Łódź (Lodsch) 05/2022 (II)

  • 22.05.2022
  • RTS Widzew Łódź – TS Podbeskidzie Bielsko-Biała 2:1
  • I Liga (II)
  • Stadion Widzewa (Att: 18.004)

Der zweite Tag meiner neuntägigen Reise sollte mich abermals ins bereits oft besuchte Łódź (Lodsch) führen. Widzew hatte nicht nur drei Wochen zuvor im Derby gegen ŁKS brilliert, sondern die ganze Saison über fleißig gepunktet. Man ging als Tabellenzweiter in den heutigen letzten Spieltag und würde man diesen Platz behaupten, dürfte man mit Abpfiff den Aufstieg in die Ektraklasa feiern. Das Stadion war selbstverständlich ausverkauft und es versprach ein spannender und stimmungsvoller Fußballnachmittag zu werden. Zum Glück war ich akkreditiert und konnte dem Spektakel unter besten Bedingungen für Berichterstatter beiwohnen.

Mural in Stadionnähe, welches an Widzews ersten Meistertitel im Jahre 1981 erinnert

Nach dem Frühstück ging es mal wieder für umgerechnet 6 € mit dem Expresszug von Warszawa (Warschau) nach Łódź und eine gute Stunde nach Abfahrt betrat ich den Spielort. Im Stadionumfeld war Rot natürlich die Farbe der Stunde. Es roch auf dem Stadionvorplatz nach Bier und Grillgut und die rund 18.000 Stadiongänger wirkten frohen Mutes. Einen Punkt mehr als Verfolger Arka Gdynia verzeichnete man auf dem Konto. Mit einem Heimsieg heute ist RTS Widzew also sicherer Aufsteiger, bei Remis oder Niederlage muss man dagegen hoffen, dass Arka ebenfalls Punkte lässt.

Strahlendes Stadwappen im Stadionumfeld

Mit TS Podbeskidzie war heute ein Team des oberen Tabellenmittelfeldes aus Bielsko-Biała (Bielitz-Biala) nach Łódź gereist. Mit noch theoretischer Chance auf Platz 6 und damit der Teilnahme an den Entscheidungsspielen zur Ermittlung des dritten Aufsteigers. Die Teilnahme daran wäre auch Widzews Trostpreis, wenn Arka sie heute im Fernduell auf Platz 3 verdrängen könnte. Widzew und Arka stünden der Ekstraklasa natürlich beide gut zu Gesicht, aber Podbeskidzie braucht dort sicher keiner. Selbst die Menschen in Bielsko-Biała schenken dem sportlichen Aushängeschild der Stadt kaum Zuspruch. Obwohl der Verein aus dem Beskidenvorland bereits von 2011 bis 2016 und in der Vorsaison in der Ekstraklasa mitmischen durfte.

„Für mich ist Widzew die ganze Welt“ (Stele am Stadion)

Aber gut für Widzew, dass der Spielplan heute einen Gegner mit lediglich ein paar Picknickfans vorsah (die zünftigeren Fußballfreunde gehen in Bielsko-Biała zu BKS Stal, auch wenn dieser Club mittlerweile in ganz trostlosen Ligen auf Bezirksebene sein Dasein fristen muss). Gerade einmal 30 Gästefans konnte man aus polizeilicher Sicht ohne Risiko zusammen mit den Widzewiacy in einem Sektor platzieren und somit stand dem Heimpublikum auch der Gästeblock offen. Nochmal 1.000 Kehlen mehr, die Widzew nach vorne peitschten.

Volle Ränge im Stadion Widzewa

Grundsätzlich ist heimseitig fast immer ausverkauft bei Widzew und alle vier Tribünen machen lautstark Stimmung (selbst in der 4.Liga war das so), aber heute wurde nochmal eine Schippe draufgelegt. Kam mir jedenfalls so vor. Der vierfache polnische Meister RTS Widzew, der nicht nur die Stadt Łódź, sondern fast das ganze Land polarisiert, sollte endlich wieder zurück in die Beletage des polnischen Fußball. Dort wo man nach eigenem Selbstverständnis und wahrscheinlich auch der Ansicht der meisten Rivalen einfach hingehört. Ich erinnere an dieser Stelle nochmal an die berühmte Zaunfahne „Pół Polski nas nienawidzi, drugie pół to my“ (Halb Polen hasst uns, die andere Hälfte sind wir).

