Benelux 12/2014

  • 20.12.2014
  • R. Antwerp FC – Eendracht Aalst 0:0
  • Tweede Klasse (II)
  • Bosuilstadion (Att: 3.245)

Eigentlich meinte es der Spielplan in der Vorweihnachtszeit ganz gut mit uns. Der 17.Spieltag auswärts in Freiburg ließ Erinnerungen an das Vorjahr wach werden, wo wir unsere jährliche Weihnachtstour nach Freiburg mit einem Trip nach Nancy (AS Nancy vs. Stade Laval) verbanden. Dieses Mal hätte es dann eigentlich der FC Sochaux (vs. SCO Angers) sein sollen, der in Kombination mit Freiburg angesteuert werden sollte. Doch es kam anders. Zum einen haben sich die Dinge bei 96 so beschissen entwickelt, dass wir auch von unserem Ziel, wenigstens sporadisch auswärts bei den Profis präsent zu sein, abgerückt sind. Zum anderen packten die Spielplangestalter Freiburg auf den Sonntag und Sochaux auf den Donnerstag. Dementsprechend wurde der traditionelle Vorweihnachtstrip losgelöst von 96 geplant und die Wahl fiel auf BeNeLux. Doch auch dort meinten es die Spielplangestalter nicht optimal mit uns. Das für Freitag anvisierte Spiel von Jong Ajax  vs. De Graafschap wurde kurzfristig auf Samstag verlegt. Da allerdings das Hotel in Amsterdam bereits gebucht war, musste schnell eine Alternative her. Potentielle Paarungen wie Fortuna Düsseldorf vs. Union Berlin oder SC Heerenveen vs. ADO Den Haag hätten eine sehr späte Ankunft in Amsterdam bedeutet und wurden dementsprechend verworfen. Dann stelte mein Kumpel Johnny die Frage „Vielleicht ist ja ein Hallenturnier in Amsterdam?“ in den Raum und eine Anfrage beim KNVB ergab so etwas ähnliches. Punktspiel 1.Liga Futsal, genauer gesagt t’Knooppunt (aus Amsterdam) vs. LZV Kuypers. Immerhin etwas für die Sportinteressierten.

Freitag Mittag um 13 Uhr startete der gemietete Neunerbus mit den Sportsfreunden El Glatto, Johnny Power, Milano Pete, Uboot-Kopetsch, Fat Lo, Pumba, Bene, Ole und meiner Wenigkeit (inklusive einer lebensgroßen InterCityBerger-Figur) von Hannover nach Westen. Nachdem kurz zuvor noch ein Elektronikfachmarkt aufgesucht wurde, um einen FM-Transmitter für den Goldenen Stick zu erwerben, konnte der Neuner auch saisonal angemessen beschallt werden. Lieder wie „It’s Christmas Time Again“ von den Bad Manners oder „Merry Christmas Everybody“ von den 4Skins transportierten den Zauber des Weihnachtsfests in unseren Bus. In bester Stimmung wurde am späten Nachmittag Amsterdam erreicht, wo wir unser Vehikel kostenneutral am altehrwürdigen Olympiastadion abstellten.

Das Amsterdamer Olympiastadion

Von dort war es noch ein kleiner Fußmarsch (für mich jedenfalls, für andere eher eine riesengroße Wanderung) zum Vondel Park, wo unser Hotel angrenzend war. Der Vondel Park ist in erster Linie ein schöner und großer Stadtpark, aber besonders ist an ihm, dass man dort nachts öffentlich Geschlechtsverkehr haben darf. Am frühen Abend waren allerdings noch keine Orgien zu beobachten, sondern alles ging sittlich zu. In der Hotellobby erwartete uns nun bereits der spontan nachgereiste InterCityBerger (natürlich via ICE). Da wir eh mehrere Zimmer mit insgesamt 10 Betten gebucht hatten (nicht, dass uns noch ein Backpacker untergejubelt wird…), musste er nur ’ne kleine Kurtaxe entrichten und konnte problemlos legal bei uns unterkommen. Kurz noch frisch gemacht (erst im Bad und dann an der Hotelbar) und dann waren auch schon unsere Taxis da, die uns zur Sporthalle des heutigen Futsal Classicos chauffierten.

Abendstimmung in Amsterdam

Die Halle gehörte zum Sportkomplex am Olympiastadion, wo wir ja auch geparkt hatten und bot neben einem großen Sportsaal mit einigen Tausend Plätzen, auch zwei Nebenhallen mit ein paar Hundert Plätzen. In einer davon fand die Futsalpartie statt. Der Eintritt kostete 5 € und wurde außer von 10 deutschen Touristen ebenfalls von ca. 200 Einheimischen entrichtet (inklusive Fanblock, der für etwas Atmosphäre sorgte). Geboten wurde wie erwartet schneller und technisch starker Fussball, mit sehr dominanten Gastgebern und der erhofften Techno-Beschallung nach den Toren.

