- 16.10.2015
- FSV Wacker 90 Nordhausen – BFC Dynamo 1:0
- Regionalliga Nordost (IV)
- Albert-Kuntz-Sportpark (Att: 1.650)
Leider wurde aus der für dieses Wochenende angedachten Barock-Tour nach Würzburg und Fulda nichts, so dass der Spielplan kurzfristig nach Alternativen durchforstet wurde. Dabei konnte ich mich dem im Vorfeld regional als Flutlichtkracher beworbenen Topspiel der Regionalliga Nordost nicht entziehen. Ging drei Freunden (Ole, Max und Mäuserich) genauso und deshalb tuckerten wir Freitagnachmittag zu viert über eine gut gefüllte A7 und Bundesstraßen nach Thüringen.

Am Tagesziel dominierten die Türme des Nordhäuser Doms gemeinsam mit zwei riesigen Kornflaschen das Stadtbild der sehenswerten Altstadt. Am Rande der Altstadt befand sich auch die Traditionsbrennerei von Nordhäuser, sozusagen ein Schnapsmuseum. Leider blieb keine Zeit es sich von innen anzuschauen, denn der Anpfiff rückte näher und bis zum Stadion, welches weit im Norden der Stadt liegt, war es noch ein Stückchen. Übrigens lag es ganz in der Nähe zur Gedenkstätte des KZ Dora-Mittelbau, welche die dunkelste Zeit der Nordhäuser Geschichte aufarbeitet.

Parken war in Stadionnähe nicht einfach, so dass wir das Auto am äußersten Ortsrand in einem Wohngebiet abstellen mussten. Von dort waren es noch ein paar Meter bis zum Stadion, welches gleich zu Beginn Charme versprühte. Und zwar mit seinem leider nicht mehr genutzten Kassenhäuschen in Türmchenform von 1923, womit wir auch gleich das Baujahr des Albert-Kuntz-Sportparks erwähnt hätten. An den modernen Kassenhäuschen gab es dann Vollzahlerkarten für 9,50 € und ermäßigte Karten für ebenfalls für 9,50 €. Blöd, wenn man keinen Ermäßigungsnachweis dabei hat und den Vollzahlerpreis zahlen muss, oder?
Es stellte sich dann heraus, dass vergessen wurde den Vollzahlerpreis mit dem neuen Topspielpreis zu überkleben (12 €). Den ermäßigten Preis von normal 7,50 € hatte man allerdings überklebt. Doch egal, denn für Journalisten war der Eintritt zum Glück auch ohne vorherige Akkreditierung frei. Drinnen herrschte nun für alle Heimfans freie Platzwahl, sprich für 12 € gab es Sitzplätze (solange der Vorrat reichte) oder Stehplätze. Die Sitzplätze waren auf voller Platzlänge auf der Haupttribüne montiert und allesamt überdacht. Ebenfalls überdacht war die Hintertorseite, wo sich der harte Kern der Wacker-Fans paltziert hatte. Die Gegengerade und die andere Hintertorseite (Gästebereich) waren unüberdachte Stehplätze. Kleines, reines Fußballstadion, welches auch in Belgiens oder Englands unteren Ligen hätte stehen können.

Insgesamt sollen 8.088 Menschen dort Platz finden. Ich bezweifele aber, dass aufgrund der flachen Stufen mehr als die Hälfte der Zuschauer gut sehen könnte, wenn es denn mal ausverkauft wäre. Von den harten Bänken der Haupttribüne konnte man aber, trotz Vollbesetzung, gut das Spielgeschehen verfolgen. Doch als erstes sahen wir eine kleine Choreographie der Heimfans mit dem Spruch „Unsere Herzen leuchten blau, für immer“ am Dach befestigt. Dazu wurden zwei Stoffbahnen vom Dach herabgelassen, auf denen Scheinwerfer gemalt waren. Der Fanblock war nun sozusagen zur Bühne stilisiert und auf jener Bühne wurden Wunderkerzen abgebrannt. Sah ganz nett aus, aber wir wissen ja alle wie saugefährlich diese Wunderkerzen sind. Es blieben nur durch ein Wunder alle unverletzt.

