Sarajevo 03/2022

  • 05.03.2022
  • FK Željezničar – FK Sarajevo 2:0
  • Premijer Liga (I)
  • Stadion Grbavica (Att: 8.000)

Nach Spielende in Mostar wurden noch schnell die letzten Biere to go beim Zapfmeister geordert und dann ging es zu Fuß die 1,5 km zum Apartment zurück. Das Gepäck war griffbereit und unser Vermieter aus Mostar um 20:15 Uhr bereits startklar. Für 25 € pro Nase wurden wir nun nach Sarajevo kutschiert und sowohl der Fahrer, als auch sein Beifahrer waren eingefleischte Navijaci von Velež. Wir hatten also viel über Fußball und Fankultur zu quatschen und ein Stop bei einer Tanke für neues Bier war auch kein Problem. Der Fahrer bekam eine Cola von uns und der Beifahrer nahm die Einladung auf ein Bier gerne an. Es liefen alte und aktuelle Hits der Balkanregion und die beiden Bosniaken waren doch etwas irritiert, dass insbesondere der Abt den einen oder anderen Hit kannte.

Dinos Wohnzimmer

Und was muss erst unser Vermieter Dino gedacht haben? Da fahren zwei Szenetypen von Velež drei angekachelte Fußballatzen aus Deutschland zu seinem Apartment. Außer der Fahrer alle ’ne Kanne in der Hand, aus den Boxen dröhnt „Legitimno“ von Aleksandra Prijović und alle singen mit. Weil Dino wusste, dass wir heute bei Zrinjski gegen Bijeljina waren und morgen zu Željo gegen FK Sarajevo wollten, hielt er uns allerdings zunächst für Scouts. Äh ja, so etwas in der Art… Nachdem wir das große und sehr schöne Apartment bezogen hatten (50 € pro Nacht), organisierten wir uns Burger und Bier in der Nachbarschaft und ließen den Abend lieber im Wohnzimmer ausklingen, anstatt noch durch die Kneipenlandschaft Sarajevos zu ziehen. Nach bereits etlichen Litern Bier und diversen Rakija eine gute Entscheidung!

  • 05.03.2022
  • FK Slavija Sarajevo – FK Budućnost Pilica 5:0
  • Prva liga Republike Srpske (II)
  • Pomoćni tereni FK Slavija (Att: 65)

Am Samstagmorgen war Ausschlafen angesagt. Es ging erst gegen 10 Uhr aus den Federn und um 11 Uhr marschierten wir los in die nahe Stari grad (Altstadt). Zunächst einmal war Frühstück vonnöten. Dazu kehrten wir ins Metropolis Midtown an der römisch-katholischen Katedrala Srca Isusova (Kathedrale Herz Jesu) ein. Jeder gönnte sich The Big Breakfast für je 12 KM und bekam nun French Toast, Omelett mit Schinkenstreifen, gegrilltes Gemüse, Grillwürstchen und Käsedip. Dazu alle Mann noch einen Cappuccino à 3,50 KM und wir waren bereit für die Aufgaben des Tages.

Die neogotische römisch-katholische Kathedrale Herz Jesu (1884 bis 1889 erbaut)

Nun spazierten wir ein wenig durch den österreich-ungarischen Teil der Altstadt und das orientalische Viertel Baščaršija. Doch alsbald trennte ich mich von meinen beiden Freunden. Mich zog es zum Zweitligakick FK Slavija Sarajevo gegen FK Budućnost Pilica nach Istočno Sarajevo (den Teil Sarajevos, der zur Repulika Srpska gehört) und für 11 KM brachte mich ein Taxler von der Altstadt dorthin. Ich war eigentlich ebenfalls nicht scharf auf einen niveauarmen Zweitligakick vor’m Sarajevski derbi, aber ein guter Freund von mir hat früher dort gespielt und ich dachte zurecht, dass er sich über ein Foto und einen kleinen Bericht freuen würde. Nur leider war die alte Wirkungsstätte meines Freundes um 13:10 Uhr noch total verwaist. Ich spazierte nun ins betagte, aber reizvolle Gradski Stadion SRC und sah, dass nicht abgekreidet war und keine Tornetze hingen. Hier würde in 50 Minuten definitiv nicht gekickt werden.

The Big Breakfast bei Metropolis Midtown

Also in einem nahen Café mal die Leute gefragt, aber keiner wusste was. Eine Internetrecherche auf bosnischen Sportseiten brachte mich auch nicht voran und weitere deutsche Staatsbürger mit Stadionsammelleidenschaft brachen bereits enttäuscht ihre Zelte in Istočno Sarajevo ab. Das Spiel stand zwar noch überall als angesetzt drin, aber vielleicht wurde es kurzfristig verlegt oder abgesagt? Na ja, Aleks und Sami (die im nahen Pale residierten) schrieben mir, dass sie trotzdem vorbeikommen und ebenfalls schon recherchieren würden. Ich suchte derweil das Barrio erfolglos nach einem zweiten Fußballplatz ab. Gegen 14:20 Uhr kam dann die Meldung von Sami, dass sie den Platz gefunden haben und mich gleich einsammeln. Per Kartenmaterial auf dem Smartphone hatten sie einen Sportplatz auf einem nahen Berg entdeckt und dort rollte tatsächlich der Ball.

