Norwich 07/2016

  • 30.07.2016
  • Norwich City F.C. – HSV von 1896 2:3
  • Friendly (II/II)
  • Carrow Road (Att: 10.243)

Anfang Juni, auf der Rückfahrt aus Prag, erreichte uns aus KGaA-Kreisen die Info, dass 96 am letzten Juli-Wochenende ein Testspiel im Großraum London arrangieren will. Einen Tag später hieß es, dass definitiv Samstag den 30.Juli gespielt wird und der Vertrag in den nächsten Tagen unterschrieben werden soll. Dementsprechend wurden auf Verdacht ein paar Billigflüge von Eindhoven nach Stansted gebucht (49 € return). Sollte das Spiel aus irgend einem Grund doch noch platzen, würde man eben unseren Wirtschaftsflüchtling Milano Pete in Bournemouth besuchen (dort arbeitet er zur Zeit) und alternativ AFC Bournemouth gegen Cardiff City gucken. Man konnte also nichts verkehrt machen.

Kaum war die Buchungsbestätigung des Fluges im elektronischen Posteingang, steckte ein 96-Mitarbeiter uns, dass man zu 96 % in Norwich gegen Norwich City spielen wird. Jetzt gehört Norfolk also schon zum Großraum London (Distanz zwischen den Stadtkernen beträgt fast 200 km). Ob in Norwich zeitgleich kommuniziert wurde, dass man in Verhandlungen mit einem Testspielgegner aus dem Ruhrgebiet sei? Na ja, da Norwich touristisch wertvoll und von Stansted binnen zwei Stunden für schmale 11 £ mit der Bahn erreichbar ist, sahen wir an dieser Stelle mal von den mangelhaften Geographie-Kenntnissen einer 96-Führungskraft ab und freuten uns darüber alles richtig gemacht zu haben.

Norwich City F.C.

Vier Tage nach unserer Flugbuchung publizierten beide Vereine auch offiziell den Test und gaben 15 Uhr als Anstoßzeit bekannt. Schon ziemlich perfekt. Wir buchten uns von Freitag auf Sonntag in einem B&B nahe des Flughafens Stansted in Elsenham ein, wofür 30 € pro Nacht und Nase investiert werden mussten (Norwich war unbezahlbar und fast komplett ausgebucht und London mitsamt Umweg war auch keine passende Option). Und natürlich buchten wir (Fat Lo, Ole, Pumba, El Glatto und ich) auch gleich die Züge von unserem Domizil nach Norwich à 21 £ return. Gewählt wurden der erste und der letzte Zug am Tage, um möglichst viel Zeit in Norwich zu verbringen.

Lustig, wenn man des Niederländischen nicht mächtig ist

Freitagmittag fuhren wir nach dem Feierabend in unser kleines dichtbesiedeltes Nachbarland Niederlande. Trotz Ferienzeit waren die Autobahnen nach Westen frei und wir hatten in Eindhoven somit noch Gelegenheit mit einem Grolsch auf den Trip anzustoßen. Beim Zuprosten sahen wir draußen einen „doppelten“ Sonnenuntergang. Waren wir vielleicht gar nicht auf der Erde, sondern auf Tatooine? Na ja, Sterne der Spektralklasse G wie unsere Sonne sind häufig in Doppelsternsystemen zu finden. Daher kein Grund zur Beunruhigung. Die plausible Erklärung, dass das Sonnenlicht von den Eiskristallen der Wolken gebrochen wird und dieses zu dieser wirklich beeindruckenden Reflexion der Sonne führt, wollte sowieso keiner hören.

Die zwei Sonnen von Eindhoven

Nach pünktlicher Ankunft in Stansted, konnte sogleich der Zug nach Bishop’s Stortford bestiegen werden, wo der erstbeste Pub (The Rose & Crown) mit Live Musik lockte. Die Coverband hatte Gassenhauer von u. a. The Killers, The Kooks und The Wombats im Reportoire und begleitete damit unseren Konsum von diversen mit India Pale Ale befüllten Pints. Kurz vor Mitternacht mussten wir dann den letzten Zug in das Dörfchen Elsenham nehmen. Oder wie wir es liebevoll nannten: Aselham (weil es einfach das englische Asel war und bestimmt schöner als das Nachbardorf Ugley aussah).

