Rotterdam 12/2017

  • 08.12.2017
  • FC Dordrecht – MVV Maastricht 2:4
  • Eerste Divisie (II)
  • De Krommedijk (Att: 1.245)

Nachdem ich im November ausnahmsweise mal viel Geld in Konsumgüter anstatt Reisen gesteckt habe (als Influencer möchte ich jetzt ausdrücklich die Produkte der Firmen Schlaraffia und Apple loben) und außerdem beruflich noch mehr als sonst schon eingespannt war, nahm ich mir vor im Dezember als Ausgleich so viel wie möglich zu unternehmen. Am 1.Dezember wurde sogleich der unbewusst alkoholfrei verlebte November auf der betrieblichen Weihnachtsfeier begossen und am 2.Dezember rief München. Da so eine profane 96-Auswärtsfahrt aber nur in den seltensten Fällen als Schneppe Tour qualifiziert ist (jene München-Tour war aber dennoch sensationell, wie sich alle Beteiligten erinnern werden), wurde erst das zweite Wochenende des zwölften Monats berichtsträchtig. Wenn diese ganzen 96-Spiele an Sonntagen (diesmal gegen die TSG aus Hoffenheim) für irgendwas gut sind, dann ist es der Umstand, dass auch treue Alles- bzw. Vielfahrer von 96 nun an Frei- und Samstagen Zeit und Lust zum Hoppen haben. Gemeint sind Bega, der stille Flo und Bückeburg-Dennis, deren Tour nach Rotterdam ich mich gerne anschloss.

Erinnerung an die heitere München-Fahrt

Bega holte mich um 13 Uhr an meiner Arbeitstelle ab und dann sammelten wir Flo und den Bückeburger ein. Die 5,5 stündige Fahrt wurde mit Feierabendbier und viel Unsinn labern überbrückt. Natürlich nicht ohne den kürzlich verstorbenen Kieler Kneipenterroristen Bernd Knauer ausreichend zu würdigen. Durch die Fahrt westwärts konnten wir den Sonnenuntergang noch ein gutes Stück hinauszögern, aber nach dem Überqueren der deutsch-niederländischen Grenze bei Enschede wurde es duster draußen und ich hatte sogar zwischendurch mal die Augen zu (die kurze Nacht nach dem gestrigen Triumph von Zvezda über den 1.FC Köln forderte ihren Tribut).

Schietwetter am Krommedijk

Dordrechts De Krommedijk (offizieller aktueller Name: Riwal-Hoogwerkers-Stadion) wurde 40 Minuten vor Anpfiff erreicht und wir verblieben in Anbetracht der polaren Wetterbedingungen lieber nochmal für 20 Minuten im Auto. Dann wurden je 9 € für einen Sitzplatz auf der Hintertortribüne neben dem Gästeblock investiert. Circa 50 Fans waren aus der Provinz Limburg mitgereist, um ihren MVV in der Ferne zu unterstützen. Der Fanblock des FCD auf der Gegengerade war jetzt auch nicht wesentlich besser gefüllt, aber die Szene zündete immerhin wärmende Pyrotechnik. Grüner Rauch und ein paar Leuchtfeuer sollten offenbar Mannschaft und Publikum anheizen. Wir setzten derweil auf Stehen trotz Sitzplatz (immerhin war das ganze Stadion überdacht) und warme Speisen wie Frikandeln und Fleischkroketten. Es waren zwar gerade mal Temperaturen um den Gefrierpunkt, aber der kalte Wind hier an der Küste und der peitschende Regen waren echt berstig.

