Sondershausen 11/2019

  • 23.11.2019
  • BSV Eintracht Sondershausen – 1.SC 1911 Heiligenstadt 2:1
  • Thüringenliga (VI)
  • Sportzentrum am Göldner (Att: 375)

Manchmal kriegt man zufällig so Sachen mit. Zum Beispiel, dass das Stadion am Göldner in Sondershausen ab Frühjahr 2020 umgebaut wird und die Haupttribüne einem Mehrzweckbau weichen muss. Am 23.November war nun die letzte Chance das altehrwürdige Stadion (erbaut 1981) in seiner vollen Pracht zu erleben. Weil ich noch Verspätungsgutscheine von der DB hatte und daheim an jenem Wochenende mal wieder der Hund begraben war, ergriff ich die Gelegenheit beim Schopfe und reiste nahezu kostenneutral für einen Tag nach Nordthüringen.

Trüber Tag in Sondershausen

Die Tour startete bereits am frühen Morgen via Göttingen und Nordhausen, da ich am Zielort auch meiner Profession Geschichte ihren gewohnten Platz einräumen wollte. Denn schließlich war Sondershausen bis 1918 Residenzstadt des Fürstentums Schwarzburg-Sondershausen. Eines dieser Beispiele deutscher Kleinstaaterei, wovon sich mit Schaumburg-Lippe auch ein Exemplar vor meiner Haustür befand. Deshalb wurde bei mir schon früh ein gewisses Interesse für die einstigen Zwergstaaten des Deutschen Reichs geweckt.

Westflügel vom Schlosshof betrachtet

Mein erstes Ziel wurde selbstredend das Residenzschloss der früheren Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen. Ein großes und sehr schönes Schloss mit rund 700jähriger Geschichte. Es ging aus einer mittelalterlichen Spornburg hervor und wurde im 16.Jahrhundert zu einem Renaissanceschloss umgebaut und wesentlich erweitert. Aus dieser Bauphase ist heute noch der alte Nordflügel nebst Schlossturm erhalten, welcher noch den mittelalterlichen Bergfried erahnen lässt. Ergänzt wurde der Nordflügel seinerzeit mit einem Ost- und Südflügel, die zwischen 1680 und 1730 im Stile des Barocks um- und ausgebaut wurden. Im Westen des eigentlichen Schlosses entstanden dabei ein großer Lustgarten, eine Orangerie (um 1700) und das Achteckhaus (ca. 1710). In den 1760er Jahren wurde schließlich der Nordflügel von Grund auf renoviert. Außerdem wurde mit dem Westflügel ein vierter Flügel neu errichtet. Letztere Bauabschnitte folgten den Motiven des Rokoko. Für eine weitere klassizistische Umgestaltung im 19.Jahrhundert zeichnete sich dann der Architekt und Schinkel-Schüler Carl Scheppig verantwortlich.

Blick zum Renaissanceflügel, der auch den Kern der alten Burg beinhaltet

Gerne entrichtete ich 5 € für’s Schlossmuseum und war vormittags vorerst der einzige Besucher. Einsam durchstreifte ich zunächst eine Sonderausstellung von Werken des zeitgenössischen und lokalen Künstlers Gerd Mackensen. Anschließend erwartete mich mit dem Blauen Saal ein prunkvoller Höhepunkt, der wenig überraschend ein beliebter Ort für Eheschließungen ist. Laut Museumsmitarbeiterin finden hier von Frühling bis Frühherbst immer zwei bis drei Trauungen pro Samstag statt. Gut, dass im November eher weniger Ehen geschlossen werden und ich somit den Blauen Saal für mich allein hatte.

Blauer Saal

Anschließend erkundete ich die Ahnengalerie in der Beletage, die Schlosskapelle (zur Zeit allerdings für Restaurationsarbeiten innen eingerüstet), die Rokokosäle Römisches Zimmer und Steinzimmer und den klassizistischen Theatersaal des Schlosses. In den Räumen gab es neben Möbeln und Gemälden auch viele Fayencen (aus der fürstlich-schwarzburgischen Manufaktur Abtbessingen) zu bewundern. Ferner beherbergt das Schloss eine Sammlung von Tapisserien. Exemplarisch sei hier ein wunderschöner Wandteppich aus dem frühen 17.Jahrhundert genannt, der die Hinwendung des römischen Kaisers Konstantin zum Christentum vor der Schlacht an der Milvischen Brücke im Jahr 312 darstellt.