Back in Britain

Nach einer halbwegs tauglichen Nachtruhe in dem netten B&B gab es noch ein paar Cereals zum Frühstück und dann rief schon wieder der Bahnhof von Aselham. Schnell noch im örtlichen Minimarkt ein paar Softdrinks gekauft und die gemütliche Fahrt nach Norwich via Cambridge konnte beginnen. Dort angekommen, geizte die malerische Metropole der Grafschaft Norfolk zunächst nicht mit Sonnenschein und so machte die vorbereitete Tour durch die Stadt noch mehr Spaß. Das Meiste der so genannten Norwich 12 sollte erkundet werden.

Norwich Cathedral

Den Anfang auf der Touritour machte natürlich die imposante Norwich Cathedral. Die vielleicht repräsentativste noch erhaltene normannische Kathedrale in England. 800 Jahre vor Gründung des Hannoverschen SV von 1896 wurde an dieser Großkirche zu werkeln begonnen und 1145 soll der Bau im Wesentlichen vollendet gewesen sein. Das Langschiff misst über 140 Meter Länge und der Vierungsturm ist 96 (!) Meter hoch.

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Langes Schiff

Dieses Bauwerk wirkte sogar auf uns mächtig, wie wird es wohl erst auf die Menschen des Mittelalters gewirkt haben? Bevor wir das Areal wieder verließen, gingen wir nochmal den Kreuzgang ab und knipsten ein paar Fotos (siehe Titelbild). Wirklich ein Ort, der zum Staunen und Verweilen einlud.

Westwerk der Kathedrale

Nächstes Ziel waren nun das Great Hospital (ein mittelalterliches Spital) und der nahegelegenen Pub Adam & Eve. Der vielleicht älteste Pub der Stadt war morgens jedoch leider noch geschlossen. Von dort ging es nördlich der Kathedrale zum Kern der Altstadt. Am Erpingham Gate konnte man noch einen schönen Blick auf das Westwerk der Kathedrale erhaschen und bei Bedarf einen Schwenker durch das benachbarte Ethelbert Gate auf die Queen Street machen.

Elm Hill

Von dort waren es nur wenige Meter zum Elm Hill, der wohl mittelalterlichsten der Straßen Norwichs. Und wo wir gerade schon dabei waren Höhenmeter zu machen, konnte sich auch gleich der Castle Hill auf unseren Besuch freuen. Vom Norwich Castle ist nur noch der normannische Keep auf der Motte übrig, welcher nun von einer hübschen Parkanlage umsäumt ist. Früher war es eine mächtige Burganlage, wie sie die Normannen nach der Schlacht von Hastings (1066) überall in Land errichteten, um das unterworfene England zu beherrschen. On top wehte heute allerdings nicht der Union Jack, sondern die Rainbow flag. Nun erklärte sich die hohe Anzahl von Männern in eher auffälliger und körperbetonter Kleidung und sonstigem bunten Volk auf den Straßen der Stadt. Wir hielten die Leute erst für ziemlich früh startende Hen & Stag Parties und dachten uns nichts dabei, aber jetzt dünkte uns, dass wohl heute ein größeres Event der LGBT Community stattfinden muss. Das erklärte auch die erschöpften Hotelkapazitäten der Stadt.

Die zweite Kathedrale der Stadt

Beim nächsten Stop, der katholischen Kathedrale John the Baptist, wehte auf der Turmspitze völlig überraschend nicht so ein buntes Banner. Es war mittlerweile kurz vor Mittag und wir mussten wieder zum Bahnhof. Schließlich sollten unsere Nachzügler Olbert, InterCityBerger und Languste bald ankommen. Auf dem Weg zur zentralen Bahnstation kreuzte die Dragon Hall noch unseren Weg. Dort schlugen reiche Kaufleute ab 1430 ihre Waren um. Natürlich auch Teil der Norwich 12, der zwölf großen Sehenswürdigkeiten Norwichs, und somit ein schöner Schlusspunkt des Reiseschwerpunkts Sightseeing.

Dragon Hall

Mit unserem Acht-Mann-Mob ging es nun in einen Wetherspoon’s, nämlich ins Glass House. Dort lockte – neben den freundlichen Preisen – vor allem der gemütliche Biergarten mit Blick auf die Kathedrale und alsbald traf auch der stolze Neubesitzer einer britischen Railcard namens Milano Pete ein. Der reiste aus seiner neuen Wahlheimat Bournemouth an und hatte viel über seinen Start in England zu erzählen (und in Bournemouth erzählte man ihm etwas über Norwich: „Das sind Bauern, die in einer Stadt leben“). In seinem Zug konnte er auch den so genannten Mob Hannovers von seinem Platz in der 1.Klasse beobachten, der nun also auch in der Stadt war. Deren Lust auf Sightseeing war wohl nicht sonderlich ausgeprägt, so dass sie vom Bahnhof nur wenige Meter zum Pub The Compleat Angler gingen.

