• 25.03.2017
• Metalurg Skopje – KF Vellazerimi 77 1:3
• Vtora Мakedonska Fudbalska Liga (II)
• Stadion Železarnica (Att: 68)

Der Flughafen der Messe- und Expostadt Hannover hatte Ende 2016 endlich mal wieder gute Nachrichten parat. Mit der ungarischen WizzAir wurde eine vielversprechende Airline für den Luftverkehrsstandort HAJ gewonnen. Der preiswerte Flugdienstleister würde fortan unsere Heimat mit Budapest, Kiew, Bukarest, Belgrad und Skopje verbinden. Mit letzterer Destination sollte dem Unternehmen die erste Chance gegeben werden. Für 28 € return ging es das letzte März-Wochenende mit Schirm, Max und Milano Pete in Mazedoniens Hauptstadt, um zwei Tage Balkanluft zu schnuppern ohne dafür kostbare Urlaubstage investieren zu müssen.

Eingestimmt haben wir uns Freitagabend passenderweise im Balkan House in Langenhagen. Milano lebte dort mit dem Knoblauchteller einmal mehr seine soziale Ader aus. Sehr empfehlenswert, so kurz vor einer 2,5 stündigen Flugreise in einer engen Sardinenbüchse. Doch ich hatte im Flieger zum Glück mehr als eine Armlehne Abstand zu ihm und letztlich merkten wir anderen, dass Balkanteller und Girosteller ebenfalls für recht aromatischen Atem gesorgt hatten. Vor’m Abflug hatte Schirm daher nicht nur die Milliliterangaben seiner Flüssigkeiten abgekratzt (und bekam mit diesem Bauerntrick tatsächlich seine Gebinde à 150 ml Inhalt im Handgepäck durch die Kontrolle), sondern auch einen Plan gegen die Knoblauchfahne und das Völlegefühl entwickelt. Wie schon vor dem Abflug nach Tel Aviv im Januar, sollte die Reisegruppe mit Underberg gepeinigt werden. Der sei ja so gesund und magenbekömmlich… Doch sein eigentliches Ziel war schnell durchschaut; er sammelt wie ein Besessener die Deckel der Fläschchen für das Loyalitätsprogramm von Underberg, um sie eines Tages gegen die Traumprämie Underberg Truck einzulösen.

Im Flieger wurde dann sogleich ein Quintett der 96-Fangruppe Treuer Norden erspäht. Es ist einfach schwierig heutzutage irgendwo hinzufliegen ohne weitere hannoversche Fußballleute an Bord zu haben, erst recht wenn 96 obendrein spielfrei hat (Länderspielpause). Wir verabredeten uns sogleich zum gemeinsamen Stadionbesuch am nächsten Tag und mit mazedonischem Bier (Skopsko) wurden genussvoll ein paar Turbulenzen am südosteuropäischen Nachthimmel überstanden. Kurz nach Mitternacht landete der ungarische Low Cost Carrier schließlich in Skopje. Hier schnappten wir uns ein offizielles Taxi, was uns zum festgelegten Kurs von 1.220 Denar (ca. 20 €) zum rund 23 Kilometer entfernten Hotel in die Innenstadt fuhr. Dort checkten wir schnell ein und suchten im Umfeld der Unterkunft verzweifelt nach einer Einkaufsmöglichkeit für Getränke. Es wurde nach 1 Uhr nachts eine erfolglose Suche und der ausgetrocknete Schirm resignierte bereits: „Ich hab so viele Durchfalltabletten dabei, ich trinke auf jeden Fall das Leitungswasser hier.“ Zurück am Hotel entdeckten wir jedoch einen Getränkeautomaten auf dem hauseigenen Parkplatz und alle Probleme waren 30 Minuten später als erhofft gelöst. Im Außenbereich der Anlage wurde nun bei milden Nachttemperaturen Bier (ca. 0,80 €) und Wasser (ca. 0,40 €) genossen und dabei einem Rudel Straßenkötern bei der erfolglosen Katzenjagd zugeschaut.