Bißchen Pyro

Die Sportler dagegen hielten sich mit einem flotten Spiel warm. Die Dordrechter Fußballer hatten vor einer Woche in Nijmegen beim Tabellenführer NEC eine 6:0-Peitsche bekommen und sinnten heute vor heimischem Publikum auf Wiedergutmachung. Ein Eigentor nach einem Eckstoß brachte ihnen in der 6.Minute die frühe Führung, aber der punktgleiche Gast aus Maastricht antwortete in bereits vier Minuten mit dem Ausgleich. Alessandro Ciranni konnte einen direkten Freistoß aus dem Halbfeld verwandeln, wobei der Dordrechter Schlussmann nicht gut aussah. Kurz nachdem am Mittelkreis wieder angestoßen war, zeigte der Unparteiische im Gästestrafraum jedoch nach einem Foulspiel auf den Punkt und Jafar Arias nutzte in der 12.Minute die günstige Gelegenheit zur erneuten Führung. MVV-Torwart Verrips wusste alles, nur halten konnte er ihn nicht.

Nettes kleines Stadion

Die Stimmung der Heimfans war nun ganz passabel und es gab viele Schlachtrufe, sowie auch mal zwischendurch Wechselgesänge mit den Fans hinter dem Tor. Die Partie plätscherte erstmal auf schwierigem Untergrund vor sich hin und wir gönnten uns weitere Fleischkroketten zur Stärkung.  Die Dordrechter Schapekoppen (Schafsköpfe) hatten dann in der 44.Minute nochmal eine Großchance zum Ausbau der Führung, aber es blieb nach 45 Minuten vorerst beim Spielstand von 2:1. In der Pause suchten wir zunächst einmal die warme Stadionwirtschaft auf, wo uns 0,25 l Jupiler für 2,50 € von der Bardame serviert wurde. Wir verlängerten die Halbzeitpause nochmal um zehn Minuten und waren in der 55.Minute zurück auf den Rängen. Schon zwei Minuten später später sahen wir den nächsten Treffer. Koolhof glich für die Gäste aus und ein Dutzend MVV-Fans kletterte zum Feiern auf den Zaun des Gästekäfigs.

Rindfleischkrokette

Nach dem erneuten Ausgleich riß MVV das Spiel an sich und ein Doppelschlag in der 71. (Eigentorschütze Mmaee leistete Wiedergutmachung) und 75.Minute (der Joker Kostons stach) brachten den FC Dordrecht auf die Verliererstraße. Die warfen zwar nochmal alles nach vorne, aber in der restlichen Spielzeit sollte ihnen kein weiteres Tor vergönnt sein. Beim Schlußpfiff standen wir bereits am Ausgang und fuhren schnurtracks weiter nach Rotterdam, wo Bega via Airbnb eine Wohnung organisiert hatte. Ich hatte schon ein paar Mal in Airbnb-Buden genächtigt, aber diese war erstmals wirklich die eigene Wohnung des Anbieters (bzw. der Anbieterin) und nicht eine nur für kommerzielle Zwecke genutzte Zweitwohnung. Die junge Dame war über’s Wochenende bei einer Freundin und vermietete für 130 € ihre 2-Zimmer-Wohnung in einem brutalistischen Wohnblock am Einkaufszentrum Alexandrium in Ost-Rotterdam. Der Schlüssel lag unter der Fußmatte und drinnen erwartete uns ein Brief mit WLAN-Passwort etc., sowie vier Begrüßungsbiere und eine Tüte Kartoffelchips. Sehr nett!

Dordrechts Maskottchen auf seiner Stadionrunde
  • 09.12.2017
  • Jong Sparta Rotterdam – SV TEC 2:1
  • Tweede Divisie (III)
  • Het Kasteel (Att: 150)

Aufgrund der allgemeinen Müdigkeit nach dem langen Tag, tranken wir auch nur noch jenes Bier und klönten noch etwas am Küchentisch. Dann war gegen Mitternacht schlafen angesagt und um 10 Uhr standen wir gut erholt auf. Im riesigen Alexandrium (über 140 Geschäfte) gibt es natürlich auch einen großen Supermarkt und dort wurde Frühstück und neues Bier, sowie Samuraisauce für die heimischen Kühlschränke gekauft. Nachdem wir in der Wohnung ausgiebig gefrühstückt hatten, wollten wir uns noch ein bißchen von der Stadt angucken und stiegen vor der Haustür in die Metro (Tagesticket kostete 7,50 €).