River Wensum

Da der Mob aus Hannover nun die größte noch nicht gesehene Attraktion der Stadt war, bewegten auch wir uns dorthin. Wie passend, dass der Pub am Fluss Wensum lag, konnten wir so doch an dessen Ufer die Meile Distanz zum Compleat Angler zurücklegen. Ist schon nett, wie das Flüsschen die Innenstadt durchkurvt und auf Höhe des Pubs meinte man sogar Hannoveraner im kühlen Nass zu erspähen.

Der Mob

Kaum angekommen, konnte man nicht sonderlich lang die Anreisegeschichten austauschen, da die Jungs schon wieder sehr frühzeitig ihren Marsch zum Stadion beginnen wollten (die Bar in London mit einem Nebel aus Gin Tonic, von der Schirm erzählte, klang aber höchstinteressant!). Ein paar hundert Meter schlossen wir uns an, aber der Durst bestimmt den Kurs und 90 Minuten vor Anpfiff ein englisches (alkoholfreies) Stadion erreichen? No way! Also steuerten wir, nachdem der Mob zufälligerweise den Pub der lokalen Firm passiert hatte, auch wieder so ein typisch britisches Bierlokal an.

We’ll be comin‘ down the road

The Queen of Iceni war zwar für Home Fans only und von Bouncers bewacht, aber wir fielen dort nicht als Auswärtige auf. Obwohl wir im Gegensatz zum Rest des Publikums kein gelb-grünes Jersey trugen. Übrigens ist die namensgebende Queen of Iceni keine Eiskönigin, wie manch einer mutmaßte, sondern damit dürfte Boudicca gemeint sein. Die Königin des keltischen Stammes der Icener, die 60 n. Chr. einen großen, aber erfolglosen Aufstand gegen die Römer angeführt hat. Der Pub, der nun an sie erinnert, gehört auch zum Imperium namens Wetherspoon’s, also gab es erneut Ale und Cider für umgerechnet 2,50 € das Pint.

Ab zum Stadion

Der Aufbruch vom Pub zum Stadion war entsprechend spät, aber da alle anderen schon im Gästeblock drin waren, gab es keine Schlangen an den Drehkreuzen und 10 £ ärmer waren wir fünf Minuten vor Anpfiff auf unseren Plätzen. In diesem schmucken englischen Stadion stand der harte Kern direkt an der Rasenkante und wir dahinter. Es wurde zunächst lautstark und textlich amüsant supportet und schon in der 5.Minute machte Artur Sobiech mit einer Art Seitfallzieher das 1:0. Es war eine schöne Kombination über Meier, der den Ball zur Strafraumgrenze trug, auf Schmiedebach, der den Ball schön auf die andere Seite des Strafraum schlug, wo Albornoz direkt auf Sobiech am Fünfer flankte. Auch das zweite Tor in der 12.Minute war super herausgespielt. Wieder kam die Vorlage von der linken Seite des Strafraums, wohin Klaus mit Ball am Fuß durchgestartet war und auf den recht freistehenden Torschützen Sebastian Meier am Elfmeterpunkt passte.

Inside Carrow Road

Die zwei frühen Tore wirkten sich natürlich nicht negativ auf die Stimmung im Gästeblock aus und wir waren blitzschnell zur ersten Europapokalrunde in Bukarest, dann bei der Vierschanzentournee und es gab natürlich keinen Verein in Europa, der 96 schlagen kann. Wahrscheinlich auf der ganzen Welt nicht, auf der wir gesanglich sexuelle Dienstleistungen gegen Entgelt entgegen nahmen (bei denen man natürlich sein 96-Trikot anlässt…), bevor wir wenig später wieder schäumendes Bier tranken und dem Wirt den Tresen einsauten. Hätte es dieses besungene schäumende Bier doch wirklich im Stadion gegeben (okay, schäumendes Bier in England… ich merke es selber), dann wäre die Stimmung vielleicht nicht irgendwann wieder abgeebbt. Der alkoholreiche Tag und sein Vorabend hatten doch zahlreiche Supporter gezeichnet und spätestens in der Halbzeitpause hatten sie ihren toten Punkt erreicht.

