Kraków (Krakau) 03/2024

  • 15.03.2024
  • Wisła Kraków – Miedź Legnica 2:0
  • I Liga (II)
  • Stadion Miejski im. Henryka Reymana (Att: 17.129)

Das auf den 16. März 2024 (17:30 Uhr) terminierte Wielkie Derby Śląska zwischen Ruch Chorzów und Górnik Zabrze bot eine ideale Gelegenheit, um das Stadion Śląski in meine Sportstättensammlung aufzunehmen. Zugleich hielt ich natürlich die Augen auf, welche weiteren Spielbesuche im Vorfeld oder Nachgang des großen schlesischen Fußballderbys möglich waren. Am meisten lächelte mich ein kleiner Umweg über Kraków (Krakau) an. Dort würde Wisła am 15. März (20:30 Uhr) Miedź Legnica empfangen und am 16.März (12:30 Uhr) sollte Cracovia ein Heimspiel gegen Widzew Łódź bestreiten. Entsprechend ging es Freitagmorgen um 8:04 Uhr auf Schienenwegen von Hannover nach Kraków (1.Klasse, 85,90 €).

Der Eurocity nach Kraków

Natürlich hatte mal wieder irgendjemand irgendetwas gegen meine große Vorfreude beim Reisestart. Sämtliche Gleisanlagen in Lehrte waren an diesem Morgen aufgrund eines Einsatzes der Bundespolizei gesperrt. Die Abfahrt in Hannover verzögerte sich daher auf unbestimmte Zeit. Aber weil es letztlich doch nur ca. 25 Minuten ungeplante Standzeit wurden und ich eh einen großzügigen Puffer eingeplant hatte (den ich in Berlin ansonsten für ein ausgiebiges Frühstück genutzt hätte), geriet mein Anschluss nicht wirklich in Gefahr. Dafür kam es auf polnischem Boden auch nochmal zu mehreren Verzögerungen im Betriebsablauf, so dass ich nicht planmäßig um 18:10 Uhr, sondern erst 19:16 Uhr in Kraków ankam. Zum Anpfiff würde ich es zwar immer noch problemlos im Stadion sein, aber das angedachte Abendessen vor’m Spiel, wie auch der kleine Umweg zum Hotel waren zeitlich nicht mehr drin.

Die Krakauer Tuchhallen bei Nacht

Immerhin wurde der Weg zum Stadion Miejski im. Henryka Reymana zwangsläufig ein schöner Abendspaziergang durch die malerische Altstadt, der mich binnen 45 Minuten zur 1954 in der Ulica Reymonta eröffneten Spielstätte führte (seit 2008 nach der Wisła-Legende Henryk Reyman benannt). Dort nahm ich am Presseeingang meine Akkreditierung entgegen und freute mich über den relativ großen Andrang an den regulären Zuschauereingängen. Für den 2022 aus der Ekstraklasa abgestiegenen dreizehnfachen Meister läuft es gerade wieder ganz gut. Man ist in der Spitzengruppe der Liga (gegenwärtig 5.Platz) und hegt somit noch berechtigte Aufstiegshoffnungen. Zugleich ist man im polnischen Pokal ins Halbfinale eingezogen, welches man am 4. April gegen den Erstligisten Piast Gliwice austragen wird.

Gut was los in der Ulica Reymonta 22

Doch noch wichtiger als ein Finaleinzug, wäre natürlich die Rückkehr in die Ekstraklasa. Da zählt im mittlerweile angebrochenen letzten Saisondrittel jeder Sieg und heute gastierte mit dem Absteiger Miedz Legnica ein Team in Kraków, welches lediglich zwei Zähler weniger auf dem Punktekonto stehen hat. Leider kam die Gastmannschaft alleine ins zwischen 2004 und 2011 grundlegend modernisierte Stadion. Denn fast alle Fanszenen boykottieren diese Saison die Spiele bei Wisła, da es im Sommer zu einem tödlichen Zusammenstoß in Radłow nahe Tarnów gekommen war.

Der wie (fast) immer verwaiste Gästeblock bei Wisła

Szeneleute von Wisła Kraków und Unia Tarnów trugen dort ein Fanturnier aus und bekamen überraschenden Besuch von der Hooligankoalition Zagłębie Sosnowiec und BKS Stal Bielsko-Biała. Beim folgenden Kampf setzten Wisła und Unia nun bedauerlicherweise Pyrotechnik und Hieb- und Stichwaffen ein. Dabei wurde der 42jährige BKS-Anhänger Łukasz Zamelczyk tödlich verletzt. Dass Wisłas Szene mit dem Ideal des fairen Faustkampfs nicht viel anfangen kann, war natürlich auch schon vor der Tragödie von Radłow in ganz Polen und darüber hinaus bekannt. Aber der Tod von Łukasz sorgte dafür, dass nochmal sehr viele polnische Szenen die in Kraków gelebte Praxis öffentlich verurteilten und Wisła endgültig zu einem Paria erklärten.

