Westerlo & Geel 11/2014

  • 29.11.2014
  • KVC Westerlo – Sporting Charleroi 2:3
  • Pro League (I)
  • Het Kuipje (Att: 4.250)

Berufliche Verpflichtungen am letzten Sonnabend des Novembers schränkten die mannigfaltigen Möglichkeiten der Fussballwelt an diesem Tag doch etwas ein. Bei einem ganz frühen Feierabend wäre ein Doppler in Prag drin gewesen, bei einem relativen frühen Arbeitsende einer in Belgien und bei einem späten Feierabend einer in den Niederlanden (alles Abendspiele). Prag war eigentlich von Anfang an utopisch, aber die Niederlande waren sehr realitisch und mit Erstligapartien in Heerenveen und Leuwaarden auch sportlich am attraktivsten. Es wurde aber schließlich aufgrund eines mittelspäten Feierabend doch für Belgien votiert. Das war halt ein Zeichen von oben, dem musste man folgen. Und da in den Niederlanden wieder das Generve mit den Clubkarten gewesen wäre und Spiel 1 dazu drohte ausverkauft zu sein und Spiel 2 bereits ausverkauft war, war Belgien einfach die sicherere Bank.

Shopping Queen – Belgien Spezial

Nach einer entspannten Fahrt über die baustellen- und staufreie A2 erreichten wir (El Glatto, Milano Pete, Ole und ich) das belgische Westerlo zeitig genug, um in einem Supermarkt lokale Bierspezialitäten zu erwerben. Die Regale im Carrefour waren danach ziemlich leer und der Kofferraum ziemlich voll. Ebenfalls recht leer waren nun die Portmonnaies der Reisegruppe und an der Stadionkasse wurden blöderweise keine Kreditkarten akzeptiert. Nur Bares war Wahres. Hätte man ja ahnen und an der Supermarktkasse die Karte zücken können. Aber wer denkt schon rational, wenn er einen Einkaufswagen voll mit Bier zum Kassierer schiebt? Also alles zusammengekratzt und Stehplätze für 15 € gekauft. Waren quasi Karten für den Heimfanblock, also wurde sich am Rand der Hintertortribüne platziert. Links von uns standen jetzt also die Supporter des KVC Westerlo, rechts war gleich die Bierbude und auf der angrenzenden Tribüne (Gegengerade) hatte sich der Gästemob platziert. Gab schlechtere Standorte.

Het Kuipje

Charleroi mochte es melodisch und ausdauernd (einschläfernd, wie Spötter sagen) und Westerlo war spielbezogen unterwegs. Was den spielbezogenen Supportern zu gute kam, war eben jenes Fußballspiel. 1:0 nach 9 Minuten, 1:1 nach 14 Minuten. Beidseitig schöner Offensivfussball, technisch teilweise sehr gut anzuschauen und die Tore sehr sehenswert. Nach der Pause ging es genauso weiter und Westerlos Spieler Ruyssen brachte mit einem Eigentor in der 60.Minute die Gäste in Führung. Großer Jubel bei den ca. 400 mitgereisten Fans aus Wallonien. Acht Minuten später egalisierte Ruyssen das Ganze aber wieder auf der anderen Seite des Spielfelds. Jetzt ausgelassene Stimmung auf der Heimseite, die aber weitere zwei Minuten später durch das 2:3 verstummte. Es ging munter weiter und schweren Herzens brachen wir ein paar Minuten früher auf, um rechtzeitig bei Spiel Nr. 2 des Tages zu sein. Tore haben wir zwar keine mehr verpasst, aber es blieb sicher auch in den Schlussminuten so unterhaltsam wie zuvor.

Die Black Panther Hopping Crew
  • 29.11.2014
  • ASV Geel – Patro Eisden Maasmechelen 2:2
  • Tweede Klasse (II)
  • Stadion De Leunen (Att: 600)