Futsal in Amsterdam

7:2 hieß es nach 2×25 Minuten und wir platzieren uns anschließend in der Sportsbar des Hallenkomplexes, wo Frittiertes und Gezapftes in rauen Mengen konsumiert wurde. Logisch, dass man schnell mit den Einheimischen ins Gespräch kam. Mal sangen wir in der bierseligen Stimmung gemeinsam, mal gegeneinander. Und den einen oder anderen Tipp für das Amsterdamer Nachtleben konnten wir auch noch abstauben. Für das europäische Festland ist jenes Nachtleben bekanntlich mehr als konkurrenzfähig.

Alcoholgebruik

Die nun im Stadtzentrum fortgesetzte Partynacht erinnerte an feinste Europapokaltouren und die Details sollten besser bis mindestens 2096 Verschlußsache sein. Nur soviel: Es war wild, berauschend, hocherotisch und sehr international. Doch alles geht bekanntlich mal zu Ende und irgendwann saßen wir alle am Frühstückstisch des Hotels und wenig später mussten wir uns leider wieder von InterCityBerger verabschieden, dessen ICE in die Heimat gegen Mittag starten sollte. Danach versorgte uns ein landestypisches Kaffeehaus noch mit leckeren Muffins und auch unser Nonett sagte Adieu zu Amsterdam.

It’s Christmas Time in Amsterdam
  • 20.12.2014
  • R. Antwerp FC – Eendracht Aalst 0:0
  • Tweede Klasse (II)
  • Bosuilstadion (Att: 3245)

Am Samstagmittag rollte der Neuner beschallt von hochgeschätzten Interpreten wie Jasmin Wagner (natürlich nur ihre Frühwerke), Das Modul und Dune gen Antwerpen. Bei einer Raucherpause schlossen wir schnell Freundschaft mit portugiesischen Truckern. Jene waren große Benfica-Fans, hatten den selben Torwart wie wir in bester Erinnerung und meinten zum Ziii und mir, dass unser Inlandsflug von Lissabon nach Porto im Januar Geldverschwendung wäre, da Lissabon die tollste Stadt der Welt sei und Porto nur ein Drecksloch (was sich sicher nicht bewahrheiten wird, aber so ist das halt mit Städterivalitäten). Wir tauschten schließlich noch Herri gegen selbstgebrannten Schnaps (den die Portugiesen stilsicher in einer Bergbräu-Pulle aus Uslar transportierten) und waren etwas beängstigt, dass diese Portugiesen offenbar blind über Europas Fernstraßen fahren.

Kathedrale von Antwerpen

In Antwerpen wurde erstmal ein Carrefour angesteuert, um einen Grundstock an pfandfreiem Dosenbier zu erwerben und dann ging es in unsere bescheidenen Appartements, die sehr zentral gelegen waren. Die extrem nette Innenstadt (Innenstädte könn’se in Flandern!) wurde nun erkundet und schließlich eine Frituur aufgesucht. Die Frituurfrau erinnerte von Optik und Wesen sehr an eine gewisse Kathy aus Aachen. Aber gut, zum Frittieren muss man nicht freundlich sein und frittieren konnte die gute Frau. Diverse Fritten und Gulaschkroketten später wurde noch die imposante Kathedrale bewundert und der Wintermarkt geprüft, um anschließend die zwischenzeitlich gebildeten Kleingruppen in einer Bierpinte, fernab des Touri-Nepps, wieder zu vereinigen.

Wer Fritten will, muss freundlich sein

Gegen 19 Uhr brachen wir via Metro zum Bosuilstadion auf (zu deutsch: Waldkauzstadion), welches wirklich ein Leckerbissen ist. Ein reines Fußballstadion mit vier verschiedenen Tribünen. Die Haupttribüne wurde gerade neu bestuhlt, während die Gegengerade noch über herrliche Holzbänke verfügt und extrem räudige Katakomben hat. Auf jener Gegengerade nahmen wir Platz. Hinter dem einen Tor ist ferner eine sehr englische anmutende Tribüne (mit Gästeblock) und hinter dem anderen Tor ein vollverglaster zweirängiger Businessbereich. Auf der Gegengerade war Rechtsaußen der Heimfanbereich, während wir ganz links saßen.

Willkommen im Bosuilstadion

3.245 Besucher füllten das Stadion heute. Aalst hatte so ca. 800 Fans dabei, die ganz in schwarz gekleidet waren und genau wie der Heimblock zu Spielbeginn etwas Pyrotechnik abbrannten. Interessierte erkennbar niemanden der Ordnungshüter, aber dieses Belgien ist halt auch nicht im Einflussbereich der so genannten Otto-Fleck-Schneisen-Mafia. Die Stimmung war dann wie Teile des Stadions sehr britisch und Gastgeber und Gäste tauschten viele verbale Nettigkeiten aus. Nicht wenige der Antwerpener wirkten gewillt, das bei Gelegenheit ebenso nonverbal auszutragen. Jene Fraktion lungerte in der Halbzeit auch unsere Gruppe an, was wir zwar einkalkuliert hatten, aber dann doch etwas ungemütlich wurde.

