Cardiff, Dublin & Manchester 10/2012

  • 09.10.2012
  • Newport County AFC – Ebbsfleet United FC 1:0
  • Conference National (V)
  • Rodney Parade (Att: 2.500)

Wales ist bisher nicht als ruhmreiche Fußballnation bekannt. Im Gegensatz zu den beiden großen britischen Ländern England und Schottland kann man keine international renommierten Clubs oder große Erfolge mit der Nationalmannschaft vorweisen. Dennoch hat Fußball in Wales einen Status, der dem des Volkssports Nr. 1 namens Rugby nicht hoffnungslos hinterher hinkt. Besonders im bevölkerungsreichen Süden, in dem sich die drei größten Städte des Landes befinden (Cardiff, Swansea und Newport), wird Fußball traditionell gelebt. So verfügen gerade die Clubs Swansea City und Cardiff City über eine große und loyale Fanbasis. Und nach Jahren der Tristesse, schicken sich die großen Clubs aus Wales wieder an einen Platz in Großbritanniens Fußballelite zu finden. Swansea mischt nun im zweiten Jahr die Premier League auf und Cardiff City ist auf dem besten Wege ihnen im Sommer zu folgen. Grund genug mal in meiner heimlichen Heimat vorbeizuschauen.

Meine erste Reise nach Wales in dieser Saison führte mich im Herbst nach Cardiff. Die Tour war schon lange geplant und somit war die Enttäuschung groß, dass berufliche Verpflichtungen nur das Länderspielwochenende im Oktober als Reisezeitraum zuließen. Also konnte ich weder Swansea City in der Premier League, noch Cardiff City in der Championship erleben. Zum Glück wurde in den unteren Ligen unter der Woche gekickt, so dass sich der Newport County AFC in der fünftklassigen Conference National über den Besuch eines deutschen Pressevertreters freuen durfte. Am Donnerstag wurde der Standort schließlich auf die Nachbarinsel verlagert, um Deutschland gegen Irland in der WM-Qualifikation zu schauen. So war doch für Fußball gesorgt, wenn auch mit vermeintlichen B-Lösungen.

Der Prince of Wales

Unsere Reise gestalteten wir preiswert mit dem Flieger von Bremen nach London und einem InterCity von London nach Cardiff (Direktflüge nach Cardiff gibt es zur Zeit von deutschem Boden nur aus Düsseldorf und die waren uns zu teuer). Morgens in Bremen gestartet, mittags am Bahnhof Cardiff Central gewesen. Das wäre via Düsseldorf auch nicht schneller gegangen. Auf selbem Wege lassen sich übrigens auch Swansea und Newport günstig erreichen, während der Norden des Landes besser via Manchester oder Liverpool angeflogen wird. In Cardiff angekommen, stach sogleich ein großer Pub namens Prince of Wales ins Auge. Dieser befindet sich in einem ehemaligen Theater, ist auf zwei Etagen verteilt und hat dementsprechend riesige Ausmaße. Da der Pub zur Kette J.D. Wetherspoon gehört, gibt es preiswerte Pints für unter 2 £ und viele gute Menüangebote für die Hungrigen (z. B. Pint & Burger für 5 £). Fast schon unnötig zu erwähnen, dass man es hier den ganzen Nachmittag aushalten konnte. Außerdem trafen wir uns hier mit unserem Freund Schirm, der zur Zeit in Cardiff studiert und natürlich den Fremdenführer geben musste.

Cardiff im Herbst

Der Vorabend unseres ersten Spiels bei dieser Tour wurde natürlich gleich genutzt, um Cardiffs Nachtleben kennen zu lernen. Und das hatte es in sich! Eine Vielzahl von Pubs, Bars und Diskotheken konkurriert um Tausende von Feierwütigen. Auch unter der Woche sind die Clubs gut besucht und es gibt viele gute Angebote, wie Bier für 1 £ oder Cocktail-Pitcher (ca. 1 Liter) für 5.50 £. Was sich innerhalb dieser Nacht und der kommenden Nächte in den Clubs der Hauptstadt so abspielte, darf natürlich keinen Platz in einem familienfreundlichen Medium bekommen. Volljährigen und der Freizügigkeit aufgeschlossenen Menschen sei allerdings mal eine Erlebnisreise nach Cardiff empfohlen. Oder ein Exkurs mit der Google-Bildersuche und den Begriffen „Cardiff Nightlife“ oder „Cardiff by Night“. Mit zügellos sind die walisischen Partygänger wohl ganz gut attributiert.

