Luxemburg 09/2018

  • 15.09.2018
  • FC Progrès Niederkorn – FC Differdingen 03 2:0
  • National Division (I)
  • Stade Jos Haupert (Att: 2.350)

Mein erstmaliges Betreten des Großherzogtums Luxemburg ist gewissermaßen der Prolog einer Südamerikareise mit meinen Freunden Ole, Languste, Fat Lo, El Glatto und Milano Pete. Dementsprechend fuhren wir am frühen Morgen des 15.September in eben jener Besetzung von Hannover mit der Bahn nach Luxemburg (35 € p. P.). Dort sollte am nächsten Tag der erste Flug unserer dreiwöchigen Reise starten. Es ging via Lissabon mit der portugiesischen Airline TAP nach Rio de Janeiro und das für gerade mal 327 € pro Person.

Die Mutter aller Derbys

Nachdem wir Ende 2017 ein gemeinsames Urlaubszeitfenster im Folgejahr gefunden hatten, begann eine mehrwöchige Marktbeobachtung. Man schaut natürlich in Zeiten günstiger Zubringer nach Verbindungen von allen möglichen europäischen Abflughäfen gen Übersee. Wenig überraschend hatte im Frühbuchersegment in Richtung Brasilien die alte Kolonialmacht Portugal die Nase vorn. Für 350 € wären Flüge am Dienstag den 18.September möglich gewesen. Das erschien uns gut und billig, doch irgendwie muss man natürlich noch spätestens am Vorabend in Lissabon ankommen (Abflug war mittags und ein Sicherheitspolster ist nie verkehrt). Für diesen Transfer hatten mal nicht Ryanair und Co die günstigsten Konditionen, sondern ebenfalls TAP. Denn bucht man bei ihnen einen Flug nach Übersee aus Deutschland und legt einen Stopover mit mindestens einer Übernachtung in Lissabon oder Porto ein, schnüren die Damen und Herren sehr gute Pakete.

Auf zu neuen Ufern

Hamburg – Lissabon – Rio sollte beispielsweise knapp 400 € kosten. Als Portugalkenner weiß man allerdings, dass die Verbindung Luxemburg – Lissabon dank der Armada von Portugiesen in Luxemburg (16 % der Bevölkerung Luxemburgs sind Portugiesen) immer in hoher Frequenz und zu fairen Preisen geflogen wird. Und siehe da, Luxemburg – Lissabon – Rio kostete nur 327 €. Vorausgesetzt man fliegt Dienstag von Lissabon nach Rio und hat zuvor mindestens eine Übernachtung in Lissabon. Verbindungen, die uns schon Sonntag oder Montag hätten in Rio landen lassen, wären natürlich cooler gewesen, aber die hätten mindestens 100 € mehr gekostet.

Also auf Dienstag für den Sprung über den Atlantik festgelegt und weil wir alle bereits ab dem 15.September Zeit hatten, wurden noch eine Übernachtung in Luxemburg und zwei in Lissabon vorangestellt. Man will schließlich was sehen von der Welt und die lange Hinreise auf den südamerikanischen Kontinent etwas zu entzerren, war vielleicht gar nicht die schlechteste Idee. Erst recht, wenn in Luxemburg und Portugal während unseres Aufenthalts der Ball rollt.

Exotischer Bierdrink

Unser ICE startete um 5:40 Uhr in Hannover und bis auf Milano Pete, der die Reise nicht nur auf Krücken antreten musste, sondern am Vorabend noch etwas zu tief ins Glas geschaut hatte, waren alle in guter Verfassung. Allein schon, dass wir sechs Feinde des Backpackertums („Unser Hass auf euch ist größer als eure Rucksäcke“) alle mit 60 bis 70 Liter fassenden Trekkingrucksäcken aufliefen, zauberte mir ein Lächeln ins Gesicht. Genau wie Fat Los mitgeführtes Fass Weltenburger Dunkelbier. Das zögerte beim milanesischen Durchmacher den unweigerlichen Kater heraus und den Rest zauberte es ein bisschen munterer am frühen Morgen.

