Como (Chum) 10/2023

  • 08.10.2023
  • Como 1907 – US Cremonese 1:3
  • Serie B (II)
  • Stadio Giuseppe Sinigaglia (Att: 5.786)

Am Sonntagmorgen verzichtete ich gern auf das Frühstück in meinem venezianischen Hotel, um bereits um 8:30 Uhr zum nächsten und leider letzten Ziel meiner Tour weiterzureisen. Zunächst ging es für 17,90 € binnen gut zwei Stunden per Hochgeschwindigkeitszug nach Milano (Mailand) und von dort für 5,20 € mit einem Regionalzug ins rund 60 Minuten Fahrzeit entfernte Como (Chum). In der größten Stadt (ca. 83.000 Einwohner) am Ufer des Lago di Como (Comer See) hatte ich mich für eine Nacht ins Park Hotel Meublé (***) eingebucht (85 € inklusive Frühstück). Dieses Hotel ist einerseits gerade einmal 500 Meter vom Bahnhof entfernt, andererseits ist es direkter Nachbar des Stadio Giuseppe Sinigaglia und vom Seeufer trennen es auch nur ungefähr 96 Meter.

Der Volta-Tempel

Nachdem ich in meinem bereits um 12 Uhr bezugsbereiten Einzelzimmer das Gepäck abgelegt hatte und der letzte Proviant als provisorischer Mittagssnack verzehrt war, machte ich mich mit Esprit an die touristische Erkundung der Stadt. Natürlich spazierte ich sogleich ans Ufer des nahen Lago di Como. Direkt ans Wasser hat man dort nicht nur das bereits erwähnte Stadio Giuseppe Sinigaglia gebaut (1927 eröffnet), sondern ebenfalls eine Art Ruhmestempel für den vielleicht berühmtesten Sohn der Stadt errichtet. Der Tempio Voltiano (1928) würdigt die Lebensleistung des 1745 in Como geborenen Physikers Alessandro Volta. Ihm haben wir unter anderem die elektrische Batterie zu verdanken und zu seinen Ehren wird elektrische Spannung seit 1897 in Volt gemessen.

Diese von Daniel Libeskind geschaffene Skulptur ist ebenfalls Alessandro Voltas Lebensleistung gewidmet

Inspiriert vom Tempio Voltiano, ging ich nun am malerischen Seeufer die Liste der berühmten Söhne und Töchter der Stadt durch. Dabei stieß ich mit Gaius Plinius Secundus Maior (Plinius der Ältere) und dessen Neffen Gaius Plinius Caecilius Secundus (Plinius der Jüngere) auf zwei mir ebenfalls bekannte Persönlichkeiten. Die beiden römischen Gelehrten und Schriftsteller des 1.Jahrhunderts n. Chr. ließen zudem vermuten, dass Como bereits in der Antike eine bedeutende Stadt war.

Das 40 m hohe mittelalterliche Stadttor Porta Torre

Also wurde sich noch ein bisschen mehr durch das Internet geklickt und herausgefunden, dass die Römer im Jahre 196 v. Chr. diese seinerzeit vom gallischen Stamm der Insubrer besiedelte Region für ihr Reich unterworfen hatten. Man siedelte anschließend tausende römische Kolonisten in Comos antiker Vorgängerstadt an, während die hiesigen Gallier mit der Zeit ebenfalls romanisiert wurden. Zu Lebzeiten von Plinius d. Ä. und Plinius d. J. dürften bereits um die 25.000 Menschen in Comum bzw. Novum Comum gelebt haben, im 3.Jahrhundert n. Chr. geht man gar von bis zu 40.000 Einwohnern aus.

