Gubin (Guben) 06/2019

  • 08.06.2019
  • MKP Carina Gubin – MKS Polonia Słubice 0:1
  • IV Liga Grupa Lubuska (V)
  • Stadion Miejskiego Ośrodka Sportu w Gubinie (Att: 56)

Über Pfingsten waren natürlich wieder einmal enorme Reisefieberschübe zu erwarten. Da half nur eine prophylaktische Marktbeobachtung und schließlich wurde ein Land namens Moldawien zur geeigneten Medizin. Die Moldauische Republik hatte ich schon lange auf meiner Liste stehen und außerdem sollten dort am 8.Juni die Nationalmannschaften von Moldawien und Andorra „Spitzenfußball“ bieten. Max, Ole, Fat Lo und Reh waren schnell mit von der Partie und gemeinsam prüften wir Reiseoptionen über die rumänischen Flughäfen Iasi oder Bukarest nach Moldawien. Am Ende votierten wir jedoch für eine Direktverbindung nach Chisinau mit der Lufthansa. Wobei Frankfurt-Chisinau natürlich kranichtypisch deutlich teurer als Berlin-Frankfurt-Chisinau war. So zwang uns die Preispolitik dieses Konzerns erst nach Berlin zu fahren, um von dort via Umstieg in Frankfurt nach Chisinau zu fliegen. Das sparte rund 100 € pro Person, so dass die Hin- und Rückflüge nur 185 € je Reiseteilnehmer kosteten.

Greta gefällt das nicht

Abflug in Tegel war bereits um 7:45 Uhr und so ging es mit Fat Los Fahrzeug schon um 3 Uhr morgens in Hildesheim los. Erfreulicherweise hatte Ole am Vorabend ein paar Ćevapčići auf den Grill gelegt. Ihr Knoblauchanteil war so hoch, dass sie beinahe als vegan durchgingen. So kamen wir zwei Stunden vor Abflug mit einer ordentlichen Knoblauchfahne am Flughafen an und trauten unseren Augen kaum. Unser Zubringerflug nach Frankfurt war gestrichen, ebenso wie der Lufthansaflug eine Stunde zuvor. Beim Check-in wurde uns mitgeteilt, dass wir auf einen Flug am Abend umgebucht sind (20:45 Uhr) und dann nach einer Nacht in Frankfurt am morgigen Vormittag nach Chisinau weiterfliegen können. Das klang  natürlich völlig inakzeptabel, aber mehr könne man hier nicht tun, gab man uns zu verstehen. Wir müssten zum Schalter Lufthansa und dort vorsprechen.

Schon wieder in Berlin

Dieser Schalter entpuppte sich als One Woman Show und die Schlange davor war gigantisch. Wer nur nach Frankfurt musste, gab sich mit einem Voucher für eine Freifahrt mit der DB zufrieden. Wer jedoch in Frankfurt einen Anschlussflug hatte, für den begann nun ein Glücksspiel. Vor uns gab es Eheleute, die heute in Funchal ein Kreuzfahrtschiff besteigen wollten. Für die konnte die Dame eine Alternative über Wien mit Austrian Airlines organisieren. Eine junge Dame, die zu einer Hochzeit in Kairo am Abend wollte, bekam immerhin noch eine Verbindung, die sie im Laufe des Abends bei den Feierlichkeiten auftauchen lassen würde.

Oh kurwa!

Nach geschlagenen zwei Stunden Wartezeit, waren wir endlich an der Reihe und das Glück offenbar aufgebraucht. Unsere Gruppengröße wurde uns leider zum Verhängnis. Sie hatte für uns zwar noch eine Verbindung mit LOT via Warschau im Angebot, mit der wir um 17:20 Uhr in Chisinau gelandet wären (Anstoß war 19 Uhr). Allerdings nur für vier Personen. Alternativen über Kiev oder Istanbul hätten uns erst am späten Abend, nach Spielschluss, in Moldawien ankommen lassen und kamen deshalb nicht in Frage.