Beschallung der Carrow Road

Zeit, sich nochmal genauer mit dem Gegner zu beschäftigen. Norwich City gehört mehrheitlich Delia Smith (und ihrem Ehemann). Sie ist Fernsehköchin Nr. 1 in Großbritannien und zugleich prominentester Fan von Norwich City. Spitzname des Clubs ist The Canaries. Aber nicht wegen der Clubfarben, denn zuerst war der Spitzname da und später wechselte man die Farben von hellblau und weiß auf gelb und grün, um sie dem Nickname anzupassen. Der Spitzname rührt von der Vergangenheit Norwichs als Stadt der Weberei und der Kanarienvogelzucht. Flämische Weber ließen sich im 16.Jahrhundert in Norwich nieder, machten den Ort zu Englands Zentrum der Weberei und hatten Kanarienvögel als Haustiere dabei, die fortan erfolgreich in Norfolk weitergezüchtet und exportiert wurden. Daher verbindet man in England mit Norwich automatisch Kanarienvögel und nannte auch die Fußballer von dort so.

Schönes Stadion

Historisch gesehen ist der Club viel zwischen erster und zweiter Liga gependelt. Bestes Ergebnis war der 3.Platz in der Premiership 1993. Ich meine das war der höchste je errungene Platz mit negativem Torverhältnis in der Geschichte des englischen Profifußballs (61:65). In der Saison darauf schalteten sie Bayern München in der 2.Runde des UEFA-Pokals aus und waren das erste britische Team, dass gegen die Bayern im Olympiastadion gewinnen konnte. Ihr Erzrivale ist übrigens Ipswich Town. Bei deren Traktor Derby geht es immer gut rund. Dort zeigt sich dann auch, dass es sogar in Norwich Hooligans gibt, was alle Fanszenen der großen Clubs ansonsten für ein Gerücht halten. Ich meine mich zu erinnern, dass es mal ein veritabler Skandal war, als Ipswich in die Premier League aufgestiegen ist und deren Zwischenstand bei Manchester United (1:0 für United) im Stadion von Norwich City auf der Anzeigetafel mit „MUFC 1 SCUM 0“ angezeigt wurde. Ach, und im Übrigen hat Norwich City den ältesten noch heute verwendeten Clubsong (von 1905): LISTEN

Die Gegengerade des Stadions

Doch zu zurück zum Tagesgeschehen; in der 2.Halbzeit begann 96 gleich wieder druckvoll. In der 50.Minute ließ Waldemar Anton einen Verteidiger der Canaries im Strafraum stehen und mit Hilfe eines weiteren gelb-grünen Kickers passte er auf Sobiech, dessen Schuss ebenso wie das Zuspiel abgefälscht wurde und im Netz zappelte. 3:0! Doch der Absteiger aus der Premier League begann zu antworten. In der 52.Minute hatten sie Überzahl vor dem 96-Tor herausgespielt und der erfahrene irische EM-Teilnehmer Wes Hoolahan lupfte den Anschlusstreffer über Tschauner hinweg. Die Canaries blieben nun dran. In der 58.Minute konnte abermals Hoolahan Tschauner austanzen und es stand nur noch 3:2 aus 96-Sicht. Manche meinten jetzt, sie hätten genug gesehen und müssten asap wieder im Pub sitzen. Aber ich nenne keine Namen. Nur soviel, 53-Minuten-Ole (vgl. Bratislava) war völlig überraschend diesmal nicht dabei.

Es gab eine muntere Partie zu sehen

Die beiden Tore der Hausherren bewiesen außerdem, dass der Heimanhang über Stimmbänder verfügte und unser Gesang „We love you(r) Brexit, we do…“ brachte sie nochmal regelrecht in Wallung (Norwich hat übrigens mehrheitlich für den Verbleib in der EU gestimmt). Das war das Highlight der torlosen Schlussphase des Spiels, bevor Aug in Aug mit den Spielern am Gästeblock gefeiert werden konnte. Neu in unserem Handgepäck: ein Matchworn Jersey von Kenan Keraman. Auch wenn Ole erst nach dem Studium der Trikot-Rückseite wusste, wen er da überhaupt angeschnorrt hatte. Spielt ja auch erst die dritte Saison bei uns 🙂

The Boys & The Lads

Zwischen dem Verlassen des Stadions und unserer Abfahrt lagen vier Stunden, also noch genug Zeit weitere Pubs zu prüfen. Doch zunächst schafften wir es nur bis zur Königin der Icener. Da kann man halt schön draußen sitzen und die ganze Distanz vom Stadion zum Stadtkern betrug gut 1.000.000 Millimeter. Das schafft doch kein normaler Mensch ohne Pause. Also dort ein paar Pints gestürzt und gut gestärkt setzten wir die Reise zur zentralen Prince of Wales Road fort, wo auch ein Pub diesen sympathischen Namen trug. Mit dem Namensvetter in Cardiff kann der Pub natürlich nicht mithalten, aber nett war es trotzdem und der dortige Strong Cider war auch eine interessante Geschmackserfahrung (schmeckte schon sehr nach Apfelessig).

