Schweinfurt & Unterhaching 10/2023

  • 03.10.2023
  • 1.FC Schweinfurt 05 – FC Würzburger Kickers 0:2
  • Regionalliga Bayern (IV)
  • Sachs-Stadion (Att: 4.853)

Da ich rund 90 % meines Jahresurlaubs bereits im Dezember des Vorjahres einreichen muss, fehlt es beim obligatorischen Herbsturlaub natürlich größtenteils an konkreten Fußballansetzungen. Aber wenigstens existiert ein Rahmenkalender der Union of European Football Associations (UEFA), so dass klar ist, in welchen Wochen der Ball im Europapokal rollen wird. Eine davon war die erste Oktoberwoche, die somit guten Gewissens in die Jahresurlaubsplanung einfließen konnte. Als gut neun Monate nach dem Urlaubsantrag endlich feststand, welche Spiele möglich sind, konnte es an die konkrete Planung gehen. Wettbewerbsübergreifend reizte mich am Donnerstag die Partie Olimpija Ljubljana vs. Slovan Bratislava am meisten. Weil Dienstag und Mittwoch aber keine Partie der UEFA Champions League wirklich lockte, entschied ich mich auf dem Weg nach Slowenien Zwischenstopps in Schweinfurt und Unterhaching einzubauen.

Crystal Mett im hannoverschen Harp

Nachdem mit einem Sieg beim Table Quiz im hannoverschen Bier- und Burgerlokal Harp in den Tag der Deutschen Einheit regelrecht reingefeiert wurde, ging es am 3.Oktober um 8:07 Uhr mit Jojo per InterCity nach Würzburg (20,90 €). Von dort transportierte uns ein Regionalzug weiter nach Schweinfurt, wo wir 96 Minuten vor Anpfiff des heutigen Unterfrankenderbys unser Gepäck am Hauptbahnhof deponierten. Jener Hauptbahnhof ist a) ein gutes Stück von der Altstadt entfernt und b) soll die Schweinfurter Altstadt nicht gerade zu den schönsten in Franken zählen. Also nahmen wir lieber die Verfolgung des Würzburger Corteo auf und erfreuten uns daran, dass die Stadtreinigung mit uns zusammen die Nachhut bildete. Die sammelten jeglichen Unrat des Mobs unverzüglich auf, damit Bayerns Straßen auch an so einem Tag gewohnt sicher und sauber sind. Der Söder Markus schaute dabei von seinen Wahlplakaten gütig auf die Straßenfeger hinab.

Die Haupttribüne des 1926 eröffneten Sachs-Stadions

Ein Straßenfeger war natürlich auch die heutige Ansetzung der Rivalen Schweinfurt 05 und Würzburger Kickers. Insgesamt 4.853 zahlende Zuschauer wurden im Laufe der bereits um 14 Uhr angepfiffenen Partie vermeldet. Für mich war das nach dem 02.11.2001 mein zweiter Besuch im Willy-Sachs-Stadion und die Spielstätte von Schweinfurt 05 sieht fast noch genauso wie an jenem Novemberabend vor 22 Jahren aus, an dem Jiří Kaufman, Jan Šimák (2x) und Christian Mikolajczak für einen ungefährdeten Auswärtssieg des Hannoverschen SV von 1896 sorgten. Lediglich die Sitzschalen auf der Haupttribüne schienen jüngeren Datums zu sein. Und ach ja; es heißt gar nicht mehr Willy-Sachs-Stadion, sondern nur noch Sachs-Stadion. Denn Willy Sachs, dessen Vater Ernst 1895 zusammen mit Karl Fichtel die Schweinfurter Präcisions-Kugellager-Werke Fichtel & Sachs gründete und mit technischen Innovationen zu großem Erfolg führte, stiftete der Stadt 1936 zwar generös das Stadion, war aber zugleich überzeugter Nationalsozialist und Mitglied der SS. Im Juni 2021 stimmte der Schweinfurter Stadtrat daher nach einer rund 20 Jahre schwelenden Debatte für die Änderung des Stadionnamens in Sachs-Stadion.