Am alten Delfshaven

Bevor heute der Ball bei Sparta Rotterdams 2.Mannschaft rollte, fuhren wir zum Delfshaven. Das ist der Teil der Stadt, der noch einen Eindruck vom alten Rotterdam vermitteln kann. Die Deutsche Luftwaffe hat bekanntlich im Zweiten Weltkrieg wenig von Rotterdam übrig gelassen und nach der Besetzung fielen bis 1944 außerdem noch etliche alliierte Bomben auf Rotterdam. Dementsprechend erwartet einen ein modernes Stadtbild, was sich von den anderen großen Städten in der Gegend wie Amsterdam, Utrecht oder Den Haag doch deutlich unterscheidet. Wer auf historische Bauten steht und wem dafür der Delfshaven nicht ausreicht, sollte beim Rotterdam-Trip Zeit für einen Besuch in den kleinen Nachbarstädten Delft oder Dordrecht einplanen. Die sind dann „holländischer“.

Die alte Pilgerväterkirche

Uns genügten heute jedoch die Boote, Brücken und Giebelhäuser am Delfshaven. Außerdem gibt es da noch eine schöne große Windmühle und mit der Pelgrimvaderskerk (Pilgerväterkirche) ein wichtiges historisches Bauwerk. Was ich so noch nicht wusste: Viele Puritaner kamen 1608 aus England zunächst in die Niederlande geflohen und zogen dann von dort weiter in die Neue Welt. 1620 legte parallel zur berühmten Mayflower in Plymouth auch die Speedwell in Rotterdam ab und brachte die Pilgerväter an die Westküste der heutigen USA. Für günstigen Wind, Seelenheil auf der Überfahrt und ein puritanisches Paradies auf der anderen Seite des Ozeans beteten sie am Tag der Abreise in der Pelgrimvaderskerk. Für us-amerikanische Touristen, die ihren Stammbaum bis zu den Pilgervätern zurückverfolgen konnten, ist die Kirche somit jetzt so eine Art Wallfahrtsort.

Was wäre Holland ohne seine Windmühlen?

Nach den „Holland wie man es kennt und schätzt“-Fotos am Delfshaven, ließen wir uns in der Kneipe Oude Sluis nieder. Eine sehr urige Pinte mit großer Bierauswahl in einem der alten Gemäuer am Kai. Wir gönnten uns ein paar kleine rotblonde De Koninck und brachen kurz nach 15 Uhr zum nahen Stadion von Sparta Rotterdam auf. Hätte deren 2.Mannschaft (Jong Sparta) heute nicht in diesem ehrenwerten Stadion, sondern irgendwo anders gespielt, hätte ich mir deren Drittligaspiel wohl nicht gegeben, aber Het Kasteel sollte man einfach in seiner Sammlung haben. Daher spazierten wir am Kanal Delfshavense Schie entlang durch das multikulturelle Arbeiterviertel Spangen. Zwei Kilometer entfernt vom Delfshaven erwartete uns das Sparta-Stadion mit seiner charakteristischen historischen Fassade, welche den Spitznamen „Das Schloss“ verursachte.

Kurzer Abstecher ins „Oude Sluis“

5 € Eintritt waren zu investieren und im auch innen sehr schönen Stadion war wenig los. Lediglich 150 der über 11.000 Zuschauerplätze waren besetzt. Aber was will man auch in der 3.Liga der Niederlande erwarten, erst recht wenn der Gastgeber eine 2.Mannschaft ist und der Gast ein Provinzclub, der dieses Jahr zum ersten Mal in die 3.Liga aufgestiegen ist? Immerhin lief TEC optisch rum wie die niederländische Nationalmannschaft, während Sparta gewohnt rot-weiß gestreift gewandet war. Farben, die sie sich 1899 beim Sunderland AFC abgekupfert hatten, der damals mal mit der Fähre nach Rotterdam geschippert kam und bleibenden Eindruck beim ältesten Fußballverein der Niederlande hinterließ (gegründet 1888).