One drink too much

Am nächsten Vormittag fiel das Verlassen der Hotelbetten ziemlich schwer, so dass gerade noch kurz vor 12 Uhr das Large English Breakfast für preiswerte 4.40 £ im Pub (wieder im Prince of Wales) geordert werden konnte. Dieses kulinarische Kulturgut der Britischen Inseln lieferte mit Würstchen, Schinken, Spiegeleiern, Black Pudding u. v. m. über 1.400 Kalorien für die Aufgaben des Tages und brachte den Körperhaushalt wieder auf Vordermann.

Die wichtigste Mahlzeit des Tages

Ein paar Pints später brachen wir mit dem Zug in die 20 km entfernte Nachbarstadt Newport auf, in der schöne Ecken etwas spärlicher vorhanden sind als in Cardiff. Der frischen Brise meerseits konnte zum Glück in einen Pub namens The Queens Hotel entflohen werden. Jener verwinkelte Hort der Gemütlichkeit, mit Sofas und Teppichböden, entpuppte sich ebenfalls als Teil des Wetherspoon-Imperiums und war ergo wenig strapazierend für die Reisekasse. An einer AFC-Newport-Infotafel wurden nun, bei ein paar frischen Ales, weitere Informationen zum heutigen Gastgeber eingeholt, ehe der Anpfiff näher rückte und uns ein Taxi zur Geschäftsstelle des Fünftligisten fuhr.

Newport City Centre

Nachdem die hinterlegten Karten abgeholt waren, nahmen wir zügig die überdachten Sitzplätze im Pressebereich ein und verschafften uns einen Überblick über das Stadion. Unterhalb unserer Sitze befanden sich gut gefüllte Stehplätze (inklusive der stets aktiven Singing Area) und links von uns war eine unüberdachte Stehplatztribüne hinter dem Tor. Rechts hinter dem Tor war dagegen nur ein Funktionsgebäude platziert. Gegenüber unserer wunderschönen betagten Tribüne befand sich schließlich die moderne neue Haupttribüne mit Sitzschalen und Logen. Insgesamt hatte das Stadion Rodney Parade eine Kapazität von 5.000 Plätzen, wovon heute rund 2.500 besetzt waren. Das war das zehnfache an Zuschauerzuspruch vieler deutscher Fünftligisten. Gleichwohl muss man in diesem Zuge für den weniger informierten Fußballfreund noch erwähnen, dass in England (Newport mischt lieber im englischen, als im walisischen Ligasysem mit) selbst die fünfte Spielklasse noch eingleisig ist (also landesweit in England und Wales ausgetragen wird), während in Deutschland die 5.Liga vierzehngleisig ist. Die Conference National, als Bindeglied zwischen League und Non League, hat einen ganz anderen Stellenwert als die Oberliga Niedersachsen und Co.

Ein mysteriöser Hund begrüsst uns

Auf dem Rasen zeigte Newport dann, dass sie zurecht ein Aufstiegsaspirant für die 4.Liga sind. Besonders auffällig waren der bullige Abräumer David Pipe (ehemaliger walisischer Nationalspieler) und der technisch beschlagene Flügelspieler Ben Swallow. Sehr zu unserer Freude hielt der abstiegsbedrohte Gegner Ebbsfleet United mit viel Kampf dagegen und das verregnete Spiel auf schwerem Geläuf entwickelte sich zu einem spannenden Duell. Nach einigen sehenswerten Angriffen konnte Ebbsfleets Schlussmann in der 31.Minute endlich überwunden werden. Abwehrspieler Ismail Yakubu erlöste den momentanen Tabellenführer der Conference, der mit der 1:0 Führung in die Pause gehen durfte.

