der Gotland-klass, die Schwedens gegenwärtig modernste U-Boote darstellen. Die für die Klasse namensgebende HMS Gotland durfte ich heute ebenfalls im Malmöer Hafen begutachten. Mit dieser Neugier an modernem Kriegsgerät liege ich übrigens voll im Trend. Aktuell sind Streitkräfte und Militärtechnik schließlich selbst in Deutschland wieder en vogue. Das merkt man spätestens daran, dass mittlerweile sogar ehemalige Kriegsdienstverweigerer – nach kurzem Kursus an der Youtube-Universität oder einem Ausflug ins Stahlgetwitter – meinen einem komplexe Waffensysteme nebst deren Vorzügen und Defiziten im Kampfeinsatz erklären zu können.

Turning Torso

Doch während unterdessen jemand unweit der schwedischen Küste seine unterseeischen Anschläge auf Nordstream 1 und Nordstream 2 finalisierte, hatte ich nun etliche zivile Sehenswürdigkeiten in der Pipeline. Meine Route sah nach dem Hafen den maritim gelegenen Stadtteil Västra hamnen und dessen Wahrzeichen Turning Torso vor. Mit einer Höhe von 190 Metern und 54 Etagen ist das von Santiago Calatrava entworfene Gebäude der höchste Wolkenkratzer Skandinaviens. Von diesem „Leuchtturm“ der Moderne sprang ich binnen weniger hundert Meter ein paar Jahrhunderte zurück und begutachtete als nächstes die bereits erwähnte Festung Malmöhus, in dessen Schatten sich übrigens auch ein netter kleiner Fischmarkt mit historischen Holzbuden befindet.

Fischerhäuser nahe des Malmöhus

Als nächstes steuerte ich die Altstadt an, wo besonders der lebhafte und von Fachwerkhäusern aus dem 17.Jahrhundert gesäumte Platz Lilla Torg ein Highlight ist. Auch das Rathaus (16.Jahrhundert, jedoch noch mehrfach baulich umgestaltet) und die backsteingotische Sankt Petri kyrka (14.Jahrhundert) waren für mich ein Muss. Vorbild der großen Stadtpfarrkirche war übrigens die Lübecker Marienkirche (Vgl. Lübeck 09/2022). Ansonsten findet man zu genüge sehenswerte historische Profanbauten in der Altstadt. Beispielsweise das Kockska huset von 1524 oder auch das Niels Kuntzes hus (1537) und das Flensburgska huset (1594).

Am Lilla Torg

Als ich mich an den herausragendsten Bauwerken aus acht Jahrhunderten satt gesehen hatte, ging es um 12:29 Uhr per Vorortzug nach Rosengård (Ticket kostete 28 SEK, ca. 2,60 €). In jenem Distrikt Malmös haben ca. 85 % der Bewohner einen Migrationshintergrund und die Bausubstanz besteht fast ausschließlich aus großen Wohnblöcken der 1960er und 1970er Jahre. Wie vielerorts auf der Welt ist das die Gemengelage für ein so genanntes Problemviertel bzw. einen sozialen Brennpunkt. In diesen wurde 1981 auch ein gewisser Zlatan Ibrahimović als Kind jugoslawischer Einwanderer hineingeboren.

Das Wappen des FBK Balkan

Passenderweise besuchte ich heute Zlatans Jugendverein FBK Balkan, der in Rosengård beheimatet ist. Der gegenwärtig viertklassige Fußballclub wurde am 22.November 1962 von jugoslawischen Immigranten gegründet und empfing heute den IFK Hässleholm. Der wiederum war in den 1990er Jahren mal relativ erfolgreich und begeisterte hohe vierstellige Besucherzahlen, als er 1993 denkbar knapp den Aufstieg in die erstklassige Allsvenskan verpasste. 2000 kam der Club außerdem nochmal in die überregionalen Schlagzeilen, weil er die englischen Talente Peter Crouch und Alton Thelwell von Tottenham Hotspur auslieh, um den Abstieg in die 4.Liga abzuwenden. Allerdings retteten Crouchs drei Treffer in den letzten acht Saisonspielen den Club auch nicht mehr.