Die Heimfans

Das Spiel war leider auch die größte Grütze seit langem. Es gab einfach mal 90 Minuten nicht eine einzige Torchance. Beide Teams neutralisierten sich auf extrem niedrigen Niveau. Der Acker lud zwar auch nicht zum gepflegten Kicken ein, aber ob die auf Wembleyrasen besseres geboten hätten, sehe ich eher auch skeptisch. In der Nachspielzeit hatte Antwerpen dann die erste und einzige Torchance des Spiels, aber es blieb verdientermaßen torlos.

Nice Toilets

Wir hatten uns den Abpfiff zwar herbeigesehnt, wussten aber auch, dass unsere neuen Freunde sicher noch Tschüss sagen wollen. Das tat auf dem dunklen Weg zur Bahnstation eine zwanzigköpfige Gruppe, die uns mit deutschenfeindlichen Parolen verfolgte und schließlich einkreiste. „What are you? Supporters? Ultras? Hooligans?“ Wir verneinten dem Anführer der Bande alles und bekamen danach ein paar ernste Hinweise für unseren weiteren Aufenthalt, wurden aber doch unversehrt zur Bahnstation durchgelassen. Das ist halt der Nachteil, wenn man in so einer großen Gruppe zum Fußball geht und sich die preiswertesten Karten kauft (18 €). Zurück in der Stadt zollte man noch dem Vorabend konditionell Tribut und ließ nach einem Mitternachtskebab das Antwerpener Nachtleben doch frühzeitig in Ruhe.

Stadtzentrum von Antwerpen
  • 21.12.2014
  • Vitesse Arnheim – Heracles Almelo 3:0
  • Eredivisie (I)
  • Gelredome (Att: 15.432)

Am Sonntag wurde um 9 Uhr für die Weiterreise nach Arnheim aufgesattelt. Wir kamen wesentlich besser voran, als 1944 das XXX.Korps und überschritten weit vor Spielbeginn den Niederrhein auf einer Brücke bei Arnheim. So lungerten wir zunächst noch eine Stunde auf dem Parkplatz am Gelredome, der 10 € kostete. Billets für den Kick gab es für 18 € und diese konnten erfreulicherweise ohne lästige Clubkaart erworben werden.

Outside Gelredome

Pünktlich zum Spielbeginn um 12:30 Uhr (Anstosszeiten wie in der Kreisklasse) nahmen wir im oberen Teil der Hintertortribüne Platz. In Hörweite zum Gästekäfig, der lediglich im unteren Bereich gefüllt war. Erfreulicherweise fabrizierten die Almeloer zu Spielbeginn eine gute Stimmung. Denn von Arnheim kam einfach mal gar nichts, trotz gut besuchtem Heimbereich. Der erste Gesang der Heimkurve war in der 33.Minute zu hören, als man mittlerweile in Führung lag. Das war fast schlimmer als zur Zeit im Niedersachsenstadion.

Inside Gelredome

Wettgemacht wurde das Stimmungsdefizit jedoch mehr als genügend durch das Fußballspiel. Vitesse spielte tollen Offensivfussball mit Wahnsinnskombinationen und viel Tempo. Überragend dabei Renato Ibarra und Bertrand Traoré (leider langfristig an den FC Chelsea gebunden). Doch auch Almelo spielte sich viele Chancen heraus, die allerdings allesamt vom starken Arnheimer Keeper entschärft wurden (allein dreimal im Eins gegen Eins).

Turnhalle

Da es mit 3:0 in die Pause ging, wurde es in der 2.Hälfte leider etwas ruhiger auf dem Platz. Aber wenigstens die Fans von Vitesse wachten so nach ca. 80 Minuten auf und produzierten plötzlich bis Spielende sehr gefällige Stimmung. Dazu aktivierten etliche Zuschauer den Blitz bzw. die Taschenlampe ihrer Mobiltelefone, was ganz nett aussah. Spiel gut, Fans am Ende auch gut, nur mit dem 1998 eröffneten Gelredome wurden wir nicht richtig warm. Das Dach war leider geschlossen und es wirkte sogar noch mehr als Schalkes Arena wie eine Turnhalle. Irgendwie die Hildesheimer Sparkassenarena in groß.

La Banda di Birra

Nach Abpfiff ging es dann direkt wieder auf die Autobahn, um kurzweilig bei weiterhin bester Musik gen Heimat zu düsen. Blöd nur, dass dieses Wochenende bei Bene daheim jemand anderes als der Weihnachtsmann durch den Schornstein oder anderweitig ins Haus kam und dessen Sack erst beim Verlassen des Hauses prall gefüllt war. Schöne Bescherung in Landkreis Hildescrime!

Song of the Tour: Bei einer Tour nach Amsterdam geht natürlich immer ein Song über Drogen.