Euregio Maas-Rhein 07/2011

  • 22.07.2011
  • MSV Duisburg – Energie Cottbus 1:2
  • 2.Bundesliga (II)
  • Wedaustadion (Att: 15.017)

Super Idee der DFL: Wir lassen die 2.Bundesliga ein paar Wochen vor der 1.Bundesliga starten und verleihen ihr somit Exklusivität in der Berichterstattung. Professionelle Sportjournalisten wie wir nahmen natürlich den Spielball auf und besuchten am 2.Spieltag der 2.Liga gleich zwei Spiele. Mit an Bord die anerkannten Redakteure Gödi und Joker des Lungerer-Magazins „In guter Gesellschaft“ und natürlich als Chaffeur mein Bruder, der so genannte Ziii. Freitagmittag beendete ich meinen 40-Stunden-Nebenjob noch pünktlicher als sonst, damit wir zeitig auf die Autobahn kamen. Am Wissenschaftspark Marienwerder wurden dann die Nachwuchsforscher Gödi und Joker eingesammelt. Sie begannen sogleich ein wissenschaftliches Experiment mit Kornbrand auf der Rückbank, welches der Ziii und ich interessiert verfolgten.

Wir schauen in die Schauinsland-Arena

Im Ruhrgebiet kam der Verkehr zwar traditionell ins Stocken, aber Duisburg-Wedau wurde dennoch pünktlich erreicht. Am Stadion des MSV steuerten wir konsequent den VIP-Bereich an. Dort die Ernüchterung; keine Akkreditierung für niederländische Sportjournalisten. Nun mussten Stehplatzkarten à 7 € erworben werden, die immerhin zur Nutzung der Presseplätze auf der Haupttribüne berechtigten, wie wir wenig später feststellten.

Fankurve MSV

Chosebuz, wie die Sorben Cottbus in ihrem Idiom nennen, war mit 300 Fans der eher stilleren Sorte in den tiefsten Westen angereist. Die Heimkurve dagegen war gut gefüllt und die Fangruppe Kohorte bot optisch ein bißchen was zum Einlauf der Teams. Auffällig auf Duisburger Seite war auch ein Mob in der oberen rechten Ecke der anderen Hintertortribüne (gegenüber der etatmäßigen Fantribüne). Das waren 30 bis 40 recht weit rechts von der politischen Mitte stehende MSV-Fans, die auch Spruchbänder gegen den Linkstrend in der Duisburger Kurve präsentierten. Also eine weitere Fanszene in Deutschland mit offenen politischen Differenzen. Wir (und „Kultzeugwart“ Mille Gorgas) saßen zwischen den verfeindeten Lagern und erfreuten uns derweil am unpolitischen Zebratwist.

MSV Faschos

Das Spiel begann mit einem Doppelschlag der Cottbusser (Rangelov und Bittencourt, 6. und 10.Minute) und der Ex-96er Florian Fromlowitz im MSV-Tor sah not amused aus. Aber schon nach 16 Minuten war wieder der Zebratwist zu hören (1:2 durch den Chinesen Shao) und wir stellten uns auf einen regelrechten Torreigen am heutigen Abend ein. Doch weit gefehlt, die nächsten circa 80 Spielminuten (inklusive Nachspielzeit) blieben torlos. Ab zum Auto und ab nach Alsdorf bei Aachen hieß nun die Devise, wo Gödi und Joker eine kostenneutrale, aber möbelarme Ferienwohnung zugewiesen bekamen und der Ziii und ich bei unserer Mutter nächtigten.

