Berlin & Magdeburg 11/2023

  • 11.11.2023
  • Hertha BSC – Karlsruher SC 2:2
  • 2.Bundesliga (II)
  • Olympiastadion (Att: 58.851)

Nachdem das erste Novemberwochenende bei mir ganz im Zeichen von Hannover 96 stand, musste der frisch gebackene niedersächsische Derbysieger den Freitag darauf ohne mich nach Hamburg zum Spitzenspiel gegen den FC St. Pauli reisen. Ich hatte am zweiten Wochenende des Monats leider nur Samstag und Sonntag Zeit für Spielbesuche. Nun richtete ich meinen Blick nach Osten und erspähte zwei weitere vielversprechende Ansetzungen der besten 2.Liga aller Zeiten. Samstagabend sollte es zum Friedensgipfel zwischen seit 1976 zusammen turtelnden Fans der Hertha und des KSC im Berliner Olympiastadion kommen. Sonntag empfing der 1.FC Magdeburg wiederum den FC Hansa Rostock zum wahrscheinlich weit weniger harmonischen Ostgipfel im Heinz-Krügel-Stadion.

Da mir irgendwie doch das Groundhoppergen fehlt, nutzte ich den Samstagnachmittag selbstredend nicht für irgendwelchen unterklassigen Hafer zwischen Elbe und Spree, sondern fuhr erst nach dem Mittagessen aus Hildesheim gen Berlin. Genutzt wurde das Deutschlandticket und nach einer gut vierstündigen Bahnreise kam ich gegen 17:30 Uhr in Charlottenburg an. Zeitgleich sollte am 2,5 km entfernten Theodor-Heuss-Platz der gemeinsame Fanmarsch der Herthaner und Karlsruher starten. Man hörte auch tatsächlich bis zum Bahnhof Berlin-Charlottenburg das Feuerwerk zum Startschuss des Marsches. Der Sonderzug der KSC-Fans war einige Stunden zuvor übrigens ebenfalls in Charlottenburg eingerollt und beim Verlassen des Bahnhofs fand ich es eine Randnotiz wert, dass die Karlsruher die Stadt ausrechnet am Stuttgarter Platz betreten mussten.

Tas Kebab

Mich zog es nun zum nahen B&B HOTEL Berlin-Charlottenburg (**), wo ich mir für 84 € ein Zimmer mit Frühstück gebucht hatte. Nachdem mein minimales Reisegepäck im Zimmer verstaut war, widmete ich mich dem Thema Abendessen. In Westberlin kann man selten etwas mit hoch frequentierten türkischen Grillstuben verkehrt machen und das Can Restaurant schräg gegenüber vom Hotel war definitiv gut besucht. Für mich blieb noch der Katzentisch direkt am Tresen, aber ich bin diesbezüglich nicht so anspruchsvoll. Meine Ansprüche in Sachen Küche sind dagegen etwas höher. Dass beim von mir gewählten Tas Kebab (17 €) die Champignonköpfe aus einem Glas oder einer Dose ins anatolische Kalbsragout wanderten, gab deutliche Abzüge. Hätte ich mal doch den zunächst favorisierten Adana Kebab bestellt. Denn alles was an Grillgerichten auf den Nachbartischen serviert wurde, sah wirklich sehr appetitlich aus.

Auf zum Olympiastadion

Nachdem ich auch meine Flasche Wasser (5,50 €) im Can Restaurant geleert hatte, ging es gegen 19:30 Uhr zum nur vier Bahnstationen vom Hotel entfernten Olympiastadion. Man erwartete heute bis zu 60.000 Zuschauer und der Einlass zog sich entsprechend etwas. Aber eine Viertelstunde vor Anpfiff saß ich auf meinem 35 € teuren Sitz im Block F1. Normal würde ich mich natürlich nie direkt neben dem Gästeblock platzieren, aber heute war dieser nicht in den Blöcken G und H der Marathonkurve, sondern gegenüber im Oberrang angesiedelt. Einerseits war der kurzfristige Blockwechsel vom angestammten KSC-Fanblock auf der Gegengerade des Karlsruher Wildparkstadion inspiriert, andererseits war es so einfacher eine gemeinsame Choreographie durchzuführen.