Rodney Parade

Die Halbzeit im stimmungsvollen Stadion von Newport wurde nun für zwei Pints des leckeren cremigen Ale Worthington’s Red Shield genutzt. Ein Verzehr auf der Tribüne war leider UK-typisch untersagt. Nun gut, mehr Zeit zum Supporten auf den Rängen für die Residents. Das taten sie auch in der zweiten Hälfte, oft humorvoll und meist spielbezogen. Ebbsfleets mitgereistes Dutzend war dagegen nicht zu vernehmen. Aber Ebbs ist auch alles andere als ein Club mit großer Fantradition. Einigen aufmerksamen Fußballfreunden sind sie vielleicht dadurch ein Begriff, dass man vor einigen Jahren Anteile des Clubs kaufen konnte (für 35 £ p.a.) und die zahlenden Fans danach über Aufstellung und Transfers im Internet abstimmen durften. Ein Geschäftsmodell, dass in Deutschland wenig später bei Fortuna Köln genauso durchwachsen lief, wie zuvor in Großbritannien. Heute sind diese Projekte sowohl in Ebbsfleet (myfootballclub.co.uk) , als auch in der Kölner Südstadt (deinfussballclub.de) Geschichte.

Gut gefüllte Tribünen in Newport

Das Spiel endete 1:0, trotz weiterer guter Chancen für Newport, und die Fans sangen in Feierlaune „Let’s all have a disco, let’s all have a disco“. Disco klang nach den Erfahrungen des Vorabends auch für uns sehr verlockend, aber zunächst sollte noch das Vereinsheim des Newport County AFC geprüft werden. Auch dort wurde schmackhaftes Worthington’s gereicht und in gemütlicher Atmosphäre konnte man mit betagten Schiebermützenträgern über Fußball fachsimpeln. Erst zu später Stunde kehrten wir nach Cardiff zurück, um dort noch ein wenig Clubbing zu betreiben.

Schwarz-rot-geile Ales

Am Mittwoch war erstmal intensives Sightseeing angesagt. Cardiff ist zwar keine Weltmetropole à la London, hat aber doch einiges zu bieten. Die Hauptstadt von Wales zählt aktuell ca. 350.000 Einwohner und hat ein Einzugsgebiet von über einer Million Menschen. Das Stadtzentrum ist allerdings wunderbar kompakt (auf ca. zwei Quadratkilometern) und ergo gut zu Fuß zu erkunden. Herzstück ist das Cardiff Castle, welches seinen Ursprung in einem 75 n. Chr. errichteten Kastell der Römer hat. Teilweise sind immer noch römische Mauerreste in der Anlage zu erkennen. Die eigentliche Burg wurde aber erst ab 1081 unter dem normannischen Eroberer Wilhelm (William the Conqueror) gebaut. Cardiff blieb dann bis ins frühe 19.Jahrhundert ein kleines Marktstädtchen und erst die Industrialisierung sorgte für einen ungeahnten Boom. Die reichen Kohlevorkommen aus dem Hinterland wurden seinerzeit über den hiesigen Hafen in alle Welt exportiert und der Zuzug von Arbeitskräften von nah und fern ließ Cardiff zur Großstadt wachsen (von 6.342 Bürgern beim Zensus 1801 auf 172.629 im Jahre 1901).

Römisches Mauerwerk in der Burgmauer vom Castle

1905 verlieh König Edward VII. Cardiff folgerichtig den Status einer City. Nach den Weltkriegen – wobei Cardiff im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) Ziel zahlreicher Bombenangriffe der deutschen Luftwaffe wurde – entwickelte sich die Stadt von einer Hafen- und Industriestadt peu à peu zu einem Dienstaleistungszentrum. Ferner wurde es 1955 Hauptstadt von Wales und somit Sitz zahlreicher administrativer Institutionen. Im Zuge der walisischen Autonomiebestrebungen von London bekam der Landesteil des Vereinigten Königreichs außerdem 1998 sein eigenes Nationalparlament, welches logischerweise in Cardiff tagt. Von den römischen Spuren am Castle bis zum modernen 2005 eröffneten Parlamentsgebäude machten wir heute eine entsprechende Zeitreise und ließen die vielen Eindrücke später in den Pubs der Innenstadt sacken.