Streifzug durch Roermond

Am Samstagmorgen brachen wir nach dem Frühstück zu viert nach Roermond auf. War diesmal allerdings der unergiebigste Roermonder Outlet-Besuch aller Zeiten. Es gab einfach nichts Überzeugendes und ich glaube es hat sich auch niemand von uns was gekauft. Höchstens der Ziii, weil der kauft eigentlich immer irgend einen Ramsch. Nach dem Outlet-Rundgang (Highlight wie immer der Eröffnungssprint zu adidas) spazierten wir zum Biererwerb und natürlich zur Nahrungsaufnahme in die Innenstadt Roermonds. Es gab Burger, Fleischkroketten, Fritten… Long live the Fried Republic of Holland! Und in einer Kunstgalerie öffnete ich dann doch noch mein Portemonnaie und erwarb zwei Gemälde mit Straßenszenen aus New York. Von wegen nur der Ziii kauft immer irgend einen Ramsch.

Gemäldekauf in Holland

Roermond ist übrigens ein nettes Städtchen. Als vor einigen Jahren das Outlet-Center gebaut wurde, stöhnte der lokale Einzelhandel auf. Das würde die Handler in der Innenstadt in den Ruin treiben. Aber das Gegenteil scheint der Fall zu sein. Leerstand war jedenfalls nicht auszumachen und ich vermute viele Outlet-Besucher tun es uns gleich und machen noch einen Abstecher in die sehenswerte Innenstadt. Sie grenzt nämlich gleich ans Outlet, nur getrennt durch Roermonds Bahnhof. Auch in der Innenstadt gab es einige gut besuchte Modegeschäfte mit interessanten Sortimenten und satten Preisnachlässen. Und ein Spaziergang an der Maas entlang oder ein Bierchen auf dem Marktplatz sind eine gelungene Ergänzung zum Shoppingwahn.

Bierkauf in Belgien

Nun ging es weiter nach Belgien, wo die Supermarktkette Carréfour mit dem sensationellen Kaiser Bier lockte. 27 Cent für’n Kaiser sind echt ’n gutes Geschäft! Ich glaube jeder kaufte die magische Zahl von 96 Dosen, also vier Paletten feinstes pfandfreies Dosenbier. Aber ich kann mich auch irren, denn so riesig war der Ford Fiesta ja auch nicht. War eh schon schlimm genug, dass meine Gemälde fast zu groß für das Auto waren und Gödi und Joker einfach keine Rücksicht auf diese Kunstwerke nahmen.

Aachen Pontstrasse

Weiter ging es nun über Aachen (wo wir Gödi und Joker mit einer Palette Dosenbier im Stadtpark aussetzten) nach Alsdorf, um unsere werte Frau Mutter aufzusammeln. Nach einem leckeren Essen in der Aachener Pontstrasse auf Mutters Kosten (im empfehlenswerten Restaurant Labyrinth), mussten wir die beiden Kollegen wieder aufgabeln. Leider gestaltete sich das schwieriger als gedacht, da sie widersprüchliche Angaben über ihren Aufenthaltsort machten. Unsere Mutter wurde langsam ungehalten und bat um die Handynummer von Joker oder Gödi. Wir gaben ihr aber, schelmisch wie wir sind, lieber die Handynummer von Onkel Ecki, der wie immer bei unbekannten Nummern nicht ran ging. Sie schrieb Ecki dann eine böse SMS im Glauben, es handele sich um Jokers Nummer (was Ecki bestimmt ganz nervös machte. „Wer ist diese Tina? Was will die von mir?“). Joker tauchte irgendwann vor der Pinte auf, in der wir ihn vermuteten und berichtete, dass Gödi seit einer Stunde in einem Shawarmashop gebunden sei. Also sind wir noch zu besagtem Imbiss gelatscht (wo die Araber bereits per Du mit Gödi und Joker waren) und haben das Völkerfest der Deutsch-Arabischen-Gesellschaft für beendet erklärt.

Meze
  • 24.07.2011
  • Aachener TSV Alemannia – Braunschweiger TSV Eintracht 0:2
  • 2.Bundesliga (II)
  • Neuer Tivoli (Att: 17.541)

Am folgenden Morgen gab es nach üppigem Frühstück die erste Ernüchterung des Tages. In einschlägigen Internetforen wurden Videos vom gestrigen Testspiel Roda Kerkrade gegen Club Brügge gepostet, welches wir als Möchtegern-Groundhopper gar nicht auf dem Schirm hatten. Im Parkstad Limburg Stadion ging es hitzig zur Sache und es gab sogar einen Platzsturm. Und wir spielen ein paar Kilometer entfernt Shopping Queen in Roermond. Godverdomme!