Wisła-Ruch-Freundschaftsbanner

Doch auf seine Alliierten kann Wisła weiterhin zählen. Ergo wurde Ruch Chorzów heute per Banner ein morgiger Derbysieg gewünscht und eine Freundschaftszaunfahne mit den beiden Vereinswappen hing ebenfalls. Außerdem waren verbündete Hooligans von Slovan Bratislava mit ihrer Zaunfahne präsent. Zwar sprechen sich die Freunde eigentlich allesamt für waffenfreie Fußballgewalt aus, aber das Bündnis mit Wisła scheint trotzdem keiner ernsthaft in Frage gestellt zu haben. Es existiert eben auch ein zynischer Standpunkt, dass bei Wisła jeder im Vorfeld weiß, dass Waffen zum Einsatz kommen können und die Angreifer aus Sosnowiec und Bielsko-Biała mit so etwas rechnen mussten. Obwohl eher mit Wisła verfeindet, schloss sich übrigens auch die Szene von Polonia Warszawa diesem Standpunkt an und tauchte vor wenigen Wochen beim Auswärtsspiel in Kraków auf (ansonsten haben seit Radłow bisher nur Wisłas Freunde von Widzew Łódź den Gästesektor bevölkert).

Auch die Gegengerade war heute gut ausgelastet

Nachdem mich der leere Gästeblock unweigerlich an das tragische Ereignis von erinnert Radłow hatte, machte mich eine Ehrung kurz vor’m Anstoß wiederum auf eine große polnische Fußballlegende und somit erbaulicheren Content für diesen Bericht aufmerksam. Jakub „Kuba“ Błaszczykowski hatte vor exakt 19 Jahren gegen Polonia Warszawa sein Debüt für Wisła gefeiert und gleich in der 3.Spielminute auch sein erstes Tor erzielt. Es war der Beginn einer steilen Karriere, in welcher Błaszczykowski u. a. große Erfolge mit Borussia Dortmund feiern durfte und 109 Länderspiele für Polen bestreiten sollte. Doch er behielt Wisła stets im Herzen und ließ seine Laufbahn ab 2019 hier ausklingen. Da da Club in eine finanzielle Schieflage geraten war, kickte er übrigens für ein symbolisches Monatsgehalt von 500 Złoty (ca. 125 €), ehe er vergangenen Sommer seine Stollenschuhe endgültig an den Nagel hängte. Außerdem bewahrte er Wisła im Frühjahr 2020 mit einem Teil seines Vermögens vor der Insolvenz und ist seitdem ein Miteigentümer des Clubs (Błaszczykowski hält gegenwärtig 15,3 % der Anteile der Wisła Kraków Spółka Akcyjna).

Capo-Podest der Ultras Wisła

Was ihm ab Anpfiff auf dem Rasen geboten wurde, dürfte Błaszczykowski größtenteils gefallen haben. Sehr lautstark vom Publikum angepeitscht, machte die Wisła-Elf sogleich Druck. Aber der Biała Gwiazda (Weißer Stern) verzweifelte immer wieder an der kompakt stehenden Defensive der Gäste aus dem niederschlesischen Legnica (Liegnitz). Dazu verhinderten die Torlatte – bei einem Freistoß von Ángel Rodado (14.) – und eine Abseitsposition – bei einem vermeintlichen Treffer von Sobczak (18.) – einen frühen Rückstand der Miedzianka. Am Ende sollte es torlos in die Pause gehen und weil die Zielono-Niebiesko-Czerwoni (Grün-Blau-Roten) bei Kontern auch zweimal die Führung auf dem Fuß hatten, war das sogar halbwegs leistungsgerecht.

Torfreude beim 1:0

Die 1906 von Schülern gegründete Towarzystwo Sportowe Wisła, der zu sozialistischen Zeiten wiederum dem Innenministerium angeschlossen wurde, tat auch im zweiten Durchgang mehr für’s Spiel und sollte in 79.Minute endlich für den Aufwand belohnt werden. Bartosz Jaroch brachte eine Flanke von Grundlinie in den Strafraum, wo Rodado am höchsten sprang und per Kopf für die ersehnte Führung sorgte. Danach startete Miedz natürlich noch eine Schlussoffensive, aber die Verteidigung der Wiślacy sollte sich keine Blöße mehr geben. Letztlich sorgte ein schönes Solo von Rodado bei einem Entlastungsangriff in der Nachspielzeit für die endgültige Entscheidung.