Nur 12 km von Westerlo entfernt liegt Geel, wo rund 10 Minuten nach Abpfiff in Westerlo das zweite Spiel des Tages steigen sollte. Tweede Klasse (2.Liga) schürrte jetzt keine großen Erwartungen, umso erfreuter waren wir, als wir unbewusst hinter der Gästetribüne parkten und diese mit ca. 150 Fans gefüllt war. Da keine Zeit blieb um das Stadion zu umrunden, platzierten wir uns auf der gleichen Tribüne (12 € Vollzahler) und sahen Sinter Klaas noch letzte Geschenke an kleine Kinder verteilen, bevor wenige Sekunden später der Schiri in seine Pfeife bließ. Patro hatte so ca. 40 Ultras, die hauptsächlich den Szene-Ninjazipper spazieren trugen (einer sogar in Kombination mit Shorts bei Temperaturen um den Gefrierpunkt) und jene befestigten neben ihren Bannern eine Gummipuppe am Zaun. Außerdem ließen ihre Gesänge auf eine gesteigerte Antipathie deuten. Geel wurde abwechselnd auf Niederländisch und Italienisch durchbeleidigt.

Stadion De Leunen

Besonders gut war die Laune der Gäste dann in der 41.Minute, als Patros Spieler mit dem tollen Namen Taner Taktak zum 1:0 traf. In der Halbzeitpause posten die nun vermummten Zipperträger am Zaun zur Gegengerade (Heimat der Geelener Supporterschar) und setzten ihre Durchbeleidigungsorgie fort. Drei Zivis und diverse Bereitschaftspolizisten waren vielleicht doch nicht ganz unbegründet hinter der Gästetribüne platziert. Aber es blieb beim Posen (hoffentlich hat sich keiner beim gegen den Zaun treten den Fuß verstaucht) und die Politie somit weiterhin außerhalb des Stadions.

Fußball unter Flutlicht

In der 2.Hälfte, die wir mit Burgern gestärkt verfolgten (4 €, mit extra vielen Zwiebeln), fiel uns früh ein Senior am Spielfeldrand auf. Der dürfte wie viele Heimfans das 0:1 als Abseitstor gesehen haben und folgte nun dem Linienrichter auf Schritt und Tritt die Linie entlang, um diesen wild gestikulierend zu bepöbeln. Wir sahen nun fast nur noch was vom Spiel, wenn der Ball nahe des besagten Spielfeldrandes war, weil der Opi einfach fesselte. Als ein gewisser Yannis Augustynen (ein sehr talentiertes Eigengewächs) nach rund 10 Minuten das 1:1 besorgte, bekam alte Opi das erst gar nicht so richtig mit, jubelte dann aber um so überraschter mit der auf ihn zulaufenden Mannschaft, um sich schließlich wieder weiter dem Linienrichter zu widmen. Herrlich!

Pöbeln in der Halbzeit

In der 66.Minute machte Augustynen dann auch noch das 2:1 und die ganze Mannschaft (exklusive Torwart) rannte zum Rentner mit der Schiebermütze, um mit jenem diesmal sogar eine Jubeltraube zu bilden. Stark! Wir prosteten uns auf dieses unterhaltsame Spiel mit unseren mitgebrachten Bierdosen zu, denn die kamen zum Glück mit rein ins Stadion. Der Ordner entdeckte zwar ein paar davon in unseren Jackentaschen, aber er meinte nur „Jungs, so nicht! In Deutschland müsst ihr eure Bierdosen auch aufmachen, wenn ihr sie zur Bundesliga mitnehmt. Das gilt hier auch!“. Also mit geöffneten Bierdosen auf die Tribüne spaziert…

Patro kam erfreulicherweise nochmal zurück ins Spiel. Ein Maasmechelner Jungspund namens Alessio Allegria markierte mit dem schönsten vieler sehenswerter Tore am heutigen Abend das 2:2 (volley ins Eck von der Strafraumgrenze). Dabei blieb es und das emfanden wir als relativ leistungsgerecht. Patro war vielleicht etwas besser, aber eben nicht zwingend überlegen und sowohl ohne den Segen von Sinter Klaas, als auch ohne eigenen Rentner an der Außenlinie. Geel bleibt so im Abstiegskampf stecken und Aufsteiger Patro Eisden im stabilen Mittelfeld.

Kaiser on the terraces

Wir brausten anschließend in Milano Petes überladenem Kultfahrzeug Carrie durch die Nacht gen Heimat und waren gegen 2:3 Uhr im Bett oder alternativ wie Jungspund Ole noch auf einer Party. Dafür, dass es heute aus Zeitgründen nur eine reine Groundhoppingtour war und ich solche eigentlich ablehne, war es doch ein sehr gelungener Ausflug.

Song of the Tour: Une classique belgique.