København (Kopenhagen) 09/2022

  • 25.09.2022
  • Akademisk Boldklub – Boldklubben af 1893 3:1
  • 2.Division (III)
  • Gladsaxe Stadion (Att: 602)

Am heutigen Freitag sollte es nun von Lübeck weiter nach Malmö gehen. Jedoch nicht ohne einen kleinen Stopp in København (Kopenhagen) einzulegen. Zunächst einmal war allerdings das Hotelfrühstück das erste Tagesziel. Ibis hatte solide aufgetischt und auf einen Brötchenkorb nebst Käse und Aufschnitt folgten bei mir Rührei und Falafelbällchen. Die auf Wunsch im Waffeleisen frisch gebrutzelten Waffeln lächelten mich auch noch an. Aber ich habe da so’n Lifehack bekommen. Wenn man satt ist, kann man auch einfach mal das Essen einstellen. Erst recht, wenn es sich um kalorienreiche Kost handelt.

Hotelfrühstück in Lübeck

Meine weiteren Beautytipps: Getränke möglichst immer ungesüßt und so viele Strecken am Tag wie möglich mit Muskelkraft zurücklegen. Entsprechend erwarb ich nach dem Check-out noch eine Flasche Mineralwasser im Supermarkt nebenan und spazierte anschließend zu Fuß zum Lübecker Hauptbahnhof. Von dort ging es via Kiel, Rendsburg und Kolding weiter in die Kapitale Dänemarks. Mein Höhepunkt als Nerd des Eisenbahnverkehrs war dabei die Überquerung des Nord-Ostsee-Kanals auf der 68 Meter hohen Rendsburger Hochbrücke (Meisterwerk der Ingenieurskunst aus dem Jahre 1913), sowie die folgende Fahrt durch die Rendsburger Schleife. Aber okay, die Passage der Storebæltsbroen (Großer-Belt-Brücke) und anschließend des Storebælttunnelen (Großer-Belt-Bahntunnel) war auch ganz cool. Mit 1.624 Metern Mittelspannweite immerhin die viertlängste Hängebrücke der Welt, während der unterseeische Tunnel stolze 8 km lang ist.

Københavns Rådhus (heißt so wegen der vielen Fahrräder, die immer davor stehen)

Gegen 16:30 Uhr erreichte ich København und hatte noch gute zwei Stunden bis zum Anpfiff der heutigen Fußballpartie. Ich beschloss mich an meine Beautytipps zu halten und vor dem Kick im Valby Idrætspark noch ein paar Meter im Stadtzentrum zu machen. Da die dänische Hauptstadt durchaus ein paar Sehenswürdigkeiten zu bieten hat, war das nicht die schlechteste Idee. Zumal ich mich an fast jeder Ecke an die schwarz-weiß-grüne Invasion im November 2011 erinnern musste (Vgl. København 11/2011). Während mein Orientierungssinn zwischen Hauptbahnhof und Schloss Amalienborg immer noch perfekt war, ist 96 bekanntlich in den letzten Jahren mehrfach falsch abgebogen. Aber dieses Fass (ohne Boden) wollen wir an dieser Stelle lieber nicht aufmachen.

Der Kongens Nytorv

Stattdessen hatte ich Kopfkino am Kongens Nytorv (Neuer Königsmarkt) und dachte zurück die schwarz-weiße-grüne Party auf dem Platz am 3.November 2011. Doch bevor es zu nostalgisch geworden wäre und ich mir am Ende noch mit diversen Dosen Carlsberg einen hinter die Binde gekippt hätte, ging es gegen 18 Uhr vom Stadtzentrum in Richtung Valby.