Die Haupttribüne im Rosengårds Södra IP

100 SEK (ca. 9 €) verlangte man am Eingangstor des 5.000 Zuschauer fassenden Rosengårds Södra IP von mir. Die wollte ich natürlich landestypisch mit Kreditkarte zahlen. Jedoch konnte man nur bar bezahlen oder mit einer schwedischen Payment App, die wiederum mit einem Konto bei einer schwedischen Bank verknüpft sein musste. Aber so’n Brate wie mich zu empfangen, ehrte die Vereinsoffiziellen anscheinend und ich durfte mich eingeladen fühlen. Kurz kam ich mir vor wie dieser hoppende Abschaum, in dessen DNA es regelrecht übergegangen ist jeden noch so kleinen Amateurverein um dessen Eintrittsgeld zu prellen. Aber mir fehlte selbstredend der Vorsatz und ich werde auch weiterhin versuchen das Geld, welches ich den Branchenriesen häufig vorenthalte, in die Kasse der kleinen Vereine zu transferieren. Ja, nennt mich ruhig den Robin Hood des Groundhoppings.

Die gezimmerte Gegengerade

Für meine 0 € sah ich anschließend zwar keine Nullnummer, aber dennoch ein Fußballspiel, bei welchem der zahlende Zuschauer nicht wirklich auf seine Kosten kam. Es waren zwei mäßig talentierte Riegen, deren Niveau nur leicht über dem gestrigen Sechstligakick in København lag. Immerhin wurde am Spielfeldrand viel auf Serbokroatisch gepöbelt. Ich schloss die Augen und fühlte mich tatsächlich, als wäre ich plötzlich auf dem Balkan. Aber eigentlich war das Gefühl mit offenen Augen auch nicht viel anders. Die Anlage und der Zuschauerzuspruch hätten auch zu einem bosnischen Drittligaspiel gepasst. Zumal während des Spiels aus einer nahen Moschee der Muezzin zum Gebet rief. Lediglich der Umstand, dass auf dem Grillrost keine Ćevapčići, sondern Pølser brutzelten, trübte das Gesamtbild.

Der FBK Balkan tritt in jugoslawischen bzw. panslawischen Farben an

Zur Strafe fing der Gastgeber, in dessen Kader übrigens mittlerweile genauso viele Spielernamen auf -son wie auf -ić enden, sich in der 2.Halbzeit zwei Gegentore. Ein neuer Ibrahimović, der mit drei genialen Einzelaktionen das Spiel hätte drehen können, existierte natürlich nicht und so musste der FBK Balkan eine Heimniederlage hinnehmen. Die Hässleholmer klettern nun ins obere Tabellendrittel, während der FBK in Richtung Abstiegsränge abrutscht (vor dem Kick waren beide Teams Nachbarn im Tabellenmittelfeld).

Der passende Snack nach dem Kick beim FBK Balkan

Nach Abpfiff hatte ich 70 Minuten, um zum 3,5 km entfernten Malmö Stadion zu gelangen. Denn dort sollte um 16 Uhr mein zweites Fußballspiel an diesem Nachmittag angepfiffen werden. Das Zeitfenster erlaubte also noch einen kleinen Snack und im Stadionumfeld existierten zahlreiche Imbissbuden mit Burek und Ćevapi. Der auf dem Weg zum nächsten Stadion strategisch günstig liegende Burek King bekam letztlich den Zuschlag und servierte mir acht frisch gegrillte Fleischröllchen im Fladenbrot. Mit Kajmak und Zwiebeln kostete der Spaß faire 60 SEK (ca. 5,50 €). Also das würde man in Deutschland auch nirgendwo günstiger bekommen. Höchstens mit weniger als acht Ćevapčići.