Apfelessig-Verkostung

Nächstes Ziel war wieder der Compleat Angler, um dort den zweigeteilten Touri-Mob zu vereinen (ich war zunächst nur mit Milano und Pumba unterwegs). Wir tranken ein Pint auf der Uferterrasse des Pubs am Wensum (wo die UH mittlerweile ein polizeiliches Badeverbot erteilt bekommen hatte) und danach zogen wir zu neunt weiter. Nächster Halt: Adam & Eve. Der wohl älteste Pub der Stadt hatte es mir bereits vormittags von außen angetan und hielt nun auch innen, was ich mir davon versprach. Schöner uriger Pub, dessen knirschendes Holz sicher unzählige Geschichten aus über 500 Jahren Zecherei erzählen kann.

The Real Ale & Cider Society

Irgendwann trieb der Hunger unser Nonett wieder ins Glass House, welches am frühen Abend schon proppenvoll war. Im 1.OG fanden wir zum Glück noch einen Tisch und es gab fette Burger. Danach konnte nochmals die publastige Umgebung erkundet werden, wobei letztlich im The Mischief eingekehrt wurde (günstig und gemütlich). 21 Uhr mussten wir leider aufbrechen, aber nicht ohne noch beim KFC-Verschnitt namens DFC frittierte Hähnchenteile zu kaufen und im Minimarkt eine Schachtel Bier für die Rückfahrt zu erwerben. Auf den Straßen und in den Bars bahnte sich derweil der übliche britische Samstagabendwahnsinn an. Was ein Ärgernis ausgerechnet jetzt die hiesige Damenwelt links liegen zu lassen, aber es war technisch nicht anders möglich.

Schon schön in Norwich

Im Zug wurde dann der Karton Carling geleert und sich mit Einheimischen über deutsche und englische Trink- und Partygewohnheiten ausgetauscht. Beinahe wurde dadurch der Ausstieg in Aselham verpasst. Zum Glück schaute Fat Lo gerade aus dem Fenster, als der Rest ins Glas schaute oder schon die Äuglein geschlossen hatte. Meine eigentliche 5er-Reisegruppe marschierte nun zum B&B und die anderen drei Jungs fuhren weiter zum Flughafen. Ihr Flug ging ganz früh und für ein richtiges Bett waren sie zu preisbewusst.

Full English ohne Kompromisse

Am Sonntagmorgen erwartete uns das vorbestellte Taxi und für faire 12,50 £ wurden wir vom B&B zum Flughafen chauffiert (sind immerhin auch 8 km gewesen). Das glich sich dann mit dem überteuerten Frühstück wieder aus. Über 10 £ wurden für das Full English im Pub am Airport aufgerufen. Aber der Hunger war da und es war auch wirklich gut. Jedenfalls besser als mein Fensterplatz ohne Fenster im Flieger (nie mehr Platz 11A bei Ryanair!).

Gesund ist, was mundet

Am frühen Mittag landeten wir unsanft in Eindhoven und es konnte nur ein Ziel geben; eine Frituur! Auf einem Parkplatz am Waldrand unweit des Flughafens gab es einen sehr einladenden Imbisswagen, der den begehrten Stoff ins heiße Fett tauchte. Irgendwelche Preise hatte die Bude auch gewonnen und die schienen gerechtfertigt. Gulaschkroketten, Käsekroketten und Frites met Saus Speciaal aktivierten das Belohnungszentrum im Gehirn massiv. Nochmal 1.000 Kilokalorien zu den 1.400 vom ersten Frühstuck hinzugefügt und der Hahn hatte nicht mal zum Mittag gekräht.

Kaiser Beer

Wir waren satt, wir waren glücklich, aber nach Hause konnten wir immer noch nicht. Wir mussten noch rüber nach Belgien, um dort im erstbesten Carrefour ein paar Paletten billiges und pfandfreies Dosenbier zu kaufen. Gut, der erstbeste Markt (in Hamont-Achel) hatte nicht mal mehr eine volle Palette stehen, aber dann musste es halt noch tiefer ins Königreich von Philippe hineingehen und in Overpelt hatte der wesentlich größere Carrefour genug Paletten mit Kaiser, um unser Auto an die Belastungsgrenze zu bringen. Jetzt konnte die eigentliche Heimreise beginnen, die über freie Autobahnen bei Starkregen wenige hundert Kilometer östlich endete. Was war das nur für ein gelungenes Europapokal-Methadon?

Song of the Tour: The Norwich City Calypso…