Am Rhein entlang

Leider hatte der ICE bis Köln eine eine satte Verspätung herausgefahren und der Anschluss nach Koblenz wurde verpasst. Damit sollte nun die voraussichtliche Ankunft in Luxemburg von 12:25 Uhr auf 13:25 Uhr rutschen. Im Rahmen, dachten wir, als der nächstbeste InterCity nach Koblenz bestiegen wurde und uns bis dorthin eine malerische Bahnstrecke am Rhein geboten wurde. Dazu verleiteten 35 Minuten Aufenthalt in Koblenz noch zu einer Rutsche Bier in einer Bar am Bahnhofsplatz. Das ziemlich geschmacksneutrale lokale Gebräu Königsbacher wurde sechsmal serviert.

Kleine Pause in Koblenz

Der RegionalExpress von Koblenz nach Luxemburg bot dann eine vielleicht noch schönere Bahnstrecke an der Mosel entlang. Die Gegend (inklusive Trier) ist erschreckenderweise immer noch ein weißer Fleck auf meiner Deutschlandkarte. Das muss sich ändern!

An der Mosel entlang

Luxemburg wurde planmäßig erreicht und 13:39 Uhr fuhr uns Stadtbuslinie 29 gratis zum Hotel. Samstags sind Busse in Luxemburg immer kostenfrei. Ein toller Service dieses kleinen, aber wohlhabenden Landes. Da das gebuchte Ibis Budget (**) direkt am Flughafen platziert ist, fiel das Finden nicht schwer und die Hotelfachfrau wollte uns beim Anblick („Oh, you are all very strong and tall“) sofort ohne Aufpreis von zwei Triple Rooms (à 54 €) auf drei Doppelzimmer upgraden. Der gute Wille scheiterte jedoch an der Auslastung. Trotzdem eine nette Idee der Mademoiselle.

The Black Staff

Nach dem Check-In musste natürlich ein Konzept für das Intervall bis zum heutigen Fußballspiel her. Wie gut, dass uns vorhin auf der Busfahrt ein Pub am Wegesrand aufgefallen war. Ergo wurde der nächstbeste Bus um 14:49 Uhr bestiegen und das The Black Stuff an der Pulvermühle angesteuert. Leider ohne Milano Pete. Aber dem hatte eh keiner eine realistische Chance gegeben, dass er bis abends durchhält. Gab es halt nur fünf Halbe Bofferdinger à 5,50 €. Zum Glück das teuerste Bier des Tages und gegen 16 Uhr wurde die Reise zum Stadion des FC Progrès Niederkorn fortgesetzt.

Kleine Zugfahrt

Mit dem Bus ging es wieder zum Hauptbahnhof und von dort, ausgestattet mit ein paar Kannen portugiesischen Bieres (Sagres), weiter ins 30 km entfernte Pétange. Der Bahnhof war wenige Kilometer vom Stadion des Nachbarortes Niederkorn entfernt und ein weiterer Bus brachte uns immerhin noch bis auf 1,312 km Distanz an die Bude heran. 10 Minuten vor Anpfiff wurde das Areal betreten und die Stehplatzkarten à 5 € schienen auch auf den Tribünensitzen Gültigkeit zu besitzen. Aber zunächst wurden Stehplätze am Bierstand eingenommen. 2,50 € für 0,3 l, da kannste (in Luxemburg) nicht knurr’n. Außerdem gab es gläschenweise Champagner für 4 €, welchen die hiesige Damenwelt rege konsumierte.

