2002/03

13 Jahre sind vorbei, 1.Liga: Hannover ist dabei

Nach einer Saison in der nahezu alle bestehenden Rekorde der 2.Bundesliga gebrochen wurden, herrschte eine Rieseneuphorie in unserer alten Messestadt. 13 lange Jahre zweite und dritte Liga waren vorbei – 1.Liga, Hannover ist dabei! Es waren fast schon uferlose Feierlichkeiten. Erstmal eine große Fete nach dem 6:0 Heimsieg gegen Schweinfurt 05, als am 29.Spieltag der Saison bereits der Aufstieg klar gemacht wurde, dann ein paar „Wir sind nur zum Feiern hier“-Spiele und schließlich die Abschiedstour am letzten Spieltag auswärts in Fürth. Dort wurde nach Abpfiff auf das Spielfeld geströmt und die ganze Rückfahrt wurde gefeiert. Der Kater dieser Tour war noch nicht auskuriert, da lockte auch schon wieder die offizielle Aufstiegsfeier in unserer geliebten Stadt. Ein Highlight war auf jeden Fall der Autocorso der Mannschaft durch Hannover, bei dem auch einige Jungs aus unserer Szene aus den Autos grüßten. Und nachdem die Helden sich ausgiebig auf dem Rathausbalkon feiern ließen, begann die nächste Partynacht. Nicht ganz legal ging es irgendwann tief in der Nacht ins Niedersachsenstadion und wir genossen den Sonnenaufgang im Block I32.

Den ganzen Sommer über waren wir heiß auf die neue Saison. Wann kommt endlich dieser verdammte Spielplan raus? Wohin geht die erste Auswärtsfahrt? Wann startet der Dauerkartenverkauf? Kein Wunder also, dass schon die Testspiele und die Trainingslager auf große Resonanz in der Fanszene stießen. Zunächst ging es auf die Insel Usedom. Gleich mal Strandurlaub für rund 25 Fans an der schönen Ostsee. Alles garniert mit einem tollen Testspiel, WM gucken im Clubhaus des FSV Medizin Bansin, Ausflügen ins benachbarte Polen und einem Mannschaftsabend mit Lagerfeuer am Ostseestrand.

Boys on the beach

Wenige Wochen später rief schon das nächste Trainingslager. Diesmal in Kaltern / Südtirol. Camping am herrlichen Kalterer See und ringsum die Gipfel der Alpen. Auch hier hatten wir wieder einen guten Draht zur Mannschaft und dem Team um’s Team herum. Besonderes Highlight, neben zahlreichen Sessions Fußballtennis und der Jagd nach dem sagenumwobenen Seeungeheuer Kaltern-Kalle, war natürlich die Coppa di Würth. Das war ein Vorbereitungsturnier in Bozen, mit Lazio und Napoli als Gegnern. Das Beflaggen des Marktbrunnens in Bozen war dann schon mal ein Hauch von Europapokalfeeling und rief die Polizei auf den Plan, die das Ganze für eine politische Aktion hielten. Stichwort: Südtirolkonflikt.

Lungern in Bozen

Das Missverständnis war zum Glück schnell aufgeklärt (was dem örtlichen Käseblatt sogar noch einen großen Artikel wert war) und frohen Mutes ging es zum Stadio di Druso, benannt nach dem alten römischen Feldherrn Drusus. Das kleine Stadion mit 3.000 Plätzen wurde wie so viele italienische Stadien in den 1930er Jahren errichtet (Diktatoren lieben eben Stadien) und dass es ausgerechnet den Namen des Drusus bekam, der kurz vor Christi Geburt relativ erfolgreiche Feldzüge in Germanien führte (im Gegensatz zu Varus wenige Jahre später), dürfte ein klarer Affront gegen die „germanischen“ Südtiroler gewesen sein.

