- 27.12.2023
- Chelsea FC – Crystal Palace FC 1:0
- Premier League (I)
- Stamford Bridge (Att: 39.618)
Mein zweiter Abend in London sollte mich zur Stamford Bridge führen. £ 90 (ca. 104 €) ließ ich mir den Spaß kosten, da neben dem Ticketpreis von £ 55 auch noch eine Membership für £ 35 vergolten werden musste. Aber ich hatte mir gesagt, wenn entweder heute Chelsea vs. Crystal Palace oder morgen Arsenal vs. West Ham für max. £ 100 zu besuchen sind, gönne ich mir auch mal einen unverschämt teuren Spielbesuch in London.

Leicht angeheitert von meinem Nachmittagsvergnügen im Ally Pally (siehe London 12/2023 (I)), machte ich mich am frühen Abend von Wood Green via Piccadilly Circus (siehe Titelbild) auf zum Fulham Broadway. Jene Bahnstation befindet sich direkt am Stadion des sechsfachen englischen Fußballmeisters, welches wiederum gar nicht in Chelsea, sondern in Fulham steht. Witzigerweise wurde die 1877 als Leichtathletikstadion eröffnete Stamford Bridge Anfang des 20.Jahrhunderts zunächst auch dem Fulham FC als neue Heimstätte angeboten. Doch der Fulham Football Club war mit seinem Craven Cottage weiterhin zufrieden, so dass der 1905 gegründete Chelsea FC noch im selben Jahr an die Stamford Bridge zog.

Mein erworbener Platz in diesem altehrwürdigen Stadion war im Unterrang des Matthew Harding Stand zu finden. Er befand sich allerdings in einer der obersten Reihen, so dass der vorkragende Oberrang dieser Hintertortribüne die Sicht etwas limitierte. Der Blick auf’s Spielfeld und auf’s gegenüberliegende Shed End war zwar uneingeschränkt, doch dass ich East und West Stand nicht in voller Pracht sehen konnte, machte mich kirre. Vereinzelt waren aber noch leere Sitze auf Höhe der Eckfahne am äußersten Rand der Tribüne auszumachen. Ich beschloss nun nach einer gewissen Karenzzeit meinen Platz zu wechseln.

Doch zunächst einmal erlebte ich die erste Euphoriewelle des Abends. Mykhailo Mudryk sorgte in der 13.Minute für die frühe Führung des strauchelnden Riesen (gegenwärtig lediglich Elfter der Premier League). Eingeleitet wurde jener Treffer übrigens von Christopher Nkunku, der heute nach fünf Monaten Verletzungspause endlich sein Startelfdebüt für die Blues feiern durfte. Insgesamt deutete der Franzose mit kongolesischen Wurzeln an, dass er fortan der ersehnte Unterschiedsspieler sein dürfte. Nahezu alle Angriffe der Pochettino-Schützlinge liefen über Nkunku und seine klugen Zuspiele sorgten für weitere Torchancen der Hausherren.

Während Chelsea das Stadtduell mit Crystal Palace gut im Griff haben zu schien, wechselte ich zur 30.Minute den Platz. Ein Sitz am Rand war nach wie vor frei geblieben und aus der Perspektive jenes deutlichen Upgrades sah ich nun auch die ganzen Zaunbanner an den Brüstungen der Ober- und Mittelränge etwas besser. Texas, New York, Philadelphia, Melbourne, Kerala, V.A.E., Malta, Kroatien, Frankreich, Chile… Da sieht man wieder die Globalität der englischen Topclubs, wie auch den Trend den Supporter’s Clubs aus Übersee permanente Bannerplätze im Stadion zu überlassen. Aber ist immerhin exorbitant emissionsärmer, als wenn Steve aus Melbourne und José aus Santiago persönlich zu den Spielen nach London kommen würden.

Beim ebenfalls 1905 gegründeten Crystal Palace FC ist die Fanszene dagegen etwas weniger international aufgestellt. Von den 3.000 Gästefans, die in der 45.Minute den überraschenden Ausgleichstreffer durch Michael Olise feiern durften (erster Torschuss der Eagles an diesem Abend überhaupt), sollten nur wenige eine lange Anreise gehabt haben. Die meisten CPFC-Fans kommen aus Croydon, anderen Ecken Südostlondons oder aus den angrenzenden Grafschaften Kent und Surrey. Klar, vereinzelt wird so’n mittelmäßiger Club aus der Premier League auch Fanclubs in Übersee haben, aber von globaler Marke ist Crystal Palace soweit entfernt wie Full English Breakfast von ausgewogener Ernährung.