1.Akt der Choreografie

Der Fankurve oblag es wie immer diese einzigartige Stimmung zu orchestrieren und mit choreographischen Aktionen ferner für das gewisse Etwas zu sorgen. Kurz nach Spielbeginn nahm man sich sogleich auf einer riesigen Blockfahne den Dartsport zum Motiv einer Kurvenshow. Die Felder der Scheibe waren allerdings mit Fußballligen anstatt mit Punktzahlen überschrieben. In den seit dem Zwangsabstieg in die 5.Liga (2015) per Aufstieg erreichten Ligen steckten bereits Dartpfeile. Unter dem Motto „CZAS NA DECYDUJĄCE TRAFIENIE“ (Zeit für den entscheidenden Treffer) sollte der letzte Flight nun in das noch jungfräuliche Feld mit der Überschrift Ekstraklasa gehen.

2.Akt der Choreografie

Unter der Fahne verpasste der harte Kern gleich mal das 1:0 durch Bartłomiej Pawłowski in der 5.Minute. Der Derbyheld vom 3.Mai könnte heuer also obendrein zum Aufstiegshelden avancieren. Aber noch war der Abpfiff mindestens 85 Spielminuten entfernt. Zur moralischen Unterstützung für diesen langen Weg fackelte die Fankurve fröhlich drauf los. Erst flankierten Rauchschwaden zusammen mit Schwenkfahnen die Blockfahne und als das großflächige Dartmotiv über den Köpfen verschwunden war, hatten etliche Kibole Sturmhauben über ihr Haupt gezogen. Im Stakkato gingen die Fackeln an und alle Tribünen feierten die gelungene Aktion.

3.Akt der Choreografie

Morgens hatte ich in den Vorberichten gelesen, dass die frühe Führung natürlich das Wunschszenario aller Widzewiacy war. Dadurch Druck vom Kessel nehmen und möglichst bald noch ein zweites Tor nachlegen, war ihre Idealvorstellung für das eigene Herz-Kreislaufsystem an diesem Nachmittag. Dann könnte Arka in Gdynia (Gdingen) auch parallel ein Schützenfest veranstalten, ohne dass man in Łódź davon beunruhigt sein muss. Für das ersehnte zweite Tor gab es in der Folgezeit zwar einige gute Chancen, aber es wollte einfach nicht fallen und so ging es mit der knappen Führung in die Pause, während Arka in 365 km Entfernung ebenfalls 1:0 gegen Sandecja Nowy Sącz führte.

Mit wehenden Fahnen zurück in die Ekstraklasa

Kurz nach Wiederanpfiff gelang Podbeskidzie allerdings der Ausgleich durch Mathieu Scalet. Nun hatte sich Arka in der Blitztabelle an Widzew vorbeigeschoben und auf den Tribünen stieg die Nervösität kurz an. Doch ein nervenaufreibendes Herzschlagfinale? Zum Glück zeigte die Mannschaft in der 51.Minute die richtige Reaktion. Bartłomiej Pawłowski knallte einen Schuss an die Torlatte und Dominik Kun staubte für die Rot-Weiß-Roten ab. Der Tabellenstand war wieder korrigiert, aber der Vorsprung natürlich nur hauchdünn. Angepeitscht von 18.000 Fanatikern drängte Widzew deshalb auf ein drittes Tor. Doch trotz diversen Abschlüssen in den nächsten rund 40 Minuten, gelang es nicht die sprichwörtliche Beruhigungspille in den Tormaschen der Gäste unterzubringen.