Kaiser Konstantin (übrigens im heutigen Niš in Serbien geboren) entdeckt das Christentum für sich bzw. seine Sache

Im Keller des Schlosses erwartete mich mit der Goldenen Kutsche ein weiterer Höhepunkt der hiesigen Sammlung. Die Grand carrosse wurde um 1710 gebaut und diente den Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen bis ins späte 19.Jahrhundert als Staatswagen. Der „Thron auf Rädern“ ist dekorativ geschnitzt, bemalt und vergoldet. Blauer Samt überspannt die Innenwänden und Polster des Wagens. Eine wahrhaft herrschaftliche Karosse und in dieser Form einzigartig in Deutschland.

Die Goldene Kutsche

Die naturkundliche Sammlung ignorierte ich weitgehend, doch die Dauerausstellung zur Stadtgeschichte und der Historie des Fürstenhauses Schwarzburg-Sondershausen interessierte mich dafür umso mehr. Sondershausen wurde 1125 erstmals urkundlich erwähnt und im 13.Jahrhundert herrschten die Grafen von Hohnstein über das heutige Stadtgebiet. Die Siedlung am Fuße der Burg (heutiges Schloss) wuchs damals auf mehrere hundert Häuser an und bekam um das Jahr 1300 herum (spätestens 1341) das Stadtrecht verliehen. Als die männliche Linie des Geschlechts Hohenstein 1356 erlosch, kam Sondershausen in den Besitz der Grafen von Schwarzburg.

Mittelalterliche Rüstung in der stadtgeschichtlichen Sammlung

Von großer Bedeutung für die weitere Entwicklung von Sondershausen war Graf Günther XL. im 16.Jahrhundert. Da dessen Lifestyle durchaus als extra large beschrieben werden kann, passt es ganz gut, dass er bereits der vierzigste Günther der Schwarzburger war. Außerdem hatte Graf Günther XL. noch die historischen Beinamen der Reiche und der mit dem fetten Maule. Klingt fast so als hätten wir es mit einer Rapgröße der Renaissance zu tun. Big Mouth ließ jedenfalls die alte Burg größtenteils abreißen und ab 1533 stattdessen das Renaissanceschloss errichten und feierte dort dank seiner Richness so manche fette Party.

Guenther XL, the Fresh Earl of Blackcastle

Auch führte er den Protestantismus in seinem Herrschaftsgebiet ein, was ihm Beef mit dem katholischen Kaiser Karl V. einbrachte. Mit seiner protestantischen Posse, dem Schmalkaldischen Bund, zog Günther sogar in den Krieg gegen den Kaiser des Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation (HRR). Dieser Schmalkaldische Krieg (1546 – 1547) kann durchaus als Prolog des Dreißigjährigen Kriegs gesehen werden. Außerdem war es einer der ersten großen Kriege nach Erfindung des modernen Buchdrucks, so dass die Battles 1546 und 1547 mit Flugblättern, Spottgedichten (die Punchlines der Frühen Neuzeit) und Karikaturen propagandistisch begleitet wurden.

Straßenzug in Sondershausens historischem Stadtkern

1552 starb Günther XL. und ich werde jetzt wieder ernsthafter (man verzeihe mir meine Hip-Hop-Analogien). Sein Territorium ging an seine vier Söhne und als zwei davon kinderlos starben, wurden die Besitzungen 1599 neu geordnet. Es gab fortan die beiden Hauptlinien Schwarzburg-Sondershausen und Schwarzburg-Rudolstadt, die bis 1918 als Grafschaften bzw. Fürstentümer bestehen sollten. Doch zunächst hatte Sondershausen ein schweres 17.Jahrhundert zu durchstehen, in welchem der Dreißigjährige Krieg (1618 – 1648), Pestepidemien und große Feuersbrünste die Stadt heimsuchten und die Bevölkerung stark dezimierten.

St. Trinitas (barocke Saalkirche aus dem 17. Jahrhundert)

Immerhin klang das Jahrhundert gut für die Sondershausener Linie des Hauses Schwarzburg aus. Graf Christian Wilhelm gelang es 1697, nach ausdauerndem Antichambrieren, in den Reichsfürstenstand erhoben zu werden. Er war ebenso der Urheber der bereits erwähnten barocken Umbauten und Erweiterungen des Schlosses Sondershausen und zelebrierte den zeitgenössischen Prunk in vollen Zügen. Außerdem schrieb er 1713 zusammen mit seinem Bruder Anton Günther die Primogenitur und die Indivisibilität von Schwarzburg-Sondershausen fest, was bewirkte, dass dem Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen fortan keine Teilungen mehr widerfuhren.

