Halle 05/2023

  • 20.05.2023
  • Hallescher FC – Rot-Weiss Essen 2:0
  • 3.Liga (III)
  • Kurt-Wabbel-Stadion (Att: 12.733)

Pünktlich zum 1.Mai hatte ich meine GVH-Mobilcard ohne zu zögern in ein Deutschlandticket umgewandelt. Das halbiert a) meine monatlichen Kosten für die Pendelei zur Arbeitsstätte und b) eröffnet es mir kostenneutrale überregionale Ausflüge in meiner Freizeit. Fortan würde ich an freien Tagen immer ein Auge offen haben, was in einem Radius von bis zu 250 km so an interessanten Fußballspielen möglich ist. Am 20.Mai fiel mir nun die Begegnung Hallescher FC – Rot-Weiss Essen ins Auge.

Gleich beim ersten Stopp wurde ich blöd angeglotzt

Beim HFC war ich das letzte Mal 2008, ergo noch im alten Kurt-Wabbel-Stadion. Da muss man sich wohl irgendwann auch mal den seelenlosen Neubau angucken. Obendrein war das ein Kick mit sportlicher Brisanz. Der RWE und der HFC könnten je nach Ausgang ihres Duells und der anderen relevanten Partien an diesem Spieltag den Klassenerhalt feiern. Aber vielleicht darf auch nur der RWE feiern oder möglicherweise müssen beide doch noch bis zum letzten Spieltag zittern.

Blick auf die Saale von der Burgruine Giebichenstein

Weil ich auch ein bisschen von der Stadt Halle sehen wollte, ging’s morgens direkt vom Bäcker zum Hildesheimer Hauptbahnhof und mit Frühstück bewaffnet startete ich um 7:14 Uhr meine Tour. Vorbei an gelben Rapsfeldern und grünen Harzhängen erreichte ich binnen zwei Stunden und 57 Minuten Halle an der Saale. Vom Bahnhof machte ich mich per Tram sogleich auf zur Burg Giebichenstein, um dort meinen kurzen Tauchgang in die Geschichte der im Jahre 806 erstmals urkundlich erwähnten Stadt Halle zu beginnen.

Burg Giebichenstein

Seinerzeit waren die Franken bis zur Saale vorgestoßen und hatten zur Grenzsicherung gegenüber den rechtssaalischen slawischen Stämmen ein Kastell bei einem Ort namens Halla errichtet. Im 10.Jahrhundert teilte der ostfränkische König Otto I. (Otto der Große) die Gebiete an Elbe und Saale in Gaue ein und Halle nebst Umland kam in einen Gau namens Neletici. 961 bedachte der damalige König und spätere Kaiser Otto nun das 937 von ihm gestiftete St.-Mauritius-Kloster zu Magdeburg per Schenkung mit dem Gau Neletici. Administratives Zentrum jenes Gaues war im 10.Jahrhundert die im heutigen Stadtgebiet von Halle gelegene Burg Giebichenstein, die nebst ihrer Salzquelle auch in der Schenkungsurkunde erwähnt wird. Aus dem St.-Mauritius-Kloster ging 968 wiederum das Erzbistum Magdeburg hervor, so dass Halle fortan zu dessen Besitz gehören sollte.

Die Moritzburg

Im 11.Jahrhundert entwickelte sich die eigentliche mittelalterliche Stadt dann rund um den Alten Markt, den ich nach meiner 4 € teuren Visite der Ruinen von Burg Giebichenstein als nächstes aufsuchte. Auch dort existierten Salzquellen und diese wurden zur Grundlage des halleschen Reichtums in den folgenden Jahrhunderten. Wenig überraschend hatten Halles Patrizierfamilien im Hochmittelalter so ihre Konflikte mit den erzbischöflichen Landesherrn aus Magdeburg. Dabei konnte das mächtige Salzwirkerpatriziat dem Erzbischof Rupertus 1263 einen Vertrag abtrotzen, der dem Erzbistum innerhalb einer Bannmeile weitere Burgen und Salzbrunnen untersagte. Ca. 1280 trat die Stadt Halle schließlich der Hanse bei und 1310 sicherte Erzbischof Buchard III. den Hallensern die städtische Selbstverwaltung vertraglich zu.