Aber genug von Geschichte und Politik, denn Fußball wurde damals auch gespielt und das ziemlich erfolgreich. Wir sorgten mit Dauersupport für die gute Stimmung und die Mannschaft bezwang die beiden italienischen Traditionsvereine (erst Napoli 1:0 und danach Lazio mit 4:2 im Elfmeterschießen), um am Ende den riesigen Würth-Pokal in den Bozener Abendhimmel zu recken. Ein absolut briefkopfwürdiger Titel, den auch wir Fans ausgiebig feierten.

Saisonauftakt in Hamburg

Auf dem Rückweg wurde noch kurz in Neustift (Österreich) gestoppt, wo sich 96 auch als eine Nummer zu groß für RCD Mallorca entpuppte (3:1 für 96). Und wieder daheim wurden noch Royal Antwerpen und der FC Utrecht mit je 2:0 souverän besiegt. Hannover 96 schien bereit für die 1.Bundesliga zu sein. Voller Optimismus machten sich am 11.August 2002 über 10.000 Fans der Roten auf nach Hamburg, um dort unser Bundesliga-Comeback nach 13 Jahren zu feiern (inklusive schwarz-weiß-grüner Fähnchenchoreo). Und nach 6 Minuten gab es kein Halten mehr. Darius Zuraw brachte 96 in Führung und es roch für uns nach Bier und Sieg und nach Sensation. Bis uns ein Hamburger Doppelschlag in der 82. und 84.Minute durch „Ali“ Albertz wieder in die harte Realität zurückholte.

Heimpremiere gegen 1860

Eine Woche später war bei unserer Heimpremiere die Euphorie ungebrochen. Mit einer schönen Bändchenchoreographie hieß es für 1860 „Willkommen im Niedersachsenstadion“. Wir waren allerdings ein bisschen zu gute Gastgeber und ließen die Münchner die drei Punkte mit an die Isar nehmen. Dafür wollten wir eine Woche später an der Noris gegen den 1.FCN den ersten Punktgewinn feiern, aber auch dort schoss der Gegner mehr Tore als 96 (1:3, aber wenigstens mit dem einzigen Bundesligator von Babacar N’Diaye zum Bejubeln).

Lieber die Rote Laterne als gar kein Licht

Na ja, lieber die Rote Laterne als gar kein Licht, dachten wir uns gegen „Stromlos Cottbus“ und blieben nach der dritten 3:1 Niederlage in Folge auch Schlusslicht der 1.Bundesliga. Das hatten wir uns alle anders vorgestellt, nachdem 96 in der 2.Liga völlig konkurrenzlos war und auch die Vorbereitung so verheißungsvoll daher kam. Klar, der von uns geschiedene tschechische Superstar Jan Simak fehlte und der neue tschechische Superstar Jiri Stajner hatte Anlaufschwierigkeiten, aber eigentlich war es doch immer noch ’ne gute Truppe. Allerdings brutal bundesligaunerfahren. Nur Daniel Stendel hatte vor langer Zeit mal sieben kurze Bundesligaeinsätze absolviert und Neuzugang Kai Oswald war der einzige – jedoch dauerverletzte – gestandene Bundesligaspieler im Kader (71x für Stuttgart und Rostock im Oberhaus am Ball).

Manager-Schlitzohr Ricardo Moar wollte lieber auf Nummer sicher gehen und spielte deshalb „Shopping Queen“ im Sommerschlussverkauf. Neben den Bundesliga-Cracks Kostas Konstantinidis und Fredi Bobic holte er auf Leihbasis noch drei Spanier von seinem Ex-Club Deportivo La Coruna. Fernando und José Manuel erwähne ich nur aus Chronistenpflicht, aber Jaime (mit Real Madrid 1998 Sieger der UEFA Champions League) stabilisierte fortan das Mittelfeld. Während vorne jetzt ein vielerorts schon abgeschriebener Fredi Bobic für die Roten auf Torejagd ging.

Jubel, Trubel, Heiterkeit in LEV

Gleich im ersten Einsatz schoss der Ex-Nationalstürmer 96 zum ersehnten ersten Saisonsieg. 3:1 bezwangen die Rangnick-Schützlinge die Spitzenmannschaft des Leverkusener Bayer-Werks und der mitgereiste Fan-Mob aus Hannover war kaum zu halten. Endlich waren wir angekommen in der neuen Liga und fortan ging es heiß zur Sache. Bobic und Mo Idrissou (im Sommer aus dem hessischen Dörfchen Wehen verpflichtet) zeigten in den kommenden Wochen absolute Knipserqualitäten.