Am nächsten Morgen weckte uns die Sonne noch vor dem Wecker und nach der morgendlichen Hygiene gierten wir nach Frühstück. Das erste Ziel namens Izlet Kafe offerierte leider keine Speisen, jedoch war ein Frappucino im sonnigen Garten der Wirtschaft auch ein guter Start in den Tag. Und zufällig war der vielfach empfohlene Imbiss Fast Food 7 gleich nebenan. Dort werden beim teuersten Gericht der Karte zwei Hacksteaks à 0,20 kg mit Pommes und Sauce in ein Fladenbrot gesteckt. Kostet rund 3 € und war nur für ein Viertel der Crew zu schaffen. Über die Reste der Megaburger freuten sich dann zwei Straßenkinder der Roma-Minderheit, die vorher die Mülltonnen durchwühlt hatten. Huch, hatten wir etwa unsere westliche Wohlstandsblase verlassen? Dabei lese ich in den Kommentarspalten der sozialen Medien dauernd von Dudes mit Kampfhunden als Profilbild und kessen patriotischen Sprüchen in der Timeline, dass das Leben in Deutschland eigentlich so ziemlich das schlimmste auf der Welt ist und unser Land dem Untergang geweiht ist.

Nach dem Snack schleppten wir uns mit unseren prall gefüllten Wohlstandsbäuchen zur über der Festung Skopsko kale hoch. Eintritt kostet die nicht und von der über der Altstadt thronenden Festung hat man einen herrlichen Ausblick. Nach dem Rundgang auf der zinnenbewehrten Mauer steuerten wir den Biergarten der kleinen Skopjer Altstadtbrauerei Old Town an. Stout, Red Ale und Blonde wurden verköstigt (alles genießbar bis lecker) und jemand aus der Gruppe musste natürlich noch ’ne Runde Rakija ordern. Ich versuchte dann die von unserer Bedienung angeregte zweite Runde Kurze zu verhindern. „Es ist zu heiss für Schnaps heute“, argumentierte ich mit einem Pfund von Schirms Sonnencreme im Gesicht. „Dann setz dich zum Trinken doch in den Schatten“, entgegnete sie. Diskussionen mit Frauen kannst du als Mann also auch in Mazedonien nicht gewinnen.

Um diese Erkenntnis reicher, spazierten wir alsbald durch Skopjes Altstadt. Das Basarviertel Stara čaršija ist nett und die Dienstleister waren eher unaufdringlich. Architektonisch hervorzuheben sind im historischen Herzens Skopjes besonders die alten Moscheen, die die Osmanen sogleich nach der Eroberung der Stadt im 15.Jahrhundert errichten ließen. Die Sultan-Murad-Moschee von 1436, die Mustafa-Pascha-Moschee von 1492 und die Bunte Moschee von 1438 sind da zu nennen. Letztere war mal besonders schön, aber das schwere Erdbeben von 1963 zerstörte den bunten Kachelschmuck des islamischen Gotteshauses und eine Rekonstruktion der Fassade ist bis heute nicht erfolgt. Ein wenig Zeugnis von der einstigen Optik liefert noch die Türbe im Hof. Und dem osmanischen Erbe verdankt die Altstadt ebenso einen schönen Hammam, in dem die Nationale Kunstgalerie untergebracht ist, und diverse Karawansereien, die nun teilweise gastronomisch genutzt werden.

Östlich angrenzend an das Basarviertel fanden wir einen heute noch vorwiegend türkisch besiedelten Bezirk vor. Unweit der ebenfalls sehenswerten Isa-Bey-Moschee in diesem Viertel, rasteten wir am Grabmal jenes Isa Beys noch ein weiteres Mal. Der Mann war Urenkel des osmanischen Skopje-Eroberers Yigit Bey und spielte bei der türkischen Expansion auf dem Balkan eine tragende Rolle. So soll er unter anderem in Bosnien-Herzegowina die heutige Hauptstadt Sarajevo und in Serbien die Stadt Novi Pazar gegründet haben. Seine Türbe spendete im Schatten des großen Uhrturms von Skopje wiederum Schatten für uns in der heißen Mittagssonne.