Choreo im Sektor von Green Boyz & Co

Jenes Sachs-Stadion ist durch seine relativ flach angelegten Stehränge übrigens nicht gut für Blockfahnen geeignet. Jedenfalls, wenn man bezwecken möchte, dass die Mannschaft und der Rest des Stadions das Motiv der Blockfahne vernünftig erkennen kann. Hielt die auf der Gegengerade beheimatete aktive Fanszene des 1905 gegründeten Traditionsvereins – übrigens Rang 88 in der Ewigen Tabelle der 2.Bundesliga und somit 18 Plätze vor den Würzburger Kickers in jener Wertung – natürlich trotzdem nicht davon ab eine Blockfahne ins Zentrum ihrer Choreographie zu stellen. Ich meine „Alles für Stadt & Verein“ stand auf jener Fahne, auf die zugleich mutmaßlich die Schweinfurter Stadtsilhouette gepinselt war. Hätte einer der zahlreichen anwesenden Hopper doch nur eine Drohne dabei gehabt, dann hätte man auf dessen Fotos sicher auch die Details erkennen können.

Die Würzburger vernebelten sich

Die ca. 1.312 Gästefans aus der Bezirkshauptstadt Unterfrankens machten sich das Ganze etwas einfacher. Am Zaun prangte ein Banner mit der Aufschrift „Fiebern – Feiern – Fighten – Geben alles bei jedem Spiel“ und dahinter stiegen rote Rauchsäulen empor, die sich spornstreichs zu einer riesigen Wolke über dem Sektor von Maschikuli Ultras & Co vereinigten. Nebenbei wurden die Anhänger der 1907 von Würzburger Gymnasiasten gegründeten Kickers von rund 40 Augsburgern unterstützt, die zeitgleich mit Jojo und mir in Würzburg ankamen und im Anschluss inniger Begrüßungsrituale gemeinsam mit dem FWK-Mob nach Schweinfurt weiterreisten.

Jojo und ich standen unter Lindenbäumen in der Marathonkurve (12 €)

Die besten Freunde der Schweinfurter blieben heute dagegen größtenteils in Würzburg. Denn pikanterweise sind die Schnüdel* mit den Fans des Würzburger FV 04 freundschaftlich verbunden und jener Lokalrivale der Kickers hatte parallel ein Pflichtspiel in der heimischen Sepp-Endres-Sportanlage auszutragen. Diese Fanfreundschaft existierte nebenbei bereits zu Zeiten, als die Kickers in Würzburg überhaupt keine ernsthafte Rolle spielten. Doch heute teilen die Freunde auch die Abneigung gegen den aus ihrer Sicht hochgekauften und überambitionierten FWK. Interessanterweise wollte der langjährige Kickers-Investor Thorsten Fischer (Flyeralarm) 2008 zunächst beim 1.FC Schweinfurt 05 einsteigen und den Verein zurück in den bezahlten Fußball führen. Dafür sollte die Fußballabteilung in eine GmbH ausgegliedert werden, in welcher Fischers Firma 51 % der Anteile beansprucht hätte. Bei der JHV des Vereins im Dezember 2008 wurde jedoch gegen den Einstieg von Fischer beim 1.FC 05 votiert.

