Edinburgh 11/2015

  • 01.11.2015
  • Hibernian F.C. – Rangers F.C. 2:1
  • Scottish Championship (II)
  • Easter Road Stadium (Att: 14.412)

Nachdem ich gegen Frankfurt und in Darmstadt binnen kurzer Zeit zwei 96-Spiele live vor Ort verfolgte, brauchte ich dringend wieder ein schönes Stadionerlebnis. Wie gut, dass mein Schottland-Trip mit Pumba, Ole und Bene schon kurz nach der Wiederkehr aus Darmstadt vor der Tür stand. Ich überlegte bereits am Sonnabend, den 31.Oktober ein Spiel der 2.Liga in Livingston zu sehen, aber Livingston ist ein uninteressantes Städtchen und das Spiel des Livingston FC gegen die Raith Rovers (übrigens FC Bayern Gegner in der Saison, in der der FCB zuletzt den UEFA-Pokal gewann) lockte mich nicht wirklich vor’m Ofen vor. Ein Spaziergang durch das malerische Edinburgh war wesentlich attraktiver, gerade auch weil nachmittags der Regen verschwand und die Wolkendecke aufbrach.

King George IV

Schottlands Hauptstadt besuche ich gerne, aber viel zu selten. Seit meinem letzten Besuch hatte sich wenig verändert (außer dass es jetzt eine Straßenbahn vom Flughafen ins Stadtzentrum gibt). Aber das ist eben auch das große Pfund, mit dem die Stadt wuchern kann. Der Charme vergangener Jahrhunderte weht durch ganz Edinburgh. Es gibt das Castle und die Old Town als Konstante seit dem Mittelalter und dazu mit der New Town nochmal wesentliche städtische Erweiterungen aus georgianischer Zeit (18.Jahrhundert). Jene Neustadt ist gemeinsam mit der Altstadt UNESCO Welterbe und ein Meilenstein neuzeitlicher Städteplanung. Auch die Stadtteile um Old und New Town herum (z. B. das West End) haben schöne alte Bausubstanz. Dazu die Lage am Meer und das viele Grün der Hügel dieser Stadt. Das Stadtbild Edinburghs zählt wahrlich zu den schönsten, die ich kenne.

Hanover Street

Am mittlerweile sonnigen letzten Oktobertag überzeugte mal wieder die New Town mein Touri-Herz und dort wurde als Kompensation für das Spiel in Livingston das Premier League Duell The Special One gegen The Normal One in einem Pub namens The Standing Order geschaut. Der gehört zur Kette Wetherspoon’s, die in Edinburgh bisher nur spärlich präsent ist. Ich bin zwar ein Freund von unabhängigen Pubs, aber für den Geldbeutel war es dort ganz gut. Außerdem ist der riesige Pub ist in einem schönen alten Bankgebäude untergebracht. Es gab dank Real Ale Festival heute eine üppige Auswahl am Hahn und bei 2,60 £ für jedes der Festivalbiere, sparte man rund ein Drittel zum üblichen Edinburgher Pintpreis von ca. 4 £. Beim aktuellen Wechselkurs von knapp 1,40 € pro Pfund wäre das andernfalls ein teurer Nachmittag geworden.

Cheers

Nach dem Triumph (3:1) von The Normal One leerte sich der über mehrere hundert Sitzplätze verfügende Pub kurzzeitig etwas, aber die Rugby-Fans (heute war WM-Finale) füllten binnen einer Stunde restlos wieder alle Sitzplätze auf. Ebenso die Stehplätze, so dass Bier holen zu dauern begann. Zum Glück standen wir den Einheimischen im sicheren Biertransport durch Menschenmassen in nichts nach, weshalb auf dem Weg von der Theke zum Tisch kein Tropfen verschüttet wurde. An unserem Tisch hatten wir mittlerweile auch einem Junggesellinnenabschied Stehplätze gewährt und die Stimmung war dementsprechend ausgelassen. Magst du betrunkene Frauen, kannst du auf Großbritannien bauen!