Die Stadionfassade von Het Kasteel

Die jungen Spartaner machten von Anfang an den besseren Eindruck und ich war erstaunt, dass beide Teams auf einem Abstiegsplatz stehen. TEC war halt so ein Kaliber VfV Hildesheim oder FC Eutin, aber bei Sparta sah das technisch und taktisch schon so aus, als wenn ein paar Jungs auf dem Sprung zum Profifußballer sind. Ein Sprung, den übrigens das deutsch-ghanaische Talent Ragnar Ache aus Frankfurt a. M. geschafft hat. Der geht jetzt in der Eredivisie auf Torejagd, während sein Nachfolger Halil Dervisoglu (am Vortag gerade 18 Jahre alt geworden) heute viele gute Chancen liegen ließ. Es kam wie es kommen musste, in der 45.Minute hatte der bis dahin brutal unterlegene TEC mal eine Ecke und ein Kicker namens Serhan Koc köpfte den Ball zum 0:1 in die Maschen. Der Schiedsrichter pfiff nun direkt zur Pause.

Auch innen ein feines Stadion

Als ich nach der Halbzeitpause vom Wasserlassen zurückkam, sah ich sogleich ein fremdes Gesicht bei Bega stehen. Aber aus der Nähe war es dann gar nicht mehr so fremd. Es war der Ananasmann! Ein junger Kerl, der seit jüngster Zeit fleißig Hannover 96 folgt, aber bisher nur Oberkante Unterlippe abgefüllt anzutreffen war. Nun war er nüchtern und sprach das erste Mal in unserer Gegenwart ganze Sätze. Bega fiel sogleich die ungewöhnliche Sprachfärbung des Noch-Teenagers auf: „Sag mal Ananasmann, wieso sprichst du wie Peter Maffay? Bist du etwa Rumäne?“ „Nein, ich bin Ungarrr“, war seine Replik. Mit seinem Reisepass mit der Aufschrift Magyarország verifizierte er die überraschende Offenbarung. Dass so ein Typ einfach mal so 400 km mit der Bahn nach Rotterdam fährt (für zwei semi-verheißungsvolle Fußballspiele) und dass er plant die kommende Nacht durchzumachen, um dann mit dem ersten Zug am Sonntagmorgen zum 96-Spiel nach Hannover zu fahren, nötigte uns gewissermaßen Anerkennung ab, bzw. erinnerte uns an unsere Teenagerabenteuer beim Fußball.

Het Kasteel heute zu 1,312% ausgelastet

Doch nun zurück zum Fußballsport. Sparta hatte wahrscheinlich trotz guter Anlagen schon viele ihrer Spiele aufgrund von Pech, mangelhafter Chancenauswertung oder fehlender Routine verloren. Die wollten auf keinen Fall, dass da ein Weiteres hinzu kommt und starteten erneut stark. In der 53.Minute konnte der linke Mittelfeldspieler Abdou Harroui den Ausgleich besorgen und weitere gute Chancen folgten. Nichtsdestotrotz mussten die Nachwuchskicker bis zur 90.Minute warten, ehe abermals Harroui das Glück des Tüchtigen hatte und aus der Distanz den späten, aber verdiensten Siegtreffer erzielte. Ein Spiel mehr im Leben gesehen und ein Stadion mehr besucht… Übrigens wurde das Erstligaduell von Sparta gegen Vitesse am Folgetag abgesagt. Wäre ich, wie zunächst angedacht, Sonntag noch länger geblieben, um Het Kasteel sportlich und fantechnisch würdiger zu besuchen, hätte ich also mit Zitronen gehandelt gehabt.