Ich stellte beim dortigen Dösen fest, dass der Veranstaltungsort des vielversprechendsten Fußballspiels der ganzen Balkanregion (ihr wisst, ich greife eigentlich nie zum Stilmittel Euphemismus) nur rund zwei Kilometer entfernt war. Also wurden dem faulen Rest die Taxi-Flausen ausgetrieben und durch Wohngebiete, die weniger weit gereiste Menschen vielleicht als unseriös einstufen würden, spazierten wir erwartungsfroh Richtung Stadion Železarnica. Dabei entdeckten wir beiläufig eine schöne orthodoxe Kirche abseits der Altstadt (dem Erzengel Michael geweiht), auf deren Grünanlage sich ein Pfau vor uns aufplusterte. Das sind die kleinen Überraschungen, die ich so mag wenn ich irgendwo abseits der Touripfade spaziere.

Zwei Minuten vor Anpfiff war das Stadion erreicht und Eintritt wurde nicht verlangt, aber Catering gab es auch keins. Schirm und Milano fluchten natürlich ein wenig über die „Scheisse“, zu der ich sie hier geschleppt habe. Immerhin erzählte ich, es wäre halt nur 5.Liga, da könne man nicht mehr erwarten. Dass das tatsächlich 2.Liga war, hätten sie mir sowieso nicht geglaubt. Nach fünf Minuten ließen sie Max und mich auch schon allein. Zum Glück nicht für lange und zur 30.Spielminute kamen Groundlügner Milano und Underbergloyalist Schirm mit einem Grinsen und einer Tüte eiskalter Bierdosen wieder hereinspaziert. Wertete die Nummer für alle enorm auf.

Was sie an Highlights verpasst hatten: Der 6er der Albaner wurde in der 7.Spielminute bei einem Freistoß K.O. geschossen (Vellazerimi aus der westmazedonsichen Stadt Kičevo hat ethnisch einen albanischen Hintergrund). Und auch ein Tor war bereits gefallen. In der 9.Minute überwand ein Kicker der grün-weißen Hausherren den Gästetorwart per Volleyschuss aus 25 Metern. Sportlich ging es zwar für beide Mittelfeldteams der 2.Liga mutmaßlich um nichts mehr, aber der Umstand, dass hier vorwiegend ethnische Mazedonier auf Albaner trafen, sorgte für Ehrgeiz in beiden Reihen. Dementsprechend enthusiastisch feierten die Gäste aus Kičevo auch den Ausgleich in der 41.Minute. Im zweiten Durchgang war Vellazerimi den Hauptstädtern dann über weite Strecken überlegen und markierte in der 60.Minute die Führung. Diese wurde kurz vor Abpfiff noch auf 1:3 ausgebaut und nach Abpfiff durfte man sich über einen klaren Auswärtssieg freuen.

Qualitativ war das Gebotene solider Fußball auf deutschem Bezirksliganiveau, nur dass zumindest im Fußballbezirk Hannover kein Bezirksligist auf so einem Acker spielen muss. Aber der unvollkommene Platz passte wenigstens gut zum abgerockten Stadion (ca. 3.000 Plätze). Eine Tribüne gab es zwar nur auf einer Spielfeldseite, doch die hatte mit Funktionsgebäude, kleiner Überdachung in der Mitte und verwitterten Sitzschalen viel für’s Auge zu bieten. Als Metalurg vor wenigen Jahren noch regelmäßig Europapokal gespielt hat (zuletzt 2014/15), wird dieses Stadion wohl nicht Ruch Chorzów, Lokomotive Sofia und Omonia Nikosia empfangen haben. Der Club, der von 2011 bis 2013 dreimal in Folge mazedonischer Vizemeister war, ist jedoch letzten Sommer aus der 1.Liga abgestiegen und spielt nun vor weniger als 100 Zuschauern in der 2.Liga. Nun gut, die Vereine mit halbwegs großem Anhang kann man in diesem Land an einer Hand abzählen. Sogar noch, wenn man schon ein, zwei Finger im Häcksler verloren hat…

