Heidelberg & Sinsheim 12/2015

  • 12.12.2015
  • TSG Hoffenheim – HSV von 1896 1:0
  • 1.Bundesliga (I)
  • Rhein-Neckar-Arena Sinsheim (Att: 25.531)

Lange konnte ich mich sträuben alle Stadien der 1.Bundesliga zu besuchen. Nach Sinsheim zur TSG Hoffenheim wollte ich einfach nicht reisen. Bin ja auch kein Groundhopper, dem es besonders wichtig ist irgendwelche Ligen komplett zu haben. Da nun aber Hannover 96 absteigen wird und die TSG wahrscheinlich in der 1.Bundesliga bleibt, dachte ich mir: „Wann, wenn nicht jetzt?“ Und natürlich noch: „Wie werte ich die Tour in die Provinz auf?“ Da fiel die Wahl schnell auf das nahe Heidelberg. Eine Stadt, die das Touri-Herz höher schlagen lässt.

Berner Schnitzel in der Neustädter Schänke

Am Vorabend musste aber erstmal Uboot-Kopetsch in den Hafen der Ehe verabschiedet werden, was gleichbedeutend damit sein dürfte, dass ihr hier nie wieder von ihm lesen werdet. Da es sich nicht um eine kirchliche Trauung handelt und wir anderen alle erzkatholisch sind, gab es natürlich keinen richtigen Junggesellenabschied. Ist schließlich noch keine richtige Ehe, wenn da irgend so ein Staatsbeamter zwei Menschen zu Mann und Frau erklärt. Aber natürlich saßen wir mit unserem Freund bei leckeren Schnitzeln gerne ein paar Stunden in der Neustädter Schänke. Deren Speis und Trank wussten an diesem Abend nicht nur wir zu schätzen, sondern auch Schlagerstar Tony Marschall. Wir nannten komischerweise die Bedienung nur noch Resi oder Schöne Maid und sie brachte zum Glück trotzdem viel Bier (und Nussler) an unseren Tisch.

Ein 96-Freund in Heidelberg

Der Wecker war am kommenden Morgen natürlich trotzdem gnadenlos und um 7 Uhr waren alle Mitfahrer für die Exkursion nach Heidelberg eingesammelt. Mit InterCityBerger, El Glatto, Fat Lo, Pumba und mir lag das Fahrzeug schön tief und ab Kassel wurde sich dank belgischem Dosenbier etwas widerwillig an den Pegel vom Vorabend rangekämpft. In Heidelberg war man dadurch recht gut gelaunt, was aber beinahe die elende Parkplatzsuche zunichte machen sollte. Doch irgendwann war endlich ein freies Parkhaus gefunden und wir schlenderten durch Heidelbergs gut besuchte Innenstadt.

Heiliggeistkirche

Der Kornmarkt, die Jesuitenkirche, die Heiliggeistkirche, die Alte Brücke (nebst des Stadttores an selbiger), Hotel zum Ritter, natürlich das Heidelberger Schloss und so vieles mehr… In der 160.000-Einwohner-Stadt gab es wirklich viel zu bewundern. Fanden an einem Sonnabend im Dezember natürlich auch Unmengen Amerikaner und Asiaten. Nichts gegen diese Devisenlieferanten und natürlich habe ich das so schon erwartet. Doch als ich meine Gruppe verloren hatte und zum vereinbarten Restaurant wollte, war es schon verdammt nervig, dass niemand, den ich ansprach, ortskundig war.

La Banda di Birra

Da ich immerhin wusste, dass die Alte Münz am Neckarufer sein musste, fand ich das Restaurant irgendwann und es war zwar nur von Touristen besucht, aber wirklich kein Touri-Nepp. Rund 100 verschiedene Schnitzelvariationen warteten auf hungrige Stadtspaziergänger und sie waren mit um die 10 € fair bepreist. Ich entschied für ein Schnitzel gefüllt mit Roquefort und schwimmend in Portweinsauce. War ’ne exzellente Wahl, genau wie das Heidelberger Weihnachtsbier. Süffig-würzig, genau der richtige Trunk für einen trüben und nasskalten Wintertag.

Schnitzel in Portwein

Gut gestärkt nahm der Mob gegen 14:30 Uhr Abschied von Heidelberg und fünf Minuten vor Anpfiff standen wir auf unseren Plätzen in der Sinsheimer Rhein-Neckar-Arena. Das reine Fußballstadion gefiel mir nicht schlecht, aber bei der TSG Hoffenheim wurde wenig überraschend nicht gewagt vom aktuellen Mainstream der deutschen Stadionarchitektur abzuweichen, z. B. mit Plätzen bis an den Spielfeldrand oder steileren Tribünen. So wird sich das Stadion nicht groß in mein Langzeitgedächtnis einprägen. Hätte ja auch in Wolfsburg oder Duisburg stehen können.

Die Sinsheimer Arena

Auch das Spiel war kein unvergesslicher Klassiker. Hannover begann gut, aber ohne Zählbares zu erwirken. Dass Leon Andreasen als Stürmer spielte, anstatt die Neuzugänge Charlie Benschop und Mevlüt Erdinc (laut Martin Kind zusammen für 25 Tore gut), sagt eigentlich alles über die verkorkste Personalpolitik dieses „Vereins“ im freien Fall. Natürlich reichte der erste richtige Angriff der Hoffenheimer, um die vogelwilde Abwehr von 96 zu überwinden. Bei Schmids Kopfball nach Flanke des unbedrängten Mitspielers Volland, war dann auch die Lebensversicherung Zieler im 96-Tor machtlos. Jetzt hörte man sogar mal kurz das lächerliche Publikum der TSG. Übrigens auch das einzige Stadion, wo der Fanblock hinter’m Tor nur aus den beiden Mittelblöcken besteht. Und auch das ist überdimensioniert.

Die Arena von Außen

In der 2.Hälfte mussten die Hoffenheimer sich nur noch auf’s Verteidigen (das kann die Stevens-Elf natürlich) und Kontern konzentrieren. 96 hatte zwar mehr Ballbesitz (58 %), jedoch keine zündenden Ideen. Auch die hereingebrachten Stürmer Erdinc und Benschop blieben blass. Die TSG kam dagegen bei ihren Konterattacken regelmäßig zu gefährlichen Torschüssen, so dass eine Vorentscheidung nur dank Zieler verhindert wurde. Am Ende feierten die Kraichgauer ihren ersten Heimsieg in dieser Saison und Hannover 96 beendet die Hinrunde mit 14 Punkten (denn gegen den FC Bayern wird natürlich auch noch verloren). Schlechteste Hinrunde seit dem Wiederaufstieg!

Gute Heimfahrt mit Grohe

Wenig verwunderlich, dass die Gästefans (übrigens insgesamt höchstens 500), die sich über 90 Minuten redlich mühten die Mannschaft zu unterstützen, die Spieler noch zur Rede stellten. Also zumindest die 3, die sich stellen ließen. Das werden unruhige Weihnachten in Hannover. Und unruhig war es auf der Rückfahrt ebenso in unserem Auto, Aber auch nur, weil der Mob einen Hit nach dem anderen forderte. Außer der Fahrer sorgten alle mit viel Darmstädter Grohe Pils und guter Musik dafür, dass das Spiel zumindest bis zum nächsten Morgen verdrängt werden konnte. Denn bis auf den Fußball war dieses schnitzel- und schnapslastige Wochenende ja gar nicht so übel.

Song of the Tour: Dauerschleife auf der Rückfahrt, wobei wir stets eine Ausnahme artikulierten.