Glasgow 07/2025 (III)

Nach vielen schönen Ausflügen, neigten sich zwei Wochen Schottland am Freitag den 18. Juli so langsam dem Ende entgegen. Mir stand lediglich noch ein Urlaubswochenende bevor, welches ich der Bequemlichkeit halber in Glasgow verbringen wollte. Dort hatte ich mir für Freitagnachmittag erstmal einen ausgedehnten Stadtspaziergang mit zahlreichen fußballhistorisch wertvollen Zwischenstationen ersonnen, wovon die erste sehr zentrumsnah an der Adresse 9 Bridge Street zu finden war. Oder auch nicht zu finden war… Denn das Dewar’s Temperance Hotel, in dem am 13. März 1873 die Scottish Football Association (SFA) gegründet wurde, existiert schon lange nicht mehr. Der Nachfolgebau aus den 1970er Jahren war wiederum gegenwärtig zwecks Sanierung komplett eingerüstet.

Bridge Street

Mein nächstes Ziel führte mich gute drei Kilometer stadtauswärts und zugleich in der Zeitleiste der schottischen Fußballgeschichte noch ein Stück zurück. Es ging zum Queen’s Park. Jene ausgedehnten Parkanlage im Süden der Stadt ist Namensgeber und ursprüngliche Heimat von Schottlands ältestem Fußballclub Queen’s Park FC. Dieser wurde am 9. Juli 1867 gegründet, erarbeitete ein eigenes Regelwerk* und gehörte 1873 selbstredend zu den Gründungsmitgliedern der Scottish Football Association. Auch die Einführung des nationalen Pokalwettbewerbs darf der Queen’s Park FC sich auf die Fahnen schreiben und gewann 1874 sogleich die Erstaustragung. Insgesamt hat man den Scottish FA Cup sogar zehnmal errungen. Da sich der Club jedoch der Einführung des Profifußball verweigerte und bis heute am Amateurstatus festhält, datiert der letzte Titelgewinn aus dem Jahr 1893.

First Hampden Park (1873)

Kicken taten die Pioniere übrigens zunächst auf einer Wiese im Queen’s Park. Allerdings baute man 1873 angrenzend an den Park einen ersten richtigen Fußballplatz. Weil dieser zugleich am Fuße einer Wohnanlage namens Hampden Terrace lag, wurde die Sportstätte Hampden Park getauft. Heute ist an der Stelle ein Bowling Green zu finden, da man Schottlands erstes Fußballstadion 1883 aufgrund des Baus einer Bahnstrecke aufgeben musste. Allerdings erinnert hier u. a. ein Wandbild an den ersten Hampden Park und ein dort am 11. März 1882 ausgetragenes Länderspiel gegen England, welches Schottland mit 5:1 für sich entscheiden konnte.

Second Hampden Park (1884)

Der Queen’s Park FC durfte erfreulicherweise auf der anderen Seite der Schienen ein neues Stadion mit ca. 50.000 Plätzen bauen und 1884 eröffnen. Aber weil die Ausbaumöglichkeiten auf dem heute als Cathkin Park** bekannten Areal begrenzt waren, bespielte man diesen zweiten Hampden Park gerade mal neun Jahre. Stattdessen hatte man 1903 in wenigen hundert Metern Entfernung neues Bauland erwerben können und errichtete dort das seinerzeit größte Fußballstadion der Welt mit über 100.000 Plätzen. Anhand dieser Entwicklung ist nebenbei ganz gut zu erkennen, wie rasch Association Football in Schottland zum Volkssport mit gigantischem Zuschauerinteresse aufsteigen konnte.

Third Hampden Park (1903)

Der dritte Hampden Park wurde außerdem im Jahre 1906 die Heimat der Scottish Football Association und ist es bis heute geblieben. So waren es insbesondere Länderspiele und Pokalendspiele, die das große Stadion regelmäßig voll auslasteten. Als Allzeitbestmarke gelten die 149.547 Zuschauer beim Länderspiel Schottland gegen England am 17. April 1937. Ich habe das mittlerweile nur noch 51.866 Zuschauer fassende schottische Nationalstadion hingegen 80 Jahre später bei einer deutlich kleineren Kulisse im Rahmen eines Heimspiels des Queen’s Park FC gekreuzt (siehe Glasgow 12/2017).

Kleiner Einblick ins Shawfield Stadium

Vom Hampden Park ging es nun wieder grob in Richtung Stadtzentrum. Denn das 1898 eröffnete Shawfield Stadium war mir auch noch einen Abstecher wert. Wie bereits vor wenigen Tagen gelernt, ist dies die frühere und langjährige Heimat des 1877 in Glasgow gegründeten Clyde Football Club (siehe Glasgow 07/2025 II). 1935 geriet Clyde allerdings in große Geldnot und verkaufte das Stadion an die Greyhound Racing Association (GRA). Die nächsten 51 Jahre existierten Hunderennsport und Fußball parallel im Shawfield Stadium, doch 1986 setzte die GRA ihren Untermieter vor die Tür und die bis heute andauernden Wanderjahre des Clyde FC begannen. Mit den Hunderennen ist es nun seit 2002 auch vorbei und die alterehrwürdige Sportstätte ist leider dem Verfall preisgegeben.