Rise up this mornin,
Smiled with the risin sun,
Three little birds
Pitch by my door mirror
Singin sweet songs
Of melodies pure and true,
Sayin, this is my message to you-ou-ou…

Tja, nun war guter Rat teuer. Immerhin waren wir mobil und schielten nun ins Nachbarland Polen. Da würde heute an vielen Stellen noch der Ball rollen und irgend etwas Grenznahes wäre als Alternativziel vertretbar. Der erste Blick ging nach Świnoujście (Swinemünde), um uns dort an den Strand zu lungern. Nur gab es dort keine freien Unterkünfte mehr. Zielona Góra (Grünberg) und Gorzów Wielkopolski (Landsberg an der Warthe) hatten heute ebenfalls Fußballspiele zu bieten, aber auch keine brauchbare Unterkunft mehr für uns parat. Am Ende bekam die Grenzstadt Gubin (Guben) in der Woiwodschaft Lebus den Zuschlag. Für 12 € pro Bett konnten wir dort in einer Pension übernachten und es gab um 17 Uhr ein 5.Liga-Spiel. Sportlich natürlich keine Steigerung gegenüber Moldawien – Andorra, aber immerhin sah das Stadion auf virtuellen Bildern ganz nett aus.

Die deutsche Seite von Guben

Durch die lange Wartezeit am Flughafen waren wir erst nach 9 Uhr wieder am Auto und kauften beim nächstbesten Supermarkt die ersten 20 Biere für das heute völlig legitime Frustsaufen. Als sich dort Three Little Birds auf unserem Außenspiegel breit machten, sendete Bob Marley quasi seine Vibes zu uns und die gute Laune kehrte zurück. Also schleunigst selber breit machen und immer der Sonne entgegen! Die seit 1945 geteilte Stadt Guben / Gubin erreichten wir nun gegen 12 Uhr mittags. Dort leben westlich (deutscher Teil) und östlich (polnischer Teil) der Lausitzer Neiße je rund 17.000 Einwohner. Der eigentliche Kern der 1033 erstmals urkundlich erwähnten Stadt befindet sich auf der Ostseite. Allerdings haben der Zweite Weltkrieg und die polnische Nachkriegspolitik nicht so viel vom historischen Stadtkern übrig gelassen.

Die Gubiner Rathausgiebel

Die offenkundigen Sehenswürdigkeiten von Laatzens polnischer Partnerstadt Gubin waren dementsprechend schnell abgehakt. Höhepunkt ist das historische Rathaus (siehe auch Titelbild), welches ursprünglich im 14.Jahrhundert errichtet wurde. Im 17.Jahrhundert wurde es im Renaissance-Stil umgebaut und nach der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg bekam es zwischen 1976 und 1986 wieder das Antlitz aus jener Epoche, mit den markanten vier Renaissance-Giebeln und dem schlanken Rathausturm, rekonstruiert.

Der schlanke Rathausturm

Gleich nebenan steht die immer noch im kriegszerstörten Zustand befindliche Stadt- und Hauptkirche aus dem 14.Jahrhundert. Diese spätgotische Hallenkirche war bis zu ihrer Zerstörung die größte Kirche der Lausitz und es gibt seit 2005 immerhin deutsch-polnische Bemühungen sie wieder zu rekonstruieren. Erste Anzeichen von Restaurationsarbeiten sind an der Ruine bereits zu erkennen.

Der Gubiner Kirchturm

Außerdem gibt es den Werderturm aus dem 16.Jahrhundert, der von der historischen Stadtbefestigung übrig geblieben ist. Drumherum sind ein paar denkmalgeschützte Gebäude erhalten, sowie ein paar historisierende Nachkriegswohn- und geschäftsgebäude. Das geschäftige Herz der Stadt tobt jedoch weder hier, noch auf dem ziemlich verwaisten Polenmarkt. Denn seit neuestem hat Gubin eine Shopping Mall, die die Konsumfreude der Menschen beiderseits der Neiße wecken soll.