Das Haus „Zum Weißen Schwan“ aus dem 17.Jahrhundert

Übrigens zeigten Christian Wilhelm und die meisten anderen Fürsten von Schwarzburg-Sondershausen eine ausgeprägte Neigung für die schönen Künste. Der Sondershausener Hof entwickelte sich dabei zu einem Zentrum der Musik. Es wurden u. a. eine Musikakademie und eine Hofkapelle gegründet. Die fürstliche Kapelle lebt noch heute im überregional bekannten Loh-Orchester fort. Ein Orchester, welches schon im 19.Jahrhundert auf prominente Fans wie Johann Wolfgang Goethe, Franz Liszt, Richard Wagner und Johannes Brahms zählen konnte. Jener lokalen Musiktradition widmet das Schlossmuseum nebenbei auch die gebotene Aufmerksamkeit.

Das Frühere Prinzenpalais, heute Landratsamt (1721 bis 1725 erbaut)

Im 19.Jahrhundert erfuhr dann nicht nur das Schloss die eingangs erwähnte klassizistische Modernisierung. Auch der angrenzende Marktplatz von Sondershausen erfuhr eine Umgestaltung im Stile des Klassizismus. Dabei entstand u. a. die Alte Wache mit ihren sechs dorischen Säulen, die mit der Terrasse der Residenz ein tolles Ensemble bildet (siehe auch Titelbild). Während seinerzeit andernorts die Industrialisierung einsetzte, blieb das Fürstentum wirtschaftlich weiterhin von Landwirtschaft, Handwerk und Manufakturen geprägt. Selbst der Eisenbahnanschluss (1869) änderte daran wenig. Erst mit dem Kalibergwerk Glückauf (1893) begann das Industriezeitalter so richtig in Sondershausen.

Die Alte Wache und die Schlossterrasse

Mit dem Ersten Weltkrieg (1914 – 1918) endete die Monarchie in Deutschland und damit war auch das Fürstentum Schwarzburg-Sondershausen Geschichte. Das Gebiet wurde Teil des Landes Thüringen innerhalb der Weimarer Republik. Als die Nationalsozialisten 1933 die Macht in Deutschland ergriffen hatten, wurde natürlich auch in Sondershausen das öffentliche Leben gleichgeschaltet und alle von den Nazis zu „Feinden des Volkes“ erklärten Menschen (u. a. Juden und Kommunisten) wurden verfolgt und zuhauf ermordet. Im von Deutschland entfesselten Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) kamen unterdessen zahlreiche Zwangsarbeiter nach Sondershausen, die in den Bergwerksschächten unter unmenschlichen Bedingungen Munition für die deutsche Kriegswirtschaft produzieren mussten und ebenfalls massenhaft den Tod fanden.

Die letzte Generation Schwarzburg-Sondershausener in Amt und Würden

1945, kurz vor dem Einmarsch US-Truppen, wurde Sondershausen außerdem von den Alliierten bombardiert, wobei 181 amtliche Todesopfer zu beklagen waren und ca. 40 % der städtischen Bausubstanz zerstört wurden. Das bisherige Land Thüringen fiel nun gemäß alliierter Vereinbarungen unter sowjetische Kontrolle. Wie überall in der Sowjetischen Besatzungszone Deutschlands (SBZ) wurde der Umbau von einer nationalsozialistischen Diktatur zu einem sozialistischen Einheitsstaat vorangetrieben, der 1949 zur Gründung der Deutschen Demokratischen Republik (DDR) führte. Dabei änderte sich auch das Stadtbild Sondershausens. Die kriegszerstörte Stadt wurde nur in Teilen nach altem Vorbild wiederaufgebaut. Stattdessen entstanden einfache und zweckmäßige Mehrfamilienhäuser und später folgten neue Wohnsiedlungen in Plattenbauweise am Stadtrand. Denn dank Kalibergbau und gezielt geförderter Elektroindustrie (VEB Elektroinstallation Sondershausen) wuchs die Bevölkerungszahl von rund 10.000 Einwohner vor dem Krieg auf über 20.000 in den 1960er Jahren.

Ab durch die Altstadt

Nach der Deutschen Wiedervereinigung 1990 begann wie vielerorts in der ehemaligen DDR eine gewisse Deindustrialisierung. Die Kaliförderung hatte keine Zukunft mehr und aus dem VEB Elektroinstallation gingen mehrere Niederlassungen westdeutscher Firmen hervor. Beispielsweise von WAGO, die auch Hauptsponsor des BSV Eintracht Sondershausen sind. Dieser Strukturwandel sorgte für hohe Arbeitslosigkeit in den 1990er und 2000er Jahren (teilweise bis zu 25 % der zivilen Erwerbspersonen), doch heute steht man mit aktuell 7,1 % nicht mehr so schlecht da (z. B. besser als Bremen oder Kaiserslautern).