Schalparade im Fanblock

Oft rächt sich so ein Chancenwucher bekanntlich. Aber Widzew kam wahrscheinlich entgegen, dass Podbeskidzie heute nur die Chance auf Platz 6 hatte, wenn Chrobry Glogów, ŁKS und Sandecja Nowy Sącz allesamt verlieren würden und man selbst in Łódź den Auswärtssieg holt. Zwar lag Sandecja bekanntlich bei Arka hinten und Widzews Lokalrivale ŁKS steuerte auf eine Auswärtsniederlage in Katowice zu, aber Chrobry führte zur Pause bereits 4:0 gegen Zagłębie Sosnowiec. Damit war der Traum von Platz 6 de facto ausgeträumt und die Mannen aus Bielsko-Biała versuchten nichts Verrücktes mehr. Sie tauchten nur noch sehr sporadisch in Tornähe von Widzew auf und möglicherweise riß sich auch keiner ihrer Offensivakteure darum heute zum Partycrasher zu mutieren.

Eine Freudenfackel im Fanblock

Um 14:37 Uhr erlöste der Unparteiische Bartosz Frankowski schließlich die Mannschaft, den Trainer, den Betreuerstab, alle weiteren Funktionsträger und jeden Fan von Widzew. Abpfiff! Aufstieg! Auf den Rängen gab es sofort kein Halten mehr und ein Großteil der Anhänger flutete das Rasenviereck. Man ließ die Fans kurz feiern und erste Erinnerungsfotos schießen, bat aber per Durchsagen das Feld bei Zeiten wieder zu räumen, damit die Mannschaft auf dem Rasen auch von offizieller Seite als Aufsteiger geehrt werden kann. Der Bitte wurde entsprochen und 14:53 Uhr regnete es Konfetti und Luftschlangen. Das war auch der Startschuss für den zweiten Platzsturm und diesmal standen binnen kurzer Zeit fast alle 18.000 Fans auf dem Grün (siehe Titelbild).

Erinnerungsfotos knipsende Anhänger

Nochmal 20 Minuten später hatte ein Teil des Publikums bereits beseelt das Stadion verlassen und der Rest war wieder auf den Tribünen zurück. Nun traute sich das Aufstiegsteam auf die verdiente Ehrenrunde durch das Stadion und wurde mit viel Emotion bejubelt. Angekommen in der Fankurve überreichten sie außerdem ihren Aufstiegspokal den Vorsängern des Fanblocks. Halt die typische Geste, dass die Fans den Pokal genauso verdienen und ihren erheblichen Anteil am Aufstieg haben. Für die Kibice war das natürlich die große Genugtuung, nachdem man beim Ritt von der 5. in die 1.Liga bereits jedes Spiel in Sachen Quantität und Qualität erstklassig (geblieben) war. Denn selbst gegen KS Paradyż, Omega Kleszczów oder Mechanik Radomsko war in der 5.Liga das Stadion voll und es wurde in Sachen Tifo abgeliefert.

Offizielle Ehrung des Aufsteigers

Übrigens schloss sich heute gewissermaßen der Kreis. Am 22.Mai 2014 stieg Widzew nach einer Niederlage gegen Podbeskidzie Bielsko-Biała aus der höchsten Spielklasse ab und bekam ein Jahr später aufgrund von Liquiditätsproblemen die Lizenz entzogen, was zum besagten Neustart in der 5.Liga führte. Am 22.Mai 2022, also exakt acht Jahre nach dem Abstieg 2014, feiert man durch einen Sieg gegen Podbeskidzie Bielsko-Biała den Aufstieg und damit die Rückkehr in die Ekstraklasa. Nun darf man endlich seine 36.Spielzeit im polnischen Oberhaus antreten, freut sich auf Duelle mit alten Rivalen wie Legia, Lech und Lechia und hofft sicher insgeheim darauf sich wieder dauerhaft im nationalen Spitzenfußball zu etablieren.

Ehrenrunde

Für mich sollte sich dagegen zwei Stunden nach Spielende ein kulinarischer Kreis schließen. Vor drei Wochen konnte ich meinen geplanten Besuch im armenischen Restaurant Lavash nicht realisieren, weil das Lokal mittags noch nicht geöffnet hatte. Das sah heute in den frühen Abendstunden anders aus und nach einem Spaziergang vom Stadion in die Innenstadt – der sich auf knapp 5.000 Metern logischerweise ganz schön in die Länge zog – durfte ich mich gegen 17 Uhr im Restaurant bzw. auf dessen Außenterrasse platzieren. Ich gönnte mir einen großen Lammhackspieß vom Grill mit Lavash (dünnes Fladenbrot), Röstkartoffen und Salat. Dazu noch ein feinperliges armenisches Mineralwasser namens Jermuk (alles zusammen umgerechnet 15 € inklusive 9,6 % Trinkgeld).