Welcome to Istočno Sarajevo

Zur 37.Spielminute waren wir dann letztlich am eigentlichen Trainingsplatz des FK Slavija. Der hatte einen ziemlich neu wirkenden Kunstrasenbelag und wurde vielleicht deshalb kurzfristig als heutige Spielstätte auserkoren. Und für die ungefähr 65 Zuschauer musste man natürlich auch nicht extra das große Stadion herrichten. Die fanden auf den sechs Stufen am Spielfeldrand mehr als ausreichend Platz und ohne einen Kleinbus mitteldeutscher Fußballtouristen (die wir auch schon am Vortag in Mostar gesichtet hatten), ein Groundhoppaar aus dem Rheinland (welches bereits mit Aleks persönlich bekannt war) und unser Trio aus Niedersachsen wäre es sogar nur ca. 50 Zuschauer gewesen. Aktuell ist das Stadion der serbischen Sarajevoer wohl etwas überdimensioniert… Doch dereinst gab es auch mal sportlich bessere Zeiten.

Haupttribüne des Gradski Stadion SRC

Der Verein wurde 1908 als Đački sportski klub (ĐSK) von Oberstufenschülern in Sarajevo gegründet und 1921 in SK Slavija umbenannt. Zwischen den Weltkriegen konnte man elf Spielzeiten in der höchsten Spielklasse des Königreichs Jugoslawien mittun und 1936 feierte Slavija sogar die Vizemeisterschaft. 1945 wurde der Club jedoch von den neuen kommunistischen Machthabern wegen seiner ethnisch-serbischen Ausrichtung verboten. Stattdessen förderte das Regime fortan besonders die 1946 neuformierte SD Torpedo (heute FK Sarajevo). Dem 1921 gegründeten Eisenbahnerklub FK Željezničar kamen 1945 dagegen seine proletarischen Wurzeln und die multi-ethnische Ausrichtung zu Gute.

Die Graffiti zeugen von der verblassten Fankultur beim SK Slavija (die 2001 gegründeten Sokolovi sind zur Zeit inaktiv)

Nachdem am 9.Januar 1992 von den bosnischen Serben die Republika Srpska ausgerufen wurde, folgte bald ein eigener Fußballverband und 1993 reformierte sich der FK Slavija in den von Serben kontrollierten Stadtteilen Sarajevos. Allerdings hatten sich ebenfalls ein serbischer FK Željezničar und ein serbischer FK (Srpsko) Sarajevo gegründet, die zunächst erfolgreicher waren. Erst 1998, als die beiden namhaften Rivalen im FK Slavija aufgingen, wurde jener Club das sportliche Aushängeschild von Srpsko Sarajevo. Im Jahr 2000 stieg Slavija in die 1.Liga der Republika Srpska auf und 2004 wurde man Meister dieser Spielklasse, was zur Teilnahme an der Premijer Liga 2004/05 berechtigte (seit 2002 tragen die Verbände der RS und der FBiH eine gemeinsame Landesmeisterschaft aus). 2009 durfte neben der Vizemeisterschaft Bosnien und Herzegowinas auch der Pokalsieg gefeiert werden und somit startete man 2009/10 in der Qualifikation für die UEFA Europa League. Zunächst konnte man tatsächlich Aalborg BK aus Dänemark bezwingen, doch in der nächsten Qualirunde war gegen den slowakischen MFK Košice Endstation.

Der eigentliche Trainingsplatz des FK Slavija

Auf nationaler Ebene folgten mittelmäßige Jahre und 2016 ging es erneut in die 2.Liga runter. Seitdem versucht man sich erfolglos am Wiederaufstieg. Aber es reichte die letzten Jahre lediglich zu Mittelfeldplatzierungen und aktuell logiert man auf einem 8.Platz mit deutlich Abstand zur Tabellenspitze. Immerhin wurde heute das Schlusslicht FK Budućnost Pilica standesgemäß mit 5:0 deklassiert, was den FK Slavija vorläufig auf den 7.Platz klettern lässt. Die bereits erwähnten 12 anwesenden deutschen Hopper freuten sich außerdem über einen neuen Ground, der bisher weder bei Europlan, noch in der Groundhopper App eingepflegt war.

  • 05.03.2022
  • FK Željezničar – FK Sarajevo 2:0
  • Premijer Liga (I)
  • Stadion Grbavica (Att: 8.000)

Nach Abpfiff waren die fünf Kilometer zwischen dem Platz von Slavija und dem Stadion von Željo mit dem sportlichen PKW und noch sportlicherem Fahrstil von Aleks binnen weniger Minuten gemeistert und Platz für das Groundhoppaar hatten wir ebenfalls (jeden Tag eine gute Tat!). Ich hatte nun unsere Karten von Aleks ausgehändigt bekommen (hatte er freundlicherweise unter der Woche für uns abgeholt) und traf mich am Eingang zur Zapad (West- bzw. Haupttribüne) mit Abto und Ole. Doch obwohl Abto Zapad kaufen wollte und auch der felsenfesten Meinung war dies getan zu haben, hatte Aleks mir Karten für die Jug ausgehändigt. Die Jug ist die Fankurve der Manijaci, da wollten wir logischerweise nicht hin.