BFCer waren auch so 120 Stück da und die trällerten tatsächlich zu Spielbeginn zwei Gesänge geschlossen, hielten sich dann aber gewohnt zurück und überließen das Feld den Heimfans. Die wiederum sangen viel, doch rissen in Sachen Kreativität und Lautstärke keine Bäume aus. Und so Kracher wie „Ohne Holland fahr’n wir zur EM“ wirkten schon irgendwie deplatziert. Auf einem Banner hatten sie übrigens vor ihrem Block „Die geilsten Farben der Geschichte machen euch heut hier zunichte“ stehen. Wer hier heute gewann, war zumindest vorübergehend Tabellenführer der Regionalliga Nordost (es spielte der 4. gegen den 5.) und Wacker kam nach drei Minuten mittels Eckstoß der Tabellenführung erstmals nahe. Nach Eckstoß durch Nils Pfingsten (neben Phillipp Blume einer von zwei Ex-96ern bei Wacker) schoss Förster dem BFC-Keeper in die Arme. Kurz darauf verletzte sich Förster und in der 7.Minute kam Semmer für ihn. Der hatte in den nächsten Minuten gleich zwei Top-Chancen, aber zweimal wehrte Hendl im BFC-Tor glänzend ab.

Nach 20 Minuten kam der BFC besser ins Spiel und hatte auch gute Chancen. In der 33.Minute hatte der Berliner Stürmer Preiss den Ball schon am Wacker-Torwart vorbei geschoben, aber ein Verteidiger konnte den Ball gerade noch so von der Linie kratzen. In der 35.Minute schließlich kam Preiss im Strafraum zu Fall, nur alle Proteste halfen nichts, der Unparteiische ließ weiterspielen. Leistungsgerecht ging es mit 0:0 in die Pause.
In der Halbzeitpause wurden jetzt gefühlt alle mittelständischen Unternehmen der Stadt aufgezählt, was schon mal ein paar Minuten dauerte. Danach wurden noch Grüße von Ehrenmitglied Rolf Töpperwien übermittelt. Inzwischen hatte ich mir für 2,50 € einen sehr leckeren Käsegriller gegönnt. Auch wenn die Verkäuferin mir leider mitteilen musste, dass die Brötchen alle wären und es nur noch Toastbrot gäbe. Ich meinte in einer aufgesetzen Variante der lokalen Mundart, dass das nicht schlimm sei, vor der Wende hätten wir schließlich nicht mal Toastbrot gehabt. Eigentlich wollte ich mir dann noch ein Getränk gönnen, aber 3 € für 0,4 l Bier oder Cola waren mir doch zu teuer. Solche kapitalistischen Schweinepreise hätte es früher nicht gegeben!

Die Pause endete damit, dass der Stadionsprecher noch 1.650 zahlende Zuschauer verkündete und dann rollte der Ball endlich wieder. Wir platzierten uns jetzt auf den Gegengerade und verfolgten die 2.Hälfte stehend. Der BFC, bis dato mit der torgefährlichsten Offensive der Liga ausgestattet, brachte mit Muhovic zumindest einen der beiden Top-Torjäger (der andere, Djibril N’Diaye, musste 90 Minuten zuschauen). Das Spiel entwickelte sich zu einem offenen Schlagabtausch mit Chancen auf beiden Seiten. Und die Opis vor uns an der Bande waren fleißig am Pöbeln. Während ich jüngst in Auerbach auf das Stasi-Gepöbel gegen den BFC weitgehend verzichten musste, kam ich hier voll auf meine Kosten. Als dann in der 78.Minute der Berliner Verteidiger Güntner rüde vor unseren Augen in einen Wacker-Spieler einstieg, hatte ich mit meinem Zuruf „Schiri, der hat schon gelb“ völlig recht. Der BFC fortan nur noch zu zehnt und schon in der 80.Minute klingelte es im Kasten des DDR-Rekordmeisters. Rischker hatte einen Freistoß aus 17 Metern reingehämmert. Nun große Party zu den Klängen von Scooter auf den Rängen.

Kurz darauf sah Wackers Semmer auch die Ampelkarte und das Spiel ging mit 10 gegen 10 in die Schlussphase. Die wurde noch recht hitzig, was in der 88.Minute in einer Massenschubserei auf dem Platz mündete. Der BFC-Anhang rüttelte schon wütend am Zaun und die Nordhäuser waren ebenfalls in Rage. Aber der Schiedsrichter schaffte es die Situation zu beruhigen und ließ ohne Karten zu zücken weiterspielen. Fünf Minuten später kam der Schlusspfiff und der Jubel bei 90 % der Zuschauer war riesig. Spitzenreiter-Sprechchöre wurden skandiert und wir hielten auf dem Weg zum Ausgang nochmal an der BFC-Bank an, denn dort pöbelte eine weitere Nordhäuser Rentnerfraktion gegen den Berliner FC Dynamo. Sie beschimpften juvenile Spieler mit Migrationshintergrund als Stasi-Schweine. Völlig absurd, aber die Jungs pöbelten auch noch zurück. Als ein Rentner dann mit seinem Feuerzeug einen Spieler traf, verzogen sich die BFC-Kicker schimpfend in Richtung Kabine. Ganz schön betagte Ultras haben die da in Nordhausen.