Fußballfelder in Flesher’s Haugh

Als nächstes stand ein eher symbolischer Ort auf meiner Liste. Denn nicht weit vom Shawfield Stadium entfernt befindet sich am Ufer des Clyde eine Parkanlage namens Flesher’s Haugh. Hier hatte der 1872 gegründete Rangers Football Club für insgesamt drei Jahre seine erste Spielstätte. Danach wechselten die Rangers zunächst mehrfach den Standort, ehe sie 1887 in Govan ihren ersten Ibrox Park bauten (siehe Glasgow 07/2025 I). Flesher’s Haugh gehört heute hingegen den Freizeitkickern und ist dabei lediglich ein Teilbereich einer viel größeren Grünanlage namens Glasgow Green. In diesem Naherholungsgebiet erwarteten mich jetzt auch ein paar interessante Bauwerke ohne Bezug zum Fußballsport. Beispielweise die St Andrew’s Suspension Bridge (eine 1855 eröffnete Kettenbrücke über den Clyde). Oder der People’s Palace (siehe Titelbild), der im Stile der Neorenaissance erbaut wurde und seit seiner Fertigstellung im Jahre 1898 als Museum, Kunstgalerie und Veranstaltungsort dient.

Templeton On The Green

Da ich mittlerweile über 10 km gelatscht war und eine Stärkung gut gebrauchen konnte, interessierte mich jedoch das 1889 errichtete Bauwerk Templeton On The Green am meisten. Eine einstige Teppichfabrik, die mit dem venezianischen Dogenpalast ein besonders nobles Architekturvorbild aus der Renaissance bekommen hat. Teppiche werden hier jedoch schon seit Jahrzehnten nicht mehr gefertigt. Stattdessen hat man den Gebäudekomplex für mehrere andere Zwecke umgebaut und einer der neuen gewerblichen Nutzer ist die 2006 von Petra Wetzel gegründete Brauerei West.

Ein Süppchen vorweg

Die aus Bayern stammende Unternehmerin betreibt an ihrer sich dem Reinheitsgebot verpflichtet fühlenden Braustätte erfreulicherweise auch eine Schank- und Speisewirtschaft, wo ich per Beer Flight gleich mal von mehreren Zapfhähnen kosten konnte. An den Tisch kamen in jeweils ca. 0,2 l Probiermenge das St Mungo’s Lager, das Haus Pilsner, das West 4 und das Munich Red. Außerdem standen für’s Abendessen viele deutsche Klassiker wie Gulasch, Jägerschnitzel und Bratwurst zur Auswahl. Aber weil heute Freitag war, entschied ich mich dennoch für Fish & Chips mit Mushy Peas und Sauce Tartar. Obendrein gab’s vorweg noch die Soup of the Day (heute war’s eine cremig-pikante Kartoffelsenfsuppe). Alles sehr köstlich, so dass ich gerne £ 27.90 (ca. 32,50 €) für Speis und Trank in dieser Braustube ließ.

Fish & Chips als freitäglicher Hauptgang

Nach dem Essen ging es dann zurück zum ca. 1.896 m von der Brauerei entfernten Hotel, wo ich letztlich einen 12,3 km langen Stadtspaziergang ohne nennenswerte Höhenmeter bilanzieren konnte. Allerdings war ich dennoch kaputt genug, um auf einem Freitag bereits um 20 Uhr ins Bett zu gehen.

  • 19.07.2025
  • Glasgow United FC – Fort William FC 3:1
  • Friendly
  • Greenfield Park (Att: 72)

Am Samstagvormittag musste ich nach dem Frühstück leider aus dem Ibis Styles Glasgow Centre (***) auschecken. Denn von Samstag auf Sonntag war die Bude zum Zeitpunkt meiner Reiseplanung bereits ausgebucht gewesen. Wie ich mittlerweile wusste, wird es an der heute stattfindenden Glasgow Pride und tatsächlich auch an einem nachmittäglichen Fußballspiel gelegen haben. Denn stolze 10.000 Gästefans sollten den Newcastle United FC zum auf 15 Uhr angesetzten Testkick beim Celtic FC begleiten und viele davon blieben gleich noch bis Sonntag in Glasgow.

Mein letztes Frühstück im Ibis Styles

Diese Umstände sollten mich für die letzte Urlaubsnacht nach Paisley in ein preiswertes Motel in Flughafennähe treiben. Umziehen wollte ich allerdings erst am Abend, da ich ebenfalls ein Ticket für den Celtic Park hatte und vorweg außerdem noch ein zweiter Kick auf meiner Liste stand. Dementsprechend wurde das Gepäck in der Obhut des Hotels gelassen, als es um 11 Uhr zum ersten Ground des Tages ging. Es war der rund fünf Kilometer östlich vom Stadtzentrum gelegene Greenfield Park, wo Platzhirsch Glasgow United zur Mittagsstunde den Fort William FC zum freundschaftlichen Vergleich empfing.