Der Werderturm

In jener Galeria Hosso warten rund 40 Ladenlokale auf die Besucher. Uns interessierten aber weder Mode, noch Technik, noch Spielwaren, sondern nur der integrierte Supermarkt. Dort kaufte jeder ein paar Flaschen Schnaps für die heimische Wohnzimmerbar (Bestseller: Soplica Orzech Laskowy) und nachdem die im Auto verstaut waren, gingen wir verspätet Mittagessen.

Los, retten wir die Alkohole!

Dazu hatten wir uns das Retro ausgeguckt, welches wie alles bisher Gesehene nur ein paar Meter von unserem Hotel entfernt war (wie gesagt, Gubin ist überschaubar groß). Auf der Terrasse des Restaurants gab es nun Zurek oder Pilzrahmsuppe und viele Pierogi, so dass jeder satt werden konnte. Außerdem ließen wir uns natürlich noch ein Bier von Faß schmecken. Kostete zusammen pro Person keine 8 €.

Zurek

Nach dem Essen rief so langsam König Fußball und wir organisierten uns eine halbe Stunde vor Anpfiff einen polnischen Taxler. Das städtische Stadion ist nämlich über 3 km vom Stadtkern entfernt und Bock zu laufen hatte mit vollem Magen keiner von uns. Dafür, dass der Fahrer uns alle fünf in seinem Fünfsitzer kutschierte, durfte er auch 10 € verlangen und außerdem hatte er allein für seine unterhaltsame Gesprächigkeit ein Trinkgeld verdient.

Pierogi

Apropos Trinkgeld, am Stadion wurde zwar kein Eintrittsgeld erhoben, doch dafür gab es auch weder Essen noch Getränke im Stadion zu erwerben. Die paar dutzend Zuschauer hatten sich alle was zum Konsumieren mitgebracht. Da sich auf Nachfrage die nächste Einkaufsmöglichkeit rund 20 Fußminuten entfernt befand, griffen wir zur Visitenkarte des Taxlers. „Kein Spiel heute, soll ich euch wieder abholen?“ „Nein! Hol uns bitte 20 Halbe Tyskie, wenn es geht eiskalt, und bring uns die zum Stadion. Wir zahlen dir 30 €!“

Ein Geschäft, dass der Transportdienstleister nicht abschlagen konnte und wenig später hatten wir in der Tat ausreichend eiskaltes Bier für die nächsten 90 Minuten. Außerdem luden die Wälle rund um’s Spielfeld zum Sonnenbaden ein. So ließ sich der folgende Grottenkick ertragen. An dieser Stelle muss ich übrigens mal eine Lanze für CZ brechen. Jüngst schrieb ich ja noch, dass ich Polen der Tschechischen Republik im Zweifel immer vorziehen würde. Allerdings spricht für CZ, dass es dort auch in der untersten Haferliga immer Wurst und Bier zu geben scheint, während ich in Polen schon mehrmals in der 5.Liga (immerhin höchste Liga innerhalb einer Woiwodschaft) beinahe verhungert oder verdurstet wäre.

Piwo

Aber gut, der heutige Kick war eben eine reine Wundertüte. Von Polonia Słubice wusste ich immerhin, dass es da eine mehr oder weniger aktive Szene gibt (heute war jedoch niemand mitgereist). Carina Gubin war dagegen die große Unbekannte (noch nie etwas von denen gehört). Wenn man keine wandelnde polnische Fanszene-Enzyklopädie ist, können einen solche Clubs mitunter noch überraschen. Dann hat die Jugend der Gemeinde jüngst ihre Liebe zu dem Club entdeckt, außerdem eine gepflegte Hassbeziehung zum Gegner aus dem nahen Słubice entwickelt und plötzlich qualmt es bei so einem Spiel im Fanblock.

