Rostock 09/2022

  • 04.09.2022
  • FC Hansa Rostock – Hannover 96 0:1
  • 2.Bundesliga (II)
  • Ostseestadion (Att: 24.515)

Da ich am Vortag in Berlin weilte (siehe Berlin 09/2022), bot es sich an noch am späten Abend nach Rostock zu fahren und dort die Nacht auf Sonntag zu verbringen. Entsprechend konnte ich Sonntagvormittag endlich mal die größte Stadt Mecklenburg-Vorpommerns inspizieren (ca. 210.000 Einwohner). Ich war zuvor tatsächlich erst einmal in Rostock gewesen und zwar ebenfalls im Rahmen eines Gastspiels von Hannover 96 beim FC Hansa. Das war vor fast genau 20 Jahren am 28.09.2002. Kinder, wie die Zeit vergeht…

Das aus dem 13.Jahrhundert erhaltene Kuhtor

Um 9 Uhr verließ ich mein Hotel. Die 10 € extra für’s Frühstück in meiner Unterkunft hatte ich mir gespart, um sie nun in der Rostocker Gastronomie zu investieren. Nachdem ich am Steintor die Altstadtgrenze erreicht hatte und anschließend an einem bereits in den 1930er Jahren rekonstruierten Stück Stadtmauer zwischen Steintor und Kuhtor entlang spazierte, sah die Likörfabrik einladend aus. Früher wurde in dem Backsteingemäuer tatsächlich Likör produziert (Marke Krahnstöver), heutzutage wird nur noch konsumiert. Zumindest in dem Gebäudeteil, in jenen ich nun einkehrte. Dort fand ich ein gemütliches Bistro vor, welches ein buntes Frühstücksprogramm zum Ankreuzen feilbot.

Mein Frühstück

Die Kreuzchen bei Brötchen, Aufschnitt, Zwiebelmett und Rührei kosteten mich zusammen mit einem Pott Kaffee 11,90 € und lieferten die nötige Energie für die Aufgaben des Tages. Ich hatte mir am Stadtplan eine Route durch die Altstadt und am Hafen entlang zum Stadion gebastelt, die alle nennenswerten Sehenswürdigkeiten der Kernstadt abdecken sollte. Bei über 800 Jahren bezeugter Stadtgeschichte waren das logischerweise einige. Obwohl der Bombenhagel des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945) natürlich auch in der wichtigen Hafen- und Industriestadt Rostock etliche Bauwerke in Schutt legte und in der Nachkriegszeit längst nicht alles rekonstruiert wurde.

Die Nikolaikirche aus dem 13.Jahrhundert (in Dach sieht man die Wohnungsfenster)

Besonders markant sind natürlich die drei erhaltenen großen Pfarrkirchen der Stadt. Den Anfang machte dabei auf meiner Route die Nikolaikirche, deren Bau um das Jahr 1230 begonnen wurde. Sie ist eine der ältesten noch erhaltenen gotischen Hallenkirchen im Ostseeraum und wirkt einem in dieser Region schon viel Gereisten natürlich vertraut. Ähnlichkeiten mit Namensvettern in Anklam, Stralsund oder Wismar sind nicht zu übersehen. Kurios an der Rostocker Nikolaikirche ist nebenbei noch, dass man nach der Aufgabe als Gemeindekirche (1974) mehrere Wohnungen ins Dachgeschoss der Kirche baute. Der eigentliche Kirchenraum wird wiederum zuvorderst als Konzertsaal nachgenutzt.

Die Petrikirche

Von der Nikolaikirche konnte man prima an einem weiteren Stück Stadtmauer zur Petrikirche (14.Jahrhundert) spazieren. Die ist bis in unsere Tage Pfarrkirche der evangelisch-lutherischen Gemeinde und dank ihres spitzen Turmhelms mit 117 m die höchste der hiesigen Kirchen. Von ihr ging 1523 auch die Reformation in Rostock aus, als von der Kanzel der Petrikirche erstmals evangelisch gepredigt wurde. Davor war die dreischiffige backsteingotische Basilika logischerweise zwei Jahrhunderte ein römisch-katholisches Gotteshaus.