The Munchie Box

Nach Neuseelands Triumph über Australien im WM-Finale leerte sich der Pub immer noch nicht merklich. Schließlich war heute Halloween, was in Edinburgh natürlich groß gefeiert wird und die Rugbyfans wurden nach und nach durch Kostümierte ausgetauscht. Doch wir hatten nun wirklich genug Zeit in diesem Zechtempel zugebracht und brauchten erstmal etwas zu Essen. Zum Glück hat es die Munchie Box mittlerweile von Glasgow bis nach Edinburgh geschafft, so dass ein Potpourri der schönsten Fast-Food-Spezialitäten serviert werden konnte. In einem großen Pizzakarton gab es Pommes, Chicken Wings, Chicken Pakoras, Kebabfleisch, Onion Rings, in Bierteig frittierte Hacksteaks und Pizzastücke. Kostete als Family Size 19,90 £ und enthielt Kilokalorien für zwei oder drei Familien. Ach ja, es gab noch einen kleinen gemischten Salat dazu. Den besorgten schottischen Gesundheitspolitikern und -organisationen sei Dank!

Happy Halloween

Aufgedunsen vom fettigen Fraß waren, brauchten wir auch kein besonderes Kostüm mehr für die Halloween Party in der Captain’s Bar. Dort nahmen wir mit Freude am Pumpkin Contest teil. Unser liebevoll geschnitzter Angela-Merkel-Kürbiskopf sah zwar zum Fürchten aus, aber für einen Platz auf dem Treppchen reichte es, bei großer und qualitativ hochwertiger Konkurrenz, leider nicht. Dennoch ein schöner Abend in sehr geselliger Atmosphäre. Ärgerlicherweise war der Versuch anschließend noch einen coolen Club zu finden, weniger erfolgreich. Das Playfair entpuppte sich als langweilige Bar und als wir doch noch eine geile Kellerparty gefunden hatten, war der deutsche Mob bereits konditionell am Ende. Und das schlimmste am vielen Alkohol war, dass man trotz Munchie Box tatsächlich nochmal etwas Essen ging. Dieser Besuch bei KFC war definitiv die überflüssigste Investition des Urlaubs.

Pumpkin Contest

Am nächsten Morgen wurde man von warmen Sonnenstrahlen geweckt. Schottland im November und draußen herrscht T-Shirt-Wetter… irre! Das Thermometer kletterte auf 16° C und in der Sonne war es wirklich zu warm für Jacke oder Pullover. Drei von vier Reisenden schafften es noch kurz vor Toreschluss zum Frühstück des Hotels, wo das inkludierte Continental Breakfast wirklich ganz okay war. Ein paar Buttertoast und Cereals reichten mir zusammen mit Kaffee und O-Saft sowieso vollkommen, um wieder halbwegs fit zu werden. Eigentlich war am Vorabend ja auch alles verhältnismäßig harmlos am Glas geblieben. Die 13 Pints…

Blick aus dem Hotelfenster

Aus dem Hotelfenster hatte man bereits einen freien Blick auf Arthur’s Seat, den Hausberg Edinburghs [Wir hatten übrigens eine nette Unterkunft in Newington (2 km südlich der Royal Mile), mit Kronleuchtern und Stuck an den Decken. Nicht modernster Standard, aber gutes Preis-Leistungsverhältnis mit knapp 30 € pro Nacht und Nase]. Wie praktisch, dass das Easter Road Stadium quasi auf der anderen Seite des Berges lag. So drängte sich eine morgendliche Wanderung förmlich auf. Die Felswand Salisbury Crags und der Berg Arthur’s Seat sind ein sehr schönes Naherholungsgebiet, welches in seiner Gesamtheit Holyrood Park heißt. Zu allen Seiten ist das Gelände von Stadt umgeben, aber klettert man dort erstmal rum, denkt man, man ist mitten in der Natur.

Salisbury Crags

Klettern ist ein gutes Stichwort, denn ich wollte anstatt den Wanderweg zu nehmen, tatsächlich von Süden her auf schnellstem Weg die Felswand hochklettern. Das klappte auch ca. 50 Meter ganz gut, aber dann wurde es zu steil für ohne Ausrüstung und mit Restalkohol. Schweren Herzens ging es zurück auf die Touri-Pfade, um von dort den herrlichen Ausblick auf Edinburgh und den Firth of Forth (der Meeresarm, an dem Edinburgh liegt) zu genießen.