Wozu an die Ostsee, wenn es auch in Gubin Sanddünen gibt?

Dieses Traumszenario blieb aber (erwartbar) Wunschdenken und das Spiel riss fußballerisch auch nichts raus. Uninspirierter Sommerfußball zweier Teams, die am vorletzten Spieltag tabellarisch jenseits von Gut und Böse standen (Carina ist Vierter und Polonia Fünfter, aufsteigen darf aber nur der Meister). Das einzige Tor des Tages fiel dann passenderweise durch einen Strafstoß in der 40.Minute. Eligiusz Krzeptowski verwandelte sicher für den Gast aus der einstigen Dammvorstadt von Frankfurt (Oder).

Das Elfmetertor

Die Słubicer haben vor nicht all zu langer Zeit übrigens noch zwei Klassen höher gespielt und in der 3.Liga (2009 bis 2011) hatten sie wahrscheinlich eine veritable Fanunterstützung. Während der Saison 2009/10 feierten sie nebenbei auch  ihren bisher größten Erfolg im Polnischen Pokal. Sie erreichten damals die Runde der letzten 32, mussten sich dort allerdings Piast Gliwice geschlagen geben. 2011 ließen sie sich dann aus finanziellen Gründen von der 3.Liga in die 5.Liga zurückstufen. Dananach spielte man, nach einem sportlichen Abstieg im Jahre 2014, bis letzten Sommer sogar nur noch sechstklassig. Schön für sie, dass es in dieser Spielzeit gleich auf Anhieb mühelos mit dem Klassenerhalt klappte.

Lungerer

Carina Gubin – 1950 gegründet und namentlich nicht einem Toyatomodell, sondern der einstigen Lederwarenfabrik in Gubin verbunden – trat bis dato noch nicht überregional in Erscheinung. Die aktuelle Zugehörigkeit zur 5.Liga ist bisher das Höchste der Gefühle. Wie auch der heutige Gegner, ist man erst letzten Sommer wieder in die 5.Liga aufgestiegen (es gab allerdings schon ein paar Gastspiele auf diesem Niveau in der Vergangenheit). Ansonsten ist noch der einmalige Gewinn des „Bezirkspokals“ der Woiwodschaft Lebus (anno 1987) briefkopfwürdig (den Polonia Słubice übrigens 1995 gewinnen konnte).

Böllerbrand

Hätten wir nicht ausreichend Bier gehabt, wären wahrscheinlich Diskussionen aufgekommen dem räudigen Kick nicht bis ultimo beizuwohnen. Doch so hielten wir durch und durften nach Abpfiff noch den fankulturellen Höhepunkt des Tages erleben. Irgendjemand aus der gelangweilten Kleinstadtjugend zündete zwei Böller und warf sie auf den sandigen Graswall. Die trockenen Sträucher entzündeten sich und die lokale Feuerwehr war tatsächlich schneller als unser Taxifahrer vor Ort, so dass wir dem spannenden Löschvorgang noch folgen konnten.

Wildgulasch mit Buchweizen

In der Innenstadt steuertern wir nun das Restaurant Tercet im Rathaus an. Für mich gab es Wildgulasch mit Buchweizen und Salatbeilage und der Rest ernährte sich nicht minder deftig (wieder rund 8 € pro Person). Dazu wurden natürlich noch weitere Biere serviert, ehe der Laden schon gegen 21 Uhr seine Pforten schloss. Wie gut, dass der Taximann uns noch einen Diskotipp gegeben hatte. Also lokalisierten wir jetzt den VIP Club mit unseren Smartphones und machten einen schönen Verdauungsspaziergang dorthin.