  • 23.09.2022
  • BK Fremad Valby – Boldklubben 1903 3:0
  • Københavnsserien (VI)
  • Valby Idrætspark (Att: 76)

Pünktlich um 18:30 Uhr war ich am Stadion, dass zugleich mit seiner Kapazität von 12.000 Plätzen auch der Hauptgrund für meine Entscheidung zugunsten dieser Partie war. Das zweite halbwegs gute Argument hieß Boldklubben 1903 (B 1903). Die heutige Gastmannschaft kegelte u. a. 1991 den FC Bayern aus dem UEFA Cup und war 1992 neben dem Kjøbenhavns Boldklub (KB) einer der beiden Fusionäre zum FC København (FC Kopenhagen). KB – 1876 gegründet und bereits seit 1879 den Fußballsport betreibend – brachte die größere Fanbasis und die größere Tradition ein (15facher Meister zwischen 1913 und 1980). B 1903 hatte seinerzeit ebenfalls sieben Meistertitel im Briefkopf stehen, schenkte dem Fusionsprodukt jedoch vor allem den Startplatz in der 1.Liga und einen wettbewerbsfähigen Kader. Just war man im Frühsommer 1992 Vizemeister und Vizepokalsieger geworden, wohingegen KB im Mittelfeld der 2.Liga rumdümpelte.

Willkommen im Valby Idrætspark

Während der Kjøbenhavns Boldklub seit 1992 nur Jugend- und Amateurfußball unter dem eigenen Dach anbietet, fungierte B 1903 noch eine Zeit ang als Farm Team bzw. 2.Mannschaft vom FCK. Da man mittlerweile lediglich sechstklassig kickt, ist man jedoch kein ernsthafter sportlicher Unterbau des Serienmeisters mehr. Allerdings sitzt vertragsgemäß weiterhin ein Vereinsvertreter vom Boldklubben 1903 im FCK-Vorstand und Mitglieder von B 1903 kommen subventioniert an Tickets für Heimspiele des FCK im dänischen Nationalstadion Parken. Auch wird im Jugendbereich und in der Öffentlichkeitsarbeit weiter zusammengearbeitet. Genau wie KB weiterhin auf allen Ebenen mit dem FCK kooperiert und der Proficlub außerdem seine Heimat auf dem KB-Gelände in Frederiksberg eingerichtet hat.

Die Haupttribüne des eigentlichen Heimstadions von BK Frem

Der heutige Gegner von B 1903 kann keine so schillernde Clubgeschichte bieten. Fremad Valby hat jedoch im Amateurfußball der Hauptstadt einen guten Namen. Zehn Spielzeiten in der dritthöchsten Spielklasse bilden dabei den sportlichen Zenit. Platzhirsch in Valby und dem hiesigen Stadion ist allerdings BK Frem. Ebenfalls einst eine der besten Adressen in København. Frem wurde insgesamt sechsmal Landesmeister (zuletzt 1944) und konnte 1956 und 1978 den nationalen Pokal der Dansk Boldspil-Union (DBU) gewinnen. Aber da hier heute Fremad antrat, wollen wir Frems bewegte Historie an dieser Stelle nicht weiter vertiefen.

Fremad ließ heute nichts anbrennen

Der Gastgeber der heutigen Partie machte von Beginn an das Spiel und mit Spannung brauchte ich nicht zu rechnen. Auch von der sportlichen Qualität war das eher deutsches Kreisniveau. Aber gut, die Københavnsserien befindet sich auf Stufe 6 der dänischen Ligapyramide. Viel mehr kann man da auch nicht erwarten. Zumal B 1903 gegenwärtig das Tabellenende ziert. Steigt der Altmeister am Saisonende in die 7.Liga ab, wäre das natürlich ein neuer Tiefpunkt. Fremad wiederum macht sich Hoffnungen um den Aufstieg bzw. gehört in der noch jungen Saison bisher zur Spitzengruppe. Der Leistungsunterschied manifestierte sich bereits nach 45 Minuten mit einer 2:0 Pausenführung.