Dieses Vereinswappen wurde pünktlich ausgerollt

Für diese waren heute im Oberrang blaue und im Unterrang des Stadions weiße Fahnen verteilt worden. Das sah beim Einlaufen der Mannschaften schon mal sehr schick aus (siehe auch Titelbild). Eine lange Banderole mit der Aufschrift „Vereint in den Farben – Vereint gegen alle“ und Blockfahnen mit dem jeweiligen Vereinswappen sollten folgen. Doch leider ließen Timing und Materialqualität zu wünschen übrig. Zunächst wurde nur die Blockfahne mit dem Wappen der Hertha ausgerollt und obendrein riss diese dabei in der Mitte.

Dieses hingegen nicht

Die Hertha-Blockfahne und die vielen blauen und weißen Fähnchen waren dann bereits verschwunden, als endlich die Blockfahne mit dem KSC-Wappen und die Banderole mit der Parole ausgerollt wurden. Anschließend wanderten die Blockfahnen für den Rest des Spiels hinter die Tore. Vor der Ostkurve der Hertha wurde das KSC-Emblem ausgebreitet, während die Marathonkurve mit jenem der Hertha ausgestattet wurde. Wobei die Jungs mit dem durchgerissenen Hertha-Exemplar noch sehr lange ihre Mühe hatten, bis die Fahne endlich vernünftig vor der Marathonkurve lag.

Pozdrowienia do więzienia (wie man 96 km östlich von Berlin zu sagen pflegt)

Während an der Brüstung zur Tartanbahn eine Durchhalteparole für inhaftierte Mitstreiter angebracht war, hing vor den Blöcken der Karlsruher im Oberrang außerdem ein riesiges Zaunbanner mit der Aufschrift Schlachtenbummler. Über jenem waren wiederum die kleinen Auswärtsbanner der relevanten Gruppen geflaggt. Zur heutigen Schlacht dürften in etwa 5.000 Gästefans gebummelt sein. Nachdem der harte Kern in den Mittagsstunden mit dem bereits erwähnten Sonderzug in Charlottenburg eingetroffen war, ging es übrigens gemeinsam mit den Berliner Freunden in eine vom Förderkreis Ostkurve angemietete Messehalle zum geselligen Beisammensein. Am anschließenden gemeinsamen Marsch zum Stadion sollen dann rund 15.000 Fans der beiden Vereine teilgenommen haben.

Die süddeutschen Schlachtenbummler zelebrieren ihren frühen Führungstreffer

Zumindest die Karlsruhe schienen dabei noch längst nicht alles an mitgeführter Pyrotechnik verfeuert zu haben. Etliche Fußballfreunden standen maskiert im Block und rissen immer mal wieder ’ne Fackel an. Nachdem der KSC durch ein Eigentor von Herthas Verteidiger Zeefuik früh in Führung gehen konnte (10.), brannte selbstredend besonders viel. Alsbald fand jedoch auch die Hertha ins Spiel und Fabian Reese konnte in der 29.Minute per Kopfballtor für den Ausgleich sorgen. Danach blieb der Bundesligaabsteiger am Drücker und Haris Tabaković legte seinem Sturmpartner Florian Niederlechner artistisch per Hacke den Ausgleichstreffer auf (42.). Das Spiel war vorerst gedreht und alle, die es mit der Alten Dame hielten, konnten halbwegs optimistisch in die Pause gehen.