Block I32 gegen Bochum

Gegen Mitaufsteiger Bochum konnten sich die Jungs leider nicht ganz belohnen (nur 2:2 durch Tore von Fredi Bobic und Fußballgott Carsten Linke), doch beim Auswärtsspiel in Rostock gelang der nächste Sieg (2:1 dank Treffern von Idrissou und Bobic). Leider blieb nicht nur das Ergebnis in besonderer Erinnerung. Es gab nach Abpfiff unschöne Szenen, bei denen sich der kampfsporterprobte, vollvermummte und reizgasbestückte Rostocker Ordnungsdienst an uns austobte. Die müssen mit uns für irgend einen Söldnereinsatz in Übersee trainiert haben. Da alle Hannoveraner kollektiv Freiwild waren, war der Aufschrei entsprechend groß und sogar die Medien beleuchteten den nicht zum ersten Mal auffällig gewordenen Sicherheitsdienst des FC Hansa kritisch. Verein und Sicherheitsdienstleister kündigten daraufhin personelle Konsequenzen und eine Überarbeitung des Sicherheitskonzepts an.

Erste Hilfe in Rostock

Mit neuem Selbstbewusstsein empfingen wir eine Woche später den amtierenden Deutschen Meister in Hannover. Am Ende stand es 0:3, aber so schlimm war die Leistung der Roten eigentlich nicht. Doch der BVB machte seine Buden und Hannover traf nicht mal vom Punkt (Stajner setzte einen Strafstoß, der das 1:2 bedeutet hätte, kläglich weit neben das Tor). Ansonsten verhinderten Nationaltorhüter Lehmann und vielleicht auch die Verletzungspause von Bobic etwas Zählbares für 96.

Choreo gegen Werder

Die Tore hob man sich eindeutig für die kommenden Aufgaben auf. Da war zunächst das ganz große Spektakel gegen den SV Werder, welches von einer schönen Choreographie in den Fanblöcken eingeleitet wurde und 4:4 endete. Tore von Krupnikovic und Idrissou sorgten für eine dem Spielverlauf gerecht werdende 2:1 Pausenführung. Dann stand es nach 67 Minuten allerdings 2:4, doch ein irrer Schlussspurt mit einem Bobic-Doppelpack (81. und 83.Minute) stellte alles wieder auf den Kopf. Hannover kam dem Sieg in den letzten Minuten nochmal wesentlich näher als Bremen, aber es blieb bei der Punkteteilung. Ganz irrer und unvergesslicher Fussballnachmittag, dessen Spielpaarung übrigens auch auf beiden Seiten und darüberhinaus etliche gewaltsuchende Fans anzog. Aber die 80er Jahre waren vorbei. Sich mal eben mit über 100 gewaltbereiten Fans in der Innenstadt zu treffen, so etwas funktionierte 2002 nicht mehr ohne den wachsamen Augen der Polizei aufzufallen. Der Blick der so genannten szenekundigen Beamten war zwar oft glasig, aber ganz blind waren sie nicht.

Zu Gast in München

Wesentlich nostalgischer war der folgende Trip nach München. Der FC Bayern spielte noch im altehrwürdigen Olympiastadion und wir füllten dort den Gästeblock bis oben hin. Und wieder stand es 2:1 für 96 zur Pause (Tore durch Zuraw und Stendel) und erneut drehte der Favorit zunächst das Spiel (2:3 nach 80 Minuten), doch abermals glich der Underdog noch aus (3:3 durch ein Eigentor von Kuffour in der 83.Minute). Das 4:4 gegen Werder und das 3:3 gegen die Bayern können sicher synonym stehen für Rangnicks damaligen Offensivfußball mit vielen Toren und leider auch vielen Gegentoren.