Nach Abpfiff schnappten wir uns das erstbeste Taxi und der Taxifahrer erzählte uns schmunzelnd, dass er bereits einen anderen Deutschen zu diesem Spiel hingefahren hat und das ziemlich verrückt findet. Ist objektiv eine nachvollziehbare Einschätzung. Natürlich mochte er Deutschland und sein Englisch reichte für eine vernünftige Konversation aus. So lernten wir zum Beispiel noch die Plastic Street kennen, wo türkische Krämer Shop an Shop chinesische Plastikprodukte verkaufen. Wir ließen uns vom Taxler bei der liebgewonnenen Mikrobrauerei im Schatten der Festung rauswerfen und inklusive rund 30 % Trinkgeld waren so circa 1,50 € für 3 km Taxifahrt zu investieren.

Nachdem auf den neuen Länderpunkt angestoßen war, ging es als nächstes zur über 500 Jahre alten Steinbrücke (Kamen Most). Skopjes zweites großes Wahrzeichen verband jahrhundertelang den nördlichen und den südlichen Teil der Altstadt. Doch als das große Erdbeben von 1963 die Altstadt zerstörte, wurde nur der nördliche Teil (das Basarviertel) wieder originalgetreu aufgebaut. Den Süden überbaute man mit moderner Architektur der 1960er Jahre und in der jüngeren Vergangenheit tobte sich hier die konservative Regierung mit ihrem Hang zum Kitsch baulich aus. Paläste und vor allem Monumente wurden zuhauf errichtet. Soll alles historisch aussehen, hat aber architektonisch eher was von Las Vegas oder Disneyland. Solche Projekte kennt man eigentlich eher aus Autokratien denn aus Demokratien und die über 200 Millionen Euro des Projekts Skopje 2014 hätte ein relativ armes Land sicher sinnvoller investieren können. Überrascht daher nicht, dass das Prunkprogramm die Opposition gestärkt hat und Aktivisten gerne mal Farbbeutelanschläge auf die Protzbauwerke verüben.

Dass die slawischen Mazedonier beim Projekt Skopje 2014 auch viele Denkmäler für große antike Makedonier errichtet haben, sorgt unterdessen für Unfrieden mit Griechenland. Es gab früher in Griechenland die Ansicht, dass Bulgaren, also auch Mazedonier (ja, es wird wieder kompliziert), eigentlich Griechen sind, die durch Irrungen der Geschichte zur slawischen Sprache kamen. Aber spätestens seit die Republik Mazedonien den Griechen ihren Alexander den Großen und das restliche makedonische Erbe streitig machen will, sind die Griechen verstimmt und haben bisher erfolgreich einen NATO-Beitritt des kleinen Nachbarlandes blockiert. Ebenso hat Griechenland dafür gesorgt, dass die Republik Mazedonien bei den Vereinten Nationen nur als FYROM geführt wird (Former Yugoslavian Republic of Macedonia). Auch ein mazedonischer EU-Beitritt wird vor allem von griechischer Seite erschwert. Nichtsdestotrotz sollen mindestens 10 % der Mazedonier einen EU-Pass haben, weil Bulgarien ethnische Mazedonier als Bulgaren ansieht und denen somit Pässe ausstellt. Skopje war sogar im Mittelalter mal kurzzeitig Hauptstadt Bulgariens und Bulgarien sieht in der mazedonischen Sprache lediglich einen bulgarischen Dialekt.