Mit wehenden Fahnen gen Derbysieg

2009 begann Fischer stattdessen sein Engagement beim in die 6.Liga abgestürzten FC Würzburger Kickers, der seinerzeit seine Heimspiele oft vor gerade mal 100 bis 200 Zuschauern seine austrug. Mit dem Geld von Fischer bzw. Flyeralarm ging es allerdings schnell wieder sportlich bergauf. 2014 wurde der nun professionelle Fußballbetrieb aus dem Gesamtverein in eine AG ausgegliedert, bei der die Flyeralarm Future Labs GmbH im Dezember 2017 49 % der Anteile erwarb. Zwischenzeitlich (2016/17) war man bis in die 2.Bundesliga vorgedrungen, stieg jedoch sogleich wieder ab. 2017 begann Flyeralarm außerdem sein Engagement beim FC Admira Wacker Mödling in Österreich und nach Würzburgs Wiederaufstieg in die 2.Bundesliga im Sommer 2020 wurde Felix Magath hochtrabend als Head of Flyeralarm Global Soccer installiert. Magath formulierte sogleich die Vision Europapokal für die Kickers. Doch in der Wirklichkeit musste der FWK 2021 und 2022 zwei Abstiege hintereinander verknusen und spielt nun die zweite Saison in Folge in der Regionalliga Bayern. Von Magath hatte man sich unterdessen im Mai 2021 getrennt und Fischer verabschiedete sich 2022 als Investor aus der Fußball AG. Die Anteile der Flyeralarm Future Labs GmbH erwarb derweil die Firma AKON Aktivkonzept.

Der Fanblock der Schweinfurter stemmte sich redlich gegen eine Niederlage auf Rasen und Rängen

Während Schweinfurt 05 sich vorerst von den Plänen einer Rückkehr in den Profifußball verabschiedet hat und diesen Sommer eine regelrechte Reamateurisierung durchführte, wollen die Würzburger Kickers unbedingt in die 3.Liga zurück und erlauben sich entsprechende Strukturen und einen gut bezahlten Profikader. So war das heute auch ein bisschen David gegen Goliath. Goliath war obendrein überzeugend in die Saison gestartet und ging nach neun Siegen und drei Punkteteilungen als Tabellenführer in dieses Prestigeduell. Außerdem hatte das liebe Geld die bessere sportliche Perspektive und die Lust auf eine neue sportliche Herausforderung Schweinfurts bisherige Leistungsträger Pascal Kraus und Tim Moll jüngst an den Würzburger Dallenberg gelockt. Die Ex-05er wurden bei ihrer Rückkehr in die Kugellagerstadt alles andere als freundlich empfangen und auf Spruchbändern persönlich attackiert.

Intro der Schweinfurter zur 2.Halbzeit

Kraus, Moll und deren neun Mitspieler dominierten allerdings von Anfang an das Spielgeschehen und gingen in der 23.Minute durch ein Tor von Benyas Solomon Junge-Abiol in Führung. Anschließend gab es zahlreiche gute Gelegenheiten auf 0:2 zu erhöhen, doch Schweinfurts Schlussmann Lukas Wenzel hielt die Seinen mit starken Reflexen vorerst noch im Spiel. Der Einsatz vom Rest der Truppe entsprach dabei gewissermaßen dem Vereinsmotto Wir arbeiten Fußball und solange es nur 0:1 stand, konnten die Schnüdel trotz fehlender sportlicher Raffinesse immerhin noch auf einen Lucky Punch hoffen. Jedoch fehlte es auch im zweiten Durchgang weiterhin an Mitteln und Wegen den Würzburgern wirklich gefährlich zu werden. Stattdessen dominierte der FWK weiter und beinahe hätte ausgerechnet Pascal Kraus in der 67.Minute für die Vorentscheidung gesorgt. Doch der Unparteiische sah ihn bei seinem Treffer im Abseits.

In Sachen Schlagkraft sehen sich die Schweinfurter den Würzburgern weiterhin überlegen

Das gemessen an den Spielanteilen wirklich überfällige 0:2 fiel letztlich in der 80.Minute. Torschütze Daniel Hägele räumte damit letzte Zweifel am siebten Würzburger Derbysieg in Serie aus und 13,12 Minuten später wurde es amtlich. Während die FWK-Anhänger sich und ihre Mannschaft nach Abpfiff ausgiebig feierten, suchten Jojo und ich zügig das Weite. Denn die Sonne war mittlerweile hinter dunklen Wolken verschwunden und das Regenradar prognostizierte für Schweinfurt starke Niederschläge ab ca. 16:15 Uhr. Wir blieben vorerst trocken und bekamen die Regionalbahn um 16:19 Uhr nach Würzburg. Weil Jojos ICE nach Hannover erst 18:32 Uhr fahren sollte und ich heute keine Termine mehr hatte, beschlossen wir in der gegen 16:45 Uhr erreichten Wein- und Welterbestadt noch gemeinsam Essen zu gehen.