Eine Woche später, beim 3:1 gegen Wolfsburg, glänzte 96 endlich wieder mit mehr Toren als Gegentoren (Tore: Bobic, Stendel und Konstantinidis). Unser Spruchband zu diesem Spiel: „In der Provinz hat man keine Zukunft“. Sollte eigentlich ein Konter auf die geplante Choreographie der Wolfsburger sein, die irgendwie unter dem Motto „Strahlende Zukunft“ (Trainingslager in Tschernobyl?) stehen sollte. Aber Wolfsburgs Ultras ahnten wohl, dass wir davon wussten und bliesen die Aktion ab. Nun denn, das Spruchband konnte zum Glück halbwegs für sich alleine stehen.

Mittlerweile war es November geworden und Hannover hatte durch das 3:1 gegen Wolfsburg endlich die Abstiegsränge verlassen. Zur Abwechslung stand nun mal ein Pokalspiel an (2.Runde, nachdem Ende August in der 1.Runde der VfR Aalen arg eng mit 3:2 in der Verlängerung ausgeschaltet wurde). Dienstagabend, 6.November, 19 Uhr, auswärts bei den Bayern und das Ganze wurde auch noch im TV übertragen. So etwas interessierte vor dem großen Arena- und WM-Boom in München schlappe 8.000 Zuschauer, davon 200 aus Hannover. Gerade die TV-Übertragung ließ viele 96-Fans nicht ein zweites Mal binnen weniger Tage nach München fahren, erst recht wenn dafür Urlaubstage hätten geopfert werden müssen. Ich hatte zum Glück keine Klausuren oder andere Pflichttermine und konnte in München mitfrieren. Ja, arschkalt war es, aber nichtsdestotrotz fieberte der harte Kern oberkörperfrei im Gästeblock mit. Neben der 1:2 Niederlage gab es dadurch vielleicht noch den einen oder anderen „Gelben Schein“ als Souvenir.

Auswärtssieg auf dem Betzenberg

96 konnte sich nun ganz auf das Ziel Klassenerhalt fokussieren und gewann durch ein Tor von Fredi Bobic 1:0 in Kaiserslautern. Auf diese satte Serie von vier ungeschlagenen Ligaspielen folgte leider eine Serie von vier Niederlagen am Stück. Erst daheim gegen Hertha (0:1) und dann auswärts in Stuttgart (0:3). Danach kam Schalke 04 nach Hannover und 96 verlor 0:2 gegen die Knappen (allerdings gab es wenigstens eine schöne Choreo zu Ehren von Carsten Linke zu beklatschen). In Mönchengladbach reichte den Hausherren auf dem altehrwürdigen Bökelberg ein Tor um 96 zu besiegen und erst am 17.Spieltag konnte 96 zu Hause einen Punkt gegen Bielefeld verbuchen (0:0). Besonders dass die Rangnick-Schützling nun auch fünf Spiele am Stück ohne Torerfolg geblieben waren, gab allen Beobachtern zu denken.

Carsten Linke – Fussballgott

Überwintern auf Platz 16, drei Punkte Abstand zum rettenden 15.Platz und die zuletzt schlechten Ergebnisse forderten Maßnahmen. Rangnick durfte aber bleiben und bekam nochmal Qualität nachgeliefert. Manager Ricardo Moar schaffte den alternden Weltstar Georghe Popescu ran, der fortan das Mittelfeld enorm bereicherte, und ersetzte unseren alternden Fußballgott Carsten Linke mit dem 22jährigen Brasilianer Vinicius. Außerdem traf Rangnick die weitreichende Entscheidung Clublegende Jörg Sievers durch Gerhard Tremmel zu ersetzen. Sportlich wahrscheinlich keine Fehlentscheidung, aber eine echte Zäsur.