Ein bisschen Rauch nach dem Ausgleichstreffer

Der zweite Durchgang wurde von der Ostkurve nun mit einer kleinen Blockfahne eingeläutet. Darauf hatte man drei ikonische Fotos der freundschaftlichen Verbindung zwischen Karlsruhe und Berlin nachgemalt. Oben war ein Mobfoto von der Party „40 Jahre Hertha und der KSC“ zu sehen, welche am 27.01.2017 in Karlsruhe gefeiert wurde. In der Mitte waren dagegen KSC-Fans mit der Botschaft „Karlsruhe grüßt Berlin“ abgebildet. Die Fotovorlage dieses Motivs stammt vom Endspiel um die Deutsche Meisterschaft im Jahre 1956, als der KSC dem BVB mit 2:4 im Berliner Olympiastadion unterlag. Unten schloss die Blockfahne wiederum mit einem Bild der Freundschaftschoreo vom 03.05.2008 ab, als Hertha die Karlsruher am 31.Spieltag der Bundesligasaison 2007/08 in Berlin empfangen durfte.

Die Blockfahne zu Beginn der 2.Halbzeit in der Ostkurve

Beim Bildmotiv von 1956 muss man vielleicht noch anmerken, dass die Fanfreundschaft natürlich nicht 20 Jahre älter ist, als alle bisher dachten. Der damalige Gruß war gewiss allgemeiner Natur, anstatt sich konkret an Hertha-Fans zu richten. Stattdessen datieren alle Zeitzeugen den Beginn der freundschaftlichen Verbindung auf den 14.August 1976. Hertha musste am ersten 1.Spieltag der Saison 1976/77 nach Karlsruhe reisen. Dabei wurden die Hertha Frösche am Hauptbahnhof der Fächerstadt nicht dem Zeitgeist entsprechend mit Prügel empfangen, sondern von zehn Karlsruher Fußballrockern freundlich begrüßt. Warum nicht lieber zusammen saufen, als sich zu raufen, schien spontan die Stimmungslage gewesen zu sein. Es ging vor’m Spiel gemeinsam in die Fankneipe der Karlsruher und auch nach dem deutlichen Auswärtssieg der Hertha (0:3) blieb die obligatorische Schlägerei aus. Stattdessen sollen die Gastgeber ihren Gästen sogar noch Bierkästen in den Zug gereicht haben, damit auf der langen Heimfahrt niemand im Interzonenzug verdursten muss. Von nun an waren die weiteren Aufeinandertreffen der Vereine von Freundschaft geprägt.

Nach gut einer Stunde kehrten die Fähnchen nochmal wieder

So schön die Blockfahne auch gestaltet war; ein Stück weit war das Ganze natürlich auch Mittel zum Zweck, um es den Karlsruhern in Sachen Vermummung endlich gleichzutun. Während der Ball auf dem Rasen wieder rollte, verteilten sich in den Kurven die Maskierten. Da lag für das geschulte Auge eindeutig Größeres in der Luft. Ich rechnete fest mit der 76.Minute als symbolisch gewählten Zeitpunkt für das gemeinsame Fackeln, aber solange wollten die Feuerwerker nicht warten. Bereits in der 69.Minute brannten die Fanblöcke synchron. Sah sehr schick aus, passte irgendwie auch gut zum heutigen Martinstag und erntete sogar um mich herum auf der Haupttribüne viel Applaus.

Dort oben leuchten die Sterne…

Außer den gemeinsamen optischen Aktionen während des heutigen „Freundschaftsspiels“, gab es natürlich auch mehrmals gemeinsame Gesänge (u. a. einen langen und lauten „Gute Freunde kann niemand trennen“-Wechselgesang)… Nur gemeinsam gewinnen war ein Ding der Unmöglichkeit, weshalb im Sinne der Freundschaft eine Punkteteilung möglicherweise den besten Kompromiss darstellte. Für jenes Remis sorgte Karlsruhes Jensen in der 81.Minute. Dem KSC hilft der eine Punkt immerhin ein bisschen im Abstiegskampf (man klettert vom 16. auf den 15.Platz), während Hertha mit dem Punkt nicht wirklich von der Stelle kommt und Zwölfter bleibt. Bei einem Sieg hätte man dagegen bis auf den 6.Platz vorrücken können. Dann hätte man auch nur noch drei Punkte weniger als der aktuelle Dritte Hannover 96 auf dem Konto gehabt, der nebenbei der kommende Gegner der Herthaner ist. Aber das Tableau bleibt eng, vielleicht ist das große Klettern nur vertagt.