Die Teams laufen auf

Viele Stadionbesucher waren übrigens etwas besser gekleidet als unser Quintett, obwohl wir wegen der im Vorfeld angekündigten Party nach dem Spiel immerhin alle Jeans oder Cordhosen angezogen hatten. Wusste schliesslich keiner im Vorfeld, was wir uns unter der After Match Party vorstellen durften. Und grundsätzlich nehmen Frauen, zumindest in Westeuropa, auch auffallend häufiger Gesprächsangebote von Jeans- oder Cordhosenträgern als von Jogging- oder Sporthosenträgern an (sofern Letztgenannte diese nicht Arbeitskleidung tragen und darin ein Millionensalär verdienen).

Zum Reinbeißen: Der Burger in Niederkorn

17:30 Uhr wurde schließlich das Derby der drittgrößten Gemeinde Luxemburgs angepfiffen (der Ort Niederkorn gehört zur Gemeinde Differdingen) und spätestens bei der zweiten Rutsche Bier war allen der Duft von gegrillten Fleischwaren zu Kopf gestiegen. Also erstmal Burger aus 100 % saftigem Rindfleisch mit andalusischer Sauce und angeschwitzten Charlotten à 4,50 € organisiert. Für Stadiongastronomie echt lecker.

Die Haupttribüne

Zusammen mit 2.345 weiteren Zuschauern sahen wir nun den Hausherrn und amtierenden Vizemeister die erste Hälfte dominieren. Niederkorn (dreimal Meister, viermal Pokalsieger) hatte mehr Ballbesitz und die größeren Chancen. Folgerichtig dauerte es lediglich 10 Minuten bis Marvin Martins nach einem Pass von Yannick Bastos (übrigens Portugiese) in den Gästestrafraum eindrang und per Flachschuss das erste Tor der Begegnung erzielte. Niederkorn erarbeitete sich danach viele weitere Chancen, scheiterte aber entweder am Differdinger Torwart oder war zu fahrig im Abschluss. Manchmal rächt sich so etwas im Fußball bekanntlich, aber da Differdingen in der 42.Minute seine erste gute Chance nicht nutzte (ein Schuss von Edvin Muratovic ging knapp neben das Gehäuse), ging es mit 1:0 in die Kabinen.

Eine kleine Gegengerade gab es auch

Die Differdinger (Vorjahresfünfter) kamen etwas besser aufgelegt aus der Unterbrechung und schafften es die Partie ab jetzt ausgeglichener zu gestalten. Progrès und D03 wechselten sich in einem sehenswerten Spiel fortan mit den Chancen ab, ehe in der 75.Minute die Vorentscheidung zugunsten der Niederkorner fiel. Der sehr präsente Mittelfeldspieler Mario Mutsch eroberte einen Ball im Mittelfeld und legte Mayron de Almeida (übrigens auch Portugiese) das 2:0 auf, welches ein unhaltbarer Schuss in den Torwinkel war. Das verdiente einen Applaus.

Stade Jos Haupert

Mit dem Schlusspfiff wechselten wir in die Stadiongaststätte im Bauch der Tribüne und konnten uns vor dem großen Ansturm den strategisch wichtigen Tisch neben der Theke sichern. „Mon ami, six bieres s’il vous plaites!“ „Wir können auch Deutsch.“ „Ah, très bien! Sag mal, wo findet denn die angekündigte Party statt?“ „Na hier!“ Gut, die nach Studium des Spieltagsplakats ausgemalte Zelt-, Scheunen- oder Turnhallenparty mit dem Landadel, der Dorfjugend und allen zechmotivierten Einwohnern der umliegenden Gemeinden würde es also nicht geben. Aber hier es war auch nicht übel und wir kamen sehr schnell mit vielen Leuten ins Gespräch. Fünf Fremde fallen in Niederkorn ja doch auf.