Zum Rückrundenauftakt kamen unsere Freunde vom Hamburger SV nach Hannover und es waren einmal mehr Bobic und Idrissou, die 96 in Führung brachten, aber am Ende stand es doch 2:2. Eine Woche später, beim dritten Besuch des Münchner Olympiastadions in dieser Saison, sicherte das goldene Tor von Krupnikovic einen ganz wichtigen Auswärtssieg gegen 1860. Das darauf folgende 4:2 im Niedersachsenstadion (gegen die Franken aus Nürnberg) wirkte wie ein endgültiger Befreiungsschlag. Dreimal Mo Idrissou und einmal Danijel Stefulj katapultierten 96 mit ihren Toren von Platz 16 auf Platz 13.

Wenig, aber geil (96 bei 1860)

Als nächstes ging es nach Cottbus. Eine lästige Auswärtsfahrt, aber seit 1997 kreuzen sich die Wege leider immer wieder. Da wir um die Unzulänglichkeiten bei der Stromversorgung im sorbischen Siedlungsgebiet nur zu gut Bescheid wussten, hatten wir natürlich einige autarke Lichtquellen im Gästeblock dabei. Sah bei diesem Abendspiel gut aus, aber auf die Mannschaft sprang der Funke leider nicht über. Drei Gegentore in der Schlussviertelstunde beim Tabellenschlusslicht ließen Hannover und Cottbus in der Tabelle wieder enger zusammenrücken.

Auswärts bei „Energie“ Cottbus

Die Woche darauf hieß es Abschied nehmen. Natürlich nicht von der 1.Liga (trotz 1:2 Niederlage gegen Bayer 04), aber zumindest von unserem geliebten Wohnzimmer. Das alte Niedersachsenstadion, was bereits seit Saisonbeginn offiziell Arena hieß (mit irgend einem mir entfallenen kommerziellen Präfix davor), sollte nun auch baulich dem Zeitgeist Genüge tun. Nachdem Vinicius und Bobic uns zum 2:1 Auswärtssieg in Bochum geschossen hatten, erwartete uns gegen Hansa Rostock eine neue Welt. Der Stehplatzfanblock H31 wechselte in den einstigen Gästeblock N48 und unser I-Block wurde in den M-Block gespiegelt. Nun war man am südlichen, statt am nördlichen Ausläufer der mächtigen Westtribüne zuhause. „Best Ager“ werden noch wissen, dass das früher schon mal die Fankurbve war, aber für meine Generation war das eine Premiere und die Gästefans im G-Block konnte man jetzt mal aus der Nähe beobachten. Ach ja, Fußball wurde auch gespielt, Bobic, Idrissou und Kostantinidis schossen ein 3:1 für 96 raus. Platz 11 jetzt!

Der Stadionumbau beginnt

Beim BVB gab es dann leider nichts zu holen (0:2), aber danach ging es nach Bremen und Fredi Bobic – mittlerweile übrigens auch wieder Nationalspieler, der erste 96er im DFB-Dress seit 1971 – ballerte sich mit seinen zwei Toren beim 2:1 Auswärtssieg endgültig in unsere Herzen. Sportlich wichtig, aber auch für die Fanmoral bedeutend. Zeichnete sich seinerzeit doch eine brisante Rivalität zwischen beiden Fanlagern ab, deren Verhältnis ohne große Berührungspunkte die Jahre zuvor eher entspannt war. Sieht man mal von den schon lange verfeindeten Hooliganszenen ab.

Auswärtssieg in Bremen

Gegen den designierten Meister Bayern München roch es dann beinahe nach der nächsten Sensation. 2:0 führte man zur Pause (Tore: Stajner, sowie Vinicius per Freistoß aus 35 Metern) und das Niedersachsenstadion war aus dem Häuschen. Doch die Bayern kamen bayerntypisch nochmal zurück und am Ende stand es 2:2. Euphorisiert ging es nun ins einstige Zonenrandgebiet, aber in der erstmals ausverkauften Volkswagen Arena (12.000 Hannoveranern sei Dank) musste man sich knapp mit 0:1 geschlagen geben. Man verharrte somit immer noch im Abstiegskampf, da sich außer Cottbus noch keiner so richtig abhängen ließ.