Wacker 90 war nun erstmal Tabellenführer, aber Jena und Neugersdorf können diesen Spieltag noch vorbeiziehen. Insgesamt scheint der Vorjahres-Vierte wieder eine gute Rolle in der Regionalliga Nordost spielen zu können. Der Verein, dessen Vorgänger in der DDR maximal zweitklassig spielte, hat sich im Gegensatz zu vielen anderen Clubs nach der Wende prächtig entwickelt. Alte Thüringer Fußball-Größen wie Wismut Gera, Stahl Altenburg und Motor Suhl hat man abgehängt und ist jetzt zumindest sportlich mit dem ewigen Tabellenführer der DDR-Oberliga, FC Carl Zeiss Jena, auf Augenhöhe. Und fantechnisch hat sich am Südrand des Harzes auch ein bißchen was entwickelt. Für einen Verein ohne große DDR-Meriten ist das aller Ehren wert.
- 17.10.2015
- OSC Bremerhaven – SG Aumund-Vegesack 0:5
- Bremenliga (V)
- Nordsee-Stadion (Att: 27)
Am Sonnabend des gleichen Wochenendes fiel die Wahl von Ole und mir auf den OSC Bremerhaven. Denn deren Spiel war, abgesehen von ein paar Kicks in der Region Hannover, am schnellsten und preiswertesten für uns erreichbar. Und mal so’n Tag in Bremerhaven, da hatte ich auch irgendwie mal wieder Lust drauf. Die Stationen des letzten (schulischen) Pflichtbesuchs in Bremerhaven (Auswandererhaus, Schiffahrtsmuseum und Klimahaus) wurden heute nicht betreten, sondern lediglich en passant begutachtet. Der Schwerpunkt lag diesmal auf den Menschen und ihrem Alltag in Deutschlands einziger Großstadt an der Nordsee.

Und ja, man sah es dem Stadtbild und der Bevölkerung schon an, dass wir hier nicht in einer Boomtown der Europäischen Union waren. Die Wohngebiete, die wir zunächst passierten, bestanden aus typischen Mehrfamilienhäusern der Nachkriegsbebauung und die Einheimischen trugen fast alle Sportkleidung, ohne jedoch sportlich aktiv zu wirken. Sah in etwa aus wie Ricklingen zwischen Wallensteinsteinstrasse und B65.

In Mitte dominierten dann die modernen Bauwerke wie das Columbus-Center (ein bißchen besseres Ihme-Zentrum, mit derzeit noch florierendem Handel) und das Atlantic Hotel Sail City das Stadtbild. Letzteres ist das herausragendste Bauwerk Bremerhavens (im doppelten Wortsinn) und gab vom Deich an der Wesermündung ein gutes Fotomotiv ab (siehe Titelbild). Genau wie die ausgedehnten Hafenanlagen und die Museumsschiffe wie die Seute Deern (heute als Restaurant genutzt). Ansonsten war die Innenstadt nicht sehr fotogen.

Uns zog es am frühen Nachmittag weiter nördlich nach Lehe. Dort gab es teilweise ganz schicke Altbau-Häuser aus der Gründerzeit. Aber wirklich schön war es dort auch nicht. Müsste ich dort leben, wäre ich wahrscheinlich schon längst nach New York ausgewandert, so aber kam ich nur bis zur letzten Kneipe vor New York. Und statt Yankees Stadium in der Bronx hieß kurz vor 15 Uhr das nächste Reiseziel Nordsee-Stadion in Bremerhaven-Lehe. Immerhin soll Lehe mittlerweile krimineller als die Bronx sein, aber davon war tagsüber nichts zu spüren. Stattdessen eine der mutmaßlich höchsten Kampfhunddichten Deutschlands. Als ethnisch heterogen und sozial homogen konnte man den Norden Bremerhavens klassifizieren.

