Harz 07/2022

  • 09.07.2022
  • MSV Eintracht Halberstadt – SG 1955 Lüttgenrode 2:9
  • Kreispokal Harz (2nd Round)
  • Sportplatz Eintracht (Att: 42)

Am 9.Juli konnte ich mich nur schwer entscheiden, wohin mich die Reise mit dem 9-€-Ticket führen sollte. Hunderte Hopper würden heute nach Cottbus fahren, um das Freundschaftsspiel SG Graustein gegen VfB Cottbus II im sehr selten bespielten Max-Reimann-Stadion (19.000 Plätze) zu sehen. Die Schüssel reizte mich durchaus ebenfalls, aber irgendwie fremdele ich mit diesem neuen Trend, dass Groundhopper jetzt schon ihre eigenen Spiele organisieren, um dadurch sich und Gleichgesinnten die ganz raren noch fehlenden Perlen zu ermöglichen. Ist es nicht cooler und mehr true to the game, wenn man Jahre, Jahrzehnte oder gar bis zum Sankt Nimmerleinstag warten muss, bis bestimmte Sehnsuchtsstadien mal wieder bespielt werden? Ist der Reiz einer Sammelleidenschaft nicht irgendwie auch die manchmal lebenslange Begierde auf die ganz raren Stücke und dieses Glücksgefühl, wenn Gevatter Zufall dir plötzlich und unerwartet eine der lange begehrten Raritäten ermöglicht?

Regenstein statt Graustein

Ich habe Respekt vor dem Organisationsaufwand, den die Initiatoren dieser Spiele betreiben und der Charakter einer Nerd Convention mag manchen auch etwas geben. Doch irgendwie ist es wie Cheaten bei Computerspielen, weil die Geduld oder der nötige Ehrgeiz fehlen, um auf normalem Wege das Spielziel zu erreichen. Aber welches Spielziel hat Groundhopping überhaupt? Ich kann doch eh nur kleinteilige Ziele erreichen. Beispielsweise Kreise, Bundesländer, Staaten bzw. nationale Fußballverbände oder Ligen sammeln. Alternativ kann ich mir noch Ziele setzen à la Alle Stadien in denen mal 1.Bundesliga gespielt wurde oder Alle Stadien in denen bisher ein WM-Endrundenspiel ausgetragen wurde zu besuchen. Aber das Max-Reimann-Stadion, der Sportplatz auf Helgoland, das Universitätsstadion in Göttingen oder das Motodrom Halbemond sind als Exoten einfach nur nice to have und auf dieses Haben kann man meiner Meinung nach geduldig warten anstatt zu cheaten. Nichtsdestotrotz soll jeder sein Hobby natürlich nach seiner Façon gestalten und vielleicht treibt es sogar irgendwann ein hoppender Milliardär auf die Spitze, in dem er sein eigenes Traumstadion bauen lässt, zwei Mannschaften mietet und als einziger dem einzigen jemals in diesem Stadion ausgetragenen Spiel beiwohnt.

Blankenburger Regensteinmühle statt Cottbusser Wilhelmsmühle

Das Groundhopping Game kann also keiner komplett durchspielen, jenes der Harzer Wandernadel dagegen schon. Hast du alle 222 Stempel gesammelt, ist das Ding durchgezockt. Dann kann man höchstens nochmal von vorne anfangen oder sich einem der Add-ons widmen (gibt schließlich noch die thematischen Begleithefte wie den Klosterwanderweg oder Goethe im Harz und entsprechende Sondernadeln). Mit dem großen Ziel des Titels Wanderkaiser vor Augen, stach eine Harztour am heutigen Samstag letztlich mal wieder alle anderen Optionen aus. Cottbus hätte mir aus den skizzierten Gründen persönlich nichts gegeben, aber auch ein Trip nach Flensburg (Weiche gegen Aarhus Fremad im Stadion Mürwiker Straße) oder Wismar (Anker gegen Lok Leipzig im Kurt-Bürger-Stadion) konnte sich am Ende nicht gegen eine Mittelgebirgswanderung mit Fußball-Appendix durchsetzen.