Die Lokomotive am Stadion Grbavica

Als wir nun unsere Tickets noch irgendwie umtauschen wollten, schepperte es bereits im Stadion. Viel Gebrüll und Detonationen drangen nach draußen, während die Polizeieinheiten ihre Ketten auflösten und ins Stadion eilten. Wie wir später den Medien entnehmen konnten, hatte die Horde Zla die Heimkurve attackiert. Ein bisschen unter Zeitdruck, gaben wir nun einem Schwarzmarkthändler unsere Karten plus 10 KM extra, um von ihm Karten für die Istok (Gegengerade) zu bekommen. Zapad hatte er leider nicht im Angebot, aber Istok war allemal besser als Jug.

Schalparade in der Jug vor Spielbeginn

Drinnen erwartete uns ein gut gefülltes, aber längst nicht ausverkauftes Stadion. Željo hatte im Rahmen eines Fundraisings (und in Abstimmung mit den Manijaci) versucht für dieses Derby 10.000 Tickets à 20 KM abzusetzen, während die Gästefans kostenlos reindurften. Letztlich waren ca. 6.000 zahlende Zuschauer auf Heimseite und rund 2.000 Anhänger vom FK Sarajevo ins Stadion Grbavica gekommen. Zielmarke verfehlt, aber für bosnische Verhältnisse war das eine ordentliche Kulisse und beim Normalpreis von 10 KM wären sicher ein paar Fans und der Freunde des Eisenbahnerclubs mehr erschienen.

Choregraphie in Gedenken an Mehmed Meša Ramić

Als erstes wurde dem Zuschauer eine Choreographie auf der Heimseite geboten. Leider aus traurigem Anlass! Mit Papptafeln in schwarz und blau erinnerten die Manijaci an ihr verstorbenes Mitglied Mehmed Meša Ramić. Der kam am 12.12.2021 im Alter von 25 Jahren bei einem Schußwechsel im Sarajevoer Stadtteil Pofalići um’s Leben. Da das heutige Sarajevski derbi zugleich den Rückrundenauftakt im Stadion Grbavica markierte, war dies die erste Gelegenheit in Mešas geliebter Kurve von ihm Abschied zu nehmen.

Intro der Horde Zla

Die Horde Zla wartete unterdessen mit einem pyrotechnischen Inferno auf, bei dem auf dutzende Fackeln eine Wand aus roten Nebeltöpfen folgte. Beide Seiten lieferten fortan auch gefälligen Support, wobei auf der Heimseite neben der Jug auch die Istok frenetisch unterwegs war und die Lautstärke auf Seiten der Plavi (Blauen) den Gästeblock meist übertonen konnte. Wir standen allerdings auch mehr oder weniger mittendrin und hatten es deshalb vielleicht noch schwerer als die Hopper auf der Zapad die Horde Zla zu vernehmen. In jedem Fall wurde fleißig gegeneinander gepöbelt, so wie sich das gehört.

Eine dicke Rauchwand zog aus dem Gästeblock auf’s Spielfeld

Auf dem Platz gingen die Teams ebenfalls durchaus hitzig zu Werke. Allein in der ersten Viertelstunde pfiff der Unparteiische zwölfmal Foulspiel und zückte auch bereits erste Gelbe Karten. Jedoch war die sportliche Qualität erwartungsgemäß mau. Aber ehrlicherweise war keiner der ausländischen Besucher aus sportlichen Motiven hier. Logischerweise ging es um die Atmosphäre und insbesondere freuten wir uns auf weitere Pyroshows. Nach knapp 30 Minuten sahen wir dann, wie in der Jug schon die Fackeln verteilt wurden. Ich hatte bereits in freudiger Erwartung mein Smartphone gezückt und als Željo in der 31.Minute einen Eckstoß vor der Jug zugesprochen bekam, dachte ich mir, dass ich den schon mal filmen könnte. Vielleicht fällt jetzt das 1:0…

Die Manijaci feiern das 1:0

Ich hatte tatsächlich den richtigen Riecher, denn Štilić brachte einen guten Ball in den Strafraum, den Armin Hodžić mustergültig per Kopf hinter die Torlinie drückte. Wie passend, dass gerade eh schon diverse Manijaci ’ne Fackel griffbereit hatten. Aber auch bei uns auf der Istok zauberten etliche Stadionbesucher ein Leuchtfeuer aus der Jackentasche, während die Mannschaft in die Kurve rannte und sich gebührend feiern ließ.

Auch auf der Gegengerade wird das 1:0 standesgemäß zelebriert

Von den Bordo-bijeli (Weinrot-Weißen) wurde aus der Gästekurve natürlich um Antwort gebeten. Doch der zweifache jugoslawische und fünffache bosnisch-herzegowinische Fußballmeister blieb blass und ideenlos (Željo übrigens einmal jugoslawischer und sechsmal bosnisch-herzegowinischer Meister). Zu allem Überfluss holte sich Amer Dupovac bei einem Foul an Štilić in der Nachspielzeit der 1.Halbzeit eine Rote Karte ab. Da half auch nicht, dass die Horde Zla gegen Ende des ersten Durchgangs nochmal massiv losfackelte.