Apropos Breakfast… Da ich seit dem Frühstück keine feste Nahrung mehr zu mir genommen hatte, suchte ich in der Halbzeitpause erstmal die zahlreichen Fressbuden im Bauch der Tribüne auf. Die Auswahl war wirklich groß, aber wenig überraschend wurde nichts zum Schnäppchenpreis offeriert. Das beste Preis-Leistungs-Verhältnis schienen mir drei Samosas mit Lammfleischfüllung für zusammen £ 7.45 (8,60 €) zu haben. Waren in der Tat lecker und regulierten mein Hungergefühl wieder auf ein erträgliches Maß hinunter.

Nach dem Seitenwechsel schien der schmeichelhafte Ausgleich den Eagles breitere Flügel verliehen zu haben. Der aktuell Sechzehnte der umsatzstärksten Fußballliga der Welt wagte mehr, kam zu weiteren Torchancen und die Partie wirkte nun deutlich offener. Obendrein half der VAR, dass es spannend bis zum Schluss blieb. Denn die vermeintlich erneute Chelsea-Führung in der 75.Minute durch Nicolas Jackson nahm Referee Salisbury nach Videostudium wieder zurück. Offenbar war dem Treffer eine Abseitsstellung vorausgegangen.

So ging es mit 1:1 in die Schlussviertelstunde und an deren Ende sollte der VAR erneut im Mittelpunkt stehen. Chelseas Noni Madueke war kurz vor Ablauf der regulären Spielzeit im gegnerischen Strafraum zu Boden gegangen. Zwar ließ Salisbury die Partie zunächst weiterlaufen. Doch ungefähr 96 Sekunden später schaltete sich der VAR ein und der Unparteiische musste sich abermals korrigieren. Von jenem Elfmeterpunkt, unter dem nebenbei die Asche von Clublegende Peter Osgood vergraben ist, besorgte Madueke nun in der 89.Minute den späten Siegtreffer für die Blues. Somit klang mein bisher teuerster Spielbesuch mit kollektiver Freude von über 90 % der Anwesenden aus.

Fazit: Spannendes Spiel und geiles Stadion, nur die Atmosphäre auf den Rängen war natürlich eher semi-mitreißend. Aber immerhin hatte ich jetzt für eine Bearbeitungsgebühr in Höhe von £ 90 eine Antwort auf die Frage, ob mir solche Kicks £ 90 wert sein sollten. In Zukunft werde ich die Grounds der englischen Topclubs nach Möglichkeit wieder gegen unterklassige Gegner in den Pokalwettbewerben besuchen. So wie Anfang 2020 das City of Manchester Stadium (siehe Manchester & Stockport 01/2020), wo es die Tickets zum absoluten Schnäppchenpreis gab.

Nach Spielende führte der schnellste Weg nach Sutton über Wimbledon. Dort beschloss ich einen Zwischenstopp im Wetherspoon’s namens The Wibbas Down Inn einzulegen. So’n richtiges Abendessen musste schließlich auch noch her und der Pub offerierte weiterhin sein Weihnachtsspezial. „Four slices of turkey breast served with roasted Chantenay carrots, parsnips, Maris Piper mash, two pigs-in-blankets and peas, served alongside a pork, apricot and cranberry stuffing, cranberry sauce and gravy“ las sich ganz gut und £ 13.49 (15,60 €) inklusive Pint Guinness klang fair dafür. Was wenig später jedoch an meinen Tisch kam, war wirklich eine Frechheit. Die vier Scheiben Fleisch hatten lediglich die Dicke von Aufschnitt und das angepriesene Stuffing fehlte gänzlich. Wie sehr muss man sowohl Weihnachten, als auch seine Kunden hassen, dass man so etwas als Festtagsbraten serviert?

Mit deutlich mehr Wut als Nahrung im Bauch, machte ich zeitnah wieder die Biege. Wenigstens fuhr um 22:47 Uhr direkt vor’m Pub ein Bus non stop zu meinem Hotel, wo ich gegen 23:30 Uhr das Licht löschte. Heute hatte Transport for London meine Kreditkarte übrigens für alle Bus- und Bahnfahrten mit £ 11.40 (13,15 €) belastet. Das wird nun wohl jeden Tag in etwa das Volumen sein. Kann man mit leben.

