- 15.03.2025
- AC Milan – Como 1907 2:1
- Serie A (I)
- Stadio Giuseppe Meazza (Att: 74.800)
Nach meinem kleinen Europapokal-Intermezzo in Hessen (siehe Frankfurt 03/2025), setzte ich am 14. März meine Reise gen Italien fort. Für faire 36,30 € sollte es um 6:50 Uhr von Frankfurt via Basel und Lugano (Lauis) erstmal nach Chiasso (Pias) gehen. Mein eigentlicher Zielort war jedoch Como (Chum), was mich in der App von Trenitalia nochmal 1,50 € für ein Nahverkehrsticket von Chiasso nach Como kostete. Nach einer völlig reibungslosen Fahrt erreichte ich meinen italienischen Zielbahnhof schließlich um 13:35 Uhr.

In Como suchte ich sogleich meine Unterkunft auf. Ich hatte mich für zwei Nächte à 57 € (inklusive Frühstück) im B&B Hotel Como City Center (***) einquartiert, welches keine drei Fußminuten vom Bahnhof entfernt ist. Eigentlich wollte ich dort nur mein Gepäck loswerden. Doch weil es stark regnete, blieb ich zunächst ein gutes Stündchen in meinem Zimmer.

Als der Niederschlag gegen 15 Uhr vorerst endete, machte ich allerdings noch einen schönen Nachmittagsspaziergang. Es zog mich dabei als erstes zum Stadio Giuseppe Sinigaglia. In der Heimstätte von Como 1907 rollte heute zwar nicht der Ball, aber es liegt eben direkt am Lago di Como (Comer See), so dass man bei einem Uferspaziergang sowieso zwangsläufig daran vorbeikommt.

Zum Glück war mir bereits ein Spielbesuch in jenem malerisch gelegenen Stadion vergönnt (siehe Como 10/2023) und im Zuge dessen hatte ich mir auch die Altstadt von Como angeschaut. Zeitlich nicht drin war damals aber ein Besuch der Villa Olmo. Den wollte ich heute nachholen, stand jedoch leider vor verschlossenen Türen. Gegenwärtig werden nämlich großflächige Restaurationsarbeiten an und in der herrschaftlichen Villa aus dem späten 18. Jahrhundert ausgeführt, so dass die Touristen nur in den Genuss der Parkanlage des Anwesens kommen.

Nichtsdestotrotz lohnte der Spaziergang an der Uferpromenade. Denn da der Ort schon seit Jahrhunderten ein wohlhabendes Klientel anzieht, ist sie von etlichen weiteren alten Villen gesäumt. Die schönen Ausblicke auf den See und die umliegende Bergwelt geben eine Antwort auf die Frage nach dem Warum. Die wussten selbst an einem trüben Tag wie heute zu erfreuen, so dass ich gerne noch weiter gen nächste Ortschaft Cernobbio spazierte. Da der See allerdings deutlich zu groß für eine nachmittägliche Umrundung ist (wir reden hier von ca. 170 km Seeufer), beschloss ich nach einer guten Stunde wieder die Richtung zu wechseln.

Zurück im Zentrum, drehte ich nun doch nochmal eine Runde durch die ebenfalls sehenswerte Altstadt und sehnte mich beim Flanieren so langsam nach Bewirtung in einer warmen Gaststube. Jedoch sollten die meisten Lokale erst wieder um 19 Uhr öffnen. Also kaufte noch ein paar Lebensmittel im Supermarkt, verbrachte diese ins Hotelzimmer und schlenderte anschließend zur meinerseits für’s Abendessen favorisierten Trattoria e Pizzeria Borgovico.

Um Punkt 19 Uhr wurde ich dort als erster, aber zum Glück nicht letzter Gast des Abends begrüßt. In einem gemütlichen Ambiente nahm ich als Primo zunächst die Tagliolini con Ragù di Cinghiale. Tolle, mutmaßlich hausgemachte Pasta mit sehr zartem Wildschwein in einer hervorragend abgeschmeckten Sauce.

Danach kam als Secondo das Filetto di Manzo con Funghi porcini, Rucola e Grana Padano an den Tisch. Ich hatte mir jenes vom Kellner empfohlene Rinderfilet medium braten lassen, was gut klappte. War zwar erwartungsgemäß nicht das beste Stück Rindfleisch, dass ich je gegessen habe. Aber schmecken tat’s durchaus und der Rucola, der Käse und insbesondere die Steinpilze setzten schöne weitere Akzente auf der Zunge.

