07.03.2015
Caerau (Ely) A.F.C. – Afan Lido F.C. 3:1
Welsh Football League Division One (II)
Cwrt-yr-Ala (Att: 36)
Nach zahlreichen positiven Berichten aus dem schönen Cardiff, wollten diverse Mitspieler meines Fußballteams auch endlich die Hauptstadt von Wales kennenlernen. Daher wurde bereits im Herbst 2014 die Woche vor unserem Rückrundenstart 2015 für einen Trip auserkoren. Es kann schließlich nicht ein guter halber Spieltagskader (7 Mann) im Urlaub weilen, wenn Punktspiel ist. So ging es direkt nach meiner Italien-Exkursion am 5.März weiter auf die Britische Hauptinsel. Allerdings nicht ohne am Vorabend nochmal schnell beim Fussballtraining vorbeizuschauen und nach selbigem im Clubhaus mit einigen kleinen Bieren auf die Reise anzustoßen.
Sektion Armut (Uboot-Kopetsch, Breitenreiter, der Ziii und El Glatto) brach bereits direkt aus dem Clubhaus auf, da ihr irischer „Low Budget Carrier“ frühmorgens in Bremen starten sollte, während ich mit zwei weiteren Jungs (Pumba und Olbert) ab Hannover startete. War ganz angenehm nochmal ’ne Mütze Schlaf zu bekommen, anstatt in Bremen durchzumachen. Zumal die Jungs im letzten Zug nach HB auf die wenig geschätzten Fans des SV Werder trafen. Die hatten ihr just erlittenes Pokalaus in Bielefeld nicht wirklich verkraftet und anscheinend auch keinen Bock auf zeitig nach Hause kommen. Anders kann ich mir die Sachbeschädigungen im Zug, das Ziehen der Notbremse und die Bedrohung der Zugbegleiter nicht erklären. Also rief das Personal die Polizei und am Bahnhof Eystrup wurden die Personalien von ein paar hundert Bremern festgestellt. Nachdem klar war, dass sich das Procedere sehr ziehen würde, kümmerte sich die Bahn um Taxis für seriöse Reisende, wobei meine Freunde dank unmittelbar bevorstehender Flugreise priorisiert wurden.
Da hatten sie uns wenig später beim Wiedersehen in London schon mal einiges zu erzählen. Und weil ich auch eine tolle Geschichte von der Hinreise haben wollte, ließ ich halt einfach mal meinen Personalausweis im Flieger liegen und landete in der Abschiebezone des Flughafens. Dort bildete ich erstmal alleine die kaukasische Minderheit, ehe ein britischer Grenzer mit Uboot-Kopetsch auftauchte. Ich dachte der soll jetzt für mich bürgen oder so, aber Pustekuchen. Sein Ausweis war bei Interpol als gestohlen gemeldet und er musste bis zur Klärung mit den deutschen Behörden ebenfalls hier verharren. Mein Kumpel durfte dann wenig später doch noch einreisen und bei mir hieß es „Flugzeug wird gerade durchsucht. Finden wir deinen Ausweis, darfst du rein. Finden wir ihn nicht, geht es postwendend zurück nach Deutschland.“ Wenigstens unser Busticket durfte ich noch an die anderen übergeben und kurz vor Busabfahrt kam tatsächlich ein lächelnder Beamter rein mit „Ich glaube, wir haben deinen Ausweis gefunden“ auf den Lippen. Das Glück ist mit den Dummen!

Mit einem der zahlreichen Busanbieter (den Zuschlag bekam Terravision) ging es nun weiter zur Londoner Victoria Station (12£ return). Premiere für mich, fuhr ich doch sonst nur Stansted Express, Tube und dann InterCity ab Paddington. Es war so lästig und zeitlich schwer kalkulierbar wie erwartet (der Straßenverkehr in London, ihr wisst schon…), aber die eingeplante Stunde Puffer reichte zum Glück aus und mit Megabus wurde die Reise non-stop nach Cardiff fortgesetzt (für unschlagbare 3£ return). Der Bus war schön leer und dank ebenso leerer M4 überpünktlich in der Hauptstadt von Wales. Da man am Rathaus, anstatt am Bahnhof aus dem Megabus rausgeworfen wird, machte ich gleich eine kleine Stadtführung aus dem Marsch zum „Prince of Wales“ Pub, wo schließlich Currys, Burger, Ale und Cider zur Stärkung warteten.