Die hintere Fassade des Rathauses mit einem Übergang zum Stadthaus

Von der Petrikirche zog es mich weiter zum Neuen Markt, wo mich das Rathaus, die Marienkirche (die dritte gotische Altstadtkirche) und zahlreiche historische Giebelhäuser erwarteten. Beim Rathaus fällt ins Auge, dass ein barocker Vorbau die mittelalterliche Backsteinfassade aus dem späten 13.Jahrhundert zu großen Teilen verdeckt. Es lässt sich jedoch noch erahnen, dass hier bauliche Verwandtschaft zu den mittelalterlichen Pendants in Lübeck und Stralsund besteht (alle drei Rathäuser verfügen über monumentale Schauwände aus Backsteinziegeln zur Marktseite).

Die Nordwestecke des Neuen Marktes mit dem Möwenbrunnen im Vordergrund und der Marienkirche im Hintergrund

Gegenüber des Rathauses befinden sich auf der Westseite des Neuen Marktes etliche Giebelhäuser (siehe Titelbild). Die meisten davon haben den Krieg überstanden, während die gerissenen Baulücken durch Nachkriegsbebauung mit historisierenden Fassaden ersetzt wurden und somit der Ensemblecharakter gewahrt blieb. Auf der Süd- und Nordseite des Platzes waren dagegen Totalverluste zu beklagen. Nach Norden ist der Neue Markt bis heute offen, während auf der Südseite nach dem Krieg eine neue Hauptpost mit Laubengang und stilisierten Giebeln errichtet wurde. Im Kultursaal der Rostocker Hauptpost wurde am 28.Dezember 1965 übrigens die Gründungsurkunde des FC Hansa Rostock unterzeichnet. Zuvor war man Fußballabteilung im SC Empor Rostock gewesen und zwischen 1962 und 1964 dreimal hintereinander Vizemeister der DDR geworden.

Die Kröpeliner Straße

Vom Neuen Markt führte mich meine Route anschließend durch die Kröpeliner Straße zum Universitätsplatz. Die Kröpeliner Straße ist seit jeher die Haupteinkaufsmeile Rostocks und gesäumt von farbenfrohen Fassaden aus etlichen Stilepochen. Vertreter der Backsteingotik, aber auch der Renaissance, des Barocks, bis hin zur Postmoderne bieten sich dem Auge des Betrachters. Am Universitätsplatz steht wiederum wenig überraschend das Hauptgebäude der 1419 gegründeten Rostocker Universität (die älteste Universität im Ostseeraum).

Das spätgotische Gebäude der Stadtbibliothek in der Kröpeliner Straße

Die Universität wurde während Rostocks größter Blütezeit gegründet und ist sicher Ausdruck der damaligen Prosperität. Bereits 1259 schlossen die Ostseestädte Lübeck, Stralsund, Wismar, Kiel und Rostock den Wendischen Städtebund, der Vorläuferorganisation der mächtigen Hanse war. Jener bis heute nachwirkenden Hanse gehörte Rostock natürlich ebenfalls bis zu deren Auflösung im Jahre 1669 an. Nach Lübeck war Rostock die wohl mächtigste Hansestadt an der Ostsee. 1323 erwarb der Rat der Stadt Rostock zudem das Fischerdorf Warnemünde und damit einen gesicherten Zugang zur vom Stadtkern zwölf Kilometer entfernten Ostsee. Die Teilhabe am internationalen Seehandel ließ Rostock ähnlich wie die anderen Hansestädte des Spätmittelalters aufblühen. Im 15.Jahrhundert war es nach Lübeck, Hamburg und Bremen mit ca. 14.000 Einwohnern die viertgrößte Stadt Norddeutschlands.

Das Kerkhoffhaus (ein Patrizierhaus aus dem 15.Jahrhundert)

Im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) wurde Rostock dann zwar weit weniger als andere deutsche Städte in Mitleidenschaft gezogen, aber die politischen Auswirkungen des Krieges schadeten der Hansestadt. Zum einen besiegelte der Krieg mehr oder weniger das Ende der Hanse, zum anderen hatten die Schweden in Mecklenburg und Pommern Fuß gefasst. Rostock fiel zwar nicht direkt an die Schweden, jedoch kontrollierten diese den Ostseezugang der Stadt und erhoben hohe Zölle. Dazu erlebte Rostock 1677 seinen wohl verheerendsten Stadtbrand. Ungefähr ein Drittel der Häuser und zwei Drittel der Einwohner fielen den Flammen zum Opfer.