Stadt- und Hauptkirche

Weil ich mir dachte, dass da um 21 Uhr (laut Internetangabe der Eröffnungszeitpunkt) eh noch nichts los ist, lotste ich uns auf einen kleinen Umweg am Fluß Lubsza entlang. An diesem Nebenfluss der Lausitzer Neiße war eine nette Parkanlange zu finden, sowie ein schönes altes Villenviertel. Am VIP Club gab es dann erfreulicherweise noch eine geöffnete Pizzeria nebst Getränkeausschank. Mussten wir uns noch nicht in einer mutmaßlich gähnend leeren Disko aufhalten. Die Disko sah am Ende sogar keiner mehr von innen, da Fat Lo und ich nach ein paar Runden Gin Tonic gegen 23 Uhr die Segel strichen und das restliche Trio gegen Mitternacht nicht mehr in den Club gelassen wurde. Mutmaßlich hatten die Türsteher keinen Bock auf Ausländer.

Tool Time Polska

Am nächsten Morgen wunderten sich Fat Lo und ich aber erstmal über einen Haufen Werkzeug vor dem Zimmer unserer drei Freunde. Da aus ihrem Zimmer auch kein Lebenszeichen kam, konnten wir ihr nächtliches Schicksal schon sehr gut rekonstruieren. Als wir wenige Minuten später bei McDonald’s am Frühstückstisch saßen, kam schließlich eine virtuelle Regung des Trios. Sie hatten, wie bereits von uns gemutmaßt, ihren Schlüssel verloren und spontan ein Ersatzzimmer bezogen.

Breakfast Wrap

Als wir wenig später wieder vereint waren, hatten sie auch ihren Schlüssel wiedergefunden (nüchtern geht manches eben einfacher) und stärkten sich ebenfalls mit Breakfast Wraps. Die sind in Polen wirklich lecker, mit u. a. Schweinehacksteak, Rösti und gebratenen Pilzen. Fat Lo und ich gönnten uns derweil als Dessert noch das aktuelle Wochenendspezial. Es gab Softeis für einen Złoty (0,24 €). Das war wirklich fast geschenkt.

Vanilla Ice

Nach dem Frühstück und dem nachträglichen Bezahlen vom ungeplanten Zimmer Nr. 3, ging es erstmal nach Słubice auf den Polenmarkt. Ein Umweg, der überhaupt nicht lohnte. Da gab es wirklich fast nur Schrott und weil wir mit Zigaretten und Schnaps schon seit gestern versorgt waren, hätte es dieses Abstechers eigentlich nicht bedurft. Immerhin gibt es auf diesem Polenmarkt anscheinend nicht mehr die ganze Nazischeisse, die bei meinem Erstbesuch um die Jahrtausendwende noch zuhauf feilgeboten wurde. Höchstens gefälschte Klamotten von Thor Steinar oder Yakuza gingen noch als zielgruppengerechte Ware für Faschos von der anderen Oderseite durch.

Der Topeinkauf auf dem Polenmarkt
  • 09.06.2019
  • Ludwigsfelder FC – FC Carl Zeiss Jena II 0:0
  • Oberliga Nordost-Süd (V)
  • Waldstadion Ludwigsfelde (Att: 253)

Wenigstens fanden wir mit Watermelon Cider noch das passende Erfrischungsgetränk für die Weiterfahrt und konnten außerdem das schicke Stadion von Polonia Słubice begutachten. Dahin müssen wir mal eine WET-Tour veranstalten. Ach, halt… den WET-Verkauf hat die DB ja ausgerechnet dieses Wochenende eingestellt. Dann eben wieder mit dem PKW, den wir nun aber erstmal gen Heimat rollen ließen.

Weiter geht’s in Ludwigsfelde

Allerdings stoppten wir südlich von Berlin um 14 Uhr noch in Ludwigsfelde. Sowohl zeitlich, als auch örtlich, passte das Oberligaspiel vom Ludwigsfelder FC gegen den FC Carl Zeiss Jena II heute perfekt. Da zu allem Überfluss eine Terrasse neben der Haupttribüne zum Sonnenbaden und Bierkonsum einlud, bereute keiner den Zwischenstopp.

