Falkenberg 07/2014

  • 20.07.2014
  • Falkenbergs FF – AIK 4:1
  • Allsvenskan (I)
  • Falkenbergs Idrottsplats (Att: 5.457)

Ich bin eigentlich nicht mehr so richtig für kommerzielle Großereignisse wie die Fußballweltmeisterschaft zu begeistern, aber das Mineiraço im Halbfinale und Mario „Mach ihn“ Götze im Endspiel, waren am Ende doch sehr fesselnd. Nichtsdestotrotz hatte einen das wahre Fußballleben nach der WM schnell wieder. Erste Testspiele der U23 von Hannover 96 wurden besucht, u. a. in Wunstorf (gegen den örtlichen 1.FC) und in Herford (gegen die SG Wattenscheid 09), und alsbald ging es auch wieder ins Ausland. Da sich der Ligaalltag mit 96 in der Saison 2014/15 ausschließlich in den Grenzen Norddeutschlands abspielen würde (eine Saison U23 anstatt Profis), hatte ich mir genrell vorgenommen viele Auslandsreisen zu unternehmen. Am liebsten verbunden mit Aufenthalten über das bloße Spiel hinaus, um neben dem Fussball auch Kultur, Natur und Architektur zu erleben. Das stumpfe Aneinanderreihen von Fußballspielen, um in möglichst wenig Zeit möglichst viele davon zu besuchen, befriedigt mich einfach nicht. Die Mischung macht’s!

So wurde die offerierte Tour nach Schweden auch nur attraktiv, weil ein ganzer Tag am Spielort vorgesehen war, der seines Zeichens ein beliebter Badeort an Schwedens Westküste ist. Einige Fans aus Hannover planten ihre Freunde von AIK (Stockholm) dort zu unterstützen und bekamen tatsächlich eine ganze Busladung für dieses Sonntagsspiel der schwedischen Allsvenskan zusammen. Gestartet wurde Samstagabend, im Anschluss an das am 19.Juli stattfindende Fußballturnier der Ultras Hannover. Jenes Turnier gewann 2013 noch eine von mir als Spielertrainer zum Triumph geführte Equipe aus Hildesheim. Aber die Titelverteidigung war uns als neue Herausforderung nicht groß genug, so dass mir dieses Jahr die bequeme Zuschauerrolle blieb. Einfach auf dem Höhepunkt abtreten, so wie es mir diesen Sommer ein paar Weltmeister nachmachten 😉

Pack die Badehose ein

Passend war natürlich, dass auch ein Team der Ultras Nord aus Stockholm teilnahm, die am Donnerstag zuvor noch AIK in Belfast gegen Linfield unterstützt hatten (Europa-League-Quali, 1:0 für die Nordiren). Auf dem Rückweg machten sie mit einem guten Dutzend einen Umweg über Hannover, um dann mit unserem Bus weiter in die Heimat zu reisen. Amüsante Zeitgenossen, die eben, wie zu erwarten war, hervorragend zu ihren Freunden aus Hannover passten. Sportlich rissen sie auf dem Acker des VfV Hainholz nicht so viel wie Bielefelder oder Hannoveraner, aber am Glas waren sie stark.

Der Beginn der Fahrt wurde zunächst eine Fortsetzung der Turnierparty, nur auf rollendem Untergrund, und die Puttgarden-Rödby-Fähre war im Nu erreicht. Dort wurde sich wie auf jeder Seeland- oder Schwedentour natürlich massenhaft mit pfandfreiem Dosenbier eingedeckt und im Anschluss eine kleine Deckparty gefeiert. Weiter ging es durch die Nacht bis Helsingør, wo das erste Tageslicht die wenigen Schlafenden wachküssen durfte. Hier sollte nun mit der mutmaßlich ersten Fähre des Tages nach Helsingborg übergesetzt werden. Nach Kopenhagen die zweite Europapokal-Bekanntschaft am heutigen Morgen.

Helsingborg

Danach ging es bei strahlendem Sonnenschein durch Schonen (die historische Provinz, wo die Südschweden so schön wohnen) gen Norden. Bescheidene 120 km trennten uns noch von Falkenberg in der Provinz Halland. Das war für mich nochmal Gelegenheit für ein Stündchen die Augen zu schließen, um dann gegen 8 Uhr morgens in Falkenberg zu erwachen. Es zog unsere Gruppe gleich zum Skrea Strand, der wirklich sehr schön war und bereits jetzt mit deutlich über 20° C Lufttemperatur aufwartete. Noch war er menschenleer und wir breiteten unsere Handtücher aus. Danach eine kalte Dusche und ab in die Badehose. Gut eingecremt wurde jetzt gefrühstückt, was die Fähre so hergab und in der Sonne gedöst. Einige schliefen auch ein, was bei den uneingecremten Jungs fatal endete.