Durch eine verhältnismäßige Nobelgegend (im Falle Bremerhavens also eine Reihenhaussiedlung) ging es schlußendlich weiter zum Nordsee-Stadion, welches 1975 eröffnet wurde und architektonisch ein typischer Vertreter dieser Zeit ist. Erinnerte mich an das Parkstadion Baunatal, nur heruntergekommener. Es handelt sich um ein Oval, bei dem die hinter den Toren aufgeschütteten Erdwälle mittlerweile mit Gras und Bäumen überwachsen sind. Die Gegengerade besteht aus unüberdachten Steinstufen und kann bis zu 6.000 Menschen fassen. Auf der Haupttribüne, die einzig geöffnet war, sind 4.000 orangefarbene Sitzschalen installiert, deren Überdachung genauso verwittert wie die Sitzschalen ist.

Gebaut wurde das für damalige Verhältnisse exzellente Mehrzweckstadion (mit weiteren Sportanlagen wie einer Schwimmhalle mit olympischem Becken im Umfeld), um dem 1972 aus einer Großfusion etlicher Sportvereine entstandenen Universalsportverein OSC Bremerhaven (Olympischer Sportclub, passend zum Olympiajahr ’72) eine moderne Wettkampfstätte zu schaffen, in der hochklassige Leichtathletikwettkämpfe und Profifußball möglich waren. 1977 stiegen die Fußballer des traditionsreichen TuS Bremerhaven 93 (von 1948 – 1963 übrigens erstklassig in der Oberliga Nord) dann auch in die 2.Bundesliga auf und schlossen sich sogleich dem OSC an (die weiteren Abteilungen des TuS 93 waren bereits 1974 zum OSC übergetreten). 1977/78 wurde also erstmals (und recht erfolglos) Profifußball in der Seestadt und ihrem Großstadion geboten. Dem sofortigen Wiederabstieg folgte 1979 der direkte Wiederaufstieg, der allerdings 1980 schon wieder im sofortigen Abstieg mündete. Damit war das Kapitel Profifußball in Bremerhaven auf lange Sicht beendet. Trainer bei Bremerhavens erstem Gastspiel in der 2.Bundesliga war übrigens der spätere 96-Coach Egon Coordes. Und beim zweiten Gastspiel war er es sogar zweimal, was das Chaos in jener Saison andeuten dürfte.

Die Schwierigkeiten des Spitzenfußballs in der Seestadt waren zum einen der wirtschaftliche Niedergang der gesamten Stadt (kein Geld in den öffentlichen Kassen, keine potenten Sponsoren) und zum anderen die sportliche Konkurrenz durch Eishockey. Das Nordsee-Stadion war zwar architektonisch gefeiert worden, aber durch seine Weitläufigkeit sehr stimmungsfeindlich. Beim Eishockey dagegen steppte in Bremerhavens Halle angeblich der Bär. Auch war der OSC als Groß- und Universalsportverein darauf bedacht die Mitgliederzahlen zu erhöhen und den Sport in der Breite zu fördern. Für finanzielle Wagnisse war der Vorstand nicht zu haben. So zahlte man nur sehr bescheidene Gehälter (400 DM Grundgehalt) und konnte seine Leistungsträger nicht lange halten. Der Absturz führte bis in die Bezirksliga und andere Vereine, wie der FC Bremerhaven spielten fortan die erste Geige im äußersten Norden des Bundeslandes Bremen.

Heute spielt der OSC in der tristen Bremenliga. Einer Oberliga, die den Namen Oberliga nicht verdient. Das sportliche Niveau entspricht eher der siebtklassigen Bezirksliga Hannover und ist nicht vergleichbar mit der ebenfalls fünftklassigen Oberliga Niedersachsen. Folglich stellt die Bremenliga auch keinen direkten Aufsteiger in die Regionalliga Nord und semiprofessionelle Vereine wie aktuell der Bremer SV dominieren 90 % der Gegner nach Belieben. Es kommt zu etlichen Kantersiegen und während der heutige Gast SG Aumund-Vegesack aus Bremen wenigstens wie eine Bezirksligatruppe kickte, hatte der OSC Bremerhaven allenfalls Kreisliganiveau. Gut ist das für den Bremer Fußball nicht. Eine gemeinsame Oberliga mit Niedersachsen und darunter die Bremenliga als Landesliga wäre sinnvoller.
Wir waren deshalb auch nur im ersten Moment verwundert, dass sich gerade mal 27 zahlende Zuschauer in das weite Rund verirrten. Einziger Blickfang: Die Trainingsjacken des OSC, auf denen nicht das eigentliche OSC-Logo abgebildet war (welches sich übrigens gut im Laatzener Park der Sinne machen würde, aber auch entfernt an die Schwarze Sonne erinnerte). Stattdessen war dort ein Kardinalvogel mit dem Schriftzug REDS abgebildet. Wir erfuhren, dass es vor kurzem ein Rebranding der 1.Fussballmannschaft gab. Sie sind jetzt die Reds. Gelungener Vermarktungsclou der Vereinsoberen, denn ich bin sicher, sonst wären heute höchstens 16 Zuschauer gekommen.