St John the Baptist Church (15th century)

Donnerstagvormittag gab es schließlich nochmal sportbetontes Sightseeing. Es wurden mit dem Cardiff Arms Park (Rugby-Stadion der Cardiff Blues) und dem Millennium Stadium (Rugby-Nationalstadion mit 70.000 Plätzen) zwei Stadien in Cardiffs Innenstadt inspiziert, um dann das Feld für die zahlreichen anreisenden Schotten zu räumen. Deren Fußballnationalmannschaft sollte am Freitag gegen Wales in Cardiff antreten, parallel zu Irland versus Deutschland in Dublin. Hätte uns eigentlich mehr gereizt als die deutsche Auswahlmannschaft des Schalträgers aus Südbaden, aber da wurde während der Reiseplanung einfach gepennt. So ging’s nun eben stilgerecht mit Ryanair von Bristol nach Dublin, um Donnerstagabend so schnell wie möglich vom Flughafen in den altbekannten Pub an der Tara Station (O’Reilly’s) zu gelangen. Jener hatte noch massig hannöversche Sticker vom 96-Europapokal-Gastspiel im August kleben und bot weiterhin das Pint Guinness für faire 3,30 € an.

Am Millennium Stadium

Am späteren Abend wurde der Standort schließlich nach Temple Bar verlegt. Aber während die Modulsportler Ostdeutschland, westdeutsche Althauer und die bemalten Hanseln des Fanclub Nationalmannschaft gerne 6 bis 7 € für ihr Pint in den Touri-Nepp-Pubs zahlten, ging unsere Gruppe ins Peadar Kearney’s. Auch ein wohlbekannter Pub des 96-Auftritts und mit moderateren Preisen gesegnet (knapp 4 € das Pint). Live-Musik und die Exklusivität als einzige deutsche Besuchergruppe in dem Laden, ließen uns einen Haken hinter dem Punkt „originäres Dubliner Pub-Erlebnis“ machen.

Gogarty’s Pub in Temple Bar

Am nächsten Morgen wurde das Sightseeing-Programm runtergespult und nochmals festgestellt, dass Dublin einen architektonisch nicht so wirklich vom Hocker haut. Dabei hat die Stadt eigentlich die absolute Primatstellung in Irland. Ungefähr 550.000 Menschen leben gegenwärtig in Irlands Hauptstadt, während die zweitgrößte Stadt des Staates (Cork) gerade mal auf ca. 125.000 Einwohner kommt. Die Geschichte Dublins reicht auch schon mindestens 2.000 Jahre zurück. Es war bereits in der Antike eine wichtige keltische Siedlung und 842 kamen die Wikinger dauerhaft an die Mündung des Flusses Liffey in die Irische See und gründeten Duibhlinn. Jene Stadt fiel 1170 an die englische Krone und nach der Errichtung von Dublin Castle im frühen 13.Jahrhundert entwickelte sich die Stadt zum Zentrum der englischen Fremdherrschaft über Irland. Jahrhunderte rangen nun Iren und Engländer mit hohem Blutzoll um die grüne Insel, wobei die Iren erst 1922 ihre Unabhängigkeit vom Vereinigten Königreich erreichten (mit Ausnahme der nordirischen Provinzen, die weiterhin zum Vereinigten Königreich gehören und in denen noch bis in 1990er Jahre Bürgerkrieg herrschte und sich die Lage immer noch nicht völlig normalisiert hat).