Lagebesprechung im Sparta-Clubheim
  • 09.12.2017
  • SBV Excelsior Rotterdam – PEC Zwolle 1:2
  • Eredivisie (I)
  • Stadion Woudestein (Att: 4.069)

Bis zu unserem zweiten Spiel am heutigen Tage, der Erstligapartie von SBV Excelsior gegen PEC Zwolle, hatten wir nun gute zwei Stunden Zeit. Da Karten bereits im Vorverkauf von Bega organisiert wurden, hätte man sich sich nochmal 1,5 Stunden in einer Innenstadtpinte aufwärmen können. Doch wir waren so blöd und fuhren direkt zum Stadion Woudestein nach Rotterdam-Cralingen. Hier gab es außer einem französischen Restaurant keinerlei Gastronomie im Umfeld und dementsprechend turnten wir bereits über eine Stunde vor Anpfiff im Stadion rum. Wenigstens gab es dort einen Supporter’s Pub in der Robin van Persie-tribune (Excelsiors größter Sohn, wenngleich er schon im Jugendbereich den Verein verließ), wo wir ein paar kleine Biere serviert bekamen.

Prematch-Bierkonsum im Stadion Woudestein

Ergo verging die Zeit bis zum Anpfiff doch recht schnell und pünktlich um 19:45 Uhr rollte der Ball. Rotterdams dritter Erstligist nach Feyenoord und Sparta existiert auch schon seit 1902, aber die Geschichte des Clubs ist nicht ganz so reich an Erfolgen wie jene der großen Rivalen. Zwischen 1997 und 2005 war man sogar nur das Farmteam von Feyenoord (in den Niederlanden sagt man dazu übrigens satellietclub), was gleichwohl kein Nachteil für die sportliche Entwicklung der „Erhabenen“ (lat.: Excelsior) war. Viele Feyenoord-Talente machten bei Excelsior einen weiteren Entwicklungsschritt und hoben damit auch das Niveau des Zweitligisten, der 2002 (pünktlich zum 100jährigen Vereinsjubiläum) den Aufstieg in die Eredivisie realisierte. Angeführt im übrigen von Spielmacher und Feyenoord-Leihgabe Thomas Buffel, der später bei Feyenoord und den Rangers aus Glasgow noch Karriere machte und mal fast bei Hannover 96 gelandet wäre (anno 2007). Als er jedoch erfuhr, dass das von 96 angedachte Gehalt brutto und nicht netto gemeint ist, blieb er lieber in Schottland auf seinem besser dotierten Vertrag sitzen.

Die Fantribüne von Rotterdams Nr.3

Als Excelsior sich zum Ziel gesetzt hatte, sich dauerhaft in der Eredivisie zu etablieren, ließ die Konkurrenzsituation keine Partnerschaft mit Feyenoord mehr zu. Aber man kommt auch alleine ganz gut klar. Nach Jahren des Abstiegskampfs peilt man diese Saison das gesicherte Mittelfeld an (aktuell 10.Platz), hatte heute mit PEC Zwolle jedoch das Überraschungsteam der bisherigen Spielzeit zu Gast (gegenwärtig 4.Platz). Die Zwoller hatten in den ersten 45 Minuten auch sogleich mehr vom Spiel, kamen aber nur durch ein paar Distanzschüsse zu Tormöglichkeiten. Excelsior köpfte lediglich einmal auf das gegnerische Tor und so ging eine ereignisarme 1.Hälfte vor über 4.000 Zuschauer mit 0:0 zu Ende. Das mit Abstand kleinste Stadion der 1.Liga (nur 4.400 Plätze) war damit fast ausverkauft und gegen die größeren Namen der Liga ist es das auch immer, so dass dieses Spiel ’ne gute Gelegenheit war günstig (17 €) und problemlos an Karten zu kommen.