Mutter Natur bedankte sich für meinen Umweg

Erst hatte ich überlegt nach Harzgerode zum Abstiegskrimi-Nachholspiel von Concordia Harzgerode gegen den Hessener SV zu fahren und zuvor ein wenig auf dem Selkestieg zu wandern. Allerdings lässt mein Autismus es nicht zu ein Spiel der Saison 2021/22 in der bereits angebrochenen Saison 2022/23 zu besuchen. Erst recht, wenn ich zuvor bereits Testspiele der Saison 2022/23 besucht habe. Deshalb ging es heute nach Blankenburg, wo bei der letztjährigen Visite aus Zeitgründen nur drei Wanderstempel machbar waren und nun noch fünf weitere auf mich warteten. Zum ersten (neuen) Stempel des Tages existierten zwei Optionen. Entweder durch Blankenburgs städtische Peripherie und entlang der Autobahn gehen oder zwei der drei Stempelstellen vom letzten Mal ansteuern und somit bei einem Kilometer Mehraufwand hauptsächlich im Felde und im Walde unterwegs zu sein.

Der Blick von der Altenburg auf Blankenburg-Heimburg

Nachdem mein Zug um 9:39 Uhr mit 12 Minuten Verspätung den Blankenburger Bahnhof erreichte, setzte Mother Nature sich natürlich durch. Es ging nun via Burgruine Regenstein und Regensteinmühle nach Heimburg, wo mich mit den Resten der Altenburg der erste neue Stempel des Tages erwartete. Der dritte Stempel vom letzten Mal, die Sandhöhlen im Heers, hätten auch nur ein paar Meter Umweg bedeutet. Aber 14:33 Uhr musste ich wieder im Zug sitzen (der nächste wäre erst 16:33 Uhr gefahren) und somit waren rund 21 Kilometer und 450 Höhenmeter in unter 5 Stunden zu meistern. Bei meiner Faustregel von 5 km pro Stunde plus eine Stunde extra je 500 Höhenmeter, würde das heute auf ein Photo Finish hinauslaufen.

Torhaus des Klosters Michaelstein

Entsprechend genoss ich auch nur kurz den Ausblick von den Ruinen der Altenburg, die sich dereinst wie Burg Regenstein im Besitz der Regensteiner Grafen befand, aber im Gegensatz zur Hauptburg nach dem Dreißigjährigen Krieg aufgegeben wurde und bereits vor rund 350 Jahren verfiel. Die nächste Stempelstelle, das vier Kilometer entfernte Kloster Michaelstein, war dagegen noch gut in Schuss. Zwar räumten die Zisterziensermönche ihr 1146 gegründetes Kloster 1543 im Zuge der Reformation, aber ihre Tradition der Fischzucht in den Teichen des Klostergrunds lebt bis heute fort. Außerdem hat die Musikakademie Sachsen-Anhalt für Bildung und Aufführungspraxis in den romanischen Gemäuern ihren Sitz und zwei ansässige Gaststätten mit fangfrischem Fisch sind bei schönem Wetter ein beliebtes Ausflugsziel für Radler und Wanderer.

Bei einem zünftigen Regenguss ging’s bergauf zur Otto-Ebert-Brücke

Nach dem Kloster wartete nun der größte Brocken in Sachen Aufstieg auf mich. Vom Klostergund zur Otto-Ebert-Brücke mussten auf den nächsten vier Kilometern rund 180 Höhenmeter überwunden werden. Jene Brücke überspannt die Trasse der Rübelandbahn, die an dieser Stelle sonst den historischen Herzogsweg unterbrechen würde. In meiner subjektiven Einschätzung ist es wieder eine von den rund 50 unspektakulären Stempelstellen der Harzer Wandernadel. Die 600 Meter entfernte Bielsteinklippe fänd‘ ich angebrachter für die Anbringung eines Stempelkastens, aber mich fragt bekanntlich keiner. Zu der Klippe wollte ich eigentlich ebenfalls noch, aber nach rund 75 % der Strecke, wurde der Zeitdruck enorm und ich musste ein paar Meter einsparen. Nun ging es auf direktem Wege auf den 2,6 km entfernten und 352 Meter hohen Calvusberg, wo Stempel Nr. 4 des Tages auf mich wartete.