Nach dem enttäuschenden Abendessen, freute ich mich am nächsten Morgen besonders doll auf’s Hotelfrühstück. Um ein bisschen Abwechslung reinzubringen, wurde das Rührei heute von mir durch zwei Spiegeleier ersetzt und Grilled Tomato und Black Pudding kamen ebenfalls neu auf den Teller. Und weil ich heute noch Platz für ein Mittagessen lassen wollte, verzichtete ich diesmal außerdem auf den Gang zur Obstauswahl. Denn ernährungsphysiologisch die richtigen Prioritäten zu setzen, gehört erfreulicherweise zu meinen Kernkompetenzen.

Um kurz nach 10 Uhr verließ ich das Hotel und machte mich wieder auf gen Stadtzentrum. Ich hatte mir ab 11:30 Uhr ein Time Slot im British Museum gebucht und erreichte das vielleicht bedeutendste kulturgeschichtliche Museum der Welt mehr als pünktlich. Leider sorgte das im Voraus gebuchte Ticket nur dafür, dass ich schön an der 200 m langen Warteschlange vorbei durfte. Den Zugang mit Slots allgemein zu begrenzen, beabsichtigt das British Museum jedoch offenbar nicht. Heute schien sogar einer dieser Toptage zu sein, wo über 25.000 Menschen ins Museum strömen (insgesamt über 6 Mio Besucher p. a.).

Entsprechend crowdy war es drinnen und insbesondere im 1.Stock bei den ägyptischen Mumien war kaum ein Durchkommen. Auch der Rosetta Stone (Stein von Rosette) im Erdgeschoss wurde regelrecht belagert. Ich war die erste Stunde sehr genervt, aber irgendwann hatte ich mich mit den Menschenmassen mental arrangiert und genoss noch zwei Stunden lang einfach die weniger frequentierten Räumlichkeiten. Ein Großteil der Touris schien eh nur eine Bucket List mit den fünf bis zehn herausragendsten Exponaten abarbeiten, während ich auch an kirgisischen Kopfbedeckungen meine helle Freude haben kann.

Es erschlägt einen aber auch jedes Mal wieder auf’s Neue, wie viele Kulturschätze aus aller Welt man in diesem Museum entdecken kann. Dabei werden nahezu alle Kulturräume und nahezu alle Epochen der Menschheitsgeschichte abgedeckt. Insgesamt sollen es über sechs Millionen Exponate sein. Klar, man muss sie nicht alle gesehen haben. Aber dennoch benötigt jeder einzelne Ausstellungsbereich dieses Museums wahrscheinlich mindestens einen gesonderten Besuchstag für eine angemessene Würdigung.

Zwar wollen seit geraumer Zeit diverse Staaten für etwas mehr Übersichtlichkeit in der Sammlung sorgen, aber weder das Museum, noch die britische Regierung scheinen gewillt da mitzuspielen. Ob Ansprüche Griechenlands auf die im Jahre 1801 aus der Akropolis geraubten Marmorskulpturen und -fragmente, Ansprüche Nigerias auf die geraubten Bronzen aus dem Königspalast in Benin (1897) oder Ansprüche Chinas auf geraubte Kulturgüter aus dem Kaiserpalast in Peking (1900); in Großbritannien lächelt man das alles stoisch weg und verweist auf den British Museum Act von 1963. Ein Gesetz, welches es dem British Museum die Herausgabe seiner Bestände grundsätzlich verbiete. Ja, wenn’s da so ein Gesetz gibt, kann wohl man nichts machen…

Wobei ich anmerken möchte, dass man moralisch beim Thema Raubkunst wahrscheinlich schneller zu einem Urteil kommt, als rechtlich. Die Prüfung und Bewertung solcher Ansprüche kann in der Tat sehr komplex sein. Solange die Briten noch keine Rechtsgrundlage für eine Rückführung von geraubten Kulturgütern verabschiedet haben, bleibt es aber in jedem Fall beim Status quo. Der sieht die Sammlungen des British Museum als universelles Menschheitserbe vor, welches das Museum erforscht, konserviert und zugleich der Weltöffentlichkeit kostenlos zugänglich macht.