Armenischer Lammhackspieß und seine Begleiter

Nach dem Essen streifte ich noch ein wenig durch die Innenstadt. In den Medien wurde prognostiziert, dass die Fans ihren etwaigen Triumph sicher groß am zentralen Plac Wolności (Freiheitsplatz) feiern werden. Doch um 18:00 Uhr noch keine Spur von einer Aufstiegsparty. Nun denn, konnte ich also guten Gewissens bereits die vorletzte Verbindung des Tages von Łódź Fabryczna nach Warszawa Zachodnia nehmen (18:46 Uhr) und mir in einem Żabka (Minimarkt) in Bahnhofsnähe noch schnell Getränke und kleine Snacks für die morgige Weiterreise nach Žilina (Sillein) in der Slowakei organisieren. Denn bis in Polen ab Mittwochabend wieder der Ball rollen würde, wollte ich dort zwei Wanderungen in den Bergen machen und nebenbei noch MKS Žilina gegen AS Trenčin gucken. Die hatten am Dienstagabend ein Entscheidungsspiel um den slowakischen Startplatz in der UEFA Conference League. Sicher kein Highlight, aber warum wie ursprünglich geplant in Polens Teil der Hohen Tatra wandern, wenn es auf der slowakischen Seite auch schön ist und nebenbei noch der Ball am Fuße der Berge rollt? Entsprechend war ich auf der Zugfahrt nach Warszawa schon ins Kartenmaterial vertieft und arbeitete eine kurze Tour für Montagnachmittag (ca. 10 km) und eine tagesfüllende Tour für Dienstag (ca. 20 km) aus.

Nichts los nach Widzews Aufstieg in der Innenstadt

Zurück in Warszawa dann der Schock. Als ich meine Schlüsselkarte für’s Hotel zücken wollte, stellte ich fest, dass meine Geldbörse nicht mehr am Mann war. Die muss ich entweder im Żabka liegen gelassen oder jetzt unterwegs verloren haben. Aber da ich meine Geldbörse im Normalfall immer sicher verstaue (vordere Hosentasche oder etwaige Balkantasche mit Reißverschluss), ist liegen gelassen wahrscheinlicher als verloren oder gar Diebstahl. Ich hatte noch mit Karte im Żabka bezahlt und dann mangels Tasche oder Tüte die Einkäufe auf meine Jackentaschen verteilt. Dabei habe ich bestimmt die Geldbörse nochmal kurz aus der Hand gelegt.

Der Bahnhof Łódź Fabryczna

Na ja, erstmal an der Rezeption eine Ersatzkarte für’s Zimmer ausstellen lassen und dann versucht mich zu sortieren und die notwendigen Schritte zu gehen. Rückkehr nach Łódź war zeitlich nicht mehr drin und vielleicht auch am nächsten Morgen vergebene Liebesmüh‘. Die morgige Weiterreise in die Slowakei war selbstverständlich gestorben. Wie denn ohne Geld und Dokumente? Am sinnvollsten erschien es mir schnell noch für den nächsten Tag ein Zugticket gen Heimat per Kreditkarte zu buchen und anschließend die Karten zu sperren. Anstatt mich in Warszawa durch die Bürokratie zu kämpfen und dann ohne Geld, Kreditkarte, Ausweis und Unterkunft noch länger in Polen zu bleiben, wollte ich lieber nach Hause. Am Dienstagmorgen mit Reisepass die Verlustmeldung auf dem heimischen Polizeirevier zu machen und dann im Resturlaub Personalausweis, Gesundheitskarte, Führerschein, Kreditkarte und Debitkarte neu zu beantragen, erschien mir irgendwie sinnvoller.