Nachdem inklusive Coperto für die zwei Gänge, eine Flasche Wasser und einen Espresso 53,50 € entrichtet waren, ging es während eines neuerlichen Regenschauers gegen 21 Uhr wieder zurück zum ca. 10 Fußminuten entfernten Hotel und gar nicht so viel später begann meine Nachtruhe.

Kein Wunder, dass ich am nächsten Morgen auch ohne Wecker bereits um 6:37 Uhr wach wurde. Prima, sollte doch ab 7 Uhr Frühstück serviert werden und so früh hatte ich das beinahe für mich alleine. Gab natürlich nur so ein typisches Mittelklassenhotelfrühstück, aber eigentlich war für jeden Geschmack was dabei und für in meinem Fall gerade mal 7 € Aufpreis konnte ich nicht meckern.

Beim Frühstück machte ich mich außerdem an die Tagesplanung. Abends war um 18 Uhr in Milano (Mailand) die Fußballpartie AC Milan vs. Como 1907 gesetzt, aber für das Vor- und Nachmittagsprogramm wollte ich der Witterung die Entscheidung überlassen. Bei schönem Wetter hätte ich natürlich gerne die Landschaft am Lago di Como genossen. Aber es schüttete auch heute fast den ganzen Tag, so dass ich lieber schon frühzeitig nach Milano düste und dort ein weitgehend überdachtes Kulturprogramm in Angriff nahm.

Abfahrt in Como war 9:36 Uhr und gute 40 Minuten später erreichte ich den Hauptbahnhof der Hauptstadt der Lombardei. Zu den 5,20 € für’s Zugticket, kamen nun nochmal 2,20 € für die Metrofahrt zum ca. 3,5 km entfernten Museo Archeologico di Milano. Dort entrichtete ich kurz vor 11 Uhr gerne weitere 5 € für eine Eintrittskarte und dafür gab es nun eine interessante Zeitreise in die Antike und ins Frühmittelalter.

Da ich auf die Stadtgeschichte bereits in mehreren meiner Reiseberichte aus Milano eingegangen bin (u. a. Milano 01/2023), will ich die nicht noch einmal groß ausbreiten. Aber dass Milano, respektive Mediolanum bereits in der Antike eine bedeutete Stadt war und von 286 n. Chr. bis 402 n. Chr. sogar als Hauptstadt des Römischen Reichs fungierte, muss vielleicht nochmal erwähnt werden. Denn das ist einer der Gründe, warum die hiesige römische Sammlung sehr umfangreich ist.

So gibt es etliche Statuen, Büsten, Fragmente von Säulen, Münzen und Alltagsgegenstände zu bestaunen. Dazu machen Modelle die Struktur und die Ausmaße der antiken Stadt anschaulich. Meinerseits fand ich außerdem interessant, dass auch interdisziplinäre Forschungsergebnisse präsentiert wurden. Denn paläopathologische Untersuchungen von etwa dreihundert Skeletten haben interessante Erkenntnisse über den Gesundheitszustand der antiken Bevölkerung Mediolanums geliefert. Der war aufgrund von Mangelernährung und Infektionskrankheiten (u. a. Syphilis) überraschend schlecht. Vergleichsuntersuchungen an Skeletten aus dem keine 50 km entfernten Como haben hingegen eine wesentlich bessere Ernährung belegt. Offenbar war die Stadt also schon in der Antike ein Ort des Überflusses.

Das auf dem Gelände des früheren Benediktinerklosters Monastero Maggiore errichtete Museum bietet aber nicht nur Einblicke in die römische Kunst und Kultur. Es erwarten den Besucher ebenfalls je eine Etage mit griechischen und etruskischen Exponaten. Ferner ist das Museo Archeologico di Milano auch an einige antike Stücke aus Zentralasien (Gandhāra-Kultur) und Ägypten gekommen, denen man ein paar Vitrinen gewidmet hat.

Neben der römischen, ist aber letztlich die langobardische Sammlung die größte im Museum. Das erklärt sich dadurch, dass die Langobarden die Stadt im Jahre 569 n. Chr. eroberten und Milano fortan wichtiger Teil ihres die nächsten 205 Jahre bestehenden Königreichs in Norditalien war. Dieses Reich hat neben dem Namen Lombardia (Lombardei) auch viele haptische Spuren hinterlassen. Ergo lernt man im Museo Archeologico einiges über die Waffen, die Alltagsgegenstände, den Schmuck und auch die Moden der Langobarden, was wiederum von vielen Infotafeln zu Sitten, Gesellschaftsordnung und religiösen Ansichten dieses ursprünglich germanischen Volksstammes begleitet wird.