Intro zur 2.Halbzeit in der Jug

Die 2.Halbzeit läuteten die 1987 gegründeten Manijaci mit einer weiteren großen Pyroshow ein. Außerdem hatten sie ein paar erbeutete Schals und Shirts des Ortsrivalen auf einem Zaun drapiert. Johannes B. Kerner wäre schockiert gewesen, wie schnell diese brandgefährlichen und bis zu 1.000° C heißen Magnesiumfeuerstäbe so ein Textil entzünden können. Bei der ebenfalls 1987 ins Leben gerufenen Horde Zla ist mir dagegen kein entflammtes Beutegut am Gästezaun aufgefallen. Dafür traten sie massig Sitzschalen heraus und warfen diese wütend, aber zwecklos gen Fangzaun.

Brennendes Beutegut

Auf dem Rasen kam dem Eisenbahnerclub natürlich die Überzahl zu Gute und man konnte die Angriffe vom FKS in der Regel abwehren. Lediglich in der 62.Minute wurde es mal brenzlig. Pidro legte per Hacke sehenswert für Hebibović auf und dieser feuerte aus ca. 16 Metern einen Torschuss ab. Jedoch war Željos Tormann Bender hellwach und parierte den Ball. Den Abend hatten sich die Jungs vom FK Sarajevo (aktuell 4.Platz) sicher anders ausgemalt. Mit einem Sieg wäre man dem Lokalrivalen acht Punkte enteilt und außerdem wären die Tabellenplätze 2 und 3 (internationales Geschäft) wieder in Schlagdistanz. Beim investorengeführten FK Sarajevo ist ein Platz in den Top 3 eigentlich ein Muss (seit 2013 darf der malaysische Unternehmer Vincent Tan, der u. a. auch Cardiff City besitzt, den FK Sarajevo sein Eigen nennen).

Nochmal die Horde Zla am zünden

In der 81.Minute bewies Željos Trainer Edis Mulalić schließlich ein gutes Händchen. Der beorderte den Stürmer Ermin Zec auf’s Feld und dieser erlöste alle bangenden Plavi mit dem 2:0 in der 90.Minute. Wenig später war Abpfiff und Fans und Mannschaft konnten innig einen ganz wichtigen Derbysieg feiern. Nun ist man in der Tabelle auf zwei Punkte an den Stadtrivalen herangerückt und hat selbst man wieder Tuchfühlung zu den Plätzen, die zur Teilnahme am internationalen Wettbewerb berechtigen. Obendrein nimmt man hoffentlich aus diesen Derbysieg den nötigen Schwung für die kommenden sportlichen Aufgaben mit.

Wenn wir schon nicht gewinnen können, dann treten wir ihnen wenigstens die Sitzschalen raus…

Nach Spielende hatten wir ein paar Minuten Blocksperre und dann konnten wir das Erlebte bei einem Abendspaziergang am Ufer der Miljacka aufarbeiten. Nach 2,5 km kehrten wir schließlich in das italienische Restaurant Piccolo Mondo ein. Auf dem Hinweg zum Stadion waren Abto und Ole vom Duft dieses Restaurants bereits betört worden und auf die beiden Nasen ist Verlass. Für 10 bis 12 KM gab es dort sehr leckere und große Pizzas aus dem Steinofen. Zu den Pizzas wurden außerdem drei Saucen bzw. Pestos serviert, mit denen man den knusprigen Teigfladen hervorragend pimpen konnte.

Pizza Speciale bei Piccolo Mondo

Im Anschluss an den Pizzaschmaus kehrten wir noch auf drei Runden Bier in die Bar Zlatna ribica (Goldfisch) ein. Ich bin mir sicher, dass dieser Laden in jedem Touri Guide zu Sarajevo vorgestellt wird. Aber das macht das Ambiente dort nicht schlechter. Es gibt massig Antiquitäten und Ephemera an den vertäfelten Wänden zu bestaunen und die Möbel sind natürlich ebenfalls alles historische Stücke. Wenn ich nochmal in die Verlegenheit kommen sollte für einen Reiseverlag tätig zu werden, würde ich wohl irgendwas von „Wo der Hipster auf die Bohème trifft…“ schreiben und mich freuen, dass der Verlag für die leckeren Sarajevsko unfiltered (0,5 l à 4.50 KM) aufkommen darf.

Zlatna ribica

Da es uns am Sonntag an sinnvollen Fußballoptionen fehlte, musste ein ausgedehnter Touritag in Sarajevo her. Die Hauptstadt von Bosnien und Herzegowina ist aber auch wirklich einer dieser Orte, wo man seine Zeit nicht am Rande von irgend einem Kunstrasenplatz bei einem Amateurfußballkick vergeuden sollte. Dazu hat diese Stadt zu viel an Kultur und Geschichte zu bieten, selbst wenn man schon ein-, zweimal zuvor dort war.

Frühstück im Dal Padrino

Doch zunächst einmal stapften wir durch den Neuschnee zum nächstbesten Admiral Casino. Während meine Freunde relativ erfolgreich die Spielautomaten fütterten (man kann ja nicht immer verlieren…), hielt ich schon mal nach nach Futter für uns Ausschau. Aber warum in die Ferne schweifen, wenn gleich nebenan das Dal Padrino einen guten Eindruck macht? Entsprechend ließen wir uns dort wenig später das Sausage Breakfast servieren. Für 8.50 KM wurden zwei Würstchen, zwei Spiegeleier, Käse, Grillgemüse und Dips gereicht. Außerdem waren ein Heißgetränk und ein frisch gepresster Orangensaft im Preis inbegriffen.