Bier im Becher des Derbysiegers

Darren, ursprünglich aus Kent, berichtete uns vom vorjährigen Europapokaltriumph über die Rangers aus Glasgow. Mario zeigte uns Bilder seiner Fußballreisen und die dazugehörige Selfie-Sammlung mit dem Who is who des Weltfußballs. Ein pensionierter Kommissar erzählte uns von seinen großen Fällen (auch in Luxemburg gibt es manchmal Mord und Totschlag) und die Spieler stellten sich alle einzeln vor. Unter anderem Mario Mutsch, der uns als frischgebackener Rekordnationalspieler des Großherzogtums präsentiert wurde. Er erzählte uns viele geile Geschichten aus seiner Karriere und vom Traum über die UEFA Nations League vielleicht doch mal die Chance auf die EM-Endrundenteilnahme zu haben. Die Siege über Moldawien und San Marino (seine Länderspiele 98 und 99) waren ein guter Anfang.

Mario Mutsch joins the gang

Übrigens hatte er eine hohe Meinung von Hannover und 96, weil ihm sein einstiger Mitspieler Karim Haggui (in Sankt Gallen) in einer Tour davon vorgeschwärmt hat. Dass Haggui es wirklich geliebt hat in Hannover zu spielen, ist auch schon mal über andere Kanäle durchgedrungen. Geiler Typ, der Karim! Genau wie Mario Mutsch. In den Gesprächen mit den Luxemburgern kam dann immer wieder der Einwurf „Wahnsinn, ihr seid wirklich aus Hannover und extra für dieses Spiel nach Niederkorn gekommen?“ „Ja, für das Spiel und die Party!“ Im weiteren Verlauf klärten wir natürlich auf, dass Luxemburg sonderbarerweise der Prolog einer Südamerikareise war, aber weiterhin wurde abgefeiert, dass wir auf die in ihren Augen verrückte Idee gekommen sind in Luxemburg Fußball zu schauen und jetzt hier auch noch feiern bzw. im Falle von Languste sogar zum Gast-Discjockey mutieren.

Eines der Souvenirs

Es wurde nun wortwörtlich auf den Tischen getanzt und ich glaube Getränke mussten wir nach Spielende kaum noch welche selbst bezahlen. Außerdem bekamen wir ein signiertes Trikot des Spielers Sebastien Thill und ein Poloshirt vom Vereinspräsidenten als Souvenir. Besser kann man den Länderpunkt wohl nicht machen. Danke für diese tolle Gastfreundschaft!

Als sich gegen Mitternacht die Reihen lichteten, ließen wir uns von einem weiteren neuen Freund namens Gio zwei Taxis nach Luxemburg-Stadt organisieren. Außerdem gab Darren uns die Tipps wo dort noch was geht bzw. entschied sich letztlich dazu gleich mit einzusteigen. Es sollte ins Viertel Clausen gehen und 90 € waren pro Taxi für die rund 30 km zu berappen. Notiz an mich: Erst wieder Taxi in Luxemburg, wenn ich Millionär bin!

Sind denn vielleicht auch ein paar Hunde hier?

Leider verloren sich beide Taxis auf der Autobahn und die portugiesischen Chauffeure setzten uns an unterschiedlichen Ecken der wirklich sehr belebten Amüsiermeile Rives de Clausen ab. Ole und Glatto gingen nicht ans Handy und bevor wir zu verdursten drohten, hielten wir nach Einkehr Ausschau. Big Beer Company klang gut. Doch während meine Freunde gerade am Türsteher vorbei waren, wurde ich vor der Tür von El Glatto umgerannt. Sie hatten Darren und Oles Handy verloren.

Affengeile Party, hat jemand mein Handy gesehen?

Die Stimmung war getrübt und wir sammelten uns wieder auf der Straße. Was nun? Erstmal was Essen! Bei Cool Snacks gab es knoblauchlastige Hähnchen-Rollos und während ich mich auf’s Mampfen konzentrierte, diskutierte der Rest. Anscheinend mit dem Ergebnis, dass ins Hotel fahren jetzt das Beste wäre, weil der Teilzeit-Nerd Milano Pete angeblich das Handy von Ole orten kann. Aber nicht ohne zuvor aus der Snackbar noch ein Rollo als Betthupferl mitzunehmen. „Na, nochmal das Gleiche?“ „Aber hallo!“

