Bielefeld & Dortmund 04/2023

  • 22.04.2023
  • Arminia Bielefeld – Hannover 96 1:3
  • 2.Bundesliga (II)
  • Alm (Att: 25.921)

Nach dem Hamburger Derby war mir lediglich eine kurze Nachtruhe vergönnt, da ich am nächsten Morgen mit ein paar Kumpels den ICE um 8:31 Uhr von Hannover nach Bielefeld gebucht hatte. Mit den ersten Bieren des Tages war die kurze Fahrt nach Ostwestfalen noch kurzweiliger und in der Leineweberstadt sollte der Frühschoppen natürlich nahtlos fortgesetzt werden. Da um 9:30 Uhr jedoch zunächst keine geöffnete Kneipe gefunden wurde, mussten erstmal ein paar Halbe von einem Kiosk her. Das Internet verriet nun, dass um 10 Uhr zumindest schon mal die Kleine Kneipe am Kesselbrink ihre Pforten öffnen sollte.

Ich wollte eigentlich Herri kaufen, aber das Design von Gilde war zu tantalizingly

9:58 Uhr tauchte tatsächlich der Wirt auf und öffnete für uns und ein paar nicht minder durstige Stammgäste seine Schankwirtschaft. Wir wurden gleich gefragt, ob wir durchgemacht haben bzw. direkt von der Afterhour einer bestimmten Technoparty kamen. Anscheinend sahen wir heute sehr gezeichnet aus, obwohl wir uns eigentlich noch putzmunter fühlten. Na ja, der Wirt merkte auch schnell, dass wir doch ziemlich fit waren und erfreute sich am entsprechend hohen Trinktempo. Unterdessen elektrisierten unsere Gesprächsthemen einen betagten Zecher am Nachbartisch. Er wäre nicht umhin gekommen unserer interessanten Unterhaltung zu lauschen und ob ihm eine Anmerkung gestattet sei. Wir gestatteten gern und er führte aus, dass er skeptisch sei, ob Deutschland die angestrebte Energiewende im gewünschten Tempo vollziehen könne. Zumal zwar grüner Strom gewollt und gewünscht wäre, aber keiner die Windräder bei sich im Garten stehen haben wolle.

Besagte Treppe

Äh ja… Wir schauten uns entgeistert an, denn nicht mal im Ansatz hatten wir zuvor diesen Themenkomplex gestreift. Aber gut, er war nun mal offensichtlich alkoholkrank und als nächstes bat er darum, dass wir der Treppe am Gebäude gegenüber unsere Aufmerksamkeit schenken. Er lobpreiste deren Formschönheit und die Unterhaltung blieb auch in den kommenden Minuten völlig weird. Doch nachdem unser Gesprächspartner unterhaltsam über seine Ära als ostwestfälischer Tankstellenkönig und seine Flucht vor dem Finanzamt nach Spanien referiert hatte, war Land in Sicht. Das nächste Herrengedeck kam an seinen Tisch und so distinguiert wie bisher kündigte er seinen baldigen Abschied an: „Meine Herren, falls sie noch weitere Fragen an mich haben, dann stellen sie diese bitte jetzt. Ich trinke nämlich gleich diesen schönen Korn und danach bin ich betrunken und gehe nach Hause.“

Vorsicht Eddi, Revier markieren kostet 50 €

Nicht weiter tragisch, wir wollten schließlich auch bald zum Stadion aufbrechen und ließen uns dafür ein Taxi vom Wirt rufen. Der Taxler rief akzeptable 15 € auf und gegen 12:15 Uhr ließ er uns in Stadionnähe aus seinem Benz. Leider gerieten wir unweit des Gästeeingangs sogleich in einen miesen Hinterhalt des Bielefelder Ordnungsamts. Deren Gebührenordnung ist ähnlich ambitioniert gestaltet wie die Eintrittspreise beim Hamburger SV, aber Hannover hat’s ja und Barzahlung direkt vor Ort vereinfachte das Verfahren.