  • 24.09.2022
  • IFK Malmö – Vänersborgs IF 2:0
  • Ettan Södra (III)
  • Malmö Stadion (Att: 92)

10 Minuten vor Anpfiff erreichte ich das imposante Malmö Stadion (26.500 Plätze), welches für die WM 1958 errichtet wurde und damals Austragungsort von vier Endrundenspielen war. Bei der EM 1992 wurde das Stadion ebenfalls berücksichtigt und entsprechend modernisiert. Von 1958 bis 2008 war es außerdem Heimstätte des schwedischen Rekordmeisters Malmö FF und ansonsten wurde und wird es regelmäßig für Leichtathletik oder Konzerte genutzt. Derweil trägt seit 2009 die Fußballsparte des IFK Malmö ihre Heimspiele wieder im Malmö Stadion aus (zuvor tat sie das bereits parallel zu Malmö FF zwischen 1958 und 1998). Für den heutigen Drittligakick des IFK sollten nun 120 SEK (ca. 11 €) verlangt werden und wieder war nur Barzahlung oder Payment per App möglich. Aber gegenüber, an der modernen Arena des Erstligisten Malmö FF (2008 eröffnet), war ein Geldautomat zu finden und gerne zog ich dort 300 SEK. Wird das anschließende Abendessen eben auch mit Cash bezahlt.

Das 1958 eröffnete Malmö Stadion

Im Stadion herrschte erwartungsgemäß gähnende Leere. Ist mir ein Rätsel wieso ein Drittligist mit extrem überschaubaren Zuschauerzuspruch in dieser riesigen Schüssel spielt. Ein trister Kunstrasenplatz mit Stankett würde für die ca. 100 üblichen Zaungäste ausreichen. Aber aus seiner großen Vergangenheit leitet der IFK Malmö vielleicht einfach den Anspruch ab, dass die Heimspiele in einer anmutigen Spielstätte ausgetragen werden müssen. Finde ich natürlich gut. Sonst würde die altehrwürdige Kampfbahn selten bis nie Fußballspiele sehen und ich hätte es ungleich schwerer gehabt dort mal mein Kreuz zu setzen.

Die imposante Haupttribüne

Hausherr IFK wurde am 23.April des Jahres 1899 gegründet und hat seit 1903 eine Fußballabteilung. Damit gehört man zu den Pionieren in Schweden. IFK steht übrigens für Idrottsföreningen Kamraterna (Sportskameradschaft) und all die schwedischen (und finnischen) Vereine die jenes Kürzel tragen, sind im Sportbund gleichen Namens organisiert. Kann man mit DJK-Vereinen in Deutschland oder Makkabi-Vereinen in Israel und anderswo vergleichen. Der IFK-Ableger in Malmö war 1924 Gründungsmitglied der Allsvenskan und größter nationaler Erfolg ist bisher die Vizemeisterschaft im Jahre 1960. Weil man im Frühsommer noch Tabellenführer war, durfte man Schweden 1960/61 sogar im Europapokal der Landesmeister vertreten. Zunächst schaltete man den finnischen Bruderverein Helsingfors IFK aus und danach setzte man sich im Achtelfinale gegen CSKA Sofia durch. Doch im Viertelfinale entpuppte sich Rapid Wien als eine Nummer zu groß. Die Österreicher gewannen beide Duelle mit 2:0.

Torraumszenen gab es hüben…

Kurz nach diesen sportlichen Sternstunden geriet man national, wie auch lokal ins Hintertreffen. IFK stieg 1962 aus der Allsvenskan ab und der Nachbar Malmö FF lief den Sportkameraden den Rang ab. Die Kanariefåglarna (Kanarienvögel), wie sie aufgrund ihrer knallig gelben Trikots genannt werden, sind nun schon seit sechs Jahrzehnten nur zweit- bis sechstklassig unterwegs. Unnützes Wissen am Rande: Beim WM-Vorrundenspiel 1958 gegen Deutschland lief Argentinien in gelben Trikots mit pommerschem Greif auf der Brust auf, weil sie ihren Ausweichtrikotsatz vergessen hatten und Deutschland bei diesem Aufeinandertreffen das Heimrecht hatte (dem Schiedsrichter waren die himmelblau-weiß gestreiften Jerseys der Albiceleste den weißen der DFB-Auswahl zu ähnlich). Der IFK Malmö half spontan mit seinem Heimdress aus und Argentinien verlor in diesem kuriosen Outfit mit 1:3.