Schäuferla im Lämmle

Leider hatten am heutigen Feiertag viele Gastwirtschaften geschlossen und obendrein kam das unterfränkische Unwetter ziemlich genau um 17 Uhr auch in Würzburg an. Baldige Zuflucht fanden wir glücklicherweise im Wirtshaus Lämmle, wo zwar kein Tisch mehr frei war, aber wir uns bei anderen Gästen dazu setzen durften. Neben 0,4 l Spezi (4,20 €) und 0,5 l Distelhäuser Pils (4,80 €) wurden uns bald zwei Schäuferla mit Klößen und Kraut à 20,50 € serviert. Ich habe zwar jüngst in Bamberg in zwei verschiedenen Gastwirtschaften deutlich weniger für dieses fränkische Traditionsmahl bezahlt und hoffe Söder verordnet nach seiner Wiederwahl als erstes eine Schäuferla-Preisbremse von 15 €, aber geschmacklich war’s gut und satt wurden Jojo und ich ebenfalls.

Mein Zimmer in Nürnberg

Nach dem Essen kamen wir halbwegs trocken zurück zum Bahnhof und liefen dort erstmal dem Kickers-Mob in die Arme. Die waren wohl noch etwas länger in Schweinfurt geblieben und ließen nun natürlich alle Reisenden und Lungerer am Würzburger Hauptbahnhof wissen, wer heute siegreich im Sachs-Stadion war. Ich durfte die Information noch ein paar Minuten länger als Jojo verarbeiten, aber 18:41 Uhr verließ auch mein RE endlich die verregnete Barockstadt am Main. So ungefähr 83 Minuten später erreichte ich meinen heutigen Übernachtungsort Nürnberg und steuerte unverzüglich das gebuchte B&B Hotel Nürnberg-City (**) an, welches für eine Übernachtung 54 € von mir verlangte.

  • 04.10.2023
  • SpVgg Unterhaching – Rot-Weiss Essen 4:0
  • 3.Liga (III)
  • Sportpark Unterhaching (Att: 3.600)

Mangels Zeitdruck und mangels zur Übernachtung hinzu gebuchtem Hotelfrühstück, hatte ich mir für Mittwoch keinen Wecker gestellt. Die Augen öffneten sich kurz nach 8 Uhr und mein Plan war nun ein Revisit des DB Museums. Das war nämlich gleich um die Ecke und als guter Bahnkunde habe ich dort permanent freien Eintritt. Ferner hatte ich beim Erstbesuch nicht alle Exponate ausreichend gewürdigt, so dass mein zweistündiges Comeback keineswegs langweilig wurde. Wer noch ein bisschen mehr zum Museum (oder zu Nürnbergs Stadtgeschichte und Sehenswürdigkeiten) wissen will, prüft gerne mal den Bericht Nürnberg 04/2023.

Wagen Nr. 8 der Bayerischen Ludwigsbahn von 1835 (ältestes erhaltenes deutsches Eisenbahnfahrzeug)

Mich zog es heute um 11:08 Uhr per Regionalexpress weiter nach München und als ich dort gegen 13 Uhr ankam, kontaktierte ich meine Essener Bekannten, ob bereits auf den gestrigen Besuch des Oktoberfests gekontert wird. Zugegeben, die Frage war frech und wurde postwendend mit dem Foto einer geselligen Bierrunde aus dem Biergarten des Augustiner Kellers beantwortet. Ich solle doch gerne dazu stoßen, anstatt erst nach Rosenheim ins Hotel zu fahren. Gegen ein paar Biere in der Herbstsonne gab es natürlich meinerseits nichts einzuwenden und der von den Hafensängern & Co heimgesuchte Biergarten war keine 10 Fußminuten vom Hauptbahnhof entfernt.