Die Mannschaft feiert den wichtigen Heimsieg mit den Fans

Damit war einerseits klar, wen meine Kollegen auf der Pressetribüne einstimmig zum Man of the Match wählen würden. Andererseits sollte sich Wisła mit diesem Heimsieg auf Platz 4 verbessern, was die Aufstiegshoffnungen im Anhang weiter nähren dürfte und ferner nochmal das Selbstbewusstsein für’s anstehende Pokalhalbfinale erhöhte. Alles in allem war es auch ohne Choreo, Pyro und Gästefans ein stimmungsvoller Fußballabend und ein guter Auftakt meines polnischen Sportwochenendes.

Nächtlicher Abmarsch vom Stadion

Für mich ging es nun rasch zum für 70 € (inkl. Frühstück) gebuchten Ibis Kraków Centrum (***). Dieses Hotel hatte ich gewählt, weil von dort die Stadien von Wisła (1,7 km) und Cracovia (0,6 km) beide gut zu Fuß erreichbar sind. Entsprechend lag ich noch vor 23 Uhr in meinem bequemen Bett und genoss die verdiente Nachtruhe.

  • 16.03.2024
  • KS Cracovia – Widzew Łódź 2:2
  • Ekstraklasa (I)
  • Stadion Cracovii im. Józefa Piłsudskiego (Att: 10.111)

Das Land der Träume verließ ich nach gut acht Stunden Besuchszeit und sprang rasch unter die Dusche. Denn in der Hotellobby wartete bereits mein Kumpel Jojo auf mich. Der hatte es gestern aus beruflichen Gründen noch nicht nach Kraków geschafft und war nun über Nacht nachgereist. Für 55 Złoty (ca. 12,50 €) durfte er im Ibis mitfrühstücken und zugleich wurde er sein Gepäck erstmal in meinem Zimmer los.

Frühstückszeit

Nachdem wir uns mit warmen und kalten Köstlichkeiten eine Grundlage für die Aufgaben des Tages geschaffen hatten, starteten wir gegen 9 Uhr einen kleinen Stadtspaziergang. Da wir beide nicht zum ersten Mal in der kleinpolnischen Großstadt (ca. 800.000 Einwohner) zu Gast waren, ignorierten wir allerdings ausnahmsweise die weltberühmte Altstadt mit ihren unzähligen Sehenswürdigkeiten (dazu mehr im Bericht Łódź, Chorzów & Kraków 05/2018). Stattdessen wollten wir uns die an der Wisła (Weichsel) gelegenen Viertel Dębniki und Kazimierz mal genauer anschauen.

Der Smok Wawelski (Wawel-Drache) erinnerte uns im Vorbeigehen nochmal an den Gründungsmythos der Stadt

Wir hofften dabei auf viele Graffiti von Wisła und Cracovia, aber der Święta Wojna (Heilige Krieg) zwischen den beiden Rivalen wird auch mit der Dose sehr kompromisslos ausgetragen. Offenbar werden zumindest in den zentralen bzw. zwischen den Szenen besonders umkämpften Stadtteilen alle Reviermarkierungen schnell wieder unkenntlich gemacht. Wer übrigens mehr über den Święta Wojna – den nebenbei bemerkt nicht nur Wisła mit potentiell tödlichen Waffen austrägt – aus meiner Feder lesen möchte, kann sich gerne mal zum Bericht Kraków (Krakau) 05/2022 klicken. Damals war ich bei einem Derby zu Gast und habe auch etwas Hintergrundwissen in den Bericht einfließen lassen.

Aerosolspuren des Święta Wojna in Dębniki

Dębniki war außerdem auch architektonisch relativ unspektakulär, weshalb es schnell weiter nach Kazimierz ging. Als von 1335 bis 1800 selbstständige Stadt, kann dieser Bezirk wiederum einige historisch interessante Bauwerke vorweisen. Neben eigenem Marktplatz und Rathaus, gibt es dort mehrere sehenswerte Klöster und Kirchen. So statteten wir der Bazylika Paulinów (Paulinerbasilika) im Westteil von Kazimierz einen Besuch ab. Das mittelalterliche Paulinerkloster wurde zwischen 1733 und 1751 nach Plänen von Anton Müntzer und Antonio Solari barockisiert und die Krypta der Kirche wird seit den 1880er Jahren als eine Art polnisches Pantheon genutzt. Außerdem hat man 2008 auf dem Kirchengelände einen Freiluftaltar für sieben Heilige mit Bezug zu Kraków bzw. Polen aus drei Jahrtausenden errichtet. So findet man dort u. a. Statuen von Adalbert von Prag (999 heiliggesprochen), Johannes von Krakau (1767) und Johannes Paul II. (2014).