Ausblick von der Ruine Luisenburg auf Blankenburg-Cattenstedt

Dieser konnte an der Ruine Luisenburg ins Sammelheft gestempelt werden. Hier stand mal ein 1728 für Christine Luise von Oettingen-Oettingen errichtetes Aussichtsschlösschen (die gute Christine Luise war 1690 durch Heirat zur Herzogin zu Braunschweig und Lüneburg, Fürstin von Braunschweig-Wolfenbüttel und Fürstin von Blankenburg geworden). Laut Infotafel handelte es sich um einen eingeschossigen Fachwerkbau mit einem achteckigen Saal, umgeben von acht kleinen Zimmern. Wegen Baufälligkeit wurde das Gebäude jedoch 1945 abgetragen. Heute thront ein Aussichtspavillon auf den Fundamenten und von dort hat man einen hervorragenden Blick auf den Blankenburger Ortsteil Cattenstedt. Als ich diesen View fotografisch festgehalten hatte, musste ich exakt 1,896 Kilometer in 22 Minuten bewältigen, um den Zug um 14:33 Uhr zu bekommen. Dabei ging es nochmal 130 Höhenmeter bergab und ich passierte außerdem den Stempelkasten der Barocken Gärten am Blankenburger Schloss. Die 13,12 Sekunden für den Stempel wären zwar noch drin gewesen, aber ich will demnächst mal die Teufelsmauer von Quedlinburg bis Blankenburg entlang wandern und dann kann ich den immer noch einsacken. Ergo blieb es bei vier neuen Stempeln an diesem Tag.

Das Stadion der Halberstädter Eintracht

Gute 30 Sekunden vor Abfahrt erreichte ich schließlich den Blankenburger Bahnhof und hatte 20,7 km (und 440 Höhenmeter) tatsächlich in 4:54 h bewältigt. Eine Viertelstunde später verließ ich den Zug in Halberstadt-Spiegelsberge und von dort spazierte ich durch das Halberstädter Komponistenviertel einen guten Kilometer zum Stadion der Eintracht. Diese wurde am 13.12.1951 als BSG Motor Halberstadt gegründet und war die Betriebssportgemeinschaft des VEB Maschinenbau Halberstadt (vormals Junkerswerke). 1990 kam es schließlich zur Umbenennung in MSV Eintracht. Zuvor spielte man über ein Jahrzehnt in der viertklassigen und auf fünf Staffeln aufgeteilten Bezirksklasse Magdeburg, aber das war sportlich auch das höchste der Gefühle. Nach der Wende blieb man dem Lokalfußball treu und heuer kickt man in der 11.Liga (Harzklasse). Ligatypisch hatte der ein oder andere Akteur eine stolzen Bauchumfang und auch wenn die Gäste aus Lüttgenrode nur eine Klasse höher spielen (Harzliga), wirkten die doch alle etwas athletischer und und deklassierten den Gastgeber.

Ich genoss diverse Alster aus dem Clubhaus im Hintergrund

Bereits zur Pause stand es 0:5 und ich hatte bei Wiederanpfiff schon das dritte Alster am Hals (höchst revitalisierend und erfrischend nach den Wanderstrapazen). 0,5 l für 2 €, womit die Inflation an diesem Halberstädter Sportplatz anscheinend noch nicht angekommen ist. Jener Sportplatz hatte übrigens rundum Graswall, der mutmaßlich mal aufgeschüttet wurde, um in den 1950er Jahren tausende Zuschauer bei Sportfesten zu empfangen. Das hat schon Charme. Leider wird diese Saison kein weiteres Kreispokalspiel mehr in dieser Sportstätte stattfinden. Aber immerhin ging die 2.Halbzeit nur 2:4 aus und ich meine am Spielfeldrand rausgehört zu haben, dass die Halberstädter trotzdem noch das ein oder andere Pils nach Spielende konsumieren wollten. Wohl bekomm’s!