Schottisches Höhenvieh

Am anderen Ende des großen Parks lag dann am Fuße des Berges noch das St Margaret’s Loch, ein kleiner See mit Kirchenruine am Hang. Stand man mit dem Rücken zur Stadt davor, wirkte es wirklich wie irgendwo im Hochland. Sehr nett! Links, also westlich, hätte man nun zum Palace of Holyrood House oder Calton Hill spazieren können. Aber uns zog es nordöstlich nach Leith, wo bereits um 12:30 Ortszeit Anstoß bei Hibernian war. Leith ist übrigens besonders dadurch bekannt, dass Trainspotting dort spielte (sowie andere Werke von Irvine Welsh). Außerdem kommt die weltberühmte Band The Proclaimers von dort, deren Frontmänner, die eineiigen Zwillinge Charlie und Craig Reid, bekennende Fans vom Fussballclub Hibernian sind, welcher wiederum die dritte Berühmtheit von Leith sein dürfte.

St. Margaret’s Loch

Sie bezeichnen sich selbst als erster Weltmeister, da sie 1887 als schottischer Cupsieger den englischen Cupsieger Preston North End im so genannten Association Football Championship of the World schlugen. Ebenso waren sie 1955 der erste britische Teilnehmer im Europapokal. Im Landesmeisterwettbewerb setzten sie sich in der 1.Runde mit 4:0 (in Essen) und 1:1 (in Edinburgh) gegen Rot-Weiß Essen mit dem Boss Helmut Rahn durch und drangen bis ins Halbfinale vor (in jenem sie gegen Stade Reims den Kürzeren zogen). Mit vier nationalen Meisterschaften (1903, 1948, 1951 und 1952), zwei Pokalsiegen (1887 und 1902) und drei Ligacups (1973, 1991 und 2007) gehört man zu den erfolgreichsten schottischen Clubs (im langen Schatten der Old Firm aus Glasgow). 2014 allerdings stieg man aus der Scottish Premier League ab und verpasste den direkten Wiederaufstieg knapp, so dass man nun das zweite Jahr in Folge zweitklassig ist und erneut das Saisonziel Aufstieg ausgerufen hat.

Hibernian F.C.

Ihr Stadion, das Easter Road Stadium, war bereits vom Berg gut sichtbar gewesen, aber jetzt im Häusermeer wieder verschwunden. Nach ein paar Hundert Metern liefen wir dann förmlich in die Arme der Nachwuchs-Firm der Hibs. Die interessierten sich nach kritischer Musterung nicht für uns und wir verschwanden erstmal zum Erfrischungen kaufen in einen Shop. Als wir rauskamen, gingen wir weiter Richtung Stadion und trafen an der nächsten Straßenecke die 30 Nachwuchshooligans von eben wieder, die jetzt von der Polizei gekesselt waren und videographiert wurden. In Schottland soll die Polizei sehr auf Zack sein. Das war ein Indiz dafür. Hibernians Firm, der Capital City Service, gilt auch als wirklich gute Gruppe ihrer Disziplin, die es mit den Großen aus Glasgow aufnehmen kann. Und da heute einer dieser Glasgower Clubs zu Gast war, war die Polizei mehr als präsent rund um’s Stadion.

Auf dem Weg zum Ground

Jenes Stadion tauchte alsbald wieder zwischen den Backsteinhäusern des Viertels auf. Es liegt landestypisch mitten im Wohngebiet und im Ticket Office bekamen wir für 28 £ (40 €) die günstigsten Karten. Happig, denn auch wenn Hibernian vs. Rangers nicht nach einem Zweitligaspiel klingt, so war es doch nunmal mittlerweile eins.

Die großen Rangers mussten 2012 Insolvenz anmelden und in der 4.Liga einen Neustart wagen. Nach zwei souveränen Aufstiegen in Folge (mit zahlreichen nationalen und internationalen Rekorden in der 4. und 3.Liga), wurde der Rangers-Lift nach oben letzte Saison vorerst gestoppt. Nachdem man in der Aufstiegsrelegation zunächst den heutigen Gegner Hibernian ausschalten konnte, scheiterte man in den entscheidenden Spielen an Motherwell. Genau wie die Hibs will man nur noch die aktuelle Saison nachsitzen und kommenden Sommer wieder erstklassig sein. Und dort gehören Hibs und Rangers auch beide hin.