Dom zu Aachen

Aber unser Leben musste irgendwie weiter gehen, also ab ins Auto und auf nach Aachen. In Aix-La-Chapelle, wie der Franzose sagt, spielte ein Aufsteiger aus der 3.Liga am 2.Spieltag der 2.Liga gegen die örtliche Alemannia. Uns blieb genug Zeit, um in Stadionnähe zu lungern und die famosen Ultragruppen ACU und Karlsbande zu spotten. Die Karlsbande läuft rum wie autonome Nationalisten mit Zippern, Flexcaps und Bauchtaschen (natürlich vorwiegend in schwarz) oder wahlweise auch in Flecktarn von einschlägigen Labels, für deren Schaufenster der Ladengeschäfte nur noch schwer ein Versicherer zu finden ist. Die Aachen Ultras (ACU) sahen vorwiegend aus wie linke Oberstufenschüler und Hip Hopper. Kleidung sagt eben doch viel über die Träger aus und so konnten wir auch hier einen Links-Rechts(extrem)-Konflikt in der Fanszene aus nächster Nähe erleben.

Outside Tivoli

Am „Nya Tivoli“, der direkt neben dem „Gamla Tivoli“ liegt, erwarben wir preiswerte Stehplatzkarten, die wie so oft auch für Sitzplätze auf der Haupttribüne gültig waren. Im Zentrum der Hintertortribüne war die nominell größere Karlsbande platziert und gab den ein wenig stotternden Motor der Kurve. Die Aachen Ultras (ACU) waren mit 30 Aktivisten und einigen Sympathisanten in der rechten Ecke daheim (wie unpassend) und zogen ohne große Wirkung ihr spielunabhängiges Trallala durch.

Inside Tivoli

Der unsympathische Gast aus Ostniedersachsen war mit rund 1.000 „Menschen“ angereist und fairerweise gesagt stimmungsmäßig besser aufgelegt. Na ja, erstes Auswärtspiel in der neuen Liga… Euphorie und so… (um das Ganze mal zu relativieren). Der Spielverlauf mit einem ungefährdeten 2:0-Auswärtssieg (1:0 zur Pause) trug sein Übriges zum Wohlbefinden der 996 Gästefans bei. Zwei Spiele, sechs Punkte, 5:1 Tore… Wolfsburgs großer Rivale grüßt von der Tabellenspitze. Unschön!

Performing Arts 1.0

Um dem angefangenen Nachmittag weiteren Sinn zu spenden, prüften wir nun die Innenstadt Aachens und machten kunstvolle Fotos der Sehenswürdigkeiten. Als Performance-Künstler ließen wir es uns auch nicht nehmen einige Szenen aus den Reliefs am Rathaus nachzustellen. Diese Kulturtour wurde von dem Besuch einer Vernissage abgerundet. Letztlich galt es dann nur noch den Hunger zu stillen, was bei Kathis Fritness wieder mal vorzüglich gelang. Fritten mit Käse und Zwiebeln und Käsekroketten waren nun genau das Richtige.

Performing Arts 2.0

Danach nahmen wir mit reichlich Verspätung die Verfolgung der BSler auf und beseitigten ihre widerlichen Spuren auf sämtlichen Parkplätzen an der A2 in östliche Richtung. Kleine Randnotiz: Wir sahen dieses WE den aktuellen Tabellenführer, den Zweitplatzierten, den Vorletzten und den Tabellenletzten. Hoffentlich sieht die Tabelle zumindest oben am Saisonende nicht immer noch so aus.

Song of the Tour: Man kommt einfach nicht um diesen Song herum, wenn man einen Bericht über einen Spielbesuch beim MSV schreibt.