Da das Museum, wie bereits erwähnt, aus einem Benediktinerkloster hervorgegangen ist, lohnt außerdem ein Blick in die in jüngerer Vergangenheit hervorragend restaurierte Klosterkirche San Maurizio al Monastero Maggiore. Dank ihrer beeindruckenden Fresken aus dem 16. Jahrhundert nennt man sie auch nicht ganz zu Unrecht die Cappella Sistina della Lombardia (Sixtinische Kapelle der Lombardei).

Nach Museumsrundgang und Kirchenvisite war es nun fast 14 Uhr und ich hatte wieder ein wenig Hunger. Für ein Mittagessen blieb allerdings nicht mehr viel Zeit. Denn in einer guten Stunde würden nahezu alle Restaurants der Stadt schließen und erst wieder in den Abendstunden öffnen. Also war es sinnvoll irgendwo in der Nähe des Museo Archeologico einzukehren, sofern ich nicht hungrig am Fußballstadion auftauchen wollte.

Meine Wahl fiel auf die Trattoria La Colonna, wo ich zum Glück noch ein Plätzchen bekam. Nachdem dort ein kleines Hackbällchen auf Polenta als Gruß aus der Küche serviert war, folgten die meinerseits als Primo gewählten Casoncelli alla Bergamasca con Burro, Salvia e Guanciale croccante (eine Pastaspezialität mit Fleischfüllung aus Bergamo, die mit Salbei und krossem Guanciale in feiner Butter serviert wurde).

Nach dem köstlichen ersten Gang, kam als zweiter Gang Guancia di manzo brasato con Polenta al Gorgonzola (geschmorte Rinderbacke mit Polenta und Gorgonzola) an meinen Tisch. Schön zartes Fleisch, aber die Polenta war mir eindeutig zu wässrig und geschmacksneutral. Der Gorgonzola konnte da zwar gut gegensteuern. Doch dessen Menge war zu gering, um die Polenta komplett zu „retten“.

Am Ende wurden für die Gerichte, eine Flasche Wasser, Espresso und Coperto 47 € fällig und nachdem die bezahlt waren, schaute ich gleich gegenüber nochmal bei den Überresten des Palazzo Imperiale di Massimiano (3. Jahrhundert) vorbei. Viel zu sehen gibt es von dem einstigen römischen Kaiserpalast zwar nicht mehr, aber es war nochmal eine gute Ergänzung zum Museumsbesuch.

Anschließend machte ich einen kleinen Abstecher zum keine 1.000 m entfernten Duomo di Milano. Aber nicht aus touristischen Motiven, sondern weil ich am berühmten Dom der Stadt in die nächstbeste Tram nach San Siro einsteigen wollte. Das dortige Stadio Giuseppe Meazza erreichte ich schließlich gegen 16:30 Uhr und ging nach etwas Lungerei vor der Curva Sud durch ein Drehkreuz.

Es war mein bereits dritter Besuch dieses Fußballtempels in der laufenden Saison und wie bereits gegen Hellas Verona vor vier Wochen (Vgl. Milano 02/2025), hatte ich mir für 12 € erneut einen Sitzplatz im dritten Rang gebucht. Weit weg vom Spielfeld, aber schön nah am heute ausverkauften Gästesektor. Dort hatten sich laut Ticketing 4.109 Comaschi eingefunden, die den Aufsteiger sehr laut unterstützen sollten.

Aber wie bereits weiter oben erwähnt, ist Como auch keine 50 km entfernt und obendrein läuft es sportlich sehr gut für die Lariani*. Der 2019 von der indonesischen Djarum Group erworbene Fußballclub Como 1907 hat mit den finanziellen Mitteln der neuen Eigentümer binnen fünf Jahren den Sprung von der Serie C in die Serie A geschafft und ist offenbar gekommen, um zu bleiben. Jedenfalls sind 29 Punkte aus den ersten 28 Spielen eine gute Ausbeute, welche derzeit Platz 13 bedeutet (mit immerhin sieben Punkten Abstand zur Abstiegszone).

Gegen zur Zeit arg schwächelnde Rossoneri rechneten sich Mannschaft und Fans heute wahrscheinlich auch etwas aus. Denn die Schützlinge von Trainer Sérgio Conceição sind jüngst gegen Feyenoord aus der UEFA Champions League ausgeschieden und stehen in der Liga lediglich auf Rang 9 (44 Punkte). Dazu herrscht in der hiesigen Fanszene genau das Gegenteil von Euphorie und auch heute protestierte die aktive Szene wieder die ersten 15 Minuten gegen den derzeitigen us-amerikanischen Eigentümer Gerry Cardinale (dieses Medium berichtete).