Ein Heimspiel gegen den Tabellennachbarn aus Kaiserslautern kam da ganz gelegen und Tore von Krupnikovic und Bobic drehten ein 0:1 in der zweiten Hälfte noch zu Hannovers Gunsten. Doch die beiden kommenden Niederlagen in Berlin (0:2) und gegen Stuttgart (1:2) ließen 96 wieder tiefer in den Abstiegskampf rutschen. Ein wichtiger 2:0 Auswärtssieg auf Schalke (Tore: Krupnikovic und Stajner) war am 32.Spieltag zum Glück die halbe Miete und den fehlenden Punkt sicherte sich Hannover 96 dank Stajners spätem Ausgleich in der Nachspielzeit des Duells gegen Gladbach (nach Vorarbeit durch Torwart Tremmel!). Dieses 2:2 bedeutete den Klassenerhalt und der bisher objektiv gefloppte Millioneneinkauf Jiri Stajner eroberte doch noch sämtliche Fanherzen (etliche hatte er bereits zuvor durch sein Auftreten und seine Spielweise zwischen Genie und Wahnsinn gewonnen).

Das erlösende Spiel gegen Borussia Mönchengladbach

Der letzte Spieltag in Bielefeld war dann nur noch Party angesagt (außer für die Bielefelder, die heute leider absteigen mussten). Bei Sommer, Sonne und Freibadwetter wurden die Helden meiner Jugend Jörg Sievers und Carsten Linke nochmal eingewechselt und hatten somit eine würdige Verabschiedung. Die Bundesliga entpuppte sich für die beiden Mittdreißiger doch eine Nummer zu anspruchsvoll, aber auch sie hatten in der Hinrunde nicht nur schlechte Spiele abgeliefert und vor allem in den Jahren davor viel dafür getan, dass 96 überhaupt wieder da steht, wo es jetzt es steht.

Letzter Spieltag in Bielefeld

Nach einem holprigen Start und unstetem weiteren Saisonverlauf hatte der Aufsteiger das Saisonziel Klassenerhalt doch noch erreicht. Platz 6 in der Tabelle der 1.Halbzeit und Platz 3 in der Auswärtstabelle waren ein Fingerzeig, dass mit mehr Konstanz ein richtig guter Bundesligist in Hannover schlummert und Platz 11 mit 43 Punkten war eine gute Gesamtbilanz für das Premierenjahr.

43 Punkte / Platz 11 / 7 Punkte auf Platz 16 / 11 Punkte auf Platz 5 / 47:57 Tore / Meiste Auflaufprämien kassiert: Steven Cherundolo (33x) / Meiste Torprämien kassiert: Fredi Bobic (14x) / Zuschauerschnitt: 36.469

Moin: Julian de Guzman (1.FC Saarbrücken), Daniel Haas (Eintracht Frankfurt), Mohamadou Idrissou (SV Wehen), Björn Lindemann (VfL Münchehagen), Blaise N’Kufo (Mainz 05), Kai Oswald (Hansa Rostock), Markus Schuler (Mainz 05), Jiri Stajner (Slovan Liberec), Fredi Bobic (Borussia Dortmund), Fernando (Deportivo La Coruna), Jaime (Deportivo La Coruna), Jöse Manuel (Deportivo La Coruna), Kostas Konstantinidis (Bolton Wanderers), Georghe Popescu (Dinamo Bukarest), Gerhard Tremmel (SpVgg Unterhaching), Marc van Hintum (Vitesse Arnheim), Vinicius (FC Ituano Sao Paulo).

Tschüss: Heiner Backhaus (Union Berlin), Mirko Baschetti (Arminia Hannover), Morad Bounoua (FC St.Pauli), Salif Keita (Union Berlin), Christian Mikolajczak (LR Ahlen), Igoris Morinas (Mainz 05), Marco Rose (Mainz 05), Oliver Schäfer (1.FC Saarbrücken), Jan Simak (Bayer Leverkusen), Carsten Wehlmann (Hamburger SV), Fernando (Cordoba CF), Guido Gorges (unbekannt verzogen), Jose Manuel (Polideportivo Ejido), Babacar N’Diaye (FC St.Pauli).