- 20.09.2012
- FC Twente Enschede– HSV von 1896 2:2
- UEFA Europa League (Group Stage)
- De Grolsch Veste (Att: 22.500)
Zum zweiten Mal in Folge hat sich Hannover 96 für die Gruppephase der UEFA Europa League qualifiziert. St. Patrick’s Athletic (aus Dublin) und Slask Wroclaw (immerhin amtierender polnischer Meister) waren keine Stolpersteine und somit haben unsere Roten diese Saison nochmal mindestens sechs Spiele auf europäischer Ebene. Und mit sieben Punkten aus den ersten drei Bundesligaspielen, darf man schon wieder ein bißchen davon träumen, dass wir tatsächlich regelmäßiger Gast im internationalen Wettbewerb werden. Beeindruckend, was die Mannschaft in den letzten 2,5 Jahren für eine Entwicklung genommen hat.

Der 1.Spieltag der Gruppenphase führte uns nach Enschede in die Niederlande. Wenig exotisch! Und bei gerade einmal 230 km Distanz ist der deutsche Sportjournalist ja schon fast dazu geneigt das Ganze zum Derby zu stilisieren. Das ist natürlich Quatsch und hat meines Wissens nicht einmal Heiko Rehberg gewagt. Aber so richtiges Europapokal-Feeling kommt irgendwie auch nicht auf, wenn man aus Hannover in eine Stadt an der niedersächsisch-niederländischen Grenze fährt. Hat distanztechnisch was von Meppen auswärts. Das war ein Europapokalspiel wofür die meisten nicht mal Urlaub nehmen mussten. Und das wiederum kam auch mir gelegen. Ich konnte betriebsbedingt nur fünf Urlaubstage des Jahres 2012 in die zweite Jahreshälfte rüber retten und die sollten am besten für alle drei Gruppen(auswärts)spiele reichen.

Und so ging es heute um 16:30 Uhr (nach Feierabend) im PKW auf die A2 in Richtung Niederlande. Der Verkehr und die unumgängliche Grenzkontrolle ließen uns gute drei Stunden später in Enschede erscheinen. Noch ein Abstecher in die Innenstadt lohnte jetzt natürlich nicht mehr. Dort gab es am Nachmittag bereits Ärger am Marktplatz. Enscheder und Hannoveraner tauschten nicht nur verbal Nettigkeiten aus. Ein bißchen Brisanz war schon drin in diesem deutsch-niederländischen Vergleich und landestypisch war der Gästebereich im Stadion De Grolsch Veste ein kleiner Hochsicherheitstrakt. Nichtsdestotrotz konnte man hier gut Stimmung machen, was schon vor’m Anpfiff beim Superhit „Kernkraft 400“ der Zombie Nation geschah. Techno muss einfach sein in Benelux.

Hannover kam ziemlich bescheiden ins Spiel. Ein guter Sturmlauf der Niederländer wurde folgerichtig schon in der 7.Minute mit der Enscheder Führung durch Willem Janssen belohnt. Besonders der hochgelobte Neuzugang Felipe, der vorige Saison bei den vier Duellen mit Standard de Liège unseren Trainer überzeugte, war extrem unsicher und das 0:1 zur Pause war schmeichelhaft bei der Vielzahl Enscheder Torchancen. Nun ja, Laufkundschaft sind die Ostniederländer definitiv nicht. Grüßen sie doch aktuell auch von der Spitze der Eredivisie den Rest den Liga.

In den kommenden 45 Minuten wurde das Spiel aus hannoverscher Sicht zum Glück besser. Gleich nach Wiederanpfiff gab es erste Gelegenheiten zum Ausgleich. Doch unglücklicherweise verwandelte Chadli Twentes erste Chance, einen Freistoß, in der 54.Minute. 0:2! Ein böser Wirkungstreffer, aber Hannover gab sich, sehr zu unserer Freude, nicht geschlagen und machte weiter Druck.
In der 67.Minute konnte Artur Sobiech einen abgeprallten Fernschuss von Kocka Rausch zum Anschlusstreffer abstauben. Und fünf Minuten später holte Rausch sich den nächsten Scorer-Punkt. Sein scharfer Ball in den Strafraum wurde vom einem Twente-Verteidiger ins eigene Tor gelenkt. Hannover 96 war wieder voll da und wir auf den Rängen ebenso. Es war nun ein richtig gutes Spiel mit Chancen auf beiden Seiten. Sowohl der Gastgeber, als auch 96 wollten sich nicht mit einer Punkteteilung zufrieden geben. Ungewöhnlich für das erste Gruppenspiel, aber unterhaltsam für uns Zuschauer.

Zum Schluss sicherten in erster Linie die beiden Torhüter ihrem Team den einen Punkt. Für ein Auswärtsspiel und nach der schlechten 1.Halbzeit ein befriedigender Ausgang für 96. In einer Gruppe mit UD Levante und Helsingborg IF sollten beide Mannschaften gute Chancen auf die nächste Runde haben. Und das nächste Auswärtsspiel bei Helsingborg IF verspricht auch wieder etwas mehr Europapokal-Feeling für uns. Aber erstmal kommt Levante nach Hannover (mit wahrscheinlich ca. 0 Gästefans, aber egal).
Nach dem Spiel gab es zunächst eine kurze Blocksperre für uns, aber danach kaum eine ernsthafte Fantrennung, so dass es nochmal zwischen Twente-Fans und gewaltgeneigten Hannoveranern vor dem Stadion, an der Bahn-Station und auf den Parkplätzen rund ging. Ob es dabei einen klaren Sieger gab, entzieht sich allerdings meiner Kenntnis. Bei uns dagegen schlug die Rückfahrt die Hinfahrt zeitlich deutlich und bereits geggen 1:30 Uhr konnte die Nachtruhe beginnen. Das war wirklich nur Europapokal light, aber die kommenden Auswärtsspiele versprechen ja, wie bereits angedeutet, einiges mehr.