Rot verlor 2:9 gegen Blau

Nach 80 Minuten Spielzeit verließ ich das Stadion schließlich, da ich dadurch den Zug um 16:49 Uhr am Bahnhof Halberstadt-Spiegelsberge bekommen konnte. Ein Zug später und ich wäre erst 20:42 Uhr zurück in Hildesheim gewesen. Das waren mir letzten Minuten bei einem Spielstand von 2:8 logischerweise nicht wert und mehr als ein weiteres Lüttgenröder Tor sollte ich nicht verpassen. Dafür verfehlte ich aufgrund von Schienenersatzverkehr zwischen Vienenburg und Goslar den stündlichen Erixx nach Hannover um zwei Minuten. Also hatte ich nochmal 58 Minuten in Goslar, die ich für den ansonsten in Hildesheim realisierten Gang zum Supermarkt nutzte. Erkenntnis des Tages: In meinen kleinen Wanderrucksack für Tagestouren passt ein Achterpack Toilettenpapier perfekt (und für ein paar benötigte Nahrungsmittel war daneben ebenfalls noch Platz).

Wie dafür gemacht…

19:42 Uhr war ich schließlich wieder in Hildesheim und auf den letzten Meter nach Hause zwickte doch so einiges. Es waren am Ende des Tages insgesamt stolze 30,9 km und 44.690 Schritte geworden. Jeweils knapp über drei Kilometer in Hildesheim, Halberstadt und Goslar hatten sich noch zu den 21 Wanderkilometern gesellt. Entsprechend verkatert waren die Muskeln am Sonntagmorgen. Eine weitere große Wanderung war definitiv nicht drin, aber vormittags raffte ich mich für eine kleine Tour auf. Denn die Stempelstelle am Liebesbankweg bei Hahnenklee war noch offen und mit keiner weiteren fehlenden Stempelstelle mehr kombinierbar. Für so einen Tag wie heute ideal.

  • 10.07.2022
  • SVG Oberharz – Tuspo Petershütte 2:6
  • Friendly (IX / VII)
  • Sportanlage Ringerhalde (Att: 76)

11:14 Uhr ging es nach Goslar und dort blieb ein Zeitfenster von 29 Minuten für einen Abstecher zum Rathaus. In jenem ist die Tourist Information untergebracht und dort erhält man nach Vorlage des Stempelheftes die errungenen Leistungsabzeichen der Harzer Wandernadel. Ich hatte schon vor vielen Monden die Marke von 50 Stempeln geknackt und bin somit seitdem ein Wanderkönig. Nun auch mit Abzeichen in Form einer Anstecknadel mit Halbedelstein als Unikat. Außerdem gab es zum noch recht frischen Eintritt in den Club 100 den Harzer Kaiserrucksack (ein Ansteckpin aus Silber).

Majestätisch

Stolz wie so’n König ging es zurück zum ZOB und von dort um 12:23 Uhr per Bus der Linie 830 zum Wanderparkplatz Auerhahn. Hier kann man ideal in den Liebesbankweg einsteigen. Ein romantischer Rundweg bei Goslar-Hahnenklee, der auf ca. 7 km um den 726 Meter hohen Bocksberg führt und zahlreiche Sitzgelegenheiten und Skulpturen mit romantischer Thematik bietet. Vom Parkplatz stieg ich zunächst hinab zu den Grumbacher Teichen und dann ging es ein bißchen bergauf zum Ortsrand von Hahnenklee, wo ich mir nach vier Kilometern an der Gustav-Adolf-Kirche (siehe Titelbild) eine kleine Pause gönnte. Der Muskelkater war zwar erfolgreich überwunden, aber diese wunderschöne Stabkirche nach norwegischem Vorbild musste ich auch von innen genießen.