Mit neuer Energie wurde fix in das zentral gelegene Hotel einer französischen Kette eingecheckt und trotz der bisherigen Reisestrapazen waren alle top motiviert für einen „Pub Crawl“. Sieben Pubs und sieben verschiedene Biere standen auf dem Programm. Ich eröffnete den Reigen im „Duke of Wellington“, wo ich eine Runde „Brains Black“ servierte. Dieses Stout aus Cardiff wurde unisono gut bewertet, genau wie das „Brains Bitter“ im „Goat Major“ und das „Worthington’s Creamflow“ im „Borough“. Auf gemischte Meinungen stießen das Red Ale „Double Dragon“ in der „Rummer Tavern“ und das „Mumbles Oystermouth Stout“ im „City Arms“. Fast durchweg als widerwärtig wurde dagegen das India Pale Ale von „Nils Oscar“ im „Westgate“ Pub bezeichnet. Ich mochte es, aber IPA war für die pilsgewohnten Gaumen meiner deutschen Freunde dann doch zu stark gehopft (fortan wurde „Inderbier“ bei ihnen zum Synonym für ekliges Bier) und in Runde Nr. 7 griffen die Amateure fast schon zwangsläufig lieber zu einem altbewährten Magners Cider (im Pub „Owain Glyndir“). Beim anschließenden Abendausklang in der Diskothek „Live Lounge“ fanden die Pilstrinker mit „Carling“ zum Glück wieder ein ihnen genehmes Bier, womit wir feucht-fröhlich bei Tanz und Trank bis in die Morgenstunden feiern konnten.

Am Freitag griffen bereits erste Kontakte mit Einheimischen vom Vorabend, so dass die Gruppe sich splitten konnte. Denn mein Wanderprogramm war nicht für jeden was. Es ging von Taff’s Well über Castell Coch und den Caerphilly Mountain zum Caerphilly Castle (der größten Burg in Wales). Mittelmäßig anspruchsvoll und an einem Nachmittag zu schaffen, aber dennoch nur für vier von sieben Lads verlockend. Dabei lernte ich auf halber Strecke (nicht zum ersten Mal in meinem Leben), dass man einen Bach nicht an der breitesten Stelle über glitschige Steine überqueren sollte. Fortan war ich nur noch der „Dirty Wet Don“ und heilfroh, als wir das „Black Cock Inn“ erreichten (mit der Möglichkeit sich etwas zu trocknen und den gröbsten Dreck loszuwerden). Ein paar Pints in diesem herrlichen Ausflugslokal steigerten das Wohlbefinden noch mehr und der Restmarsch zum Caerphilly Castle konnte neuen Mutes in Angriff genommen werden.

Dort angekommen waren alle schwer begeistert von dem alten Gemäuer und mit Blick auf’s Castle gab es formidables Abendessen (wirklich exzellente XXL-Burger) im Pub „The Court House“. Man gut, dass wir das Castle schon vor’m Essen näher angeschaut hatten und uns dabei mit den verdammten Gänsen aus dem Burggraben angelegt haben, die auch glauben ihnen gehört dieser Planet. Denn nach einem Kilo Fleisch wollte man eigentlich nur noch ruhen, aber Cardiff rief, nein, schrie nach uns! Bergauf zum Bahnhof konnte man natürlich nicht wie gewünscht rollen, allerdings war ein bißchen Bewegung zur Verdauung genau richtig und sitzen (oder liegen) konnte man im Zug ja noch ein bißchen.