…wie drüben

Heute sollte das Team in den gelben Dressen jedoch nicht unterlegen sein. Obwohl der IFK Malmö als Tabellenletzter gegen ein Team aus dem Mittelfeld des Tableaus deutlich in der Außenseiterposition war. Doch das 1:0 durch Sidney Bernasko Appu in der 18.Spielminute wurde trotz viel Druck der Vänersborger zunächst einmal bis zur Halbzeitpause verteidigt. Mit seinem zweiten Treffer in der 64.Minute brachte Appu die Hausherren dann endgültig auf die Siegerstraße. Aber bei 15 Punkte Abstand zum rettenden Ufer und nur noch sechs ausstehenden Spieltagen, ist der Abstieg am Saisonende trotz dieses Sieges weiterhin unausweichlich (selbst wenn er noch nicht rechnerisch feststeht).

Nach Abpfiff wird abgeklatscht

Während die Mannen von Vänersborgs IF nun frustriert ihre über 350 km lange Heimreise antraten, trieb mich der Hunger ins nahe Viertel Slottsstaden. Da existiert ein relativ großes gastronomisches Angebot und ich entschied mich für die Spoonery. Dort werden frische Backwaren und einige warme Speisen angeboten. Meine Wahl fiel auf den Klassiker Köttbullar, der hier wenig überraschend in anderer Qualität als in schwedischen Möbelhäusern gereicht wird. Fünf leckere Hackbällchen in Rahmsauce, schön mit gekochten Drillingen, frischen Preiselbeeren, Gurkensalat und von frischem Hausbrot begleitet, waren durchaus ihre 130 SEK (ca. 12 €) wert. Dazu trank ich noch eine erfrischende Rhabarberlimonade (40 SEK). Wäre perfekt gewesen, um meine restlichen 180 SEK Bargeld wieder unter’s schwedische Volk zu bringen. Aber nein, hier nur Kartenzahlung möglich.

Krass, ich dachte die gibt es nur bei IKEA

Der Busfahrer ins Stadtzentrum wollte mein Bargeld ebenfalls nicht, aber ich wurde es noch in einem Supermarkt los. Proviant für die Rückreise und ein paar Delikatessen für daheim waren am Ende des Tages auch eine sinnvolle Investition. Nachdem die erworbenen Viktualien im Hotelzimmer deponiert waren, spazierte ich während der Blauen Stunde außerdem ein weiteres Mal durch Malmös Innenstadt. In den 60 Minuten nach Sonnenuntergang war die Architektur nochmal besonders fotogen. Als so langsam das Nachtleben der Stadt zu pulsieren begann, läutete ich wiederum gegen 22 Uhr meine Nachtruhe ein.

Am Sonntagmorgen schlief ich aus und musste nun damit leben, dass um 9 Uhr erwartungsgemäß ziemlich viel im Frühstückssaal los war. Doch mit Geduld kam ich an Brötchen, Aufschnitt und gekochte Eier, wie auch an Heiß- und Kaltgetränke. Gut gestärkt spazierte ich nochmal am Wasser entlang, ehe ich kurz vor 11 Uhr einen Zug nach København bestieg. Die fahren übrigens in der Regel alle 20 Minuten und benötigen von Hauptbahnhof zu Hauptbahnhof gerade einmal 45 Minuten. Dank der im Jahre 2000 eröffneten und 7,845 km langen Øresundsbron (Öresundbrücke) sind København und Malmö zwar immer noch in unterschiedlichen Staaten, aber nach 3,5 Jahrhunderten Trennung doch irgendwie wiedervereint.

Song of the Tour: Nicht nur hatte ich in Rosengård plötzlich dieses Lied im Ohr, auch trat die gute Dolly 2008 im Malmö Stadion auf