Die U17 des deutschen Sportclubs ist Deutscher Meister geworden

Am Stadioneingang trennte ich mich nun vom Rest, da ich woanders meinen Sitzplatz hatte. Während die anderen nach dem Bielefelder Ordnungsamt auch noch den Caterer der Alm finanziell erheblich fördern sollten, konnte ich mich fortan ganz dem Geschehen auf den Rängen und dem Rasen widmen. So bekam ich mit, wie die Bielefelder Fans die Deutsche Meisterschaft ihrer U17 feierten und in den Medieninformationen las ich außerdem, dass die Arminia heute mit einem schwarzen Sondertrikot aufläuft. Ich glaube schwarze Sondertrikots einmal pro Saison sind mittlerweile Lizenzauflage der DFL, aber der DSC Arminia hatte sogar einen historischen Anlass dazu aus dem Hut gezaubert. Denn am 22.April 1923 hatte die Arminia die TuRu Düsseldorf im Essener Uhlenkrugstadion im Endspiel um die Westdeutsche Meisterschaft geschlagen. Exakt 100 Jahre später sollten die Helden von damals mit diesem Sondertrikot gewürdigt werden, denn alle Spielernamen wurden in das Design eingearbeitet.

Die Arminen zelebrieren ihre Clubhymne

Auch ich wurde heute an zwei Jahrestage erinnert. Am 22.April 2001 hatte ich einer 5:2 Niederlage von 96 auf der Alm beigewohnt und am 22.April 2002 haben die Roten Riesen unter meinen Augen 3:2 gegen Arminia in diesem Stadion verloren. Aber alle guten Dinge sind bekanntlich drei und deshalb sollte vorerst keine dritte Niederlage an diesem Kalendertag hinzukommen. Bevor der Vorletzte der Rückrundentabelle seinen ersten Auswärtssieg seit dem 16.September 2022 eintüten durfte, gab es jedoch zunächst ein schönes Intro der rund 3.000 mitgereisten Schlachtenbummler aus Hannover zu bewundern. Man hatte etliches an Fahnen und Doppelhaltern mitgenommen und ergänzt wurden die textilen Schätze mit ordentlich Feuerwerk (siehe Titelbild). Zusammen mit noch weiteren ausstehenden Sportgerichtsverfahren wegen des Gebrauchs von Pyrotechnik wird diese Aktion den Vorsprung in der DFB-Strafentabelle der 2.Bundesliga noch weiter ausbauen. Glaubt nicht an Spuk oder böse Geister, Hannover 96 wird diese Saison Randalemeister!

Gut gefüllter Gästesektor

Und ganz ohne Ironie, auf diesen Titel können die Fans auch ein bisschen stolz sein. Denn die verhängten Bußgelder werden vom DFB wenigstens für soziale Projekte oder die Förderung des Amateurfußballs verwendet. Sozusagen trägt man mit jeder Fackel dazu bei, dass von den gigantischen Summen, die im Profifußball Jahr für Jahr erwirtschaftet werden, ein kleiner Bruchteil von oben nach unten an die Basis verteilt wird. Oder wie sagte der DFB-Schatzmeister es 2022 so schön:

„Mit der Verwendung der Geldstrafen im ideellen Bereich des DFB e. V. nutzen wir die Möglichkeit, den Fußball an der Basis zusätzlich zu fördern. Ich freue mich sehr, dass wir damit in schwierigen Zeiten in wichtigen Bereichen wertvolle Unterstützung leisten können.“

DFB-Schatzmeister Stephan Grunwald

Klar, die Ultras fackeln aus anderer Motivation und der Verein – respektive im Falle von Hannover 96 die sich zu 100 % im Besitz von Investoren befindliche Hannover 96 GmbH & Co. KGaA – möchte seinen Etat ungern mit so hohen Summen für soziale Zwecke belasten und lieber noch mehr Geld in Ablösesummen, Spielergehälter, Beraterhonorare, Investorenrendite, Darlehenstilgung, Abfindungen oder Prozesskosten vor dem Arbeitsgericht stecken. Andererseits würde dem Amateurfußball ohne Fackelei im Profifußball anscheinend in schwierigen Zeiten in wichtigen Bereichen wertvolle Unterstützung fehlen.