Pølser bei Fremad Valby

In der Halbzeitpause musste ich derweil beim Grillmeister zuschlagen. Pølser mit Beiwerk kostete 40 DKK (ca. 5,40 €). “Da kannste nich‘ knurr’n”, dachte sich nun eher mein Magen als mein Portemonnaie, aber Skandinavien war und ist eben kein Kaufkraftparadies für Deutsche. Im Gegensatz zum heutigen Kick war der Snack jedoch ein Genuss und gab mir die nötige Kraft die 90 Minuten voll zu machen. Das Spiel blieb allerdings mies und Feuerwerk gab es nur außerhalb des Stadions. Irgendwer hatte wohl Geburtstag oder einfach nur Bock ein paar Raketen in den Nachthimmel zu schießen.

Feuerwerk der Sek SV?

In der 73.Minute machte Fremad schließlich noch das 3:0 und feierte nach 90 Minuten die Verteidigung des 2.Platzes im Tableau. Ich stieg dagegen in eine Vorortbahn mit viel Partyvolk. Statt ebenfalls ins Nachtleben der dänischen Hauptstadt einzutauchen, wechselte ich jedoch am Hauptbahnhof in den Zug nach Malmö. Der rollte um 21:07 Uhr über den Öresund los und 45 Minuten später betrat ich schwedischen Boden. Über meine 1,5 Tage in Malmö lest ihr jedoch in einem gesondertem Bericht:

Malmö 09/2022

  • 25.09.2022
  • Akademisk Boldklub – Boldklubben af 1893 3:1
  • 2.Division (III)
  • Gladsaxe Stadion (Att: 602)

Auf meiner Rückreise aus Malmö legte ich dann nochmals einen Zwischenstopp in København ein. Denn mit dem Akademisk Boldklub von 1899 (AB) konnte heute ein großer dänischer Traditionsclub beehrt werden. Die sollten am Sonntagmittag um 13 Uhr mit dem Boldklubben af 1893 (B.93) ein weiteres einstiges Schwergewicht des dänischen Fußballs zum Drittligaduell empfangen. AB und B.93 durften bereits jeder je neun Landesmeisterschaften feiern. B.93 zuletzt 1946, während der jüngste Meistertitel der Akademiker aus dem Jahre 1967 datiert. Beide Clubs gewannen außerdem je einmal den nationalen Verbandspokal der DBU (B.93 anno 1982 und AB im Jahre 1999).

Die Mannschaften schwören sich ein

Zuhause ist der Akademisk Boldklub allerdings nicht direkt in København, sondern in der Kommune Gladsaxe. Die zählt zum Großraum København und beherbergt 69.259 der insgesamt 1.867.948 Einwohner der Hauptstadtregion. Gute 20 Minuten benötigt der Vorortzug vom Hauptbahnhof der Hauptstadt bis zum Haltepunkt Kildebakke in Gladsaxe bzw. Søborg. Ich erreichte diesen um 12:21 Uhr und von dort hatte ich noch 1,896 km bis zum Gladsaxe Stadion zu überwinden. Nach einem gemütlichen Spaziergang stand ich 12:45 Uhr und somit Viertelstunde vor Anpfiff am Stadiontor. Bedauerlicherweise, jedoch nachvollziehbar, war nur die imposante Haupttribüne der 13.500 Zuschauer fassenden Sportstätte geöffnet und leider gab es keine Tageskasse. Ich musste nun auf dem Smartphone ein Mobile Ticket für 80 DKK (ca. 11 €) erstehen, um mich zu den 601 weiteren Stadionbesuchern zu gesellen.

Fans des Akademisk Boldklub

Es gab sogar zwei kleine Fanblöcke, die beim Einlaufen der Mannschaften Konfettiregen in den jeweiligen Vereinsfarben abfeuerten. Ein bißchen was gesungen und ein etwas auf die Pauke gehauen wurde auch. Nichts Weltbewegendes, aber schon die kleinsten sicht- und hörbaren Ausschläge in Richtung Fankultur erfreuen bekanntlich mein Herz. Zumal die drei Partien zuvor diesbezüglich totale Nullnummern waren. Wobei; beim FBK Balkan in Malmö wurde viel auf auf Serbokroatisch rumgeflucht. Das war so etwas wie eine homöopathische Dosis Fankultur.