Als die Ultragruppen der Curva Sud schließlich nach einer Viertelstunde in ihre Sektoren strömten, stand es nach einer glücklosen Anfangsoffensive der Rossoneri noch 0:0. Nun gab es akustische Unterstützung für die Mannschaft, allerdings verzichtete man wie in den Vorwochen auf Zaunfahnen und jegliches Tifomaterial. Lediglich ein Schwenker mit dem Abbild des englischen Clubgründers Herbert Kilpin war im Einsatz und an der Brüstung prangte nur ein Banner mit der Botschaft „Solo per la maglia“ (nur für das Trikot).

Die Träger jenes Trikots gaben unterdessen das Spiel mehr und mehr aus der Hand. So setzte das seit Sommer 2024 von Cesc Fàbregas trainierte Como ab Mitte der 1. Halbzeit auch Offensivakzente und ging in der 33. Minute durch Lucas Da Cunha in Führung. Der Franzose mit den portugiesischen Wurzeln konnte eine schöne Angriffskombination aus 17 Metern platziert zum mittlerweile durchaus verdienten 0:1 abschließen.

Der Mob aus Como feierte die Führung natürlich frenetisch und hatte in den kommenden Minuten noch mehrmals den nächsten Torschrei auf den Lippen. Aber gegen Patrick Cutrone (38.) und Marc Oliver Kempf (44.) retteten Verteidiger Theo und Tormann Maignan jeweils in höchster Not. So gingen die Rossoneri mit dem niedrigsten aller möglichen Rückstände in die Pause, bekamen aber dennoch ein gellendes Pfeifkonzert der ca. 70.000 eigenen Fans mit auf den Weg in die Kabine.

Nach dem Seitenwechsel machte Como gleich weiter Druck und Da Cunha schien in der 49. Minute einen Doppelpack zu schnüren. Doch diesmal würgte der VAR die Jubelszenen ab. Offenbar stand der vermeintliche Torschütze beim Zuspiel von Cutrone hauchdünn im Abseits. Vielleicht die spielentscheidende Szene. Denn nach der kurzen VAR-Unterbrechung gelang Milan prompt der Ausgleich durch Christian Pulisic (53.).

Danach entglitt den Lariani das Spiel und Milan drückte auf das 2:1. Insbesondere Tijjani Reijnders, der bereits den Ausgleichstreffer vorbereitet, sorgte für ordentlich Gefahr vor dem Gästegehäuse. Ging einer seiner Abschlüsse in der 70. Minute noch gegen die Latte, schlug ein weiterer Versuch wenig später Millimeter neben dem Pfosten im Netz ein (75.). Anschließend behielt die 1899 gegründete Associazione Calcio den acht Jahre jüngeren Gast weiter gut im Griff. Der nahm nun doch keine Punkte aus Milano mit und kassierte stattdessen in einer hitzigen Schlussphase noch zwei Platzverweise.

Da war zunächst die missglückte Premiere des Neuzugangs Delle Alli. Der durfte in der 81. Minute sein Debüt im azurblauen Dress feiern, kam jedoch nicht mal auf zehn Spielminuten. Nach einem rüden Tritt gegen seinen Landsmann Loftus-Cheek gab es zunächst die Gelbe Karte (89.), doch der VAR schaltete sich ein und Schiedsrichter Marchetti wechselte nach dem Videostudium die Kartenfarbe. Den zweiten Platzverweis kassierte dann wenig später der Gästetrainer. Fàbregas hatte sich in der sechsminütigen Nachspielzeit noch irgend einen Regelverstoß erlaubt, der den Referee erneut die Rote Karte aus der Gefäßtasche fischen ließ.

Nachdem der Schiedsrichter den Heimsieg der Rossoneri kurz darauf mit dem Schlusspfiff zementierte, machte ich schnelle Schritte zur Metrostation. Dort wurde meine Kreditkarte um kurz nach 20 Uhr abermals mit 2,20 € belastet. Der nächstbeste Regionalzug nach Como um 20:43 Uhr schien somit noch möglich. Mutig löste ich unter Tage bereits das logischerweise erneut 5,20 € teure Zugticket und erreichte tatsächlich zwei Minuten vor Abfahrt das entsprechende Bahngleis am Hauptbahnhof. So war ich ziemlich genau um 21:30 Uhr zurück im Hotel und schloss wenig später die Augen.
*Lariani leitet sich von Lacus Larius ab, was wiederum der lateinische Name des Lago di Como ist.