Meine Wettscheinpremiere ließ mein mesolimbisches System zum Glück kalt

Nach dem Frühstück mussten wir natürlich noch in ein Wettbüro. Gewinne vom Vortag abholen und Scheine für heute machen. Um mal mit mehr als nur tränenden Augen aus diesen verrauchten Wettbuden des Balkans herauszuspazieren, investierte ich ausnahmweise 10 KM in einen Wettschein. Jahn Regensburg gönnte mir jedoch keinen Reingewinn von 70 KM. Verlieren die einfach beim Vorletzten in Aue. Zum Glück musste ich das Drama nicht live verfolgen, denn während in Deutschlands 2.Liga der Ball rollte, machten wir zeitgleich wahrscheinlich mehr Meter als die Kicker vom SSV Jahn.

Der öffentliche Brunnen Sebilj im Herzen von Baščaršija

Es ging schön durch das orientalische Marktviertel Baščaršija, dann am Ufer der Miljacka entlang und schließlich hinauf zur Žuta tabija (Gelbe Bastion). Weiter ging es durch das alte Festungsviertel Vratnik auf den Berghängen östlich von Baščaršija. In Vratnik findet man noch historische Stadttore und Befestigungsanlagen der Osmanen. Das Viertel ist komplett ummauert und von den Bastionen hat man einen tollen Ausblick auf Sarajevo. Ich bin eigentlich schon wieder geneigt historisch auszuholen…

An der Miljacka entlang…

…aber ich habe in meinem Bericht Sarajevo 03/2019 bereits ausführlich die Geschichte und Gegenwart Sarajevos und Bosnien und Herzegowinas dargestellt. Gleichwohl muss ich heute doch noch ein, zwei Ergänzungen zum aktuellen politischen Geschehen loswerden. Der Krieg in der Ukraine geht natürlich auch nicht spurlos an der Balkanregion vorbei. Im Staat Bosnien und Herzegowina hat Putin mit dem Serbenführer Milorad Dodik einen Verbündeten gefunden. Dodik war von 2010 bis 2018 Präsident der Entität Republika Srpska und ist seit 2018 Mitglied des dreiköpfigen Staatspräsidiums (in dem je ein Vertreter der Serben, Kroaten und Bosniaken sitzt). In diesem Gremium, welches in Bosnien und Herzegowina das Staatsoberhaupt ersetzt, hat Dodik nun versucht eine Unterstützung der internationalen Sanktionen und Maßnahmen gegen Russland zu blockieren.

Stadttor Širokac kula

Ferner haben Dodik und seine Partei SNSD bereits im Herbst 2021 konkrete Gesetze in die Wege geleitet, die zur Auflösung gemeinsamer staatlicher Institutionen in Bosnien und Herzegowina führen sollen. Diese Gesetze sehen u. a. den Aufbau einer eigenen Armee, eigener Sicherheitsdienste, eigener Justiz und eines eigenen Steuersystems in der Republika Srpska vor. Sofern keine Kehrtwende erfolgt, würden diese Gesetze im Mai 2022 in Kraft treten. Es besteht nun die Sorge, dass Dodik noch dieses Jahr die Unabhängigkeit der Republika Srpska ausrufen könnte und Putin diese im Sinne der weiteren Destabilisierung Europas anerkennen und unterstützen würde. Zwar sollte Dodik für seinen Kurs (und seine Korruption) eigentlich von der EU mit Sanktionen belegt werden, doch diese werden bisher von Ungarn und Kroatien blockiert. Klar, der ungarische Autokrat Orbán kann gut mit Putin, Vučić und Dodik. Aber ausgerechnet Kroatien auf der Seite eines serbischen Nationalisten und Separatisten?

Iplidžik Sinanova džamija (eine der historischen Moscheen in Vratnik)

Dazu muss man wissen, dass aus Kreisen der kroatischen Nationalisten der Wunsch nach einer dritten Entität in Bosnien und Herzegowina nicht leiser geworden ist. Die kroatischen Nationalisten der HDZ BiH, unterstützt von der Mutterpartei HDZ in Kroatien, sind dabei durchaus gesprächsoffen mit den Serben. Ihr Parteiführer Dragan Čović kann anscheinend ganz gut mit Dodik und sieht die Chance im Windschatten von Dodiks Bestrebungen mehr Autonomie für die Kroaten in Bosnien und Herzegowina zu erwirken. Man würde nach wie vor gerne die Föderation mit den Bosniaken auflösen und aus den Kantonen mit kroatischen Bevölkerungsmehrheit eine dritte Entität schaffen. Da die dritte Entität im Westen jedoch nicht mehrheitsfähig ist, will man zumindest die Wahlkreise nach ethnischen Kriterien neu einteilen.