Unterwegs an den Grumbacher Teichen

Anfang des 20.Jahrhunderts war Hahnenklee durch den Tourismus so weit angewachsen, dass eine kleine an das Schulgebäude angeschlossene Kapelle nicht mehr für die Gottesdienste ausreichte. Der hannoversche Architekt Karl Mohrmann wurde nun mit dem Bau einer richtigen Kirche beauftragt. Da Mohrmann zuvor auf Studienreise in Norwegen war und der Baustoff Holz zu genüge und kostengünstig zur Verfügung stand, schlug er eine Stabkirche nach mittelalterlichem nordischen Vorbild vor und überzeugte damit die evangelisch-lutherische Gemeinde Hahnenklees. Es wurden nun ausreichend Fichten am Nordhang des Bocksbergs geschlagen und im Herbst 1907 begann der Bau.

Der Alterraum der Gustav-Adolf-Kirche

Bereits am 28.Juni 1908 wurde die Kirche, die nun bis zu 350 Gläubigen Platz bot, dem einstigen schwedischen König Gustav II. Adolf geweiht. Der spielte bekanntlich im Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) eine wichtige Rolle auf protestantischer Seite und ein skandinavischer Namenspatron passt natürlich perfekt zum nordischen Antlitz der Holzkirche. Im prächtig verzierten Inneren erwarten den Besucher übrigens alte nordische Muster und Symbole. Wie in den mittelalterlichen Holzkirchen Skandinaviens, wo sich jene Ornamente nach der Christianisierung der Wikinger zunächst mit christlicher Symbolik vermischten. Außerdem wurde der Kronleuchter in Hahnenklee einem Schiffssteuerrad nachempfunden und an Bullaugen erinnernde Fenster schlagen ebenfalls in eine maritime Kerbe.

Empore und Decke mit reicher Zier

Nach meinem sakralen Intermezzo war endlich ein bißchen Anstieg angesagt. Der Liebesbankweg steigt auf den nächsten 1,8 km immerhin von 580 auf 680 m ü. NN. Die Strecke quert dabei die Ski- und Mountainbikepisten am Bocksberg und Sessellift und Seilbahn schweben unterdessen über den Weg. Ferner bekommt der Wanderer tolle Ausblicke geboten. Zunächst auf Hahnenklee und anschließend auf Langelsheim, Goslar und das Harzvorland. Vermeintlicher Höhepunkt war nun die namensgebende Liebesbank mit dem Stempelkasten der Harzer Wandernadel. Aber ein liebestoller (oder einfach nur asozialer) Besucher hatte das Drahtseil, an dem der Stempel halbwegs diebstahlsicher befestigt ist, jüngst durchtrennt und den Wanderstempel als Souvenir mitgehen lassen.

Netter Ausblick vom Liebesbankweg

Ich vermute ja, dass Friedrich Merz auf dem Weg zu Christian Lindners pompöser Sylter Hochzeit mit seinem kleinen Privatflugzeug eine Zwischenlandung am Bocksberg vollzog und per Bolzenschneider den Stempel mitnahmefähig machte. Denn was soll einer, der sich mit seinem Vermögen fast alles kaufen kann, jemandem zur Hochzeit schenken, der ebenfalls Millionär ist zur gehobenen Mittelschicht gehört? Dann schenkt man etwas vermeintlich Romantisches wie den Wanderstempel des Liebesbankwegs, den man eben nicht irgendwo beliebig kaufen kann, sondern der Allgemeinheit stehlen muss. Das wäre nebenbei auch auf der Metaebene höchst neoliberal.