Lecker Rollo

Die nächsten portugiesischen Taxifahrer brachten uns für ungefähr 20 € pro Taxi zum sechs Kilometer entfernten Hotel. Handyortung war wohl doch kein Kinderspiel (aber immerhin durfte sich Milano über ein Rollo als Mitbringsel freuen) und am nächsten Morgen wurde versucht das Smartphone anderweitig zu reorganisieren. Über unsere Niederkorner Freunde kamen wir an die Nummer des Taxiunternehmens, jedoch wurde dort kein Handy gefunden. Also entweder gab es keinen ehrlichen Finder oder Ole hatte es doch nicht im Taxi verloren, sondern beim Ausstieg (da er während der Fahrt noch mit uns telefoniert hatte, gab es nur die zwei Optionen).

Boyz in the Luxemhood

Nun ja, wie sagte Dragoslav Snepanovic, äh Stepanovic doch einst? „Lebbe geht weida!“ Die Sonne schien und Luxemburgs Stadtzentrum wartete nach Check-out und Nutzung des Gepäcklagerraums auf unsere Erkundungstour. Mit dem Bus wurde die Distanz vom Flughafen zum Stadtzentrum überwunden. Heute nicht gratis, aber immerhin preiswert. Eine einfache Fahrt kostet zur Zeit 2 €, ein Tagesticket 4 €.

Blick hinunter nach Grund

An der Station Molkerei verließen wir den Bus wieder und steuerten zu Fuß den Stadtteil Grund an. Dazu musste zunächst auf der knapp 300 Meter langen Bogenbrücke Passarelle das kleine Flüßchen Petruss und sein ungleich größeres Tal in 45 Metern Höhe überquert werden. Vorbei an der Nationalbibliothek, den kostenlosen öffentlichen Fahrstuhl ignorierend, ging es nun durch serpentinige Straßenzüge hinunter nach Grund.

Unten ist’s dann sehr malerisch

Der Stadtteil liegt malerisch an einer Schleife des Flusses Alzette im Tal. Man könnte das Ganze auch als untere Altstadt bezeichnen. Viele historische Gebäude in exzellentem Zustand erwarten den Besucher. Dazu das Panaroma der Hochstadt (obere Altstadt) und der Kasematten der mächtigen Luxemburger Festung.

Abtei Neumünster

Dominierend wirkt hier unten die Benediktinerabtei Neumünster aus dem Jahre 1606. Bereits 190 Jahre später im Rahmen der Französischen Revolution säkularisiert, beherbergen die alten Mauern heute ein Kulturzentrum. Auf dem Platz zwischen Abtei und dem benachbarten Naturkundemuseum wurde auch gerade ein kleines Fest aufgebaut, welches wir später noch beehren sollten.

Kasematten

Doch zunächst sollte es hoch zu den Bock-Kasematten der Festung gehen. Ein Anstieg, der bei knapp 30° C anstrengte, aber lohnte. Oberhalb der Kasematten, auf dem Bockfelsen und von der Brücke Schlassbréck gab es einen tollen Ausblick auf Grund, die Abtei und das Tal der Alzette. Ein Ausblick, den auch schon unser Landsmann Goethe genossen hat, wie ein Gedenkstein verriet.

Schlassbréck

Danach hatten wir uns ein Frühstück verdient und suchten dazu in der Hochstadt nach einem Bäcker oder Café. Die richtigen Restaurants der Stadt offenbarten für deutsche Durchschnittsverdiener doch ein ungewohnt hohes Preisniveau (z. B. Flammkuchen für 18 €). Also lieber vor eine Bäckerei und Konditorei gesetzt, wo es Quiche, Wraps oder belegte Baguettebrötchen mit Getränk für 6 bis 7 € gab. Passend zum an die Schweiz erinnernden Preisgefüge griff ich dabei zu einer Flasche Rivella.