Am Kröpeliner Tor aus dem 13.Jahrhundert endete meine Altstadtrunde

Eine zweite große Blütezeit war Rostock erst wieder im 19.Jahrhundert beschieden, als die hiesigen Werften unzählige Schiffe bauten und die Stadt über die größte Handelsflotte im Ostseeraum verfügte. Im Zuge der Industrialisierung liefen in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts außerdem große Dampfschiffe vom Stapel. Die 1850 gegründete und 1890 in eine Aktiengesellschaft überführte Neptun Werft ist aus dieser Epoche sicher hervorzuheben. Im 20.Jahrhundert wurden ferner Kriegsschiffe von Neptun produziert und mit Heinkel und Arado gründeten sich zwei Flugzeugbauer an der Warnow. Besonders nach der Machtergreifung der Nationalsozialisten (1933) entwickelte sich Rostock zu einem der wichtigsten Rüstungsstandorte im Deutschen Reich. Das rückte die Stadt im Zweiten Weltkrieg letztlich auch in den besonderen Fokus der alliierten Bomberverbände.

Runter ans Ufer

Passenderweise führte mich mein historischer Stadtspaziergang als nächstes von der Altstadt zum Rostocker Stadthafen. Ich flanierte die ca. 1,5 km vom Alten Werftkran bis zum Gelände der Neptun Werft nett am Wasser entlang, ehe ich dort schließlich zum Ostseestadion abbog. Im Schatten des Neptun-Areals erinnert übrigens die 1977 eingeweihte Gedenkstätte revolutionärer Matrosen an den Matrosenaufstand 1918, der die Novemberrevolution im Deutschen Reich auslöste. Der in Kiel ausgebrochene Aufstand hatte sich Anfang November schnell auch auf Rostock ausgeweitet, wo Matrosen und Werftarbeiter Räte bildeten und der mecklenburgische Großherzog schließlich am 14.November 1918 abdankte.

Bevor ich vom Matrosendenkmal die letzten 1,896 km zum Stadion in Angriff nahm, zog ich ein positives Fazit von Rostock als Ausflugsziel. Historisch interessante und sehenswerte Stadt, bei der sich nach der Wende besonders der Tourismussektor weiterentwickelt hat (der bereits seit dem 19.Jahrhundert eines der wirtschaftlichen Standbeine Rostocks ist). Die damit bedingte Weltoffenheit hat jedoch gewisse Grenzen. So willkommen der Bade- oder Städtetourist sein mag, so unerwünscht ist der Gästefan bei Spielen des FC Hansa. Das erkennbare Gruppen von auswärtigen Fußballfans ein schönes Wochenende in der Rostocker Innenstadt oder am Strand von Warnemünde verbringen können, ist angeblich ausgeschlossen. Aber so eine Einzelperson wie ich geht den Spähern natürlich durch’s Raster und kann sich entsprechend vergnügen.

Ankunft am Ostseestadion

Im Schlepptau einer kleinen blau-weißen Völkerwanderung erreichte ich 13 Uhr das Ostseestadion und genoss noch ein wenig das bunte Treiben auf dem Stadionvorplatz. Alles eigentlich wie überall. Bier- und Imbissbuden, fliegende Händler mit Aufkleberpaketen und Spieltagsgazetten und ein Tapeziertisch mit Fanartikeln aus der Szene. Allerdings fielen insbesondere wirklich hochwertige Sprühkunstwerke am Stadion und in dessen direktem Umfeld ins Auge. An der Dose ist Rostock legal wie illegal wirklich schon lange eine Bank und für Kunstinteressierte sind die videographischen Werkschauen BLAU WEISS ROT und BLAU WEISS ROT AMERICAS eine Empfehlung meinerseits.

Schalparade vor Spielbeginn

Hinter dem Stadiontor zeigte ebenfalls jeder Besucher optisch seine Verbundenheit zu Hansa. Bei fast allen hatte die Oberbekleidung FCH-Bezug und einen Schal hatte anscheinend wirklich jeder außer ich dabei. Entsprechend geschlossen war die Schalparade bei der Fanhymne „Hansa Forever“. Unterdessen musste ich mich erstmal mit der Stadionaufteilung vertraut machen. Dort wo man eigentlich den Fanblock vermuten würde, nämlich Hintertorseite Nord zum Stadionvorplatz hin, war ein ähnliches Publikum wie auf der „meiner“ Gegengerade. Enthusiastisch, aber unorganisiert, sage ich jetzt mal. Ein richtiger, jedoch kleiner Fanblock ist dagegen in der Nordostecke des Stadions zu finden (Block 9A). Ich glaube das war bereits nach dem Umbau des Ostseestadions (2001) der Bereich, der als etatmäßiger Fanblock vorgesehen war.