…Hier unten leuchten wir

Während die beiden Fanlager nach Abpfiff noch gemeinsam und sehr eindrucksvoll “Wer nicht hüpft, der ist ein Schwabe” zelebrierten (aber gut, wer hasst die nicht?), machte ich zügig den Abgang. Ich nahm die nächstbeste U2 mit Destination Pankow und hatte auf der 13,12 Minuten langen Bahnfahrt bis zum Charlottenburger Sophie-Charlotte-Platz großes Glück. Denn die Jungs neben mir stimmten erst „Sonderzug nach Pankow“ an und anschließend wurde das alte Schwanklied „Bolle reiste jüngst zu Pfingsten“ intoniert (welches von einem Feiertagsausflug ins vor 125 Jahren noch idyllische Pankow handelt). Dabei beherrschte zumindest einer aus der Truppe tatsächlich alle sieben Strophen von Bolle. Respekt! Schneppe hat sich heute auf jeden Fall auch janz köstlich amüsiert und fiel gegen 23:15 Uhr zufrieden ins Hotelbett.

Frühstück im B&B Hotel Charlottenburg

Am nächsten Morgen ging es um 8:30 Uhr ans Frühstücksbuffet und rund eine Stunde später zum Charlottenburger Bahnhof. Via Potsdam sollte es nun mit dem Deutschlandticket nach Magdeburg gehen. Nach dem Umstieg in der Hauptstadt Brandenburgs sorgte die Lokführerin für das erste Entertainment des Tages: “Herzlich Willkommen im RE1 der Ostdeutschen Eisenbahn. […] Ich fahre sie nun nach Magdeburg, vor allem fahre ich mich aber in den Feierabend. Ich werde also besonders bemüht sein, pünktlich am Ziel- und Endbahnhof anzukommen. […] Übrigens befindet sich etwa in der Zugmitte noch ein Snackwagen mit kalten und warmen Getränken. Kaffee gibt’s da für nur 1,90 €. Das muss uns erstmal jemand nachmachen.”

  • 12.11.2023
  • 1.FC Magdeburg – FC Hansa Rostock 1:2
  • 2.Bundesliga (II)
  • Heinz-Krügel-Stadion (Att: 26.660)

Die gute Frau hatte tatsächlich pünktlich Feierabend und entließ die Fahrgäste um 11:47 Uhr in die Ottostadt (wer wissen will, wieso Magdeburg die Ottostadt ist, kann gerne mal meinen Bericht Magdeburg 02/2020 lesen). Da der heutige Ostgipfel zwischen dem 1.FC Magdeburg und dem FC Hansa Rostock um 13:30 Uhr angepfiffen werden sollte, war nicht wirklich Zeit für Sightseeing oder Mittagessen und ich spazierte gemütlich zum 3,7 km entfernten Heinz-Krügel-Stadion. Ebenfalls als Spaziergänger waren am heutigen Vormittag ca. 100 Rostocker Szeneleute in der Innenstadt. Doch bevor sie Block U beim gemeinsamen Brunch stören konnten, war die Polizei auf sie aufmerksam geworden.