Jede Fackel hilft bedürftigen Amateurvereinen

Ab 13 Uhr rollte dann der Ball und Cedric Teuchert gelang es in der 14.Minute das Spielgerät erstmals an diesem Nachmittag im Bielefelder Tornetz zappeln zu lassen. Nach Vorarbeit von Louis Schaub nagelte er das runde Leder aus 18,96 Metern sehr sehenswert und wahrscheinlich nahezu unhaltbar in den Torwinkel. Die heute das ganze Spiel über eine Topstimmung servierenden Gästefans zeigten sich begeistert. Doch als regelmäßige 96-Gucker waren sie sicher auch nicht überrascht, dass die Führung nur wenige Minuten Bestand hatte. Arminias Sturmveteran Fabian Klos konnte in der 22.Minute zum Ausgleich abstauben.

Die Fanszene der Arminia darf mal wieder um den Klassenerhalt zittern

Fortan sah ich die Ostwestfalen auch einen Tick näher am nächsten Tor. Doch der VAR sollte 96 noch vor der Pause ein kleines Geschenk machen. Bielefelds Rzatkowski wurde in der 40.Minute im Strafraum der Arminen von Kunze aus kurzer Distanz volley am Arm getroffen. Schiedsrichter Kampka wollte weiterlaufen lassen, aber der berüchtigte Video Assistant Referee regte eine Berichtigung an. Nach dem Videostudium zeigte Kampka auf den Punkt und Teuchert schnürte mühelos seinen Doppelpack (42.). Kurz Frust auf der einen Seite und Freude auf der anderen Seite, ehe sich beide Fanlager per Wechselgesang gemeinsam gegen den VAR positionierten.

Auch zu Beginn der 2.Halbzeit wurde auf Umverteilung im Fußballgeschäft gepocht

Nach dem Seitenwechsel drängten die abstiegsbedrohten Arminen natürlich auf den neuerlichen Ausgleich. Doch 10 Minuten nach Wiederanpfiff fand Louis Schaub technisch beschlagen einen Weg durch die Bielefelder Abwehrreihe und schob im Strafraum platziert unten links ein (55.). Freute mich sehr für Schaub, denn für ihn persönlich war das heute auch ein besonderer Jahrestag und sein Torjubel wirkte entsprechend emotional. Vor exakt 20 Jahren verunglückte sein Vater Fred – ebenfalls dereinst Profi bei Hannover 96 und einer der Aufstiegshelden von 1985 – auf der A7 bei Fulda tödlich. Der damals achtjährige Louis saß mit im Auto, konnte jedoch lebend geborgen werden.

Louis Schaub feiert sein Tor

Zwar wollten sich die Hausherren auch dem 1:3 noch nicht gänzlich geschlagen, aber nachdem etliche Chancen zum Verkürzen verwirkt wurden (u. a. ein Lattentreffer von Lasme in der 57.Minute), rannte den Arminen die Zeit davon. In der 73.Minute hatten sie zudem Glück, dass der VAR das vermeintliche 1:4 durch Hannovers Kunze wegen einer Abseitsposition kassierte. So ging es mit 1:3 in die Schlussviertelstunde und der ebenfalls dem VAR zu verdankende Platzverweis von 96- Innenverteidiger Yannick Lührs kam zu spät, um noch einen nennenswerten Vorteil für den DSC zu erbringen. Am Ende durfte die wochenlang so enttäuschende Leitl-Elf den zweiten Sieg in dieser Rückrunde feiern, während ich im Pressebereich mit Alex M. einen altbekannten Mitstreiter traf, der zufällig genau wie ich noch einen Abendtermin in Dortmund hatte.