Die Paulinerbasilika in Kazimierz

Vor allem ist Kazimierz jedoch für sein historisches jüdisches Kulturerbe bekannt. Nachdem die Juden Krakóws 1494 nach Pogromen dorthin umgesiedelt wurden, entstand im Ostteil von Kazimierz ein neues, rein jüdischen Quartier. Diese Stadt in der Stadt sollte sich bald zu einem Zentrum der jüdischen Kultur in Mitteleuropa entwickeln. Unter anderem sieben noch erhaltene Synagogen erzählten uns von dieser Vergangenheit. Bedauerlicherweise sorgten die deutschen Besatzer während des Zweiten Weltkriegs (1939 – 1945) im Rahmen der Shoa auch in Kazimierz für eine mörderische Zäsur. Heute lebt nur noch eine kleine jüdische Gemeinde in Kazimierz, pflegt das kulturelle Erbe jedoch so gut es geht.

Die 1860 von liberalen Juden erbaute Tempel-Synagoge ist das jüngste der insgesamt sieben jüdischen Gotteshäuser in Kazimierz

Der nach unserem kleinen Kulturspaziergang besuchte Fußballclub KS Cracovia war übrigens – anders als der Rivale Wisła – vor dem Zweiten Weltkrieg auch offen für jüdische Bürger der Stadt. Die Fans von Wisła nehmen das schon seit vielen Jahrzehnten zum Anlass, um den Cracovia-Anhang antisemitisch zu beleidigen. Ähnlich wie bei Ajax oder Tottenham kam es in Cracovias Szene dadurch zu einer provokativen Affirmation der jüdischen Identität, so dass sich beispielsweise die größte Hooligangruppe des Clubs Jude Gang nennt und passenderweise beste Kontakte zu Gleichgesinnten bei Ajax pflegt.

Banner der Jude Gang

Die schlagkräftige Szene vom heutigen Gast Widzew ist wiederum vor ein paar Jahren ein Allianz mit Wisłas Anhang eingegangen (beide gehören seit 2016 zusammen mit den Hools von Ruch Chorzów und Elana Toruń zur WRWE Gang). So schwingt bei Duellen zwischen Cracovia und Widzew ebenfalls besondere Brisanz mit. Aber der Verband vereinfachte dem Veranstalter und den Ordnungshütern alles ein wenig. Wegen der Verwendung von Pyrotechnik beim jüngsten Auftritt der Widzewiacy in Wrocław (Breslau) verhängte die Disziplinarkommission neben einer Geldstrafe in Höhe von 50.000 Złoty (ca. 11.500 €) auch ein Reiseverbot für das nächste, sprich heutige Auswärtsspiel.

10.111 Zuschauer wohnten dem Kräftemessen zwischen Cracovia und Widzew bei

Der Gästeblock blieb also leer, aber Cracovias Szene hatte trotzdem gut für dieses Aufeinandertreffen mobilisiert. Am Ende wurden über 10.000 Stadionbesucher gezählt, was deutlich über dem bisherigen Saisonschnitt liegt. Auch hatte man in der Kurve eine besondere Choreographie vorbereitet. Kurz nach Spielbeginn sah man zunächst zu Vermummungszwecken eine Blockfahne im Fansektor. Nachdem alle Pyrotechniker ausreichend maskiert waren, wurde schließlich vor dem Block ein kleines Kunstwerk hochgezogen. Zu sehen war ein Chuligan mit einer Sturmhaube der Jude Gang, der in einer Hand eine Seenotrettungsfackel und in der anderen einen abgeschlagenen Kopf präsentierte. Aber natürlich nicht irgend einen Kopf, sondern es war eine Darstellung des griechischen Göttervaters Zeus, so wie es Ultras Wisła als Gruppenlogo nutzt.