Frühstück wurde heute im Regionalexpress nach München nachgeholt

Bei ein paar Gläsern Edelstoff tauschten wir großartige Lach- und Sachgeschichten von Reisen und Fußballtouren, sowie asoziale Anekdoten aus der Schulzeit aus. Gegen 15:00 Uhr gedachte die Gruppe schließlich nach Unterhaching aufzubrechen und jetzt noch nach Rosenheim ins Hotel zu fahren, wäre selbstredend eine dumme Idee von mir gewesen. Also habe ich mein Gepäck am Münchner Hauptbahnhof in einem Schließfach verstaut und in Unterhaching ging es schnurstracks in den Biergarten der Stadionwirtschaft.

Edler Stoff

Dort kam es sogleich zum Eklat. Die Polizei des Freistaats hatte das Essener Gastspiel in der Münchner Vorstadt zum Risikospiel erklärt und daher durfte das Wirtshaus am Sportpark ab 16 Uhr keine berauschenden Getränke mehr ausschenken. Nur noch alkoholfreies oder leichtes Bier war erlaubt. Wie eine lästige Plage patrouillierten die Bereitschaftspolizisten obendrein dauernd durch den Biergarten. Der Kellner schimpfte natürlich auch über die Auflage und empfahl uns das leichte Weißbier mit angeblich 3,6 % Alkoholgehalt als Notlösung. Wäre ich doch erstmal nach Rosenheim gefahren… wo ich übrigens nur mein Hotel gebucht hatte, weil in München dank Oktoberfest nichts unter 200 € ging und in Rosenheim was Vernünftiges für 75 € zu bekommen war.

Diese Sonderkarte lag laut Wirt dieses Jahr ansonsten nur gegen Cottbus aus

Das Leichtbier schmeckte allen ziemlich scheiße und wurde als tauglicher Kompromiss zwischen bayrischem Behördenirrsinn und Essens Trinkgewohnheiten abgelehnt. Stattdessen durfte uns der Kellner als nächstes zehn große Cola servieren, was er süffisant mit „Hier, eure Kinderrunde“ kommentierte. Er konnte und sollte natürlich nicht wissen, dass inzwischen jemand Weinbrand aus dem nahen Supermarkt besorgt hatte. Nun hieß es Longdrinks statt Leichtbier und zugleich tauchte der Essener Mob mit knapp 100 Mann im Biergarten auf. Da musste die Polizei natürlich sofort reagieren und war sich nicht zu schade einen Kordon um den Tisch mit den zwölf Ultras der SpVgg Unterhaching zu bilden. Was hätte sonst alles passieren können… Aber vor allem, was hätte der Wirt für tolle Umsätze erzielen können, wäre diese sinnlose Alkoholauflage der Polizei nicht gewesen.

Knapp 500 Essener und ein, zwei violette Wiener hatten sich auf den etatmäßigen Gästeblock und auf die Gegengerade aufgeteilt

Na ja, ab 19 Uhr dürfte die Getränkefrage nicht mehr das größte Problem der Essener gewesen sein… Denn nach dem jüngst am Sonntag errungenen Sieg über den Aufstiegsfavoriten Dynamo Dresden (3:1), sollte die aufflammende Euphorie im Fanlager RWE-typisch sofort im Keim erstickt werden. Trotz lautstarker und ausdauernder Unterstützung der insgesamt 496 mitgereisten Essener, konnten die Dabrowski-Schützlinge nicht den erhofften weiteren Sieg nachlegen (wodurch sie am Ende des Tages selbst in die Spitzengruppe der Liga vorgestoßen wären).