Nach meinem ergo kostenlosen Museumsbesuch machte ich gegen 15 Uhr noch einen kleinen Streifzug durch die nahen Viertel Soho, Chinatown und Covent Garden. In diesen Ecken Londons war ich schon ewig nicht nicht mehr zugegen und sie haben durchaus ihren Charme. Doch bevor dieser seine volle Wirkung entfalten konnte, rief bereits die PDC World Darts Championship ein zweites Mal auf diesem Trip nach mir. Das Quartett aus dem Schaumburger Land hatte Kontakt zu mir aufgenommen und wir vereinbarten ein zeitnahes Treffen im Pub vom Vorabend.

Da ich von meiner Position am Leicester Square sofort und direkt bis Wood Green durchfahren konnte, war ich um 16 Uhr als erster im Spouter’s Corner und gönnte mir in diesem Wetherspoon’s als verspätetes Mittagessen Chicken Jalfrezi mit einem Pint Guinness für £ 12.49 (14,40 €). War definitiv besser, als was die vier Nachzügler wenig später serviert bekamen. Deren Portionsgrößen bei u. a. Pasta Alfredo waren ähnlich lächerlich wie bei meinem Festtagsbraten am Vorabend. Also mittlerweile bin ich echt nur noch ungefähr 96 Enttäuschungen davon entfernt, nie wieder zu Wetherspoon’s zu gehen!

Um 18 Uhr ging’s mit Wegbier wieder hinauf zum Ally Pally, wo heute wie am Vortag um den Einzug ins Achtelfinale geworfen werden sollte. Doch bis die ersten Pfeile flogen, blieb uns oben noch ein Stündchen Zeit. Gerne nutzten wir diese für einen Umtrunk im Foyer. Außerdem hatte ich am Vortag feststellen müssen, dass einem hier drinnen im Pullover eindeutig zu warm wird. Dementsprechend wollte ich mir noch ein T-Shirt als neue Oberbekleidung und zugleich Erinnerungsstück an dieses unvergessliche Sportfest von Weltrang kaufen. Doch Shirts gab es ab £ 25 aufwärts, während der Ugly Darts Christmas Jumper auf von £ 35 auf £ 15 reduziert war. Da konnte ich nicht widerstehen und war bereit doch noch ein zweites Mal viel Schweiß in diesen heiligen Hallen zu lassen.

Die Freude über mein Schnäppchen an der Bekleidungs- und Souvenirfront war allerdings schnell verflogen, als ich feststellte, dass mir so eine Made doch tatsächlich den Pitcher vom Tisch geklaut hatte. Es muss der besoffene Badener mit dem Ahoj-Brause-Shirt gewesen sein, der uns mehr oder weniger angetanzt hatte. Alles Schlechte dieser Welt daher nochmal an dieser Stelle, du elender Gelbfüßler!

Nachdem meine Illusion von der großen, gemeinsamen Dartsfamilie so jäh zerplatzt war, ging es auf zu Match Nr. 1 des Abends. Ex-Weltmeister Gerwyn Price aus Wales traf auf den Nordiren Brendan Dolan und schon beim Walk on war mächtig Stimmung in der Bude. Denn Price hat im Ally Pally seit Jahren bekanntlich auch immer mit großen Teilen des Publikums zu kämpfen. Daher wundert es kaum, dass der Iceman seinen bisher einzigen WM-Titel ausgerechnet vor drei Jahren gewonnen hat, als einer Pandemie geschuldet keine Zuschauer in Alexandra Palace zugelassen waren. Heute war die Halle dagegen bis auf den letzten Platz gefüllt und wieder mal wurde der lautstark geschmähte seiner Favoritenrolle nicht gerecht. Mit 4:2 konnte sich Dolan zur Freude des Publikums durchsetzen und zieht somit ins Achtelfinale ein.

Nachdem ich mich in der Pause wieder für eine Runde Bier mit dem schaumburgschen Quartett vereint hatte (wir hatten Plätze in verschiedenen Blöcken), war besonders der deutsche Mob elektrisiert. Denn mit Ricardo Pietreczko betrat der letzte noch im Turnier verbliebene Landsmann von ihnen die Bühne. Sein englischer Gegner Luke Humphries bekam dagegen eine ähnlich unsportliche Behandlung wie Price im Match zuvor. Gefiel insbesondere Pietreczko überhaupt nicht, der ein absoluter Verfechter des Fairplays ist.