Schalparade fünf Minuten vor Spielbeginn

Gegen 13 Uhr passierte ich die Drehkreuze und nahm auf der Haupttribüne Platz (29 €). Sogleich lag Nostalgie in der Luft. Denn da sich dieser Saison der größte Erfolg der Vereinsgeschichte jährt, wird jeder Heimspieltag einem der Magdeburger Europapokalsieger von 1974 gewidmet. Heute war Detlef Enge dran und im Rahmenprogramm wurde natürlich auf dessen Karriere im FCM-Dress eingegangen. Und auch der Block U schwelgte zu Spielbeginn in Erinnerungen. Man hatte die komplette Hintertortribüne mit einer Blockfahne überspannt, auf der zahlreichen historische Trikots abgebildet waren. Die überdimensionale Trikotcollage wurde vom Leitspruch „Generationen im blau-weißen Dress, für den Ruhm dieser Stadt“ am Zaun ergänzt.

Die Choreo

Die Rostocker hatten dagegen auf den ersten Blick nur Zaunfahnen mit an die Elbe gebracht und schienen ansonsten ausschließlich mit ihren Kehlen auf ihre Anwesenheit aufmerksam machen zu wollen. Das gelang jedoch gar nicht mal so gut wie sonst, da das Magdeburger Publikum weite Phasen des Spiels über brachial laut war. Immer wieder bekam Block U akustische Unterstützung von der Gegengerade und gegen das halbe Stadion konnten 2.500 Fischköppe zunächst kaum anstinken. Dazu spielte das frühe 1:0 durch Bockhorn (4.) dem FCM-Anhang in die Karten. Mit einer Führung im Rücken brüllt es sich selbstredend noch leichter und lauter.

Bockhorn & Co feiern das 1:0

Auf den zweiten Blick hatten Suptras & Co aber doch noch mehr als Zaunfahnen ins Stadion mitgenommen. Unterhalb eines blau-weiß-roten Banners herrschte am Zaun reges Treiben. Einige Maskierte in Maleranzügen waren fortan im Gästeblock zugange. Aber nicht um eine Pyroaktion vorzubereiten, sondern um die Betonwände im Gästebereich zu tapezieren. Die hatten doch tatsächlich einen Tapeziertisch, mehrere Rollen selbst entworfene Hansa-Tapete und einen Eimer Kleister durch die Einlasskontrolle bekommen. Diese spezielle Version von Einsatz in vier Wänden war im Stadion nicht wirklich von außerhalb des Gästeblocks zu erahnen, aber im Nachgang veröffentlichten die Suptras natürlich aussagekräftige Fotos der herrlich bescheuerten Aktion.

Der Gästesektor am heutigen Nachmittag

Zugleich sollte die 2.Halbzeit Glücksmomente für die Fans der Kogge bereithalten. Diesmal gelang dem letzten Meister und Pokalsieger der DDR ein Blitzstart und in der 46.Minute stand es dank eines Treffers von Dennis Dressel 1:1. Es rächte sich nun offenbar, dass der FCM im ersten Durchgang ein halbes Dutzend gute Chancen auf das 2:0 liegen gelassen hatte. Bei Hansa zappelte dagegen der gefühlt der erste Torschuss der Partie postwendend im Netz.

Block U klatscht ein

Apropos Netz… im Internet kursiert ein pornografischer Kurzfilm, in jenem ein Mann mit einschlägigen Szenetattoos des FCM mit seiner vorgeblichen Stiefschwester den Geschlechtsakt vollzieht. Selbst wenn die Darstellerin tatsächlich die Stiefschwester des Darstellers wäre, würde der kolportierte Inzestparagraph §173 StGB nicht greifen, aber die Rostocker konnten sich einen entsprechenden Seitenhieb mit jenem Paragraph trotzdem nicht verkneifen. Der Darsteller war heute übrigens auch im Stadion und hat das an ihn gerichtete Spruchband wohl sportlich genommen und sogleich in den sozialen Medien geteilt. Ich möchte an dieser Stelle nebenbei der DWIDSwoch-Redaktion für das Teilen ihrer Rechercheergebnisse danken. Denn ich hätte natürlich überhaupt nicht gewusst, wo genau und wonach konkret ich hätte suchen sollen, um den Hintergrund des Spruchbands aufzuklären. Hört also gerne mal in ihren Podcast aus dieser Woche rein, der ebenfalls das Spiel FCM vs. Hansa behandelt. Oder noch besser; hört jede Woche DWIDSwoch.