Unterwegs in den Gassen der Altstadt

Auf dem Stadtplan erkannte ich noch gut das ursprüngliche Straßenraster der Römer. Die größtenteils erhaltene mittelalterliche Stadtmauer steht wiederum auf den Fundamenten der einstigen römischen Stadtbefestigung und musste im Mittelalter einige Feuerproben bestehen. Zunächst waren es die Erzbischöfe, später die weltlichen Herren des nahen und mächtigen Milano, die immer wieder ein Auge auf die kleine, aber durch ihre Seidenweber sehr wohlhabende Nachbarstadt am Alpenrand geworfen hatten. Azzo Visconti, seit 1328 der Signore di Milano (Herr von Mailand), eroberte Como im Jahre 1335 schließlich dauerhaft für die Milanese. Abgesehen von kurzen Episoden, blieb Como nun bis 1797 Teil des Ducato di Milano (Herzogtum Mailand).

Die Basilica di San Fedele (12.Jahrhundert)

Dieses Ducato di Milano – und damit auch Como – kam in der Frühen Neuzeit unter den Einfluss verschiedener europäischer Großreiche. So war es mit kurzer Unterbrechung von 1499 bis 1521 eine Domaine royal Frankreichs. Ab 1556 gehörte es zum spanischen Weltreich, ehe es infolge des Spanischen Erbfolgekriegs anno 1707 an Österreich fiel. Das Herzogtum wurde jedoch 1796 von der französischen Armee unter Napoleon Bonaparte erobert und ging ein Jahr später in die von den Franzosen geschaffene Repubblica Cisalpina (Cisalpinische Republik) über. Nach der Niederlage Napoleons wurde das Ducato di Milano auf dem Wiener Kongress (1815) dann nicht wieder restauriert. Stattdessen ging sein ehemaliges Territorium im habsburgischen Regno Lombardo-Veneto (Lombardisch-Venezianisches Königreich) auf.

Alte Gemäuer am Kornmarkt

1859 brach auf dem Gebiet des heutigen Italiens der Seconda Guerra d’Indipendenza Italiana (Zweiter Italienischer Unabhängigkeitskrieg) aus und am 27.Mai jenes Jahres marschierten die italienischen Freiwilligen der Cacciatori delle Alpi (Alpenjäger) unter dem Kommando von Giuseppe Garibaldi in Como ein. Am 23.Oktober wurde Como schließlich zusammen mit den anderen lombardischen Provinzen des Regno Lombardo-Veneto dem Königreich Piemont-Sardinien angegliedert, welches wiederum die Keimzelle des 1861 ausgerufenen Königreichs Italien war. Das in nahezu jedem meiner Italien-Berichte angerissene Risorgimento, sprich die Epoche des Kampfes um die nationale Freiheit und Einheit Italiens im 19.Jahrhundert, muss ich irgendwann mal vertiefen. Vielleicht, wenn ich mit Torino (Turin) irgendwann mal die erste Hauptstadt des Königreichs Italien bereise.

Duomo & Broletto

In Como widmete ich mich nun lieber den Sehenswürdigkeiten der Altstadt und kam dabei größtenteils wieder mit der Stadtgeschichte vor 1859 in Berührung. Sehenswert fand ich unter anderem den einstigen Kornmarkt, wo man neben alten Fachwerkhäusern mit der Basilica di San Fedele (12.Jahrhundert) auch eine der ältesten Kirchen der Stadt findet. Aber architektonischer Höhepunkt Comos ist zweifellos das spätgotische Ensemble aus Broletto und Duomo. Letzterer heißt genau genommen Cattedrale di Santa Maria Assunta und steht damit unter dem Patrozinium des christlichen Hochfestes der leiblichen Aufnahme Mariens in den Himmel (kurz: Mariä Himmelfahrt).

Die Kuppel gehört zu den letzten Baumaßnahmen am Dom

Diese Kathedrale des Bistums Como wirkte auf mich ein wenig wie ein kleiner Bruder des Duomo di Milano und in der Tat liegen die Grundsteinlegungen in Milano (1386) und Como (1396) nur zehn Jahre auseinander. Entsprechend mischen sich bei beiden Sakralbauwerken Stilelemente der Spätgotik mit jenen der Renaissance. Auch mussten die Comaschi ähnlich viel Geduld wie die Milanese aufbringen. Über fünf Jahrhunderte bis zur Fertigstellung wurden es in Como zwar nicht, aber 385 Jahre sind natürlich ebenfalls eine stolze Bauzeit.