Die Essener Szene platzierte sich mit knapp 300 Leuten auf der Gegengerade

Stattdessen trat aus Essener Sicht im 15.053 fassenden und heute von 3.600 Zuschauern besuchten Sportpark der Worst Case ein. Ein gewisser Mathias Fetsch schoss den Deutschen Meister von 1955 mit vier Toren quasi im Alleingang ab. Zunächst besorgte Fetsch mit seinen Treffern in der 28. und 45.Minute eine komfortable Pausenführung, dann sorgte er in der 56.Minute für die Vorentscheidung und setzte in der 89.Minute noch den Schlusspunkt im bisher dritten Duell der beiden ehemaligen Bundesligisten. 2006/07 trafen der RWE und die SpVgg übrigens erstmals in der 2.Bundesliga aufeinander (Heimsieg Haching und Remis in Essen) und stiegen am Saisonende gemeinsam ab. Weil die 3.Liga damals noch zweigeteilt war, sollte man sich jedoch in der Folgesaison nicht noch einmal begegnen. Am Ende des Spieljahres 2007/08 verpasste RWE außerdem die Qualifikation die neue eingleisige 3.Liga und war bekanntlich 14 Jahre lang nur viert- oder fünftklassig.

Der Fanblock der Hachinger

Die Hachinger waren dagegen die Mehrzahl der Saisons seit 2008 drittklassig und zeigten heute, dass die Qualität für weitere Spielzeiten in der 3.Liga durchaus vorhanden ist. Durch den deutlichen Heimsieg belegt der Aufsteiger vorerst den 7.Platz. Aus neutraler Sicht hätte mir natürlich ein spannenderer Spielverlauf geschmeckt, aber mir mundete bei meinem Erstbesuch* wenigstens das Catering im 1992 eröffneten Sportpark. Es musste für mich schließlich noch so etwas wie ein Abendessen her und nach Abpfiff irgendwo einkehren, wäre zu spät geworden. So erwarb ich einen soliden Leberkässemmel (3,50 €) und eine äußerst delikate Chilibratwurst (6 €). Wobei der Wurstpreis natürlich bundesweit rekordverdächtig angesetzt war und die hohe Preisspanne zwischen Leberkäse und Wurst auch seltsam anmutete.

Endlich wieder Leberkässemmel-Content

Beim RWE lag die Spanne der heute möglichen Tabellenplätze übrigens zwischen 3 und 14 und nur weil Jahn Regensburg heute gegen den SV Waldhof gewonnen hatte, hieß es am Ende des Tages 13.Platz. Ich glaube die Fans wären im verflixten zweiten Jahr nach dem Aufstieg mit einem relativ ungefährdeten Klassenerhalt vollkommen zufrieden. Aber sollte der heutige Offenbarungseid eher der zukünftige Maßstab sein, als die Gala gegen Dresden, findet man sich schnell wieder unten drin und für Ex-96er Christoph Dabrowski könnte es ein ungemütlicher Herbst auf dem Essener Trainerstuhl werden.

Die Haupttribüne im Hachinger Sportpark

Während den angefressenen Essenern eine nächtliche Heimreise in den Ruhrpott bevorstand und dafür hoffentlich noch genug Frustbiere erworben werden konnten, nahm ich nach Abpfiff die erstbeste S-Bahn nach München und hatte am Hauptbahnhof sogleich Anschluss nach Rosenheim. Dort rollte der Zug gegen 22:30 Uhr ein und weil das gebuchte B&B Hotel Rosenheim (**) direkt am Bahnhof zu finden war, lag ich wenige Minuten später im Bett. Voller Vorfreude auf den ab Morgen anstehenden internationalen Teil dieser Herbstreise.

Song of the Tour: Haching packt in der Halbzeitpause die richtigen Hits aus

*Erklärungslink

**Das 1:1 von Hannover 96 in Unterhaching am 12.08.2001 hatte ich in der Saison 2001/02 doch tatsächlich als einziges 96-Spiel verpasst.