Šehidsko mezarje Kovači (Märtyrer-Gedenkfriedhof Kovači), der Hauptfriedhof für Soldaten der bosnischen Armee

So sollen die Chancen erhöht werden, dass nationalistische Kandidaten der HDZ BiH sich durchsetzen. In ethnisch gemischten Wahlkreisen haben sich die Bosniaken nämlich in der Vergangenheit erlaubt nicht wie „vorgesehen“ ihren nationalistischen Kandidaten der SDA oder einen anderen Bosniaken zu wählen, sondern stattdessen ihre Stimme einem gemäßigten kroatischen Kandidaten gegeben. Zusammen mit den Stimmen von liberaleren kroatischen Wählern, hatte ein solcher Kandidat dann plötzlich ein besseres Wahlergebnis als der HDZ-Kandidat. Durch diese Wahlpraxis wird die kroatische Bevölkerung im Staatspräsidium ferner durch den gemäßigten sozialdemokratischen Politiker Željko Komšić von der Demokratska fronta (DF) vertreten ist, was der HDZ BiH natürlich ein Dorn im Auge ist.

Saborna Crkva Rođenja Presvete Bogorodice (die serbisch-orthodoxe Kathedrale zur Geburt der Allerheiligsten Gottesmutter)

Nur solange alle das ethnisch-segregative Spiel mitgespielen, funktioniert das System für die drei nationalistischen Parteien der Serben, Kroaten und Bosniaken und ihre Parteibonzen. Dass in Bosnien und Herzegowina die letzten 25 Jahre Kleptokratie und Nepotismus herrschten, sollte wohl hinlänglich bekannt sein. Die nationalistischen Parteien blockieren sich und damit den ganzen Staat zwar gerne politisch, jedoch arrangiert man sich bei der Ausbeutung des Staatsvermögens hervorrragend. Ca. 70 % des Staatshaushalts werden für die Verwaltung aufgewendet, was ein gigantisches Potential für Veruntreuungen bietet. Dazu sollen Privatisierungen von Staatseigentum oder die Erteilung von Lizenzen (z. B. im Bereich Mobilfunk) selten zum finanziellen Nachteil der politischen Eliten abgelaufen sein.

Die Kupergasse in Baščaršija

Diese mafiösen Strukturen sind, so blöd es klingt, vielleicht auch der Grund, warum der fragile Staat Bosnien und Herzegowina letztlich doch nicht zerbrechen wird. Allem Geklappere der Nationalisten zum Trotz. Klar, jeder will sein Blatt ausreizen und seine Position verbessern (bloß keine Reformen, bloß keine Überwindung der ethnischen Gräben). Auch Show für die Wählerschaft muss sein. Aber mit einer abgespaltenen Republika Srpska kann Dodik eigentlich nicht viel gewinnen. Sein Staat wäre politisch und ökonomisch isoliert und was bisher an Geldern aus Brüssel in seine Entität geflossen ist, könnten Putin und Vučić (die einzigen potentiellen Partner) doch gar nicht kompensieren. Auch kann Aleksandar Vučić sich nicht ernsthaft die Republika Srpska „ans Bein binden“ wollen. Der Status quo und das Spielen mit großserbischen Ambitionen, anstatt das tatsächliche Realisieren, nutzen ihm (bisher) politisch mehr.

Der Eingangsbereich der Gazi Husrev-begova džamija (Gazi-Husrev-Beg-Moschee)

Perspektivisch muss die Europäische Union auf jeden Fall wieder mehr in Bosnien und Herzegowina tun. Dass die internationale Friedenstruppe EUFOR nach Putins Überfall auf die Ukraine ihr Kontingent von 600 auf 1.100 Soldaten erhöht hat, ist schon mal ein Anfang bzw. ein wichtiges Zeichen. Auch wollte Annalena Baerbock kurz nach unserer Abreise in Sarajevo mal nach dem bzw. den Rechten sehen. Passend dazu wurde Manuel Sarrazin, ehemaliger grüner Bundestagsabgeordneter und Präsident der Südosteuropagesellschaft, zum Sonderbeauftragten der Bundesregierung für den Westbalkan ernannt. Einen politisch noch nicht ganz dafür reifen Westbalkan in die EU zu integrieren, ist vielleicht das kleinere Übel, als diese Flanke geopolitisch offen zu lassen. Obendrein entvölkern sich Teile des Westbalkans langsam. Hunderttausende (oft junge und hochqualifizierte) Menschen haben beispielsweise Bosnien und Herzegowina in den letzten Jahren gen EU verlassen. Darauf müssen gemeinsame europäische Antworten gefunden werden.

Der Brunnen im Hof der Gazi Husrev-begova džamija

Nach unserem ausgedehnten Spaziergang und einer Einkehr bei der Ćevabdžinica Željo dva auf jeweils zehn Ćevapčići, zeigte der alterhrwürdige osmanische Uhrturm in Baščaršija 16 Uhr an. Wir schmiedeten nun den guten Plan ins Apartment zu gehen, um dort ein paar Stunden Fußball im TV zu gucken. Der gute Dino hatte schließlich diverse Kanäle mit Live-Fußball für seine Gäste zu bieten. Also habe ich noch schnell ein paar Kannen Karlovačko im Minimarkt eingetütet, während Abto und Ole tatsächlich nochmal beim Burgergrill von Freitagabend waren. Ich war eigentlich auch gierig auf das Gerät, aber das Völlegefühl von den Ćevapčići war zu groß und ich hatte Bedenken, dass ich dann später beim Abendessen passen würde.