Das mit Abstand kleinste Stadion der Eredivisie

Der zweite Durchgang begann gleich mit einem Paukenschlag. Kurz nach Wiederanpfiff wurde Excelsiors Stürmer Mike van Duinen von Zwolles Innenverteidiger Dirk Marcellis im Strafraum gelegt und der Unparteiische zögerte nicht lang (Videobeweis gibt es in NL übrigens noch nicht). In der 48.Minute traf der Gefoulte vom Punkt und fast das gesamte Stadion lag sich in den Armen. Der Jubel war nicht einmal abgeklungen, da sorgte Mustafa Saymak schon für den Ausgleich. In der nächsten Viertelstunde hatten beide Teams gute Chancen zur Führung, aber nutzen konnte sie in der 65.Minute letztlich der Gast. Nach Foulspiel durfte Zwolles Younes Namli einen Freistoß direkt ins Tornetz zirkeln. Freistoßverursacher Stanley Elbers bekam übrigens die Gelbe Karte für sein Foul, was sich noch rächen sollte. Denn spätestens als er in der 83.Minute mit Gelb-Rot vom Platz runter musste, war die Messe gelesen und PEC brachte die Führung locker über die Zeit. Schon Excelsiors vierte Niederlage in Serie (ein Auge muss jetzt doch wieder richtig Abstiegszone schielen), während die Zwoller Platz 4 in der Tabelle festigen.

Einige wenige leichte Biere im VIP-Bereich

Wir ließen nach Abpfiff die Plastikbecher nochmal im Supporter’s Pub klingen und hatten gute Gespräche mit ein paar Rotterdamern. Lediglich ein fremdenfeindlicher Typ wollte uns gerne an die Gurgel, war aber mangels Rückendeckung der anderen Gäste am Ende doch recht zahm. Nachdem der Pub ’ne Stunde nach Spielschluss die Pforten schloss, sahen wir noch Licht im VIP-Bereich brennen. Keine Ahnung ob es der übliche Suff nach dem Spiel war oder gar die Weihnachtsfeier des Clubs. Auf jeden Fall liefen die ganzen Spieler und Offiziellen da rum. Die Stars interessierten uns natürlich herzlich wenig, aber hübsche Partnerinnen hatten sie teilweise schon. Da wurde selbstredend zu seichter Popmusik das Tanzbein geschwungen und das Leben als Spielerfrau von uns schlechtgeredet.

Frittierte Mitternachtssnacks

Und diese Holländer wären keine Holländer, wenn sie nicht irgendwann neben frittierten Häppchen auch noch krachenden Techno servieren würden. Die totale Eskalation folgte bei Paul Elstaks „Luv U More“. Mysteriöse Tänze der Eingeboren waren zu beobachten (Jumpstyle!) und selbst ergraute Damen und Herren gingen gut ab. Man muss diese Holländer einfach mögen! Schade, dass es irgendwann vorbei war. Mit dem Taxi ging es nun in die Wohnung und dort zeitnah ins Bett.

Paul Elstak Pogo

Da wir den physisch angeschlagen wirkenden Ananasmann nicht mehrere Stunden der Kälte aussetzen wollten, gaben wir ihm freundlicherweise Asyl. Unsere abwesende Gastgeberin hatte dafür zum Glück noch eine Luftmatratze in Reserve. Wir gingen zwar davon aus, dass der junge Ungar dann wohl seinen Zug verpennt, aber in dem Fall hätte er halt bei uns im Auto mitfahren können. Das war alles viel zu sozial und der Ananasmann zeigte sich auf eine ganz besondere Art dankbar. Als wir alle schon schliefen, bollerte es von innen an die Badezimmertür und Peter Maffays Stimmenimitator rief um Hilfe. „Warum bilde ich mir ein, dass Peter Maffay in unserem Badezimmer ist? Habe ich vielleicht doch Drogen genommen?“, waren meine ersten schlaftrunkenen Gedanken. Aber in Wirklichkeit wurde der geistig von mir längst verdrängte Ananasmann just in diesem Moment von Dennis aus dem Badezimmer befreit. Indem Dennis ihm lautstark zu vermitteln versuchte, dass er sich eingeschlossen habe und auch wieder selbst von innen aufschließen müsse.