Fast wie daheim gepackt wurde der Kollege nach seinem Kurzausflug wieder nach Hildesheim gebracht

Also für den nächsten Tag das günstigste Ticket nach Hause gebucht (80,80 € in der 2.Klasse), wirklich ewig in den Warteschleifen meiner Kreditinstitute gehangen, bis die Debit- und die Kreditkarte endlich gesperrt waren und dann eine Nacht sehr schlecht geschlafen. Am nächsten Morgen habe ich zwar keinen Appetit gehabt, aber trotzdem beim Frühstück etwas gegessen und getrunken. Werde mir unterwegs schließlich nichts mehr kaufen können und zwei kleine Flaschen Wasser, Studentenfutter und ein Schokoriegel (was ich für Weiterfahrt nach Žilina gekauft hatte), waren auch nicht die Welt. Während ich im Rührei rumstocherte, überlegte ich, ob ich mein Plan höchstens der zweitbeste war und ob es eventuell Probleme an der Grenze geben könnte. Seit Putin in der Ukraine neben etlichen Leichen auch unzählige Flüchtlinge verantwortet, wird an der deutsch-polnischen Grenze nämlich wieder kontrolliert. Na ja, im Zweifelsfall muss ich noch ein paar Stunden in Frankfurt / Oder zur Identitätsfeststellung bleiben und treffe anschließend hoffentlich auf kulante Schaffner und lande trotzdem noch vor Dienstagmorgen in Hildesheim.

Das dritte und letzte Frühstück in diesem Urlaub

Kurz vor 12 Uhr war schließlich Abfahrt in Warszawa und 2.Klasse war so schlimm wie ich es in Erinnerung hatte. Jeder Platz besetzt und alle hatten viel Gepäck dabei. Na ja, im Verhältnis zum Verlust der Geldbörse waren das wirklich kleine Sorgen und außer mein spontaner Geiz hat mich niemand daran gehindert 1.Klasse für ca. 50 € mehr zu buchen. Wirklich entscheidend für mein Wohlbefinden war heute eh nur die Grenzkontrolle. Vor drei Wochen waren die eingesetzten Beamten ziemlich rigoros und beanstandeten bei einer Mitreisenden sogar den abgelaufenen BPA, ließen aber laut ihrer Darstellung nochmal Gnade vor Recht ergehen.

Umstieg in Berlin

Auch wenn der schöne Schengener Schein es vielleicht bei manchen verdrängt hat; die Pflicht für deutsche Staatsangehörige bei jeder Einreise nach Deutschland einen gültigen Pass oder gültigen Personalausweis (oder amtlichen Passersatz) mitzuführen, besteht weiterhin und sollte man ohne in eine Kontrolle geraten, muss man mit einer langwierigen Identitätsfeststellung auf einer Wache und einer anschließenden Geldbuße rechnen. Aber ich hatte es heute mit Sektion Superkulant zu tun und ein Foto meines BPA war ausreichend (wir erinnern uns, der PZPN ist schuld, dass ich jenes auf meinem Smartphone hatte). „Oh, das tut mir aber leid für sie. Gehen sie bitte zuhause gleich zu einer Polizeidienststelle und melden sie den Verlust.“ sprach die diensthabende Bundespolizistin mit mitleidiger Miene.

Ach, Hildesheim ist doch auch schön

Dass ich in wenigen Stunden zu Hause sein werde, anstatt mit behördlichen Schriftstücken, aber mittellos in Warszawa rumirre, war gut für’s emotionale Gleichgewicht. Klar, es bleibt ein deprimierendes vorzeitiges Ende der Reise und über meine Unachtsamkeit kann ich mich weiterhin aufregen, doch ich habe es bestimmt schon mal an anderer Stelle geschrieben; ich bin mir eigentlich jeden Tag bewusst, was für ein privilegiertes Leben ich führen darf. Wie soll ich da Groll gegen mich, andere oder das ominöse Schicksal hegen, bloß weil das viele Geld etwas weniger geworden ist und die großzügig bemessene Freizeit etwas karger als gedacht gestaltet werden musste? Schließlich kann nur das Unersetzbare für immer verloren werden und wirklich schmerzen. Warum dann alles andere immer so unfassbar dramatisieren?

Song of the Tour: Widzews inoffizielle Hymne (eigentlich Filmmusik vom polnischen Komponisten Michał Lorenc)