Heute wurden die Rangers von ca. 4.000 Fans begleitet, die das zweirängige Away End voll machten. Die gegenüberliegende Hintertortribüne des vollüberdachten All Seaters fasst ebenfalls 4.000 Plätze, war aber nicht ganz so gut gefüllt. Denn die Singing Area der Hibs befindet sich auf dem East Stand. Diese einrängige und schön steile Gegengerade ist der neueste Teil des Stadions und auch wir nahmen hier auf vier der insgesamt 6.400 Sitzschalen Platz. Doch während der harte Kern der Hibees auf der linken Seite der Tribüne stand, saßen wir ganz rechts (zusammen mit anderen Stadiontouristen und Gelegenheitsbesuchern). Da die Zugänge zur Tribüne auf Höhe der Grasnarbe lagen und wir ganz oben saßen, war der Gang bis hoch in Reihe 34 des Bergsteigens zweiter Teil.

IMG_2577
Easter Road Stadium

Komplettiert wird das Stadion von der heute halb vollen Haupttribüne, wo auch nochmal rund 6.000 Menschen Platz finden (Gesamtkapazität: 20.421). Aus ihrem Bauch liefen um 12:28 Uhr die beiden Teams auf den Platz und es wurde verdammt noisy. Die 4.000 Fans der Rangers sangen brachial laut und dominierten gute 10 Minuten mit konstanten Gesängen das Stadion, obwohl der Gegner auf den Rängen auch alles andere als schweigsam war.

Als in der 11.Minute Jason Cummings sein 11.Saisontor für die Hibees schoss, verstummten die mitgereisten Gäste allerdings erstmal. Der fantastische Treffer aus 25 Metern in den Winkel ließ dagegen die Heimseite ausrasten. In diesem engen Stadion war heute ordentlich Rabatz. Ein Hauch von den alten Zeiten wehte durch’s Stadion. Machte echt Spaß den Fangruppen zu lauschen, die auch hin und wieder religiös motivierte Beleidigungen austauschten. Der Hibernian F.C. ist nämlich ähnlich wie der Rangers-Erzrivale Celtic F.C. ein Verein mit irisch-katholischer Tradition, während der Rangers F.C. loyalistisch und protestantisch ist. Dementsprechend war auch überall auf der Gästetribüne der Union Jack zu sehen, als Zeichen der britisch-loyalistischen Identität der Fanszene. Das Ganze war heute für die Rangers so ein bisschen Old Firm Methadon und für die Hibs ebenfalls Ersatz für das zur Zeit fehlende Edinburgh Derby gegen die höherklassigen Heart of Midlothian.

Blick auf’s prall gefüllte Away End

Auch auf dem Rasen war es ein packendes Duell. Zugegeben, es lebte auch davon, dass die Spieler, insbesondere die Verteidiger, auf beiden Seiten eben nicht Spitzenklasse waren. Das führte halt zu vielen Torraumszenen und tat der spielbezogenen Stimmung im Stadion gut. Bis zur Pause dominierten die Hibees seit ihrer Führung auf den Rängen und sie hatten auch auf dem Rasen Möglichkeiten ihren Vorsprung auszubauen. Aber die Rangers gewannen peu à peu mehr Spielanteile und das Spiel verlagerte sich überwiegend in die Hälfte der Hausherren. Die wiederum kamen durch schnelle Konter zu ihren Chancen. Gerade weil die Zuordnung in der Rangers-Abwehr teilweise richtig katastrophal war, wurde es oft brenzlig. Wenn nur die Abschlüsse nicht so mangelhaft gewesen wären…

Gute Stimmung bei den Supporters der Hibs

Mit 1:0 ging es dann in die Pause und dort machten mehrheitlich bierbäuchige Fans beider Teams ein Shoot Out gegeneinander. Zehn Sekunden hatte jeder um von der Mittellinie zum Tor bzw. zum Abschluss zu kommen. So mancher der Akteure, die sich in ein viel zu kleines XXL-Trikot pressen mussten, hatte seine liebe Mühe binnen zehn Sekunden in eine aussichtsreiche Schussposition zu kommen. Und dann waren da auch noch gute Torhüter. Ebenfalls ältere Herren, aber offensichtlich sportlich vorbelastet. Endstand jedenfalls 3:1 für die Hibees.