Der Hallesche Dom

Der Rat der Stadt wurde vom Salzwirkerpatriziat kontrolliert, was wiederum anderen Kaufleuten und Handwerkern nicht schmeckte. Diesen schwelenden Konflikt machte sich das Erzbistum Magdeburg schließlich 1478 zunutze. Man stachelte die halleschen Innungen zum Aufstand gegen die Stadtoberen an und die Aufständischen öffneten den verbündeten Truppen des Erzbischofs Ernst II. von Sachsen die Stadttore. Nun übernahm das Erzbistum wieder die Kontrolle über Halle und errichtete die Moritzburg als erzbischöfliche Residenz und Zwingburg („ein festes Schloss […], um die Stadt besser in Gehorsam, Unterwürfigkeit und Ruhe zu erhalten“).

Das Mittelschiff des Doms

Bis 1680 sollten die Magdeburger Erzbischöfe nun lieber an der Saale als an der Elbe residieren und Ernsts erzbischöflicher Nachfolger Albrecht von Brandenburg ließ ab etwa 1520 die Dominikanerkirche aus dem 13.Jahrhundert zur repräsentativen Kathedrale umgestalten und 1523 als Stiftskirche des Magdeburger Erzstifts neu weihen. Ferner ließ er zwischen 1529 und 1554 die neue Marktkirche Unser Lieben Frauen errichten (siehe Titelbild) und baute zugleich eine umfangreiche, aber sehr kostspielige Reliquiensammlung auf, die als Hallesches Heiltum berühmt werden sollte.

Die Hallmarktseite der Marktkirche Unser Lieben Frauen

Finanziert wurde diese teure Leidenschaft durch Ablasshandel, was wiederum einen Kritiker namens Martin Luther auf den Plan rief. In einem Briefwechsel mit Albrecht rügte der Reformator den Ablasshandel scharf und bezeichnete die prunkvolle hallesche Reliquiensammlung als „Abgott von Halle“. Als die von Luther angestoßene Reformation 1541 schließlich Halle erfasste, wurde das Hallesche Heiltum verstreut und ging bis auf wenige Einzelstücke verloren. 1561 nahm letztlich auch der amtierende Erzbischof von Magdeburg (mittlerweile Sigismund von Brandenburg) die lutherische Lehre an und das Erzstift wurde säkularisiert.

Das von 1594 bis 1607 erbaute Talamt der Halloren (Salzwirker-Brüderschaft) war Sitz des Salzgrafen und Zunfthaus der Salzwirker

Im teilweise religiös motivierten Dreißigjährigen Krieg (1618 – 1648) erwischte es Halle zwar nicht so schlimm wie die „Schwester“ Magdeburg, aber auch hier kam es zu Belagerungen und Zerstörungen. Insbesondere die Moritzburg wurde schwer in Mitleidenschaft gezogen und brannte aus. Der den Krieg beendende Westfälische Friede (1648) legte für das Erzstift Magdeburg nun fest, dass dieses nach dem Tod des gegenwärtigen und somit letzten Administrators August von Sachsen an das Kurfürstentum Brandenburg fallen solle. Das war am 4.Juni 1680 der Fall und das Erzstift Magdeburg wurde brandenburgisch (bzw. 1701 preußisch). Halle blieb zunächst Hauptstadt des kurbrandenburgischen Herzogtums Magdeburg und 1694 ließ Kurfürst Friedrich III. die Universität Halle gründen. Bereits 1714 fiel die Hauptstadtrolle jedoch wieder Magdeburg zu.

Das Geburtshaus des Komponisten Georg Friedrich Händel (*1685; †1759)

Man kann es wahrscheinlich schon herauslesen; die so miteinander verwobenen Stadtchroniken von Halle und Magdeburg sorgen bis heute für eine große Rivalität à la Köln und Düsseldorf oder Hannover und Braunschweig. Die gegenseitige Abneigung sollte jedoch noch weitere Nahrung bekommen. So versuchten die Magdeburger bei der Errichtung der Eisenbahn zwischen Leipzig und Magdeburg die Stadt Halle zu übergehen. Die preußische Regierung erteilte den Magdeburger Wünschen nach einer Streckenführung an Halle vorbei, die ganz klar die Motivation hatte das konkurrierende Halle wirtschaftlich zu schwächen, allerdings eine klare Absage und am 17.Juni 1840 rollte erstmals ein Zug aus Magdeburg in Halle ein. Bald wurde der hallesche Bahnhof gar Knotenpunkt des rasch wachsenden mitteldeutschen Eisenbahnnetzes und die Industrialisierung in der Saalestadt nahm in der zweiten Hälfte des 19.Jahrhunderts enorm an Fahrt auf.