Kleiner Snack

Gut gestärkt widmeten wir uns nun den Kirchen der Hochstadt. Die Kathedrale unserer lieben Frau ist die größte davon und logischerweise Kathedralkirche des Erzbistums Luxemburg. Die 1613 bis 1617 von Jesuiten errichtete Kirche hält für den Betrachter sowohl Charakteristika der Spätgotik, als auch der Renaissance bereit.

Teilansicht St. Michael

Die benachbarte Kirche St. Michael blickt auf eine noch ältere Geschichte zurück (bereits seit dem 10.Jahrhundert ist hier eine Kapelle nachgewiesen) und kann nach zahlreichen Umbauten über die Jahrhunderte mit Elementen der Romanik, Gotik und (nach dem dem letzten großen Umbau anno 1688) vor allem des Barocks dienen.

Altstadtgässchen

Ein Blick zu weltlichen Bauten wie dem Großherzoglichen Palast und dem Hôtel de Ville, rundete schließlich unsere Stadterkundung ab. Luxemburg ist auf jeden Fall eine sehenswerte Stadt mit ganz viel Geschichte, malerischer Lage und einem kosmopolitischen Flair (circa 70 % der Einwohner haben eine andere Staatsbürgerschaft als jene des Großherzogtums).

Teilansicht des Palastes

Um noch ein wenig dieses Flairs aufzusaugen, ging es schließlich nochmal nach Grund hinunter, wo auf dem bereits erspähten Kulturfest bei der Abtei Neumünster lokale Bier- und Wurstspezialitäten geprüft wurden. Das Fest war gut besucht von Alt und Jung und in der prallen Sonne schmekte das Bier schon wieder. Allerdings mussten wir uns nach zwei kleinen Gläsern erneut Richtung Hotel orientieren. 14 Uhr war durch und 17:15 Uhr sollte unser Flieger nach Lissabon abheben.

Abschiedsbier

Letztlich waren wir exakt zwei Stunden vor Abflug bei der Gepäckaufgabe und traten den ersten Flug der Reise ganz entspannt an. Fliegen mit TAP, in einer nur zu circa 66 % ausgelasteten Maschine, war dann ebenfalls entspannt. Lediglich der gereichte Snack sorgte zumindest außerhalb unserer Reisegruppe teilweise für Unmut.

Scheiß Backpacker!

Der portugiesischen Esskultur authentisch Rechnung tragend, gab es ausschließlich Brötchen mit Frango-Aufstrich (Huhn). Da hat der hipsternde Veganer, Vegetarier oder Pescetarier vor mir blöd geguckt und wollte voller Ekel sogar den beigestellten Apfelbrei nicht mehr haben. „You really don’t have a vegetarian option???“ Das gibt doch wieder ’ne schlechte Bewertung im Internet, wenn nicht gar einen Shitstorm.

TAP Snack

Hoffentlich ist er wirklich Pescetarier gewesen (der mir bekannteste Vertreter dieser Gattung ist übrigens Martin Freeman), denn die verhungern in Portugal nicht so schnell. Dem Portugiesen so fremde Ernährungsbekenntnisse wie Vegetarismus oder gar Veganismus, haben es dort dagegen sehr schwer. Fairerweise muss ich aber noch einräumen, dass sich zumindest Lissabon gastronomisch ein wenig auf die ernährungstechnischen Trends der Touristen eingestellt wird und der Fleischverweigerer außerdem im Flieger nichts verpasst hatte. Denn das weiche Brötchen, bei dessen Zubereitung mit dem Aufstrich umgegangen wurde, als befände man sich in einer realsozialistischen Mangelwirtschaft, war wahrlich keine Offenbarung.

Wenig Menschen = viel Platz

Mit dieser kulinarischen Kurzkritik von TAPs Catering auf der Mittelstrecke schließt nun der Prolog der Südamerikareise von Schneppe Tours. Respektive des Prologs erster Teil (Lissabon gehört ja auch noch nicht zu Südamerika).

Song of the Tour: Ich bin zwar auch nicht der Graf von Luxemburg, aber ein großer Mann von Welt.

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