Dublin Castle

Zeugnisse der langen Historie Dublins sind zum Beispiel, neben dem bereits erwähnten Dublin Castle, die Christ Church Cathedral (11.Jahrhundert) und die St Patrick’s Cathedral (spätes 12.Jahrhundert). Beides übrigens anglikanische Kathedralen, obwohl in der Stadt fast nur noch irische Katholiken seit der Unabhängigkeit leben. Auch das 1592 gegründete Trinity College (Irlands älteste Universität) mit der 1732 gebauten alten Bibliothek (Long Room) ist einen Besuch wert. Ansonsten vermittelt noch das Ausgehviertel Temple Bar, mit seinen Kopfsteinpflastergassen, einen gewissen altertümlichen Charme. Da Dublin ein Abonnement auf Kriege und andere Katastrophen hatte, gibt es jedoch auch in jenem Viertel keine mittelalterliche Bausubstanz mehr.

Christ Church Cathedral

Es existieren aus der Neuzeit allerdings viele schöne georgianische und viktorianische Baudenkmäler in Dublin (z. B. die City Hall, das Custom House oder die Government Buildings), sowie einige moderne Bauwerke der Gegenwartsarchitektur (u. a. die Samuel Beckett Bridge des Stararchitekten Santiago Calatrava). Dublins größter Publikumsmagnet ist allerdings die berühmte Brauerei Guinness. Wir schenkten uns jedoch die dortigen internationalen „Touri-Festspiele“, da wir wissen wie Bier gebraut wird und 20 € für ’ne Brauereiführung viel Geld sind. Erst recht, wenn man am Ende lediglich ein einziges Freibier gereicht bekommt. Da hat die Herrenhäuser Brauerei in Hannover ein deutlich attraktiveres Angebot für Interessierte 😉

The Brazen Head (angeblich der älteste Pub Dublins)

Nach gut 10 km Fußmarsch hatten wir uns schließlich genug Appetit für ein All-You-Can-Eat-Buffet in einem pakistanischem Restaurant erarbeitet. Schmale 6,90 € in Temple Bar waren absolut konkurrenzlos, denn dafür bekam man in diesem Bezirk sonst nur ein Pizzaviertel oder einen Döner. Und da selbst die Getränke in dem Restaurant günstiger waren als in dem Supermarkt nebenan, wunderte es kaum, dass man dort wenig später auch noch preisbewusste Reisende aus Hannover (so genannte Groundhopper) sah. Da hieß es für uns aber schon wieder Aufbruch zur Tara Station.

Gemütlich zechen im Kaminzimmer

Im O’Reilly’s herrschte gegen 14 Uhr noch gähnende Leere, so dass wir uns Ledersofas im Kaminzimmer sichern konnten. Zwei Stunden später war der Pub dagegen schon prall mit irischen Supportern gefüllt. Entspannte Zeitgenossen, die fast genauso durstig waren wie unsere um weitere Hannoveraner verstärkte Reisegruppe (Gruß an die Jungs vom Roten Infarkt). Jene Gruppe spaltete sich gegen 18 Uhr in Stadiongänger und Platzhalter im Pub. Den erstgenannten stand nun ein 45minutiger Spaziergang zum Stadion bevor, weitgehend am Fluss Liffey entlang, während die anderen ganz entspannt in ihren Sofas versunken blieben.

Samuel Beckett Bridge über den Liffey
  • 12.10.2012
  • Irland – Deutschland 1:6
  • FIFA World Cup qualification (UEFA)
  • Aviva Stadium (Att: 40.000)

Das Aviva Stadium, ehemals Landsdowne Road (und natürlich noch immer an jener Strasse beheimatet), wurde erst vor kurzem fertiggestellt und ist ein optischer Leckerbissen. Es genügt den höchsten Ansprüchen der Fußballverbände und besticht zunächst einmal durch seine Asymmetrie. Drei Tribünen sind sehr hoch (vierstöckig) und bieten Platz für viele tausend Zuschauer. Die Hintertortribüne stadteinwärts dagegen ist sehr niedrig (dort befindet sich der Gästebereich). Da das Stadion höher liegt als die Innenstadt von Dublin, bieten sich für weiter oben sitzende Besucher tolle Ausblicke auf das Stadtpanorama von Irlands Hauptstadt. Das Stadion ist verglast und Rolltreppen bringen die Fans zu den Eingängen der höher gelegenen Ränge. Durchaus ein Stadion, dem man die Baukosten von 410 Millionen Euro ansieht.