Jugendstil in Sondershausen

Nachdem ältere und jüngere Stadtgeschichte gewissenhaft aufgearbeitet waren, rief schließlich König Fußball. Eine gute Dreiviertelstunde vor Anpfiff ging es deshalb über den Marktplatz, sowie durch die Altstadt und ein schickes Jugendstilviertel zum Sportzentrum am Göldner. Da der Andrang am Kassenhäuschen überschaubar war, wurde 10 Minuten vor Spielbeginn das Stadiontor passiert und drinnen einer Bergmannskapelle gelauscht. Als die beiden Teams den Gang von den Kabinen zum Spielfeld antraten, intonierten die Musiker schließlich das berühmte Steigerlied. Denn in dieser Stadt mit über 100jähriger Montantradition, war natürlich auch der größte hiesige Fußballclub lange mit dem Bergbau verbunden. Die 1957 gebildete BSG Eintracht bekam in der DDR das Kaliwerk Sondershausen als Trägerbetrieb und hieß viele Jahre BSG Glückauf.

Sie spielen ein letztes Glückauf

Jene BSG Glückauf Sondershausen konnte sich in den 1970er Jahren in der damals drittklassigen Bezirksliga etablieren und 1980 schaffte man den Aufstieg in die DDR-Liga (2.Liga). Dort hielt man sich stolze sieben Spielzeiten und klopfte am Ende der Saison 1983/84 sogar ans Tor der erstklassigen DDR-Oberliga. Doch drei Spieltage vor Saisonende wurde man durch eine Niederlage bei der BSG Kali Werra Tiefenort von den Aufstiegsplätzen verdrängt und man musste letztlich den thüringischen Nachbarn aus Suhl (BSG Motor) und Nordhausen (ebenfalls ’ne BSG Motor) den Vortritt lassen. Gegen den Erzrivalen aus dem 18,96 km entfernten Nordhausen wurde im Frühjahr 1984 übrigens der bis dato gültige Zuschauerrekord von 6.300 Besuchern aufgestellt.

Erinnerungsstücke an glorreichere Zeiten

Heute wurden dagegen nur 375 zahlende Zuschauer kommuniziert. Gut, mit Kindern und Ehrengästen waren vielleicht doch über 500 Besucher anwesend. Trotzdem hatte ich insgeheim auf 1.000 Zuschauer spekuliert. Mangels Kenntnis über die hiesigen Verhältnisse, war das jedoch lediglich unfundiert und optimistisch ins Blaue getippt. Zu optimistisch für einen Sechstligisten in einer Kleinstadt. Obendrein regnete es den ganzen Tag und Eintracht Sondershausens sportliche Höhepunkte der Nachwendezeit lagen auch schon wieder ein paar Jahre zurück (von 2000 bis 2005 kickte man in der viertklassigen Oberliga Nordost zeitweilig auf Augenhöhe mit u. a. Dynamo Dresden, dem 1.FC Magdeburg, dem FSV Zwickau und dem Halleschen FC).

Abschiedschoreographie

Umso mehr Respekt verdienen die circa 50 Leute des Block D, die auch in der 6.Liga hin und wieder für Tifo sorgen, ihr Revier gegenüber dem Erzrivalen Wacker Nordhausen graffititechnisch markieren und auch viel zum Vereinsleben beitragen zu scheinen. Für den heutigen Anlass hatten sie in vielen Arbeitsstunden ebenfalls Einiges vorbereitet. Als erstes fiel auf, dass das Stadion für den heutigen Festtag komplett mit Fahnen in den (leider unschönen) Vereinsfarben geschmückt wurde. Ferner wurde am Zaun der ansonsten ausbaulosen Gegengerade mit bepinselten Laken an die sportlichen Sternstunden im Stadion am Göldner seit 1981 erinnert.

Das Objekt ohne Zukunft im Seitenprofil

Vorläufig größter Blickfang war jedoch die Choreografie auf der Haupttribüne beim Einlaufen der Teams. Der ganze Zuschauerbereich wurde von einer Blockfahne überspannt, auf welcher der Schriftzug „Sportzentrum Am Göldner“ golden glänzte. Am Tribünendach wehte außerdem ein Banner mit der Aufschrift „Hoch thronend über der Stadt, über Jahrzehnte unser Zuhause – Festung, Mythos & Legende“. Der Wind machte den Fans etwas Unbill bei der Durchführung, doch trotzdem war es ein gelungenes Bild.