Grüße an den Pornohengst

Während die Rostocker sich also im Vorfeld des heutigen Auswärtsspiels intensiv mit einem Hengst beschäftigt hatten, widmeten sich die Magdeburger mittels Spruchband den so genannten Bullen. Die erschütternden Szenen aus dem Millerntorstadion vom Freitagabend motivierten den Block U zur Botschaft „In Hamburg und im ganzen Land – Knüppelnde Bullen außer Rand und Band – All Cops Are Bastards!“. Denn zwei Tage zuvor drang die Polizei kurz vor Spielende bei der Partie FC St. Pauli gegen Hannover 96 in den gerappelt vollen Gästeblock des Millerntorstadions ein, weil laut ihren Angaben ein 96-Fan aus einer sehr bedrohlichen Situation gerettet werden musste. Es war offenbar zu Streitigkeiten zwischen ein paar Fans innerhalb des Blocks gekommen, die laut Fanhilfe Hannover aber schon wieder beruhigt waren, als die Beweissicherungs- und Festnahmeeinheit (BFE) einmal durch den Block pflügte und etliche 96-Fans teilweise erheblich mit Schlagstöcken und Reizgas verletzte. Beim Verlassen hatten die Beamten der BFE dann einerseits keine gerettete Person im Schlepptau und andererseits deckten sie die Fans von außerhalb des Blocks weiterhin mit Reizgas ein, obwohl nun überhaupt keine Bedrohung mehr für sie bestand.

Dieses Wochenende wurden u. a. Fans aus Hannover von der Polizei zum Teil schwer verletzt

Doch zurück zum Geschehen des heutigen Nachmittags. Nachdem Hansas Fantross sich im zweiten Durchgang etwas besser als in den ersten 45 Minuten Gehör verschaffen konnte, hatte das Drehbuch des Tages gar noch ein Happy End für die Nordostdeutschen vorgesehen. Ein Eigentor von Magdeburgs Krempicki sorgte in der 89.Minute für einen schmeichelhaften, aber umso mehr gefeierten Auswärtssieg. Etliche demontierte Sitzschalen aus dem Gästeblock wurden jetzt vor Freude in die Luft geschleudert. Wenige Minuten nach dem Tor folgte ein ähnlicher Freudenausbruch beim Anpfiff. Damit tauschen Hansa (nun 13.) und der FCM (14.) vorerst die Plätze in der Tabelle. Für die Kogge endet zugleich eine Serie von vier sieglosen Ligaspielen, während sich die Ergebniskrise der Magdeburger verschärft. Hier ist’s nun die vierte Niederlage nacheinander und vor’m Relegationsplatz bewahrt die Ottostädter gegenwärtig nur das bessere Torverhältnis.

Große Freude über die späte Führung

Nach Abpfiff sputete ich unverzüglich zur 700 m vom Stadion entfernten MVB-Haltestelle und bekam kurz nach 15:30 Uhr eine Tram zum Hauptbahnhof. Aber eigentlich hätte ich die drei weiteren Kilometer von hier auch zu Fuß gehen können. Die Tram stand mehr an Kreuzungen rum, als dass sie sich bewegte. Letztlich war sie fast eine halbe Stunde unterwegs und der Zug gen Harz um 16:07 Uhr war gerade noch zu bekommen. Nach Umstiegen in Halberstadt und Goslar war ich dann schließlich um 18:42 Uhr wieder in Hildesheim und blickte beim Abendbrot zufrieden auf meinen 30-Stunden-Trip zurück. Es ist diese Saison einfach wirklich die beste 2.Liga aller Zeiten, die an jedem Spieltag diverse Topansetzungen bereithält.

Song of the Tour: Hertha und den KSC kann niemand trennen