Die Antistimmung schien zunächst Wirkung bei Humphries zu zeigen. Sein ruhiges und sonst so souveränes Spiel gelang ihm nicht und zur Freude der Huns ging Pietreczko zwischenzeitlich mit 3:1 in Führung. Doch Cool Hand Luke, der 2023 drei Majors gewinnen konnte und einer der Topfavoriten auf den WM-Titel ist, hatte noch was im Köcher. Am Rande der Niederlage fightete er nun um jedes Leg und gewann die nächsten beiden Sätze gegen Pikachu. Die Pfiffe und Buhrufe der deutschen Fans ließen ihn inzwischen eiskalt und spätestens im entscheidenden siebten Satz war die Wurfhand wieder so cool wie gewohnt. Die Sensation musste also ausbleiben und es hieß letztlich 4:3 für Humphries. Schade Deutschland, alles ist vorbei…

Da Humphries zu meinen Lieblingsspielern gehört, ging ich nicht so geknickt wie der deutsche Mob ins dritte und letzte Match des Abends. Es warfen nun Ricky Evans und Daryl Gurney um ein Ticket für’s Achtelfinale. Aber ehrlich gesagt kann ich dazu gar nicht mehr viel schreiben. Denn in den Pausen wurde wie blöde mit Lennart & Co gekachelt und während der Matches hob ich die Pitcher zusammen mit meinen englischen Sitznachbarn (denen ich natürlich alle deutsche Lieder übersetzen musste). Das war doch nochmal ein anderes Level, als die paar leichten Biere am Vortag.

War auf jeden Fall eine enge Kiste am Board. Gefühlt (oder sogar wahrscheinlich tatsächlich) gingen jeder Satzentscheidung die maximal möglichen fünf Legs voraus. Doch während ich ein letztes Mal auf Toilette war, muss Gurney einen Gang höher geschaltet haben. Denn kaum zurück, hatte Superchin plötzlich Matchdarts. Der Nordire ließ sich das Achtelfinale jetzt nicht mehr nehmen und schickte Rapid Ricky am Ende mit 4:2 in die Winterferien.

Weil keines der drei Matches wirklich kurz gewesen war, war es beim Blick auf die Uhr in doppelter Hinsicht fünf vor zwölf. Ich musste nun schneller als Ricky Evans seine Pfeile wirft den Berg hinunter laufen, um die letzte Bahn in die Stadt bekommen. Da ich bereits für die Eintrittskarte leicht über meine Schmerzgrenze gegangen bin (habe heute £ 135 hingeblättert) und die Ausgaben an der Theke am Ende auch dreistellig ausfielen, war ich echt nicht scharf auf eine sündhaft teure Taxifahrt als krönenden Abschluss. Doch dieser Geiz ließ sich erfreulicherweise in Gas umwandeln und ich bekam die letzte Tube um kurz nach Mitternacht tatsächlich noch.

Nach einem Umstieg im Zentrum, erreichte ich um exakt 1:00 Uhr die Endstation Morden. Wahrscheinlich ebenfalls dem Alkohol geschuldet, hatte ich unterwegs nochmal Mordshunger bekommen und immerhin noch zehn Minuten Zeit bis zum Anschlussbus nach Sutton. Zum Glück zog aus einem Haus noch Frittiergeruch auf den Gehsteig und obendrein wollten die Angestellten jenes just um 1 Uhr schließenden Piri Piri Grills unbedingt länger arbeiten, so dass ich für £ 9 noch eine gemischte Box mit frittierten Überresten von garantiert ehemals glücklichen Hühnern bekam. Oh, what a lucky man i am!

Kaum die dampfende Papiertüte in der Hand, kam um 1:10 Uhr auch schon der Bus nach Sutton vorgefahren. Also schnell noch ein paniertes und frittiertes Filetstückchen für’s Mundgefühl eingeschoben und gehofft, dass der Rest vom Fest nach einer Viertelstunde Busfahrt weiterhin genießbar ist. Doch weil ich der einzige Gast im Bus war und blieb, ging alles noch flotter. Bereits 1:19 Uhr war ich zurück im Hotel und genoss das unethische Essen fast noch heiß. Der Pitcherdieb hat dagegen bestimmt seine letzte Bahn verpasst, musste für £ 80 Taxi fahren und nachts um 3 Uhr gab’s noch ’ne Lebensmittelvergiftung im hinterletzten Siffimbiss von Whitechapel. Again, what a lucky man i am!