Intro auf der Südtribüne

Die 2002 gegründeten Suptras und viele weitere Gruppen zog es jedoch vor über 10 Jahren auf die Südtribüne (ergo direkt neben den Gästeblock, der sich in der Südostecke befindet). Als die Mannschaften auf’s Feld kamen, wurde auf besagter Süd ein schönes „Chaos Intro“ geboten. Papierschnipsel, Klopapierrollen und ein Fahnenmeer läuteten das Fußballvergnügen gebührend ein. Lediglich eine Schweigeminute trennte die 22 Akteure auf dem Rasen und die 24.500 Zuschauer auf den Rängen noch vom Anpfiff. Erinnert wurde an die Opfer des Münchner OlympiaAttentats vom 5. September 1972, womit zugleich gemäß Ansage des Stadionsprechers ein Zeichen gegen Rassismus und Antisemitismus gesetzt werden sollte. Nicht im offiziellen Rahmen, aber mit Spruchbändern im Block 9A und auf der Süd wurde heute außerdem der am 13.August verstorbenen Elli Paetow gedacht. Mit 101 Jahren war sie Hansas ältestes Vereinsmitglied und bis vor wenigen Jahren noch regelmäßige Stadiongängerin.

Aus Hannover waren ca. 1.312 Fans nach Rostock mitgereist

Dann rollte der Ball und 96 ließ diesen ganz gefällig in seinen Reihen zirkulieren. Hansa störte die mit breiter Brust angereisten Niedersachsen jedoch permanent und ein vierter Sieg in Serie schien für die Roten definitiv nur mit großem Aufwand machbar. Zumal der letzte Fußballmeister und -pokalsieger der DDR im ersten Durchgang durchaus ein paar Mal gefährlich vor das Gästetor kam. Aber Ron-Robert Zieler war einmal mehr ein sicherer Rückhalt und in größter Not kratzte Havard Nielsen einen Schuss von Ryan Malone von der Linie (38.Minute). Malone sollte wenige Minuten später auch an der das Spiel entscheidenden Szene beteiligt sein. Der US-Amerikaner brachte im Hansa-Strafraum Maxi Beier zu Fall und dieser griff höchstselbst zum Ball, um den fälligen Strafstoß auszuführen. Vor der Süd musste der 19jährige nun gegen eine lautstark pfeifende und johlende Wand anlaufen und währenddessen flog ihm obendrein eine Klopapierrolle aus dem Fanblock entgegen. Aber Beier verwandelte cool und grüßte freundlich zur Süd, ehe er nach links zum Gästeblock abdrehte.

Maxi macht ihn

Über die Süd muss ich vielleicht auch nochmal ein paar Worte verlieren. Die war nach dem brisanten Duell gegen St. Pauli vor zwei Wochen mal wieder in aller Munde. Das dabei skandalisierte Fanbanner „Lichtenhagen“ mit der Sonnenblume hing heute übrigens an der gleichen Stelle wie gegen den Hamburger Stadtteilverein. Vielleicht doch nur ein normales Fanbanner und keine pietätlose Provokation? Ich will der Hansaszene sicher keinen politischen Persilschein ausstellen, aber die ist diesbezüglich sicher diverser, als manch eine(r) von jüngsten Twitter-Tribunal denkt. Und auch wenn die Fanszene sicher nur ganz vereinzelt aus Sozialarbeitern und Pädagogen besteht, so betreibt sie in ihrer Kurve doch irgendwie das größte Jugendzentrum Mecklenburg-Vorpommerns und hält Heranwachsene wahrscheinlich eher von faschistischer Ideologie fern, als sie damit familiär zu machen. Aber das ist jetzt wirklich nur die Hypothese von einem Außenstehenden, der bisher kaum Berührungspunkte mit Hansafans hatte und dessen paar lose persönliche Kontakte mit ihm weltanschaulich ziemlich auf einer Wellenlänge liegen. Ich würde mal salopp sagen, bei Hansa hat sich in den letzten 30 Jahren viel verbessert, aber bis zum Aufnahmeantrag für’s Alerta Network ist es noch ein weiter Weg.