Sichtschutz für Vermummungsaktivitäten und Fackelverteilung

Dazu wurde passend in einer griechisch angehauchten Schriftart die Parole „Jesteśmy jak Prometeusz, dajemy ludziom ogień“ (Wir sind wie Prometheus, wir bringen den Menschen das Feuer) auf Stoff gepinselt und wenig überraschend sahen wir schon bald ein Meer aus feuerroten Fackeln in der Fankurve (siehe Titelbild). Doch damit nicht genug; ein zweiter Akt aus weiteren Fackeln und rot-weiß gestreiften Handschwenkern folgte auf dem Fuß. Dazu wiederum ein Banner mit der Aufschrift: „To na tyle jesli chodzi o mitologie“ (So viel zum Thema Mythologie).

Was hat dieser Hool zu bedeuten? Ein Hool, ein Mysterium…

Die zwei anwesenden ehemaligen Studenten der LUH-Althistorikerin Wagner-Hasel, die nebenbei für 65 Złoty (ca. 15 €) pro Person auf der Haupttribüne saßen, waren sehr angetan von diesem mythologischen Motiv und hoben ihre Daumen. Da zollte die Kurve auf archaische Weise gewissermaßen auch den akademischen Gründervätern ihres Vereins Tribut (KS Cracovia wurde am 13. Juni 1906 als Akademicki Klub Footballowy gegründet und war lange Zeit vom Krakówer Bildungsbürgertum geprägt). Zugleich gab man dem Rivalen aber vielleicht eine Steilvorlage für entsprechende Repliken. Schließlich gefiel Zeus überhaupt nicht, dass Prometheus den Menschen das Feuer gebracht hatte und bestrafte den ungehorsamen Titan auf qualvolle Weise. Ich sehe den Pseudoprometheus der Jude Gang vor meinem geistigen Auge bereits an eine Säule gefesselt, während ihm ein Adler die Leber aus dem Leib reißt. Sorry für den Spoiler

Ein Meer aus Fackeln und Fahnen

Während die Fans nun die Prestigeträchtigkeit des heutigen Spiels eindrucksvoll unterstrichen hatten, war es rein sportlich eigentlich frei von jeder Brisanz. Widzew ging als Zehnter in die Partie und wies sowohl zur Spitzengruppe, als auch zu den aktuellen Abstiegskandidaten eine große Punktedifferenz auf. Cracovia stand zwar etwas schlechter (13.Platz), aber weil beinahe schon zwei von drei Absteigern feststehen, muss man eigentlich höchstens noch mit einem Auge nach unten gucken.

Der Kindersektor im Cracovia-Stadion

Die beiden Kontrahenten aus dem Tabellenmittelfeld der Ekstraklasa lieferten sich nun auch das erwartbare Duell auf Augenhöhe. Zunächst sorgte der albanische Innenverteidiger Eneo Bitri nach einem Eckstoß in der 10.Minute für die frühe Führung der Pasy (Gestreiften), ehe elf Minuten später auf den anderen Seite mit Mateusz Żyro ebenfalls ein Abwehrspieler eine Ecke zum Ausgleich verwertete. Ansonsten herrschte an beiden Enden des Spielfelds wenig Betrieb und demgemäß sollte es mit 1:1 in die Kabinen gehen.

Ab der 70.Minute kam Ex-96er Sebastian Kerk für Widzew zum Einsatz

Nach dem Seitenwechsel blieb der Kick vorerst arm an Torraumszenen, sollte aber wenigstens noch eine spannende Schlussphase für uns bereithalten. Denn in der 85.Minute konnte sich Widzews Pawłowski ein kleines Chaos im gegnerischen Strafraum zunutze machen und den vierfachen Meister anscheinend spät auf die Siegerstraße bringen. Doch wie ein über Subventionskürzungen wütender Landwirt mit Traktor und Anhänger voll Mist, sorgte Cracovias Michał Rakoczy auf den letzten Metern für eine Vollsperrung jener Straße. Der 21jährige Juniorennationalspieler kam in der 89.Minute frei an der Strafraumgrenze zum Schuss und schweißte den Ball wunderschön präzise in den Torwinkel. Selbst für Widzews routinierten Schlussmann Rafał Gikiewicz unhaltbar.

Schalparade der Fankurve

In der Nachspielzeit ging nun keiner mehr voll auf Sieg und entsprechend durfte der Unparteiische ein 2:2 in den Spielberichtsbogen eintragen. Jojo und ich machten derweil schnelle Schritte zum Ausgang. Im nahen Hotel sollte nicht nur unser Gepäck auf uns warten, sondern davor auch ein Taxifahrer. Der hatte nun die Aufgabe uns für das zweite Spiel des Tages in den oberschlesischen Kohlenpott zu chauffieren. Ein Kick, der den erbrachten Aufwand wert war. Soviel sei vorweggenommen.