Die Mutter aller Liebesbänke

Mit dem eher Unbehagen auslösenden, denn tröstenden Gedanken, dass der Kapitalismus die Natur aber sowieso komplett zerstört hat, bevor er sie in Gänze privatisieren und kommerzialisieren kann, wanderte ich die letzten 1,2 Kilometer hinab zum Auerhahn. 1:48 h hatte ich inklusive 30 Minuten Pause in der Gustav-Adolf-Kirche für den 7 km langen Rundweg benötigt und entsprechend dauerte es nur 12 Minuten bis wieder ein Linienbus vorfuhr. Denn die von mir genutzte Linie 830 verbindet im stündlichen Takt Goslar mit Clausthal-Zellerfeld und um 15 Uhr wollte ich heute Fußball in Zellerfeld gucken. Das passte perfekt. 13:38 Uhr hielt der Bus pünktlich an meiner Haltestelle, 10 Minuten später war ich am Zellerfelder Thomas-Merten-Platz und von dort waren es nochmal 10 Fußminuten zur Sportanlage Ringerhalde.

Willkommen beim TuS Clausthal-Zellerfeld

Grundsätzlich die Heimstätte des TuS Clausthal-Zellerfeld, jedoch ging diesen Sommer den notwendigen Schritt zusammen mit dem FC Zellerfeld und der SG Altenau/Buntenbock die SVG Oberharz zu bilden. Heimspielstätte der 1.Herren der SVG scheint die Ringerhalde zu werden und heute lief man auch in den alten Trikots des TuS auf. Aber ich denke man wird vor dem Ligastart noch neue Trikotsätze bestellen und vielleicht auch ein Emblem entwerfen. Das neue Dreamteam der Berg- und Universitätsstadt Clausthal-Zellerfeld geht in der 1.Kreisklasse des Nordharzes an den Start und soll in dieser Saison sicher ein Wörtchen um den Aufstieg in die Kreisliga mitreden. Doch zunächst müssen sich die Spieler aus ehemals drei verschiedenen Teams jedoch erstmal finden und als Mannschaft zusammenwachsen.

Sportanlage Ringerhalde

Gegen den den zwei Klassen höher antretenden Bezirksligisten TuSpo Petershütte schlug man sich achtbar, sollte am Ende jedoch ein standesgemäßes 2:6 hinnehmen. Wie die neue Truppe agierte, interessierte nebenbei stolze 75 Zaungäste. Das ist für einen Freundschaftskick 1.Kreisklasse vs. Bezirksliga nicht wenig, wobei die 3.Herren der neuen SVG zuvor ebenfalls gekickt hat und dementsprechend gut 15 junge Männer nicht nur für den jetzigen Kick zum Sportplatz gepilgert waren. Jene Anlange macht übrigens einen netten Eindruck. Auf der einen Längsseite zwei Stufen mit Holzbänken und gegenüber ein Graswall mit ein paar Sitzgelegenheiten on top. Alles in wirklich idyllischer Lage am Waldrand, unweit diverser Zechenteiche. Ich wollte eigentlich mal eine schöne Wandertour von Buntenbock via Kuckholzklippe, Oberer Hahnebalzer Teich und Kaysereiche hier enden lassen, aber deren Umfang (ca. 15 km und 300 Höhenmeter) traute ich mir nach den gestrigen Strapazen heute nicht zu.

Etliche Zaungäste wohnten der Premiere der SVG Oberharz bei

17:50 Uhr war Abpfiff an der Ringerhalde und 15 Minuten später rollte der nächste Bus vom Zellerfelder Thomas-Merten-Platz nach Goslar. Der nächste Erixx fuhr wiederum 19:03 Uhr vom Goslarer Bahnhof nach Hildesheim und kurz vor 20 Uhr konnte ich daheim die Beine hochlegen. Der Muskelkater war vergesssen und in Summe hatte ich mich dieses Wochenende 45 km per pedes bewegt. Dass ich mich vormittags doch noch aufgerafft hatte, war auf jeden Fall kein Fehler und irgendwann mache ich auch mal 45 km an einem Tag. Ohne großartig Höhenmeter sind 45 km am Stück sowieso kein Problem, aber in den Bergen muss ich für so ein Tagespensum noch ein wenig trainieren.

Song of the Tour: Wanderkönig aus Prinzip