Sahat Kula, Sarajevos osmanischer Uhrturm

Nach vier Stunden Fußball am TV, zog es uns doch nochmal raus in die Kälte. Letzter Abend ohne Abendessen wäre schließlich irgendwie unwürdig gewesen. Heute ging es in ein gutes Restaurant in Baščaršija, was gleich mit einer Fotosession Baščaršija by night kombiniert werden konnte. Das auserwählte Restoran Dveri hatte bei Ankunft zwar zunächst keinen Tisch frei, aber nach fünf Minuten Wartezeit kamen wir zu unserem Glück.

Die berühmte Lateinerbrücke bei Nacht

Der Kellner durfte erstmal Hausbrot, Maisbrot, Kajmak, Ajvar und panierte Oliven mit Käsefüllung servieren und wir lauschten derweil dem Alleinunterhalter am Nachbartisch. Da saßen doch tatsächlich fünf Deutsche, die aber irgendwie nicht wie eine gemeinsame Reisegruppe wirkten. Vielleicht heute bei einer Sarajevo Free Walking Tour kennengelernt und spontan weiter zusammen rumgehangen? Schienen jedenfalls zwei Pärchen und ein rotzevoller Groundhopper zu sein, der seinen neuen Bekanntschaften von u. a. von Almirante Brown in Buenos Aires und Osnabrück gegen Dresden erzählte (wo er angeblich irgendwen weggeschmiert hat…). Nach dem Bezahlen torkelte der Zecher als erster raus und rief noch „Oh, es scheit ja?!“ (richtig, bereits den ganzen Tag tat es das) und vergaß die Tür hinter sich zu schließen.

Vorspeisen im Restoran Dveri

Die anderen tuschelten noch kurz über ihren „Freund“, der wohl jetzt noch an irgend einen Sarajevoer Tresen weiterziehen wollte und von ihnen keine gute Prognose für das spätere Auffinden seiner Unterkunft bekam. Wir hatten wirklich gut zu lachen und unsere Euphorie wurde alsbald von vorzüglichen Rindersteaks (hatten meine beiden Begleiter) und einer panierten Kalbsschnitzelrolle mit einer Füllung aus Käse und Rinderschinken (meine Wahl) noch weiter in die Höhe geschraubt. Dazu gab es noch lecker geröstetes Gemüse und eine hausgemachte Sauce Tartar. Meine Freunde meinten, dass ihre Steaks sogar die hohe Meßlatte von Del Rio in Mostar gerissen hatten und mein Gaumen fühlte sich ebenfalls äußerst freundlich behandelt. Mit Bier oder Wein waren wir am Ende jeder 40 KM los. Guter Kurs, gerne wieder.

Kalbsschnitzelrolle mit Rinderschinken- und Käsefüllung

Übrigens fehlten auf der Speisekarte die ganzen Grillklassiker der Balkanküche wie Ćevapčići oder Pljeskavica. Steaks und Fisch dominierten bei den Hauptgerichten, die Weinkarte war umfangreich und insgesamt setzt man anscheinend auf gehobene Qualität. Das Ambiente war dagegen eher urig, denn luxuriös. Das macht es jedoch authentisch in Baščaršija. In diese kleinen Buden kannst du eben keine modernen und großzügigen Waschräume zaubern oder den Gastraum mit Licht durchfluten.

Die 1984 eröffnete Vijećnica ist Sarajevos ehemaliges Rathaus und nun Sitz der Nationalbibliothek

Wir drehten nun die nächste Runde durch das nächtliche und verschneite Sarajevo und die endete mit neuen Dosen Karlovačko wieder auf dem Sofa. Wir schauten noch Boca vs. Huracan, ehe gegen 1 Uhr alle über Müdigkeit klagten, aber dadurch wenigstens am nächsten Morgen um 9 Uhr wieder munter waren. Denn der letzte (halbe) Tag in Sarajevo musste natürlich auch nochmal für lukullische Freuden genutzt werden. 15:05 Uhr sollten wir erst nach Wien abheben, so dass noch ein Frühstück und ein Mittagessen in Sarajevo drin waren.

Nochmal Frühstück bei Dal Padrino

Für Mahlzeit Nr.1 des Tages ging es wieder ins Dal Padrino. Die hatten noch so viel Leckeres auf der Frühstückskarte stehen, dass heute jeder nochmal etwas anderes probieren wollte. Abto hatte ein Chicken Sandwich und Ole das Sportlerfrühstück mit Rührei, Putenbrust, Tomate und Mozzarella. Ich entschied mich unterdessen für die pouchierten Eier mit Pilzen, Spinat und Kajmak im Tontopf (plus Beilagensalat). Phänomenal lecker! Da bei diesen Frühstücksgerichten im Gegensatz zum Vortag keine Getränke inklusive waren, mussten wir unsere Heißgetränke extra bezahlen. Aber zusammen mit ca. 13,12 % Trinkgeld kamen wir trotzdem nur auf 10 KM pro Person.