Die Serben wiederum sehen in den Mazedoniern Südserben und die Albaner mögen vielleicht eine mazedonische Nation anerkennen, aber beanspruchen in großalbanischen Fantasiegebilden zumindest den vorwiegend von Albanern besiedelten West- und Nordteil des Landes für sich. Richtig unruhig wurde es daher um die Jahrtausendwende, als Mazedonien zuhauf albanische Flüchtlinge aus der serbischen Provinz Kosovo-Metochien aufgenommen hat. Man hatte sich damit leider auch die Rebellion der albanischen Minderheit importiert. UÇK-Terroristen gingen nach dem gleichen Muster wie in Serbien vor. Sie besetzten Dörfer mit mutmaßlich albanischer Mehrheit und vertrieben alle Nicht-Albaner. Ab Frühjahr 2001 wurde der überrumpelte mazedonische Staat wieder Herr der Lage und im Juni des selben Jahres kam es mit dem Abkommen von Ohrid zum Waffenstillstand.

Interessante Gemengelage da unten und unser Rundgang hätte einem patriotischen Griechen wohl einige Aufreger geboten. Allen voran die riesige Statue von Alexander dem Großen zu Ross (22 Meter hoch) und der Triumphbogen, bei dem Mazedonien in den historischen Grenzen der Region Makedonien abgebildet ist (also mit weiten Teilen Nordgriechenlands und auch Teilen der anderen Nachbarländer). Die hier omnipräsente mazedonische Flagge ist in Griechenland ebenfalls buchstäblich ein rotes Tuch. Die erinnert sie immer noch zu sehr an den Stern von Vergina, das Symbol der antiken makedonischen Könige. Von 1992 bis 1995 hatte die junge Republik sogar den Originalstern verwendet, aber dagegen konnte Griechenland tatsächlich erfolgreich vorgehen. Wenn die Griechen den sechzehnstrahligen Sonnenstern bei Mazedoniern sehen, werden sie echt sauer. Durfte die Polizei in Gelsenkirchen auch schon mal feststellen, als PAOK 2013 bei Schalke 04 gastierte und im Heimblock die Schalker Freunde von Vardar Skopje die alte mazedonische Flagge mit dem Originalstern aufhingen. Die Griechen drohten der Polizei offenkundig mit Spielabbruch, wenn die Flagge nicht verschwindet und der Einsatzleiter nahm das so ernst, dass er seine Hundertschaften die Fahne in der Heimkurve erprügeln ließ.

Der Balkan ist und bleibt kompliziert und daher wechselten wir nach Einbruch der Dunkelheit wieder in den zwanglosen Partymodus. Unweit unseres Hotel offerierte die Cocktailbar Drinker’s Paradise günstige Getränke. Erst waren wir ziemlich einsam, aber bis auf einen Tisch waren alle bereits reserviert und im Laufe des Abends kam das Vorglühvolk in Massen in die Bar geströmt. Mit Cocktails für rund 2 € (Bier 1,20 € / Kurze 1 €) war das natürlich ein preiswertes Vergnügen für uns und an Balkanschönheiten mangelte es in dem Laden auch nicht. Leider fast alle in männlicher Begleitung. Nachdem für 16 Cocktails und 4 Absinth nur 36 € zu zahlen waren, hätte das Budget auch noch für die teuersten Clubs der Stadt gereicht. Also mal eine Umfrage bei den Locals gestartet, wo man heute noch unbedingt hin sollte. Als wir gefragt wurden, welche Musikrichtung uns denn vorschwebt und wir mit Turbofolk antworteten, war das Eis gebrochen und zwei Mazedonier nahmen uns unter ihre Fittiche.