Die Anzeigetafel im Gladsaxe Stadion

Jubeln durften heute zunächst einmal die Gästefans. Der diese Saison bisher noch ungeschlagene Gast aus Østerbro, der seine Heimspiele übrigens im Schatten des Nationalstadions Parken austrägt, ging in der 21.Minute durch einen Treffer von Jeppe Erenbjerg in Führung. Da sah Tormann Tobias Brogaard nicht gut aus. Ich behaupte Niels Bohr hätte den in seinen besten Tagen gehalten. Denn bevor der gute Niels die Struktur der Atome erforschte und für seine bahnbrechenden Forschungsergebnisse 1922 sogar den Nobelpreis für Physik verliehen bekam, stand er in seiner Studienzeit nämlich zwischen den Pfosten beim Akademisk Boldklub.

Tabellenführer B.93 macht Druck

Ebenfalls aktiv für AB vor über 100 Jahren war Harald Bohr. Der Bruder von Niels war nicht nur ein brillanter Mathematiker, der u. a. die Theorie der fastperiodischen Funktionen entwickelt hat, sondern auch ein begnadeter Fußballer. Er wurde sogar in die dänische Nationalmannschaft berufen und gewann mit dieser bei den Olympischen Spielen 1908 in London die Silbermedaille. Die Eltern von Niels und Harald dürften also nicht ganz unzufrieden mit ihrer Nachkommenschaft gewesen sein. Aber Familie Bohr hat bekanntlich generationsübergreifend geniale Köpfe hervorgebracht. Christian Bohr (Vater von Niels und Harald) und Aage Niels Bohr (Sohn von Niels) waren zwar keine Spitzensportler, aber ebenfalls großartige Wissenschaftler.

Die zweirangige Haupttribüne

Doch genug in der Vergangenheit gebohrt, denn B.93 ließ sich gewiss nicht mit Anekdoten von anno dazumal besiegen. Da mussten Tore her und das erste für die Kicker mit der Eule der Minerva auf der Brust erzielte Emil Mygind in 30.Minute. Bis zur Pause blieb es beim 1:1 und als die Akteure zurück auf den Platz kehrten, entschloss ich mich zu einem Stadionrundgang durch die gesperrten Bereiche. Es sind ja nur Dänen. Was sollen die schon machen? Die Ordner blieben auch alle hygge und ich hatte meine gewünschten Fotos im Kasten, bevor ich Zeuge wurde wie der Akademisk Boldklub nochmal richtig aufdrehte.

Dieses Foto musste in der 2.Halbzeit einfach noch sein

Durch Treffer von Frederik Ellegaard (49.Minute) und Emil Wass (55.) wurde das Spiel gedreht und der bisher noch ungeschlagene Tabellenführer fand darauf keine Antwort mehr. Der Platz an der Sonne behält B.93 zwar vorerst weiterhin, aber die ärgsten Verfolger (gegenwärtig Kolding IF, Aarhus Fremad und Esbjerg fB) wird es gefreut haben. AB rückt durch den überraschenden Heimsieg außerdem auf Rang 5 vor. Die Mehrheit des Publikums verließ das Stadion also sehr beseelt, während ich wieder zum Bahnhof Kildebakke musste. Zeitdruck gab es jedoch keinen, da mein Zug aus København erst 16:56 Uhr losrollen sollte. Eine reibungslose Rückfahrt endete um 0:49 Uhr in Hildesheim und 10 Minuten später lag ich zufrieden im Bett. Ein richtiges Kracherspiel wäre auf dieser Tour natürlich noch das Sahnehäubchen gewesen, aber drei tolle Städte, fünf schöne Stadien und viel Fußballtradition sind doch auch was. Für ein Wochenende ohne Profifußball war das ganz okay.

Song of the Tour: Extra für Niels Bohr