Viel nackte Haut beim Bräunen auf der frühsommerlichen Alm

Um 15:53 Uhr transportierte uns ein ICE von Ostwestfalen nach Westwestfalen. Die Fahrzeit betrug eine knappe Stunde und eigentlich hatten wir geplant in Dortmund zu Fuß zum Stadion zu gehen. Alex meinte, dass das Stadion näher an der Innenstadt liegt als man als Auswärtiger vermutet und der halbstündige Spaziergang außerdem durch ein paar nette Ecken Dortmunds führt. Da es in Dortmund allerdings gut schiffte, entschieden wir uns doch für die Variante Regionalbahn.

  • 22.04.2023
  • Borussia Dortmund – Eintracht Frankfurt 4:0
  • 1.Bundesliga (I)
  • Westfalenstadion (Att: 81.365)

Beim Warten auf eben jene Bahn kam gleich gut Fußballstimmung auf. Kaum am proppevollen Bahnsteig angekommen, hatte Mainz 05 in der 65.Spielminute gegen den FC Bayern ausgeglichen. Wenig später gab es die nächste Jubelschrei-Stafette der Wartenden. Jetzt war Mainz 05 auch noch in Führung gegangen (73.) und als unsere Bahn einfuhr, konnte der Karnevalsverein sogar auf 3:1 erhöhen (79.). Auf der Bahnfahrt aktualisierten alle Borussen permanent ihre Live-Ticker und kaum am Stadionbahnhof angekommen, war Abpfiff in Mainz. Thomas Tuchels dritte Niederlage im siebten Pflichtspiel als Bayerntrainer gab dem heutigen BVB-Spiel definitiv noch weitere Würze.

Deutschlands größtes Stadion gewohnt vollbesetzt

Während Alex auch bei diesem Spiel seiner beruflichen Tätigkeit nachgehen musste, war es für mich reines Freizeitvergnügen und so trennten sich unsere Wege am Stadioneingang. Mir hatte ein bekannter Borusse freundlicherweise eine heute verfügbare Dauerkarte auf der Süd organisieren können, aber blöderweise fand ich mich in dem riesigen Stadion nicht gut zurecht und entdeckte meinen Block einfach nicht. Ich bin wohl ein paar Mal falsch abgebogen in dem Gewusel und kurz vor Anpfiff ließ ich mich schließlich entnervt auf einem Sitzplatz im Oberrang der West nieder. Immerhin konnte man von hier sowohl die Fanblöcke, als auch das Spielgeschehen ziemlich gut verfolgen.

Nimm das, Leitermann

Der Fanszene der Borussia hatte Ulrich Leitermann (Vorstandsvorsitzender der Signal Iduna) unter der Woche sozusagen Arbeit gemacht. Beim vergangenen Heimspiel gegen Union Berlin gab es im Westfalenstadion eine wunderschöne Choreographie unter dem Motto Für immer Westfalenstadion. Darüber beschwerte sich Leitermann in den Ruhr Nachrichten bitterlich. Denn das Unternehmen, dem er vorsteht, überweist seit 2006 jede Saison einen Millionenbetrag, damit das Westfalenstadion zumindest von offizieller Seite Signal Iduna Park genannt werden muss.

„Für mich ist das inakzeptabel, wenn man bedenkt, wie sehr wir diesen Verein seit langer Zeit unterstützen und ihm auch zur Seite standen, als andere keinen Cent mehr geben wollten.“

Ulrich Leitermann gegenüber den Ruhr Nachrichten

Dieses Fass aufzumachen, hatte allerhöchstens unter dem Leitmotiv Bad Publicity is better than no publicity einen Sinn. Aber ich glaube dieser Mensch ist einfach nur unfassbar weit entkoppelt von der Lebenswirklichkeit der Fußballfans und deshalb aufrichtig empört darüber, dass die Fans sich so undankbar gegenüber seinem Konzern zeigen. Der meint wirklich, dass Signal Iduna die Namensrechte nicht nur auf dem Papier in symbolischer Form gemietet hat, sondern dass das Stadion jetzt wirklich anders heißt.