Nochmal: 27 Zuschauer! Da gucken Ole oder mir oft mehr Menschen in der Hildesheimer Kreisklasse zu. Ich hatte im Vorfeld die vage Hoffnung, da könnten aus Traditionsgründen ein paar Kuttenfans Stimmung machen (wie z. B. in Wolfenbüttel oder Delmenhorst), aber Pustekuchen! Nicht mal der Gast hatte ein paar Mecker-Opis dabei. Auf dem parallel stattfindenden Kindergeburtstag im Clubheim war wesentlich mehr Stimmung als bei diesem Fußballspiel.
Doch nun zu den Akteuren. Beim OSC fiel ins Auge, dass sie a) nur einen Auswechselspieler hatten (wie gesagt, gefühlte Kreisligamannschaft) und b) bis auf der dunkelhäutige Ersatzmann alle Spieler türkischstämmig waren (beim Gast schien ca. die Hälfte Migrationshintergrund zu haben). Optisch stach besonders der übergewichtige Kapitän und Libero heraus (ja, wie gesagt, Kreisliganiveau, nur mit weniger Zuschauern), der seine Abwehr nur mit Mühe zusammenhalten konnte.

Insgesamt fielen beide Mannschaften als große Schauspieltruppen auf, aber der junge Schiedsrichter zeigte sich davon unbeeindruckt. So gab es in der 20.Minute auch kein Strafstoßgeschenk für Aumund-Vegesack, da konnte sich der Stürmer noch so winden. Stattdessen brach der Bann zwei Minuten später durch schlechte Zuordnung in der Abwehr. Die SG A-V hatte zwar auch erst sechs Punkte auf dem Konto (der OSC bisher drei Punkte), aber den Gegner dominierten sie heute trotzdem nach Belieben. Außer einmal, um nach einem Verzweiflungsfernschuss des OSC den Ball zu holen, musste der AV-Keeper sich in Hälfte 1 nicht bewegen.
Mit einem berechtigten Elfmeter in 27. und einem weiteren Tor in der 29.Minute baute der Gast seinen Vorsprung schnell auf ein komfortables 3:0 aus. Fast schon nachvollziehbar, dass ein OSC-Akteur seinen Trainer mit „Ich hab kein Bock mehr, man!“ anbrüllte. Mit 3:0 aus Gästesicht ging es also in die Pause, wo im Clubheim der Kindergeburtstag weiter zu eskalieren schien. War da etwa Cola im Spiel? Dort erfuhren wir auch, dass der OSC sehr ersatzgeschwächt war. Aufgrund von Hafenarbeit und Krankheitsfällen sei die heutige Truppe nicht mit der vom letzten Spiel vergleichbar, welche Habenhausen 5:0 schlug.

Aumund-Vegesack sorgte nun in der 2.Hälfte locker-flockig dafür, dass das OSC-Torverhältnis der letzten zwei Spiele nach Abpfiff 5:5 betrug und feierte den Sieg ausgiebig. Sie festigten damit einen Mittelfeldplatz in der Liga, während der OSC mit seinen drei Punkten auf dem vorletzten Tabellenplatz verbleibt. Das andere Ergebnis des Tages aus der Liga war übrigens ein 9:0 des Blumenthaler SV gegen den Leher TS (großer Bremerhavener Rivale des OSC und im Tabellenmittelfeld zu finden), womit Blumenthal in 90 Minuten fast so viele Tore schoss wie in den sechs Spielen zuvor (12). Eine reine Witzliga eben.
Wir spurteten nach Abpfiff zum Leher Personenbahnhof, um den Zug um 17:23 Uhr nach Hannover zu bekommen. Natürlich stiegen in Bremen noch nervige Bayern-Fans zu, aber der Aufenthalt in Bremen reichte zum Glück auch, um Gyros-Taschen vor’m Bahnhof zu organisieren. Mit etwas Nahrung im Magen (beim OSC gab es außer dem Kuchen-Buffet beim Kindergeburtstag nichts) ließen sich sogar die Gesänge und das dumme Gelaber der norddeutschen Anhänger der Super-Bayern ertragen.