Gebäudekomplex des ehemaligen Lebensmittelgrosshandels Werther (erbaut 1906)

Da die Salzherstellung rund um den Hallmarkt 1869 eingestellt wurde, kamen neue Wirtschaftszweige auch genau zur rechten Zeit. Im Umland von Halle wurde Braunkohle gefördert und in der Stadt und ihren Vororten sorgten u. a. Maschinenbau und Getränkeindustrie für neue Prosperität. Beispielsweise durch die Gottfried Lindner AG (den späteren VEB Waggonbau Ammendorf), mehrere große Brauereien (die nach 1945 im Getränkekombinat Halle aufgingen) oder etliche Mälzereien, wovon die Hallesche Malzfabrik Reinicke & Co die größte war. Zwischen 1830 und 1930 verachtfachte sich Halles Bevölkerung daher von rund 25.000 auf über 200.000 Einwohner.

So baufällig war vor 20 Jahren noch ein Großteil der Bausubstanz

Im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) wurde Halle verhältnismäßig wenig zerstört, während Magdeburg fast vollständig in Trümmern lag. Daher wurde Halle der Rivalin an der Elbe auch als Hauptstadt des nach dem Krieg neu gebildeten Landes Sachsen-Anhalt vorgezogen. Als dieses 1952 jedoch von der DDR-Regierung aufgelöst wurde, bekamen beide Städte ihre eigenen Bezirke. Der Bezirk Halle entwickelte sich in der Folgezeit zum Chemiearbeiterbezirk der Deutschen Demokratischen Republik. Der Arbeitskräftebedarf der großen Chemiefabriken in Leuna, Schkopau, Bitterfeld und Wolfen sorgte für neuen Wohnbedarf im Bezirk und insbesondere für die Werke in Leuna und Schkopau beschloss die Regierung am 17.September 1963 den Aufbau der so genannten Chemiearbeiterstadt Halle-Neustadt westlich der Saale. Binnen kurzer Zeit waren die ersten großen Wohnkomplexe im Plattenbauverfahren bezugsfertig und zehn Jahre nach Beschlussfassung lebten bereits über 50.000 Menschen in Halle-Neustadt.

Die mittlerweile vollständig sanierte Kleine Ulrichstraße im Herzen der Altstadt

Nach der Wende wurden die DDR-Bezirke aufgelöst und das Land Sachsen-Anhalt in seinen alten Grenzen wiederhergestellt. Da stellte sich 1990 erneut die Hauptstadtfrage und Halle plädierte dafür wieder als Hauptstadt eingesetzt zu werden. Magdeburg meldete jedoch ebenfalls Ansprüche an, die teils historisch und teils geografisch begründet wurden (Magdeburg liegt bekanntlich sehr zentral in Sachsen-Anhalt, während Halle eine Randlage im Südosten des Bundeslandes hat). Bei der konstituierenden Sitzung des sachsen-anhaltischen Landtags am 28.Oktober 1990, die übrigens in Dessau stattfand, votierten letztlich 57 Abgeordnete für Magdeburg und nur 49 für Halle.

In den letzten 30 Jahren machte man sich in der Saalestadt daran die zu DDR-Zeiten sehr vernachlässigte Altbausubstanz zu sanieren. Ich war vor über 20 Jahren schon mal durch die Innenstadt gebummelt und damals waren noch gefühlt 96 % der Gebäude in einem ruinösen Zustand. Heute war ich im Prinzip in einer anderen Stadt, deren über 500 denkmalgeschützte Gebäude sich in einem neuen Glanz präsentierten. Ferner interessierte mich noch eine anderes Stadtentwicklungsprojekt der jüngeren Vergangenheit und ich schaute vor Spielbeginn nochmal in einem Quartier östlich des Hauptbahnhofs namens Freiimfelde vorbei. Hier herrschte besonders großer Leerstand und Verfall. Mit urbaner Kunst sollte das Quartier ab 2012 jedoch revitalisiert werden. Kreative gründeten dazu das Kollektiv Freiraumgalerie und Künstler von nah und fern schufen kleinteilige bis großflächige Streetart an dutzenden Häuserfassaden. Auch ein Bürgergarten und ein großer Spielplatz sind von den Künstlern und engagierten Bürgern gestaltet worden und bereits mehrfach fanden Urban Streetart Festivals in Freiimfelde statt.