Im Inneren des Domes

Das benachbarte Broletto (sozusagen Comos mittelalterliches Rathaus) wurde bereits im 13.Jahrhundert errichtet, aber die Comaschi legten großen Wert darauf, dass Duomo und Broletto harmonisch nebeneinander stehen. So bekam das spätromanische Broletto im 15.Jahrhundert eine neue Fassade im Stile der Spätgotik, die beinahe nahtlos ins imposante Westwerk des Doms übergeht. Der das Rathaus auf der anderen Seite abschließende Torre civica ist wiederum noch in der Baugestalt des 13.Jahrhunderts erhalten und wirkt dementsprechend etwas rustikaler.

Ab zum Ground

Die bereits erwähnte mittelalterliche Stadtmauer ist ebenfalls eher rustikal, denn filigran. Und jenseits von ihr hätte ich nach drei Stunden Altstadtbummel sicher auch noch einiges entdecken können. Aber die Villenviertel und die Berghänge müssen ein anderes Mal erkundet werden. Heute sollte der späte Nachmittag einzig und allein dem 96 Jahre alten Stadio Giuseppe Sinigaglia und der darin kickenden Fußballmannschaft Como 1907 gehören. Denn die empfing am 9.Spieltag der Serie B um 16:15 Uhr die US Cremonese aus Cremona (Kremun) zum Kräftemessen.

Ein malerisch gelegenes Stadion

Um exakt 16 Uhr ging es durch eines der Drehkreuze und pünktlich zum Anpfiff saß ich auf der zuletzt 1990 modernisierten Haupttribüne. Ich hatte mir für 38 € eines der teuersten Tickets gegönnt und wie der Zufall es so wollte, saßen rechts und links von mir ebenfalls Fußballtouristen. Ein Engländer aus Brighton bzw. mittlerweile Amsterdam, der zu St. Pauli hält und zwei Polen aus Gliwice, wovon einer Piast unterstützt und der andere Fan von Górnik Zabrze ist. Mit den beiden Gestalten aus dem oberschlesischen Kohlenpott verstand ich mich sofort prima und wir gönnten uns ein paar Runden köstliches Birra Moretti während der kommenden 90 Minuten.

Die Gäste

Das Spiel, die Stimmung und das Stadion waren ebenfalls ganz nach meinem Geschmack. Die Fanszenen von Como 1907 und US Cremonese sind verfeindet und entsprechend viele Schmähgesänge hatte man füreinander parat. Landestypisch natürlich von viel Gestik begleitet. Der Laune und Lautstärke der Gästefans kamen dabei im ersten Durchgang viele Schiedsrichterentscheidungen entgegen. Zunächst war bei der vermeintlichen frühen Führung durch Comos Patrick Cutrone (5.Minute) die Fahne des Linienrichters oben. In der 15.Minute sorgte der Video Assistant Referee (VAR) dann auf der Gegenseite für einen Strafstoß, den der Schiedsrichter eigentlich nicht gepfiffen hatte. Massimo Coda verwandelte für die Grigiorossi vom Punkt, während David Okereke eine gute Viertelstunde später auf 0:2 erhöhte. Als Como kurz vor’m Pausenpfiff durch abermals Cutrone der scheinbare Anschlusstreffer glückte, kassierte der VAR diesen wiederum sehr zur Schadenfreude der Cremonesi.

Ein Bier so alt wie der italienische Nationalstaat

Nichtsdestotrotz hatte auch die Curva Como eine stimmungsvolle 1.Halbzeit hingelegt. Besonders Böller scheinen es den Comaschi angetan zu haben. Die explodierten immer wieder brutal laut unter ihrer Stahlrohrtribüne. Auch eine größere „Rauchbombe“ hatte es ins Stadion geschafft. Und wenn es nicht krachte oder qualmte, gab es nette Gesänge und schöne Klatscheinlagen. Aber wir reden hier von einer wirklich altehrwürdigen Kurve, die bereits seit den 1970er Jahren eine aktive Fanszene besitzt. Überrascht war ich also nicht. Mit den Panthers gründete sich dort 1975 beispielsweise eine der ältesten bis heute noch aktiven Gruppen Italiens. Jene Panthers gehen auch buchstäblich als die grauen Eminenzen der Kurve durch, denn so wirkliche Generationswechsel scheint die Gruppe nicht durchlebt zu haben.