Ich bin sicher die Profis von Hibernian wollten es ihren Fans unbedingt nachtun, aber die Gers kamen besser aus der Kabine und starteten gleich ihre ersten Angriffe auf das Tor der Hibs. In der 48.Minute wurde eine flache Hereingabe vom Glasgower Lee Wallace durch Verteidiger Darren McGregor unglücklich ins eigene Tor abgefälscht. Jetzt wurde es wieder verdammt laut auf der Gästetribüne. Und auf dem Rasen ging es ebenso munter weiter. Die Rangers starteten FC Bayern like mit 11 Siegen in die Saison und wollten auf keinen Fall, dass diese Serie reißt. Die Hibs wiederum (auch stolze 25 Punkte in den ersten 11 Spielen), wollten den Rivalen natürlich nicht noch weiter davon ziehen lassen.

Geile Viecher

Gegen die auf die Führung drängenden Rangers musste zweimal das Aluminium retten. Nachdem den Gästen bereits in der Anfangsphase ein Strafstoß fälschlicherweise verwehrt wurde, häufte sich das Pech langsam eklatant. Wie es dann oft so ist, zappelt der Ball auf einmal wieder im eigenen Netz. Ein fein getretener Eckstoß wurde vom grün-weißen Innenverteidiger Paul Hanlon in der 72.Minute mustergültig ins Tor geköpft. Die Hauptstädter lagen wieder in Front und rüsteten nun zur Abwehrschlacht gegen den schottischen Rekordmeister (54 Titel). Eine Schlacht, die bis zum Abpfiff erfolgreich geschlagen werden konnte. Den Rangers fehlte gegen die kollektiv verteidigenden Hibs meist die zündende Idee. Der Ball war zwar dauerhaft in der Hälfte der Hibs, aber auf’s Tor kam er nur noch zwei-, dreimal.

Im Eifer des Gefechts kam es in der 90.Minute noch zur großen Massenschubserei beider Teams, aber der Referee löste das Ganze unspektakulär mit drei gelben Karten und wenig später pfiff er ab. Heimsieg für die Hibees! Und während sich der Gästebereich recht schnell leerte, gaben die stolzen Edinburgher den Glasgowern noch einen lautstarken Gesang mit auf den Weg. Alle ca. 10.000 grün-weißen Schals gingen beim Song „The Sunshine on Leith“ von den Proclaimers in die Höhe und jeder sang lautstark mit. Stimmungsmässig war das heute von beiden Fangruppen eine tolle Nummer, genau wie es auf dem Platz ein hochspannendes Spiel war.

Zurück in die City

Wir zogen dann mit der grün-weißen Masse Richtung Innenstadt (Öffi-Anbindung hatte das Stadion nur in bescheidenem Maße per Bus) und nach einer kurzen Erfrischung erklommen auf dem Weg dorthin noch den Calton Hill. Ein Edinburgh-Muss und nicht ganz so anspruchsvoll zu besteigen wie der Arthur’s Seat wenige Stunden zuvor. Dieser von klassizistischen Bauwerken gesäumte Hügel (u. a. mit einer Parthenon-Replica) bietet auch einen fantastischen Rundum-Blick über die Stadt. Gerade heute, an diesem sonnigen Tag.

Der Kanonier vom Calton Hill

Von dort ging es über die Princes Street, vorbei am berühmten Balmoral Hotel (siehe Titelbild), wieder in die New Town, um 96 im Pub zu verfolgen (allerdings nur per Live-Ticker). Das Bier schmeckte schon wieder, genau wie der Sunday Roast. Nachdem wir alle nicht aus dem Staunen über 96-Auswärtssieg in Hamburg heraus kamen, starteten wir noch einen Pub Crawl in der Old Town, wo die Pubdichte enorm ist. Die Preise haben zwar Dublin- oder Londonniveau, aber die Atmosphäre ist in vielen Läden super. Wir starteten am Castle und hangelten uns die Royal Mile entlang. Vorteil war, dass wir neben dem Biergenuss auch nochmal ein nächtliches Sightseeing betrieben.

St Giles

Und in den Pubs war unsere Feierlaune war enorm. Wir dichteten in stundenlanger Kreativarbeit alle großen Popsongs der letzten 40 Jahre um. Und zwar zu Ehren der Munchie Box. „Munchie, Munchie, Munchie, must be funny, in the big man’s world…“ um nur einen zu zitieren. Nach einem späten Ende des sonntäglichen Pub Crawls, klang der Urlaub fußballlos und alkoholarm bei Nebel, Regen und Sonne im Wechsel aus. Aber Edinburgh ist bei jeder Witterung eine Stadt der Spitzenklasse.

Song of the Tour: Trainspotting related.