Ungarische Zerstörungswut

Bevor dieser Depp das schaffte, hatte er allerdings schon zwei faustgroße Löcher in die Tür getreten. Der gnadenlose Bückeburger warf den Magyaren sogleich aus der Wohnung und wünschte ihm gute Heimreise. Seinen Zug würde er also doch nicht verpassen… Aber was ist das bitte für ein Idiot? Vielleicht hatte er heimlich diese so genannten Haschzigaretten geraucht, die die Niederländer an arglose Touristen verkaufen. Oder LSD konsumiert oder Pilze gefressen. Geht nachts auf Toilette, schläft dabei anscheinend ein und hat dann vergessen, dass er sich eingeschlossen hat, um hernach in Panik zu versuchen die Tür einzutreten. Meine Herren!

Weiß-graues Ost-Rotterdam

Am nächsten Morgen beim Gang zur Dusche verriet der Blick zur Badezimmertür, dass das alles tatsächlich kein Traum gewesen war. Und beim Blick in die Schneelandschaft bekam Dennis gleich Gewissensbisse, dass er den Ananasmann rausgeschmissen hatte. Also den Typen kontaktiert und festgestellt, dass er nicht von Eisbären gefressen wurde, sondern im Zug nach Hannover saß. So konnten wir ihm auch gleich die frohe Kunde übermitteln, dass die Rechnung für die Tür folgt. Denn wir hatten bereits mit der überraschend unaufregten Vermieterin geredet und werden erstmal das Geld auslegen und mal schauen, ob wir es beim Ananasmann wieder eintreiben können. Trotzdem, man hat den Anspruch eine Wohnung so zu verlassen, wie man sie vorgefunden hat und dann spielt jemand, den man erst seit ein paar Stunden kennt, leider Wilde Sau.

Mittagessen irgendwo im nirgendwo

Beim Schneeräumen von Begas Automobil gruben wir leider einen Strafzettel aus (60 €), aber Hannover hat’s ja! Das Wetterchaos in NL und D machte nun die Heimfahrt zu einer Schleichfahrt und bei 50 bis 60 km/h wurde das Spiel Hannover 96 gegen Hoffenheim 99 unerreichbar für uns. Also ging es irgendwo im nirgendwo endlich etwas essen und dafür wurde ein McDonald’s erwählt. Ich bin bekanntlich selten bei dieser Kette zu Gast und staunte über die Signature Collection. Der Signature Bacon & Egg wurde im Papierschiffchen und mit Holzfähnchen drinsteckend auf einem Brett serviert. Die Antwort des Giganten auf den Craftburgerboom, aber es schmeckte einfach immer noch nach McDonald’s und nicht nach handcrafted. Noch schnell jeder den McD-Monopoly-Sofortgewinn Eistüte eingelöst und dann ging es mühsam wieder voran. Als Bad Oeynhausen passiert wurde, war zu allem Überfluss auch noch die A2 mit 70 Kilometer Stau angemahnt. Dementsprechend ging es über Vlotho, Rinteln, Hessisch Oldendorf und Hameln nach Hause. Wenigstens hatten wir gute Musik und dazu den stillen Flo. Denn was viele nicht wissen, er ist ganz ein feiner Tenor. Nach knapp 10 Stunden Fahrt öffnete ich die Pforte meines heimischen Appartements und schaute einen schlechten Tatort. Unglaublich, dass Letzteres für manche Deutsche das Highlight des Wochenendes sein soll („Wie war dein Wochenende so?“ „Och, ganz gut. Samstag waren wir einkaufen, Sonntag hab ich dann was im Garten gemacht und abends haben wir den Tatort geguckt.“). Deutschland kann kein glückliches Land sein.

Song of the Tour: Versuchen wir ein wenig die Stimmung von Excelsiors Weihnachtsfeier zu transportieren.