Die Curva Como

Ab 1978 machte sich außerdem die Fossa Lariana einen guten und bis heute nachhallenden Namen. Spätestens nachdem ihr Club 1984 zum vierten Mal in der Vereinsgeschichte in die Serie A aufsteigen konnte und sich dort bis 1989 hielt, erwarben sie landesweit einen exzellenten Ruf für ihre Mentalität und ihren Tifo. Die Mitgliederzahl wurde vierstellig und zwischenzeitlich bildeten sich sogar Sektionen außerhalb der Heimatregion Lombardia (Lombardei), z. B. im ein paar hundert Kilometer entfernten Lazio (Latium). Die Fossa Lariana löste sich aber leider Anfang der 1990er Jahre auf und ich erspare mir an dieser Stelle eine Aufzählung der vielen Gruppen, die sich in den letzten 30 Jahren neugegründet und auch schon längst wieder aufgelöst haben. Gegenwärtig versammeln sich nun viele Aktive hinter dem Banner Como 1907 und treten öffentlich als Zusammenschluss Curva Como 1907 in Erscheinung.

Rauchzeichen

Auch sportlich waren die letzten drei Jahrzehnte sehr, sagen wir mal abwechslungsreich. Como hat dabei die ersten fünf Ligastufen allesamt durchlaufen und ebenso zwei Insolvenzen durchstehen müssen (2004 und 2016). Seit 2019 gehört der Club nun der indonesischen Djarum Group, die sogleich den ehemaligen englischen Nationalspieler Dennis Wise als technischen Direktor einsetzte und zwei Jahre später zum Clubpräsidenten beförderte. Seitdem läuft es wieder bei den Lariana*. 2021 gelang die Rückkehr in die Serie B und anschließend schaffte man zweimal souverän den Klassenerhalt in Italiens zweithöchster Spielklasse. Die Serie A ist mittelfristig das Ziel und diese Saison ist man immerhin ganz ordentlich gestartet. Man ging als Fünfter in diesen 9.Spieltag und bei einem Heimsieg gegen die US Cremonese (gegenwärtig 10.Platz) würde man auf Tuchfühlung mit der Tabellenspitze bleiben.

Die Gästefans freuen sich über das dritte Tor ihrer Mannschaft

Dem stand zwar der Pausenstand von 0:2 entgegen, aber es sah zunächst tatsächlich so aus, als könnte noch was für die Hausherren gehen. Der in Como geborene und entsprechend vom Publikum verehrte Patrick Cutrone überwand in der 52.Minute ein weiteres Mal den Schlussmann der Gäste und diesmal zählte sein Treffer endlich. Die Biancoblù witterten sogleich Morgenluft und nach einer Stunde Spielzeit hatte Alessandro Bellemo den Ausgleich auf dem Fuß. Aber diesmal rettete die Cremonesi die Latte und drei Minuten später stand es leider 1:3. Nochmals war Coda für seine grau-roten Farben erfolgreich und wahrscheinlich war dadurch höchstens noch ein Remis für Como drin. Die letzte Schlüsselszene spielte sich nun in der 72.Minute ab. Como 1907 bekam einen Strafstoß zugesprochen, doch Cutrone scheiterte am senegalesischen Tormann Mouhamadou Sarr. Letztlich blieb es beim 1:3, welches für Comos Ambitionen ein kleiner Dämpfer ist, aber die Mannschaft aus Cremona etwas in der Tabelle klettern lässt (jetzt 7.Platz).