Zu Gast im Waldstadion

War deshalb nicht so wild, dass dieses Spiel ebenfalls ziemliche Grütze war. Fantechnisch war eh nicht viel zu erwarten (da hätten wir mal lieber zu Wismut Gera gegen Chemie Leipzig fahren sollen, aber das wurde zeitlich zu eng), doch sportlich wurden wir ebenso enttäuscht. Bei 28° C spielten sowohl die Brandenburger, als auch die Thüringer nur locker ein paar Bälle hin und her und es kam höchstens mal zu Fernschüssen auf die beiden Tore.

Ne ehrliche Bratwurst

Dafür schmeckte neben dem Bier auch die Bratwurst und minimalistisch bekleidet bekam der Körper viel Bräune in der Sonne. Erst zum Ende hin, als die Hausherren durch eine Tätlichkeit von Jenas Mohammad Jaddoua rund zehn Minuten in Überzahl spielen durften, gingen die Blick nochmal vermehrt auf’s Spielfeld. Es schien so, als wollten die Ludwigsfelder doch noch einen Heimsieg erzwingen.

Journalistenperspektive

Um 15:46 Uhr kann es schließlich zum fußballerischen Höhepunkt der Partie. Christoph Lemke, der torgefährliche Mittelfeldspieler des LFC (bisher neun Saisontore), sah wie der Gästetorwart weit draußen stand und zog von der Mittellinie ab. Nun begann ein Wettlauf Mensch gegen Ball, bei dem der Schlussmann den platzierten Schuss doch noch mit den Fingerspitzen über die Torlatte lenken konnte.

Der harte Kern auf der Haupttribüne

Danach war Feierabend und trotz 0:0 hatten die Ludwigsfelder allen Grund zu feiern. Der Aufsteiger (ich wohnte übrigens letzten Sommer ihrem Aufstieg in die Oberliga bei) hatte die Saison auf einem gutem 9.Platz abgeschlossen. Das wurde nun von den Spielern und dem harten Kern der Fans, der sich übrigens Harter Kern nennt, mit einer ausgedehnten UFFTA gefeiert. Jenas Nachwuchs beendet die Saison nebenbei auf Platz 6 und dürfte ebenso ganz zufrieden die Heimreise angetreten haben.

Feierkreis der LFC-Spieler

Unterdessen brach auch lauter Jubel bei vier von fünf westdeutschen Touristen aus. Verkündete der Stadionsprecher doch tatsächlich, dass es nun Freibier für alle gäbe. So blieben wir noch etwas länger auf der äußerst gepflegten Stadionanlage (2010 zuletzt grundsaniert) und kamen beim folgenden Biergenuss mit einigen Einheimischen ins Gespräch. Die alten Säcke erzählen uns hauptsächlich von den aus Clubsicht goldenen 1980er Jahren. 1986 gelang der BSG Motor Ludwigsfelde (der LFC-Vorgänger im Realsozialismus) der Aufstieg in die zweitklassige DDR-Liga und dort konnte man sich bis 1990 behaupten. Darüberhinaus schaffte man es 1988/89 bis ins Pokalviertelfinale, wo jedoch gegen den späteren Finalisten FC Karl-Marx-Stadt (heute Chemnitzer FC) Endstation war.

Fans und Spieler feiern

Aus Rücksicht auf unseren Fahrer Fat Lo ließen wir den kostenlosen Umtrunk jedoch nicht ausufern und brachen gegen 17 Uhr in die Heimat auf. Am Ende hatten wir das mutmaßlich Beste aus dem Wochenende rausgeholt und Moldawien läuft einem hoffentlich – trotz aktuell großer Staatskrise – nicht weg. Jetzt ist erstmal Sommerpause und Schneppe Tours wird sich voraussichtlich Ende Juli von der internationalen Fußballbühne zurückmelden.

Song of the Tour: Bob Marleys Aufbausong für niedergeschlagene Menschen.