Der Ball rollt ein letztes Mal am alten Göldner

Nachdem ich meine bescheidenen Bilder vom Intro im Kasten hatte, machte ich mich auf zur Haupttribüne und wollte dort eine Thüringer Rostbratwurst erstehen. Als der Grillduft mir schon das Wasser im Munde zusammenlaufen ließ, erspähte ich auf den Stehtraversen hinter dem Tor plötzlich ein bekanntes Gesicht. Das war doch schon wieder Schüßler, den ich erst in Rijeka überraschenderweise getroffen hatte. Also gab ich meine Platzierung in der Warteschlange wieder auf und sagte ihm und seinem Kumpel Torben erstmal „Moin“.

Und jetzt wird hier gefeiert…

Mit Bieren (Apoldaer Domi vom Fass, 0,3 l für je 2 €), Pfefferminzlikör (1 €) und später doch noch einer formidablen Bratwurst (2,50 €), ließ sich der relativ bescheidene Fußball der sechstklassigen Thüringenliga ganz gut ertragen. Außerdem waren die Ultras von sporadischer akustischer Unterstützung im ersten Durchgang auf relativ konstante Anfeuerung in den zweiten 45 Minuten gewechselt. Zur allgemein besseren Stimmung trug im zweiten Durchgang auch der Spielverlauf bei. Denn in der 50.Minute konnte der slowakische Toptorjäger Miloš Gibala – mit Erstligaerfahrung in der Tschechischen Republik und in der Slowakei – die Eintracht in Front bringen (sein bisher neuntes Saisontor).

Feinste Wurstware

Als die Heiligenstädter den Rückstand in der 84.Minute egalisieren konnten, war es abermals Gibala, der nur eine Minute später für die erneute Führung sorgte. Dabei blieb es und die Spieler feierten nach Abpfiff ausgelassen mit ihren Fans. Der BSV Eintracht hatte mit seinem Sieg nicht nur einen Schönheitsfehler bei den Abschiedsfeierlichkeiten vom alten Stadion vermieden, sondern auch drei wichtige Punkte im Kampf um den Klassenerhalt eingefahren. Man klettert nun vorerst von Platz 12 auf Platz 10, der am Ende den Ligaverbleib sichern würde (Platz 15 und 16 müssen am Saisonende definitiv runter, das Schicksal von Platz 11 bis 14 richtet sich dann nach der Anzahl der Absteiger aus der Oberliga in die Thüringenliga, bzw. wird in Relegationsspielen entschieden).

Fans und Spieler feiern

Als schließlich das Schiedsrichtergespann in den Katakomben verschwunden war, kam es noch zu einer großen Pyroshow mit Bengalischen Feuern und Fontänen. Gefiel den Spielern, gefiel den Zaungästen und sorgte für strahlende Augen bei den kleinsten Zuschauern. Um 18 Uhr sollte es dann noch ein vom Verein bestelltes professionelles Höhenfeuerwerk zu bewundern geben, doch das war uns zu spät. Stattdessen wagten wir noch einen Blick ins Clubheim, wo eine kleine Ausstellung die Club- und Stadiongeschichte aufbereitet hatte, ehe wir das Areal verließen.

Ein kleines Inferno am Ende

Ich nahm nun das Angebot von Schüßler und Torben an, die mich gerne bis Göttingen im Auto mitnehmen wollten. Ich hatte zwar aufgrund meiner ICE-Zugbindung keinen Zeitvorteil dadurch, aber rund 96 Minuten vor Zugabfahrt in der südniedersächsischen Studentenstadt aufzuschlagen würde mir dort noch ein Abendessen ermöglichen. Schüßler empfahl mir Zum Szültenbürger, wo leckere und preiswerte gutbürgerliche Küche serviert werden soll. Leider war für mich kein Platz mehr in dem urigen Altstadtgasthaus frei. Doch mit dem indischen Lokal Rani Dhaba fand ich eine gute Alternative, auch wenn der kulinarische Sprung von einem erhofften Schnitzel auf Chicken Vindaloo doch ein großer und vor allem scharfer war.

Chicken Vindaloo und würziger Lassi in Göttingen

Gegen 21 Uhr war ich schließlich wieder daheim und konnte auf einen gelungenen Tagesausflug zurückblicken. Für das kommende Wochenende ist nun bereits der nächste bundesdeutsche Kurztrip geplant. Diesmal in den Südwesten der Republik und wieder mit großzügiger Unterstützung der DB, die mehr und mehr zum Mobility Partner von Schneppe Tours wird.

Song of the Tour: Zu Ehren der Sondershäuser Bergbautradition.