Ich schreibe es gerne nochmal: Ein malerisch gelegenes Stadion

Nach Abpfiff fragten mich meine polnischen Sitznachbarn nun, ob ich plane irgendwo zu Abend zu essen. Da ich heute fast ausschließlich flüssige Nahrung zu mir genommen hatte, wollte ich auf jeden Fall noch zwei Gänge verspeisen oder wenigstens eine Pizza in Wagenradgröße. Ein konkretes Lokal hatte ich dafür aber noch nicht im Auge und legte mein Schicksal in die Hände der Polen. Die wollten offensichtlich keinen großen Auswahlprozess starten und wir landeten direkt an der Piazza del Duomo auf den Außenplätzen des Ristorante da Pietro. So ein Laden, wo man eigentlich schon vorher weiß, dass es nicht günstig wird. Aber Przemek und Maciek hatten am Vortag für ihre Eintrittskarten beim Derby della Mole zwischen Juventus und Torino Calcio bereits mehr als ich ich für meinen ganzen Trip gezahlt. Ich glaube auf 10 € mehr oder weniger für’s Abendessen kam es denen ebenso wenig wie mir an.

Die Piazza del Duomo mit u. a. dem Ristorante da Pietro

Bei einer ersten Runde Bier (0,4 l für 8 €) wurde also die Speisekarte studiert und sich durchweg für Pasta entschieden. Ich wählte Tagliatella al Ragú d’Anatra (24 €), wobei das Entenragout schön mit Orange und Thymian abgeschmeckt war. Meine polnischen Begleiter hatten sich dagegen für Spaghetti Carbonara bzw. Paccheri con Pesto e Tartara di tonno (Thunfischtatar) entschieden (je 23 €). Tartara di tonno, serviert im Teigschiffchen, gab es übrigens auch vorweg für alle als Gruß aus der Küche. Ebenfalls wurden natürlich Brot, Olivenöl, Salz, Pfeffer und Grissini gereicht. Nach den Pastagerichten kam zusammen mit der Rechnung außerdem noch ein Abschied aus der Küche in Form von Teigröllchen mit Karamellcremefüllung und Mandelsplittern. Es war hier zwar hochpreisig und stolze 4,50 € Coperto pro Gast kamen am Ende auch noch dazu, aber am hiesigen Service und der Qualität der Speisen hatte keiner von uns etwas zu bemängeln.

Gruß aus der Küche

Wir hatten außerdem nette Tischgespräche über Politik, Fanszenen und kulturelle Eigenheiten in Polen und Deutschland, ehe Przemek und Maciek kurz nach 22 Uhr den letzten Zug nach Milano nahmen (wo sie ihre Unterkunft gebucht hatten). Ich kaufte unterdessen noch Proviant für die morgige Rückreise in einem 24 h geöffneten Supermarkt am Seeufer, dann stand auch mir von 23 bis 7 Uhr die Nachtruhe bevor. Einen Wecker hatte ich mir zwar nicht gestellt, aber nach acht Stunden Schlaf gingen die Augen einfach auf und die Gunst der Stunde wollte ich sogleich für einen belebenden Morgenspaziergang nutzen. Dass ich dabei um 7:31 Uhr einen Sonnenaufgang am Lago di Como genießen konnte, machte die spontane Idee natürlich nicht schlechter.

Tagliatella al Ragú d’Anatra

Gegen 8:30 Uhr war ich letztlich zurück im Hotel und nach der Dusche ging es ans Frühstücksbuffet. Hier erwartete mich ein deutlich ansprechenderes Angebot als im venezianischen Hotel zuvor. Mir wurde ein Kännchen Kaffee frisch aufgebrüht und bald fanden Ciabattabrötchen mit Salame Milanese, Spiegeleier, Müsli und Kiwis den Weg zu meinem Tisch. So konnte die Heimreise mit einem soliden Sättigungsgrad angetreten werden.