Unterwegs im Basar von Baščaršija

Insbesondere Abto hatte jetzt nochmal den Drang seine Devisen im Admiral Casino nebenan zu minimieren. Gelang ihm auch, aber nichtsdestotrotz hatten wir alle noch das Budget für ein Mittagessen, sowie das Taxi zum Flughafen und ein paar kleine Souvenirs. Die Besorgung jener Erinnerungsstücke machte natürlich den Anfang (Süßkram, Cedevita, Kühlschrankmagneten aus Kupfer, sowie Schnapsgläser mit Vučko, dem Maskottchen der Olympischen Winterspiele 1984). Außerdem wurden noch Zigaretten für rauchende Freunde eingetütet (Stange für 30 € inklusive 30 Einwegfeuerzeugen als Beigabe). Bei Ole fanden ferner dick gefütterte Lederpuschen den Weg in den Einkaufskorb. Denn wer heizt, unterstützt Putin!

Dinos Familienkatze

Dick bepackt ging es zurück ins Apartment. Wir hatten mit Dino die Schlüsselübergabe für 12 Uhr vereinbart und die letzte halbe Stunde bis dahin wurde Tee trinkend am Küchentisch verbracht. Irgendwann klopfte es leicht an der Tür und ein leises Miau war zu vernehmen. Abto öffnete die Tür und wir bekamen doch tatsächlich noch Besuch von einer kleinen Katze mit Glöckchen um den Hals. War die Hauskatze von Dinos Familie und beim Check-out bekam unser Vermieter Abtos offenen und eigentlich auch todsicheren Wettschein als Trinkgeld (ein Spiel seines gestrigen Scheins wurde kurzfristig verlegt). Da Ludogorez Rasgrad am heutigen Abend auch wirklich gewann (Siegtreffer in der 7.Minute der Nachspielzeit!), konnte Dino nun für rund 41 KM Katzenfutter kaufen.

Dino bedankt sich für das Trinkgeld (und hat sich verguckt)

Jetzt ging es erneut zu Željo dva und heute musste es für jeden abermals ein 10er Ćevapčići mit Zwiebeln und Kajmak im Fladenbrot sein (10 KM pro Portion). Man kann kulinarisch wahrscheinlich keinen besseren Abschluss in Sarajevo haben! Gegen 13 Uhr schnappten wir uns schließlich ein Taxi, welches uns binnen 20 Minuten für 30 KM zum Flughafen brachte.

Das formidable Abschiedsmahl in Sarajevo

Kaum waren wir eingecheckt, tauchte der Kachelhuber vom Vorabend wieder auf. Erneut ziemlich am Torkeln, glasiger Blick und die zerschlissene Jeans auf halb acht hängend. Zwei seiner vier Begleiter vom Vorabend hatte er im Schlepptau. Kannten sich also möglicherweise doch besser, saßen im Flugzeug allerdings alle getrennt. Aber bevor wir die Embraer E95 von Austrian Airlines bestiegen, musste der Kachelhuber sich weitere Kannen Bier am Gate reinschrauben. Ein echter Zechroboter! Würde gerne wissen, was der in der Nacht von Sonntag auf Montag noch in Sarajevo erlebt hat und ab wann er Montagmorgen weitergekachelt hat. Oder hat er vielleicht einfach durchgezecht?

Groundhopper or Ground Troops?

16:15 Uhr landeten wir in Wien und mussten leider trotz Anschlussflug nochmal durch die Sicherheitskontrolle. Auch das Bundesheer war zugegen, um zu prüfen ob Einreisende tatsächlich berechtigt sind (COVID-Zertifikatskontrolle usw.). Wir mussten allerdings lediglich unser Anschlussticket nach Hannover zeigen und als wir auf die Frage nach unserem heutigen Abreiseort mit „Sarajevo!“ antworteten, wurden wir gleich gefragt, ob wir grad vom EUFOR-Auslandseinsatz zurückkämen. Wir würden halt wie Soldaten ausschauen, war die Begründung dieser Nachfrage. Das muss der Derbyschnitt sein… Oder meine Ćevapčićigruft war zu gut unter dem Army Parka versteckt.

Es wird Abend über Europa

Nach der neuerlichen Gepäckkontrolle trafen wir auch den Kachelhuber wieder. Der hatte schon wieder einen Halben am Hals. Doch obwohl er zunächst mit seiner Entourage an unserem Gate rumturnte, saßen sie nicht im Flieger nach Hannover. Aber gut, parallel ging noch eine Maschine nach Hamburg. Das letzte Flugsegment der Reise lief nun ganz entspannt ab und gegen 18:30 Uhr betraten wir wieder deutschen Boden. Die gute Kim ließ sich erneut zu Transportdienstleistungen hinreißen (Hvala!) und alle waren zeitig daheim. 10 Tage großer Urlaubsspaß hatten ihr Ende gefunden und die Pflicht rief wieder. Aber weil am kommenden Wochenende Olberts JGA nach Pilsen anstand, wurde es für alle wenigstens nur eine Drei-Tage-Woche und der nächste richtige Urlaub ist zum Glück ebenfalls nicht mehr lange hin. Immerhin reisetechnisch scheint 2022 eine gewisse Normalität wiederzukehren. Mein Anker in bewegten Zeiten…

Song of the Tour: Der blieb hängen…