„Für uns war das ein einziges Ärgernis. Es ist eine Sisyphusarbeit, die wir seit 17 Jahren leisten, und beim Spiel gegen Union Berlin gab es einen heftigen Rückschlag, weil diese Darstellung auch wieder Bilder erzeugt in den Köpfen der Menschen.“

Nochmal der Leitermann in den Ruhr Nachrichten

Den Zahn versuchten die Fans dem Konzernchef heute natürlich zu ziehen. Bereits am Morgen hatten engagierte Borussen auf dem Rasen vor der Konzernzentrale ein Fußballtor nebst 7,32 x 2,44 m großem Banner aufgestellt und gratulierten damit Leitermann zum Eigentor des Jahres. Im Stadion prangte nun ebenfalls der ideell für immer unveräußerliche wahre Name Westfalenstadion auf zahlreichen Banderolen. Garniert mit Grüßen an Leitermann.

Nette Choreographie der Gäste aus Hessen

In jenem 1974 eröffneten Westfalenstadion wollte die Elf der Borussia heute unbedingt den Ausrutscher der Bayern vergolden. Nicht wieder Nerven zeigen, sondern souverän die ersehnte Tabellenführung übernehmen, während Tuchel, Kahn und Salihamidžić sich parallel den Reportern erklären müssen, war die Marschrichtung. Die Fans und Verantwortlichen des strauchelnden Rekordmeisters mussten dagegen hoffen, dass Eintracht Frankfurt dem BVB den Abend irgendwie vermiesen kann.

Fahnenmeer im Gästesektor

Bei dieser Herausforderung konnte sich die Eintracht vom Main natürlich einmal mehr der gewohnt lautstarken Unterstützung ihres Fanlagers sicher sein. Außerdem hatten die hessischen Apfelweinsommeliers zu Spielbeginn eine zweiteilige Choreographie präsentiert. Folienschals in den Vereinsfarben wurden am Zaun mit der Botschaft You’re a part of me and my life begleitet. Es folgte ein Fahnenmeer, welches mit You’re rhythm is always in my heart untertitelt wurde. Urheber war offenkundig das Inferno Bad Schwalbach ’96. Das vergegenwärtigte mir wieder einmal, dass in Frankfurt etliche Gruppe der ersten Ultrageneration weiterhin sehr präsent sind und in diesem Jahrzehnt viele 30.Geburtstage anstehen.

Die Süd hatte heute wahrscheinlich einen ihrer besseren Tage

Heute gab es für die Anhänger der SGE jedoch nichts zu feiern. Tore von Bellingham (19.), Malen (24.) und Hummels (41.) versetzten die Gelbe Wand schon im ersten Durchgang zeitweilig in Ekstase. Ich glaube es ist für den harten Kern in den Blöcken 13 und 12 grundsätzlich immer herausfordernd die ganze Tribüne aufzuwecken und mitzureißen. Aber bei der heutigen Ausgangssituation und dem folgenden Spielverlauf, gelang es hin und wieder auf eine befriedigende Mitmachquote zu kommen. Wann auch, wenn nicht heute?

Man herzt sich nach dem 3:0

Den zweiten Durchgang läutete die Süd dann erneut fanpolitisch ein. Diesmal wurde sich der angedachten Öffnung der DFL für Investoren gewidmet. Ein flankierender Offener Brief wurde heute ebenfalls von der BVB-Fanszene in den Umlauf gebracht. Ich habe den Themenkomplex bereits in einem anderen Bericht kritisch aufgegriffen (siehe Nürnberg 04/2023) und spare mir nun Copy & Paste. In jedem Fall wird der DFL da weiterhin einiges an Gegenwind aus den Kurven bekommen.