Sonnenaufgang am Comer See

Um 10:10 Uhr ging es dabei zunächst mit für 1,45 € mit einer S-Bahn in die schweizerische Nachbarstadt Chiasso (Pias). Denn ein Bahnticket von Como nach Hildesheim hätte mich über 100 € gekostet, für Chiasso – Hildesheim verlangte die DB dagegen nur 41,50 € von mir. Das ist übrigens ganz allgemein ein Spartipp. Da der Grenzbahnhof Chiasso tariflich sowohl zur Schweiz, als auch zu Italien gehört, kann man von Chiasso nach Deutschland oder andersrum gut die Sparpreise der DB nutzen und zwischen Chiasso und italienischen Städten wie Roma (Rom), Venezia (Venedig) oder Firenze (Florenz) nutzt man etwaige Sparpreistickets von Trenitalia (oder in lombardische Städte wie Como oder Milano günstige Nahverkehrstickets). Nur daran denken, dass bei zwei separaten Buchungen keine Fahrgastrechte für eure Anschlüsse in Chiasso bestehen (also ggf. etwas Zeitpuffer einplanen).

Das Castelgrande in Bellinzona

Von Chiasso ging es nun im selben Zug mit meinem DB-Fahrschein weiter nach Bellinzona (Bellenz), wo ich wiederum Anschluss nach Basel hatte. Allerdings erst 42 Minuten später, so dass sich ein halbstündiger Spaziergang durch die Altstadt regelrecht aufdrängte. Dabei machte Bellinzona definitiv Lust auf einen längeren Aufenthalt. Ich glaube ein kleiner Urlaub im Tessin muss irgendwann auch mal drin sein. Am besten, wenn der FC Lugano einen attraktiven Gegner im Stadio di Cornaredo empfängt und in Bellinzona ebenfalls der Ball rollt. Sollte an jenem Wochenende obendrein der Puck beim HC Ambri-Piotta über das Eis gleiten, gäbe es wohl nur noch wenige Argumente gegen eine Tessin-Tour.

Unterwegs in der Altstadt von Bellinzona

Ab Bellinzona ging es dann um 11:59 Uhr binnen vier Stunden noch einmal quer durch die Schweiz. Am Endbahnhof Basel SBB sollte nun eigentlich um 16:13 Uhr der gebuchte ICE 274 nach Hamburg abfahren. Aber ich habe sogleich ein Beispiel, warum ein Puffer bei meinem vorgenannten Buchungstrick sinnvoll bzw. eher zwingend notwendig ist. Denn der Premiumzug der Deutschen Bahn hatte heute bei seiner vorherigen Fahrt gen Schweiz zu viel Verspätung angehäuft und endete obendrein bereits am Badischen Bahnhof. Sollte in jenem ICE zufällig jemand auf dem Weg von Deutschland nach Chiasso mitsamt separatem Anschlussticket nach Italien gewesen sein, dürfte er mindestens eine Stunde später als geplant in Chiasso angekommen sein und der planmäßig erstbeste italienischer Anschlusszug war garantiert schon weg.

In der Schweiz ist Bahnfahren fast immer aussichtsreich

In der Gegenrichtung drohte mir allerdings kein Unbill. Zum einen hatte ich eh Anspruch auf Beförderung in einem späteren Zug (war ja ab Chiasso ein reines und durchgängiges DB-Ticket mit entsprechenden Fahrgastrechten). Zum anderen fuhr 16:04 Uhr glücklicherweise noch eine S-Bahn von Basel SSB nach Basel Bad Bf, wo ICE 274 nun um 16:22 Uhr seine Rückfahrt nach Deutschland beginnen sollte. Dazu war jener ICE wenigstens auf seiner Rückfahrt pünktlich und rollte planmäßig um 22:17 Uhr in Hannover ein. Ich bekam gar noch die S-Bahn um 22:19 Uhr nach Hildesheim und lag somit bereits um kurz nach 23 Uhr im Bett. Da startete ich nicht nur gut erholt, sondern sogar fast ausgeschlafen in meine am Dienstag beginnende Arbeitswoche.

Song of the Tour: Dem an ALS verstorbenen Ex-Spieler Stefano Borgonovo (*1964; † 2013) gewidmeter Song

*Lariani leitet sich von Lacus Larius ab, was wiederum der lateinische Name des Lago di Como ist