Die unter Denkmalschutz stehende Außenmauer des alten Kurt-Wabbel-Stadions blieb erhalten

Der Abstecher nach Halle-Freiimfelde hatte sich für mich auf jeden Fall gelohnt, allerdings kam ich mal wieder in Zeitnot. Am Hauptbahnhof stieg ich deshalb um 13:40 Uhr in ein Taxi, welches mich für am Ende 14,80 € binnen 10 Minuten zum Stadion kutschierte. Da der Andrang an der Haupttribüne jedoch überschaubar war, war ich ruckzuck im 2011 neu eröffneten Stadion, welches mittlerweile den zweiten Sponsorennamen in seiner jüngeren Geschichte trägt und dessen Vorgängerbau 1923 als Stadion am Gesundbrunnen eröffnet wurde. Von 1945 und bis 2010 hieß die Kampfbahn alter Prägung jedoch Kurt-Wabbel-Stadion (Kurt Wabbel war ein von den Nazis verfolgter kommunistischen Gewerkschaftsfunktionär und Lokalpolitiker) und dieser Name dürfte in der Fanszene auch für den Neubau immer noch im Umlauf sein.

Kleiner Mittagssnack im Stadion

Kurz vor Spielbeginn ließ ich mir noch eine Feuerwurst vom Grillrost reichen (4 €) und dann saß ich pünktlich zur Choreographie der Hallenser auf meinem 28 € teuren Platz. Für das große Spiel heute hatte die Fanszene eine Choreographie über alle vier Tribünen vorbereitet. Abgesehen vom Gästesektor, reckten beim Einlauf der Mannschaften alle Stadionbesucher eine rote oder weiße Folientafel in die Höhe und in der Fankurve wurde an Schnüren außerdem der Leitspruch „Nur zusammen“ hochgezogen. Von den Dimensionen wahrscheinlich die bisher größte Choreographie der hiesigen Fanszene, aber inhaltlich bzw. künstlerisch setzte das Ganze sicher keine neuen Maßstäbe.

Choreo der Hallenser

Die rund 1.200 Essener hatten unterdessen ihren Sektor nett beflaggt und im Block waren einige Schwenkfahnen im Einsatz. Akustisch waren die Westdeutschen, die ihre geographische Herkunft heute mitunter besonders betonten, in der 1.Halbzeit zunächst echt gut drauf. Wahrscheinlich hatte das Stauder auf der 400 km langen Anreise die Zungen ausreichend lockern können. Obendrein spielte die von Ex-96-Trainer Christoph Dabrowski auf’s Feld geschickte Gastmannschaft zu Beginn recht gefällig und kam zu ein paar Torchancen.

Der Gästesektor

Die HFC-Mannschaft wirkte in der Offensive zunächst harmloser als der Deutsche Meister von 1955, bekam jedoch unerwartete Schützenhilfe der Gäste. Essens Kefkir missglückte in der 40.Spielminute ein Klärungsversuch auf der Torlinie. Er schoss seinen Mitspieler Herzenbruch an, von dessen Knie das Leder zur schmeichelhaften Führung des HFC ins RWE-Tor segelte. War ein blödes Billardtor kurz vor der Pause, welches bei den Wessis ordentlich auf die Stimmung drückte und die Ossis zu euphorisieren vermochte.

Schalparade in der halleschen Fankurve

In der 2.Halbzeit wurde die Stimmung der halleschen Fankurve immer besser und hin und wieder ließen sich auch die anderen Tribünen zu verbaler Unterstützung des 1966 zur Leistungskonzentration im DDR-Bezirk Halle formierten Halleschen FC motivieren. Dabei blieb ihre Herzensmannschaft in den ersten 30 Minuten nach der Pause vor allem in der Defensive gefragt, hielt sich jedoch weiterhin schadlos. Ein Standard brachte die Hallenser in der 75.Minute dann endgültig auf die Siegerstraße. Per Freistoß legte Gayret seinem Mitspieler Bolyki mustergültig auf und dessen Kopfball ging zum 2:0 in die Maschen.

Etwa 1.200 Essener hatten die Reise nach Halle angetreten und einige davon komplettierten heute die Stadionlandschaft der 3.Liga

Großer Jubel bei 90 % der Stadionbesucher und der Klassenerhalt wirkte zum Greifen nah. Bringt man die Führung über die Ziellinie, würde man wie der RWE auf 41 Punkte kommen. Damit wäre der Verfolger aus Meppen, der leider erst Montag auf Dynamo Dresden trifft, mit seinen derzeit 34 Punkten (und maximal noch sechs möglichen Punkten) definitiv abgestiegen. Nur der VfB Oldenburg, der gegenwärtig 35 Punkte hat und morgen die bereits abgestiegenen Zwickauer empfängt, könnte dem HFC und dem RWE theoretisch noch gefährlich werden. Aber die Niedersachsen müssen in ihren beiden letzten Begegnungen nicht nur sechs Punkte, sondern auch noch ein paar Tore aufholen und haben am letzten Spieltag die undankbare Aufgabe beim Aufstiegsaspiranten Dynamo Dresden antreten zu müssen.