Positionierungen gegen den Einstieg von Investoren bei der DFL

Bei den Frankfurtern hatte ich wiederum etwas Pyrotechnik zu Beginn der 2.Halbzeit befürchtet. Aber erfreulicherweise missbrauchten deren Ultras dieses Abendspiel nicht als Bühne für ihre pervertierte Form der Fankultur. Schade für den Sozialetat des DFB, aber gut für die Ambitionen der hannoverschen Fanszene. Denn ligaübergreifend haben nur die Anhänger der SGE eine höhere Summe an Strafen fabriziert. Vielleicht überflügelt die emsig bemühte Szene des Hannoverschen SV die Frankfurter noch und wäre dann sozusagen 2022/23 der Randalemeister aller Klassen. Auf geht’s Hannover, zünden und siegen!

Die Messe war heute zwar früh gelesen, aber das Gesangsbuch legten die Frankfurter trotzdem nicht aus der Hand

Auf dem Rasen gab es im Westfalenstadion natürlich auch kein Feuerwerk mehr zu bestaunen. Die Terzić-Elf verwaltete den Vorsprung souverän und in der 66.Minute machte der formstarke Malen endgültig alles klar. Sicher, jeder Borusse hat schon mal erlebt, dass die Mannschaft einen Vorsprung von 4:0 noch herschenkt. Aber sowas passiert wahrscheinlich nur alle 96 Jahre. Daher war selbstgewisse Feierlaune auf den Rängen angesagt. Zu den altbekannten Melodien von „Yellow Submarine“ und „Pippi Langstrumpf“ wurde lautstark der BVB als kommender Deutscher Meister propagiert. Vielleicht wurde heute Abend eine Euphorie entfacht, die den Ballspielverein Borussia 09 in den kommenden fünf Wochen zur neunten Meisterschaft der Vereinsgeschichte trägt. Lassen wir uns überraschen.

Wer glaubt, dass der BVB Meister wird, hebt bitte die Arme

Die Frankfurter träumen dagegen noch vom anderen großen deutschen Vereinstitel. Der Gewinn des DFB-Pokals ist weiterhin greifbar für den Halbfinalisten (am 3.Mai geht es gegen den VfB Stuttgart) und sollte diese Mission misslingen, könnte als Trostpreis eventuell Rang 7 in der Liga ebenfalls für eine kurzfristige Fortschreibung der SGE-Europapokalabenteuer sorgen. Dieser Tabellenplatz ist jedenfalls trotz der heutigen Packung noch in Reichweite und ich würde ihn den Frankfurtern mehr gönnen als den Mainzern oder Wolfsburgern. Meinetwegen können die aber auch gerne den DFB-Pokal gewinnen. Hauptsache nicht wieder Rasenballsport Leipzig.

Die Gelbe Wand schunkelt sich in Meisterstimmung

20:20 Uhr war schließlich Abpfiff im Westfalenstadion und die siegreiche Mannschaft durfte zu den erwähnten Meisterliedern vor der Gelben Wand ein wenig hüpfen und tanzen. Da mein gebuchter Fernverkehrszug wiederum erst 22:28 Uhr fahren sollte, hatte ich anschließend ausreichend Zeit, um noch einen Happen in Dortmund zu essen. Zielsicher steuerte ich in der Innenstadt die Brückstraße an, wo sich die Grillimbisse in hoher Stückzahl aneinanderreihen. Überall standen BVB-Fans für Döner, Köfte, Burger, Pizza oder Baguettes an und ich Idiot nehme den Laden, wo am wenigstens los ist. Klar, anstehen nervt, aber nicht ohne Grund war beim Cappadocia Grill fast tote Hose.

Dortmunds schlechtester Döner?

Im Zug habe ich dann ebenfalls mit meiner Platzwahl daneben gegriffen. BVB-Fans aus Norddeutschland beschallten die ganze Fahrt über den Waggon mit ihren Hits und die fürchterlichsten Lieder wurden natürlich am häufigsten abgespielt. Schon mal einen Ohrwurm von „Rubbeldikatz am Borsigplatz“ gehabt? Nein? Seid froh! Zuhause kam ich dennoch sehr beseelt in den Schlaf. Das war gestern und heute in der Gesamtschau einfach zu gut, um nicht zufrieden mit der gewählten Wochenendgestaltung zu sein.

Song of the Tour: Dortmunder Klassiker von 1999