Die Süd steht wie ein Mann hinter Hansa

Doch zurück zu den Fahnen, die auf der Süd einmal im Carré geflaggt waren. Dabei gingen die Banner an der Stadionrückwand am oberen Ende des Blocks natürlich optisch etwas unter. Schade für „Gewalttäter Cord“ & Co. Die wichtigsten Banner hingen dagegen gut sichtbar unten und gemäß der selbst aufgestellten Regeln der Süd durften in den ersten drei Reihen dahinter „keine Weiber stehen“ (struktureller Sexismus scheint in der Szene ergo greifbarer als Rassismus zu sein). Ferner steht in den Regeln, dass rechte und linke Politik nicht geduldet wird („Hansa ist unsere Politik!“), bei jedem Spiel Schalpflicht herrscht und man den Block während des Spielgeschehens nicht verlassen darf. Strenges Regiment, da oben an der Ostsee! Aber wer sich diesem nicht unterwerfen will, findet natürlich woanders den für ihn passenden Platz im Stadion.

Im Block 9A wird eines gestorbenen Fans gedacht

Im zweiten Durchgang konnte 96 leider nicht nachlegen und es wurde zwangsläufig eine Zitterpartie. Rostock drängte auf den Ausgleich und ich würde mal kess behaupten, in der Vorsaison wäre diese Partie bei gleichen Vorzeichen noch 2:1 für Hansa ausgegangen. Aber die neue Qualität von 96 ist, dass die Mannschaft zum einen viel geschlossener auftritt und alle füreinander kämpfen und zum anderen von der Bank für Zweitligaverhältnisse noch richtig gute Spieler gebracht werden können. So bestachen die eingewechselten Besuschkow und Schaub mit Ballsicherheit und Übersicht. Gemäß dem Credo, dass der Gegner den Ball benötigt, um ein Tor zu erzielen, wurde dieser den Kickern mit der Kogge auf der Brust nun weitgehend vorenthalten. Nichtsdestotrotz kamen die robusten und angriffslustigen Hanseaten zwangsläufig zu einigen Torchancen. Aber ich deutete es bereits an; Zieler war einmal mehr in Topform!

Der Gästeblock war abermals 90 Minuten stimmungsfreudig

Dem mitgereisten Anhang gefiel das Gebotene natürlich ebenfalls und ich erlebte erneut einen stimmungsvollen 96-Mob. Klar, es war nicht nochmal so ein Abriss wie in Magdeburg, aber man gab wie in Kaiserslautern oder Paderborn eine gute Visitenkarte ab. In der Schlussphase wurde sich schließlich zum einen mit dem 96-Walzer in Richtung Auswärtssieg geschunkelt (siehe Video) und zum anderen abermals der Erzrivale mit besonderer Aufmerksamkeit bedacht. Wie schon während der vorigen Auswärtsspiele tauchte gegen Spielende das Banner mit der Aufschrift „Tod und Hass dem BTSV“ auf. Existiert bekanntlich schon seit vielen Mondzyklen, wird jedoch im Vorfeld des Derbys gegen den BTSV besonders von einem Erzeugnis aus der Druckerpresse skandalisiert.

Das skandalöse Hassbanner

Als die Mannschaft nach Abpfiff zum Feiern in die Gästekurve kam, beklatschte sich der mitgereiste BILD-Redakteur deshalb wahrscheinlich schon vorab für seine folgende Schlagzeile „Hannover-Profis feiern vor Ekel-Plakat“. Es sind ähnliche Umstände wie vor vielen Jahren, als das gleiche Blatt bereits die Haarmann-Schwenkfahne zum Skandal hochjazzte. Geschmacksfragen können immer gerne diskutiert werden. Aber wenn ein Medium, welches eine hohe Resistenz gegenüber Ethik und Moral besitzt und pikanterweise Tod und Hass als wichtigste Geschäftsgrundlage hat, diese Geschmacksfrage stellt, sollte sich wirklich niemand davon beeinflussen oder treiben lassen.

Der siegreiche Team geht in die feiernde Gästekurve

Nach den Feierlichkeiten war 15:30 Uhr durch und ich musste so langsam los in Richtung Hauptbahnhof. Nicht, dass ich meinen ICE um 16:25 Uhr noch verpasse. Aber das Zeitfenster war ausreichend und die 3,2 km Distanz in 38 Minuten bewältigt. So blieb sogar noch Luft, um ’ne Cola am Automaten zu ziehen. Via Hamburg brachte mich mein Mobility Partner schließlich sicher und pünktlich nach Hause. Die hannoversche Siegesserie darf nun auf keinen Fall am kommenden Wochenende reißen. Aber ich bin guter Dinge. Ganz Hannover will den Derbysieg!

Song of the Tour: Gruß an Monchi, meinen Mitforisten im einstigen (internen) Network-Ultra-Forum