Der Spielverlauf sorgte für steigende Mitmachquoten in der Fankurve

Am Anhang der ebenfalls so gut wie sicher geretteten Essener nagte die sich abzeichnende Niederlage und die Summe der schlechten Darbietungen in den letzten Wochen allerdings so sehr, dass sie ihren Support mehr oder weniger einstellten. Die Zaunfahnen wurden noch vor Spielende abgehangen und der Rauswurf von Trainer Dabrowski wurde lautstark gefordert. Die Mannschaft wirkte zwar noch auf einen Anschlusstreffer hin, blieb allerdings in der Schlussviertelstunde genauso glücklos wie in den 75 Minuten zuvor.

Solange es nur 1:0 stand, glaubte der Essener Anhang noch an einen Punktgewinn

Dann war um 15:51 Uhr Schluss und nach dem FSV Zwickau und der SpVgg Bayreuth stand mit dem SV Meppen durch diesen Spielausgang wie bereits erörtert der dritte Absteiger fest. Bleibt also nur noch der VfB Oldenburg als theoretischer Partycrasher für Halle und Essen übrig. Aber wie ebenfalls bereits aufgemetert, deren Restchance den HFC oder den RWE (oder gar beide) am letzten Spieltag zu überflügeln ist gering und gewinnt der VfB am Ausweichspielort Wilhelmshaven morgen nicht gegen Zwickau, können der HFC und der RWE bereits in 24 Stunden auf dem Sofa den rechnerisch endgültig sicheren Klassenerhalt bejubeln.

Torfreude nach dem 2:0

Fans, Funktionsträger und Fußballspieler des HFC feierten allerdings schon jetzt, als wäre der Ligaverblieb in trockenen Tüchern. Selbst der Stadionsprecher rief bereits den Klassenerhalt aus, um sich kurz darauf wenigstens im Nachsatz nochmal etwas zu relativieren. Aber hier glaubte keiner mehr an ein Oldenburger Fußballwunder und nächste Saison bevölkern wohl weiterhin die größtenteils großen Namen der 3.Liga den Gästeblock des Kurt-Wabbel-Stadions.

In der Gästekurve wollte keiner etwas feiern

Im Gästebereich dagegen ein völlig konträres Bild. Aber das hatte nichts mit Demut oder Aberglaube zu tun, dass man hier noch nichts feiern wollte. Die Fans waren einfach weiterhin stinkig, dass die Mannschaft schon wieder einen brotlosen Auftritt geliefert hatte und nochmals schallte lautstark “Dabrowski raus” aus den Reihen der Ruhrpottler. Ich glaube trotz Klassenerhalt würde der aktuelle Trainer mit einer schweren Hypothek in die neue Saison gehen. Zumindest bei den Fans. Fraglich bleibt, wie die Entscheidungsträger des RWE diese Spielzeit und vor allem die Perspektive für die kommende Saison bewerten. Die entsprechende Analyse soll nach dem Niederrheinpokalfinale am 3.Juni erfolgen, in welchem Rot-Weiss Essen gegen den SC Rot-Weiß Oberhausen den Pokalsieg und damit den Einzug in den DFB-Pokal feiern will.

Mannschaft und Fans feiern den zu 96 % sicheren Klassenerhalt

Während die Hallenser – denen am 3.Juni ebenfalls ein Landespokalfinale bevorsteht (gegen Einheit Wernigerode in Halberstadt) – noch zu Ballermannhits ihren heutigen Triumph feierten, schaute ich alsbald auf die Uhr. Den Zug um 16:49 Uhr gen Nordharz wollte und sollte ich bekommen. Sogar zu Fuß war das beim Abmarsch um 16:10 Uhr eine sichere Sache. Schnell noch in einem Discounter mit Nahrung eingedeckt und dann ging es binnen knapp drei Stunden wieder auf der Schiene nach Hause. So saß ich bereits um 20 Uhr mit Hallorenkugeln als Gastgeschenk bei Freunden auf dem Balkon und ließ den Samstag nett und gesellig ausklingen.

Song of the Tour: Passend zu meiner ersten Tour mit dem Deutschlandticket