Der neue Ground an der Landsdowne Road

Innerhalb der Sportstätte platzierten wir uns auf der Gegengerade. Dort hatten wir sowohl die irischen Supporter als auch die deutschen Fans gut im Blick, sowie den besagten herrlichen Ausblick auf das nächtliche Dublin. Das Spiel war eine eindeutige Sache und der Support auf beiden Seiten mau. Bei den Deutschen ein bißchen Gepöbel gegen den DFB und immer wieder wurde in irgend einer Ecke „Mexiko“ oder „Deutschland, Deutschland“ angestimmt. Na ja, irgendwann in der 2.Hälfte, als die DFB-Auswahl endgültig den Gegner nach Belieben beherrschte, wurde etwas geschlossener gesungen und auch ein lautes „Oh wie ist das schön“ hallte durch’s Stadion. Die Iren scheinen dagegen den St. Patrick’s Athletic „Kultsong“ (in der Welt der 96-Eventmanager) „Fields of Athenrye“ nur bei Debakeln im Rahmen großer Turniere zu singen.

Gästebereich

Nach Abpfiff hieß es nun zügig aufbrechen, um noch Proviant für den Marsch zurück ins Stadtzentrum zu kaufen. Die DFB-Boykottierer aus unserer Gruppe saßen auch fünf Stunden nach unserem Aufbruch immer noch im O’Reilly’s. Gemeinsam feierten wir wenig später mit ihnen und vielen Studentinnen ihr 10stündiges Anwesenheitsjubiläum in diesem Pub. Dann ging es noch mal kurz ins Hotel und alsbald ab zum Flughafen, wo in den frühen Morgenstunden unsere Maschine nach Manchester wartete.

Nochmal für eine andere Perspektive in den Heimbereich gewechselt

Dort stand noch, zur Überbrückung des Tages bis zum abendlichen Weiterflug nach Bremen, eine Besichtigung des Stadions Old Trafford an. Die altehrwürdige Spielstätte von Manchester United war auf jeden Fall einen Besuch wert. Natürlich gehe ich lieber ein Stadion, wenn dort auch Fußball gespielt wird, aber man kann ja nicht alles haben. Dafür wurde nun das integrierte Vereinsmuseum mit dem imposanten Trophäenschrank ausgiebig inspiziert und einmal auf dem Platz meines Idols Ryan Giggs in der Mannschaftskabine von United zu sitzen hatte natürlich auch was.

The Theatre of Dreams

Nach der Stadionführung blieb noch etwas Zeit für Manchesters Stadtzentrum. Wirklich alte Bausubstanz hat Manchester nur rund um die gotische Kathedrale zu bieten, aber die Stilepochen ab dem 19.Jahrhundert sind bis zur zeitgenössischen Architektur mit einigen interessanten Bauwerken vertreten. Außerdem sind Shoppingmöglichkeiten und Gastronomievielfalt einer Großstadt würdig. Für einen Tagesausflug oder ein Wochenende kommt man dort als Tourist sicher gut auf seine Kosten. Wir werden das demnächst mal prüfen. Natürlich am liebsten in Kombination mit einem Fußballspiel von City oder United.

Ein Hoch auf den Herzog von Wellington

Doch nun hieß es nach sechs Tagen auf den britischen Inseln erstmal wieder Abschied nehmen. Cardiff wird auf jeden Fall in absehbarer Zeit wieder in Angriff genommen und Manchester bleibt zur weiteren Vertiefung auch auf der Liste. Dublin muss jetzt zwingend nicht so schnell wieder sein, aber Irland hat noch einiges mehr zu bieten, so dass man wahrscheinlich mindestens auf der Durchreise alsbald wieder dort aufschlägt. Traum ist aber mehr ein Roadtrip an der Küste entlang.

Song of the Tour: Lief in jedem Club zwangsläufig irgendwann im Laufe des Abends.