Laut Vojdan und Vencislav sollte man aber nicht vor Mitternacht in die Disco und daher führten sie uns noch in eine andere angesagte Bar, die auf dem Weg zur Partymeile lag. Wir spendierten ’ne Runde Bier und die Mazedonier ’ne Runde Schnaps und ein cooler Abend nahm weiter Fahrt auf und endete erst morgens in der Bäckerei Silbo mit ofenfrischen Backwaren. Einziger Wermutstropfen: Wir kamen wegen Überfüllung nicht in den Turbofolk-Laden und andere Clubs ließen uns zwar rein, aber waren ebenfalls hoffnungslos überfüllt. Es scheint das mazedonische Kuppelkonzept zu sein, dass zwingend enger Körperkontakt zwischen Mann und Frau herrscht. Aber es bedarf noch weiteren Nachforschungen in absehbarer Zeit, um diese These zu verifizieren.

Sonntagmittag wurde natürlich der Check-out maximal ausgereizt und deftige Speisen sollten uns danach endgültig zurück ins Leben bringen. In der Ramstore Mall gab es einen so genannten Food Court und uns überzeugte das Angebot von 10 Ćevapčići mit Pommes, Brot und Salat für rund 3,50 €. Nach dem Essen überlegten wir auf der sonnigen Terrasse, ob wir zum Matka Canyon oder auf den Berg Vodno wollen und dabei zog es sich leider schlagartig am Himmel zu. Als es wenig später aus Kübeln goss, hatte beides nur noch wenig Sinn und wir beschlossen einen weiteren Nachmittag im Stadtzentrum zu verbringen. Spare ich mir halt noch zwei Highlights für den bereits gebuchten nächsten Trip nach Skopje auf.

Das neue Stadtzentrum südlich des Vardar wirkte heute irgendwie noch surrealer als gestern Abend. Die fast menschenleere Promenade am Fluss wurde mit klassischer Musik aus Lautsprechern beschallt und neben den bereits beschriebenen Monumenten und Palästen, bewunderten wir die „Piratenschiffe“ im Vardar. Große nachgebaute Segelschiffe aus Holz mit Gastronomie oder Casino darin. Auch die Albanerin Agnes Gonxha Bojaxhiu (besser bekannt als Mutter Teresa), die 1910 in Skopje geboren wurde, wird hier seit 2009 mit einem Gedenkhaus geehrt, das an der Stelle errichtet wurde, wo bis 1963 ihre Taufkirche stand. Dazu Statuen von makedonischen und byzantinischen Feldherrn und Gelehrten, welche die Mazedonier wie erwähnt für ihre Identität vereinnahmen wollen. Und auch bulgarische Zaren und orthodoxe Geistliche kommen nicht zu kurz. Sogar Tito wurde in einer Nebenstraße gesichtet. Interessante Mischung.

Zur Kaffeezeit gab es noch Kaffeespezialitäten im überdachten Außenbereich des Restaurants Dion und als die Sonne doch nochmal rauskam, mussten wir leider zum Flughafen aufbrechen (wieder Taxi zum Festpreis von 20 €). Dort trafen wir auch den Treuen Norden wieder, den wir gestern beim Fußball vermisst hatten. Es stellte sich heraus, dass noch ein zweites Zweitligaspiel etwas weiter außerhalb der Stadt ausgetragen wurde. Da war auf den Rängen ebenfalls nichts los und sie sahen im Gegensatz zu uns ein obendrein ein dröges 0:0. Also alles richtig gemacht.

Dafür passierte nach der Sicherheitskontrolle noch das schlimmste, was passieren konnte. Der Duty Free Shop hatte Underberg im Sortiment. Schirm kam also seinem Truck nochmal zehn Deckel näher. Ich danke Gott dafür, dass er selber über die Hälfte davon trank. Im Flieger saßen TN06 und wir diesmal zusammen (was den Schabernackfaktor erhöhte) und nach pünktlicher Landung in Hannover, holte Ole freundlicherweise Max und mich ab, während Milano und Schirm in andere Richtungen mussten. Skopje, wir freuen uns dich bald wiederzusehen!