Skrea Strand

Am Vormittag trafen schließlich unsere Freunde aus der Hauptstadt in großer Anzahl ein. Falkenberg war aus schwedischer Fansicht eher ’ne Hausnummer wie Sandhausen, aber im Gegensatz zu besagter deutscher Kleinstadt eben ein Sandhausen mit Sandstrand. Das verlockte viele AIK-Anhänger an einem der heißesten Tage des Jahres zu einem Strandtag. Das Thermometer kletterte mittags auf über 30° C und wirkliche Abkühlung verschaffte nur noch das Meer. Im Wasser konnte auch das mitgebrachte Carlsberg-Sortiment besser gekühlt werden und die Beach Party nahm ihren Lauf. Ich hatte übrigens schon schlechtere Ideen als einen aufblasbaren Strandball auf diese Reise mitzunehmen. Die sportliche Betätigung lenkte etwas von den zahlreichen schwedischen Bikini-Schönheiten ab. Aber nur etwas…

Hannover geht heut‘ beachen

Als uns dann irgendwann drohten Schwimmhäute zu wachsen, wurde nur noch das obligatorische Mobfoto geknipst und dann ging zu einem Park unweit des Strands. Dort hatten die Jungs von AIK ein Areal mit Bühne, Bierzeltgarnituren und Cateringzelt eingezäunt, wo eine Fanband rockige AIK-Hits spielte (und davon gibt es etliche, meist Coverversionen großer Hits mit AIK-Texten). Coole Aktion, so etwas bei einem Auswärtsspiel im Sommer auf die Beine zu stellen und der Eintritt war auch erfreulicherweise frei. Dafür hatten es die Preise für Verpflegung landestypisch in sich. Burger 8 €, Bier 6 €… Da denkt man wehmütig an seine Bierdosen à 0,40 € zurück und leistet sich nur der Form halber eines der hochbesteuerten Schwedenbiere.

Hannover & AIK

Etwa eine Stunde vor Abpfiff pilgerte die schwarz-gelbe Karawane schließlich zum Stadion, welches in Deutschland höchstens in der Regionalliga zugelassen wäre. Durch Stahlrohrtribünen wurde die Kapazität für die Premierensaison in der höchsten schwedischen Liga immerhin auf um die 5.500 Plätze erhöht und die waren heute alle belegt. Mit AIK war schließlich einer der größten Clubs des Landes erstmalig in einem Pflichtspiel zu Gast, was alle fussballinteressierten Falkenberger und bestimmt 1.500 AIK-Fans mobilisierte. Der Anhang vom Allmänna Idrottsklubben sorgte auch lautstark für ansprechende Kulisse, während so etwas wie ein Heimfanblock nur schwer auszumachen war. Na ja, klatschen und schreien haben die Einheimischen nach ihren Toren ganz gut hinbekommen. Und davon gab es leider vier.

Falkenbergs IP

Den 1:0 Pausenstand konnte Sundberg noch standesgemäß in der 53.Minute egalisieren, aber dann brannte der Aufsteiger ein regelrechtes Feuerwerk ab. Man ging prompt wieder in Führung und konterte die Gäste aus der Hauptstadt danach mehrfach eiskalt aus, was zu zwei weiteren Toren führte. 4:1 gegen einen Meisterschaftsanwärter, das war für den Aufsteiger sicher einer der größten Erfolge in der Vereinsgeschichte. Für wirkliche Partystimmung fehlte es allerdings an Koordination bei den Stadionbesuchern aus Falkenberg. Ein bisschen zu heiß für anstrengenden Support war es obendrein. Daher Respekt an alle AIK-Fans, die 90 Minuten Gas gaben. Der Rest lag träumend im Gras, die Köpfe voller wilder Ideen (oder alkoholbedingter Schmerzen).

Falkenbergs Fanblock

Nach Abpfiff ging es dann zügig zurück zum Bus, um so früh wie möglich nach Hause zu kommen. Gab ja echt Leute in der Reisegruppe, die Montagmorgen arbeiten wollten (ich z. B.). Das Thema Schlaf konnte im Bus, wie auch schon auf der Hinfahrt, nur unbefriedigend abgehandelt werden. Als einziges Highlight ist noch der Dosenbier-Kauf für daheim zwischen Rødby und Puttgarden in Erinnerung geblieben und das Trinken von literweise Faxe Kondi gegen die Dehydration. Als der Busfahrer uns dann in Hainholz statt am ZOB rauswerfen wollte („Ihr wurdet da abgeholt, also werdet ihr auch wieder da hingebracht!“), kam erstmalig auf dieser Tour Unmut in der Reisegruppe auf. Zum Glück hatte der Herr am Steuer ein Einsehen, was den Transfer ins Bett verkürzte und somit die Schlafzeit um einige Minuten erhöhte. Denn der Wecker um 6 Uhr war gnadenlos. Aber die Tour war einfach zu geil, um mit schlechter Laune aufzustehen und Faxe Kondi Energy begleitete mich ins Büro.

Song of the Tour: Die Vereinshymne des Allmänna Idrottsklubben.