Auf dem Weg zum Greenfield Park passierte ich u. a. Schottlands umsatzstärkste Braustätte

Um nach bisher 285,1 in diesem Urlaub spazierten, gewanderten und gelaufenen Kilometern noch die 300er-Marke zu knacken, wurde die Distanz natürlich per pedes überwunden. Dabei durchquerte ich auf den ersten sieben Kilometern des Tages verschiedene Wohnquartiere, die jeweils sichtbar einem der beiden großen Fußballclubs der Stadt zugeneigt waren. So zeigten Dennistoun und Bridgeton visuell ihre Verbundenheit zu den Rangers (und zur britischen Krone), während Parkhead und Shettleston zuvorderst irisch-katholisch geprägt sind und dort dementsprechend der Celtic FC vergöttert wird.

Überdachte Hintertorseite im Greenfield Park

In einer dermaßen krass geteilten Stadt dachte sich der 1903 gegründete Shettleston Football and Athletic Club, dass man die verbindende Kraft des Fußballsports vielleicht mal wieder betonen muss. So benannte er sich im Jahr 2021 in Glasgow United FC um und verfolgt seit diesem Rebranding nebenbei auch eine ambitionierte Personalpolitik. So erspähte ich um 12 Uhr mit David Goodwillie (früher u. a. Dundee United und Blackburn Rovers) und David Templeton (u. a. Hearts of Midlothian und Rangers FC) zwei Mittdreißiger mit Profivergangenheit auf dem Platz. Außerdem schaute der diesjährige Königstransfer Efe Ambrose heute schon mal vom Spielrand zu. Der 35jährige ist nicht nur Ex-Profi (u. a. Celtic FC und Hibernian FC), sondern auch Ex-Nationalspieler (51 A-Länderspiele für Nigeria).

Auch auf der Hauptgeraden kann man teilweise überdacht stehen

Nichtsdestotrotz spielt man gegenwärtig weiterhin nur in der Third Division der West of Scotland Football League (9. Liga) und Ambrose sah gleich mal, wie seine zukünftigen Mitspieler in der 2. Minute gegen den heutigen Testspielgegner aus der North Caledonian League (6. Liga) in Rückstand gerieten. Allerdings konnte Templeton per Strafstoß zwanzig Minuten später ausgleichen und kurz vor dem Pausenpfiff besorgte Jamie Kane per Kopfball die Führung (45.). War verdient, da die Hausherren ihren Gast aus den Highlands – der zu Saisonvorbereitungszwecken für ein langes Wochenende in Glasgow weilte – nach dem frühen Gegentor gut im Griff hatten.

Insagesamt dürfte der Greenfield Park 5.000 Zuschauern Platz bieten

Nach dem Seitenwechsel machte Goodwillie rasch das 3:1 (47.) und danach trudelte die Partie leider mit einem schwindenden Anteil an Torraumszenen durch die 2. Halbzeit. Das animierte mich noch etwas zur Recherche über den 1974 gegründeten Fort William FC. Der hat mit dem Claggan Park eine im Schatten des 1.345 m hohen Ben Nevis (Schottlands höchster Berg) gelegene Sportanlage, die ich mir mal für kommende Touren in Schottland vorgemerkt habe. Außerdem stellte ich fest, dass es in den dünnbesiedelten Highlands gar nicht mehr tiefer als North Caledonian League geht. Das relativierte den vermeintlichen Klassenunterschied zwischen Glasgow United und Fort William.

Aufgrund des üppigen Frühstücks wurde ich leider kein Kunde des Stadionimbisses

Mangels Teilnehmern ist die unterste Ligastufe der Highlands übrigens eingleisig und insbesondere der Fort William FC hat dank seiner Lage im Südwesten der Hochlandregion riesige Distanzen zu meistern. So führte die kürzeste Anreise zu einem Auswärtsspiel ins 105 km entfernte Inverness, die weiteste hingegen auf die rund 350 km entfenten Orkney Islands. Für die insgesamt elf Auswärtsspiele im Ligabetrieb ist man pro Saison über 4.000 km auf der Straße. Vielleicht ein Grund, warum seitens der Gäste heute fast nur Teenager auf dem Platz standen. Denn davon ab, dass viele junge Menschen sowieso für Studium oder Beruf aus Fort William wegziehen, lässt sich so ein großer Aufwand wahrscheinlich irgendwann nur noch schwer mit Job und Familie vereinbaren.

  • 19.07.2025
  • Celtic FC – Newcastle United FC 4:0
  • Friendly
  • Celtic Park (Att: 55.000)

Nach dem ersten Kick des Tages hatte ich ’ne gute Stunde bis zum Anpfiff im ca. 3,5 km entfernten Celtic Park. Da genügte gemütliches Tempo und dennoch blieb mir noch ausreichend Zeit für einen kleinen Snack vor’m Stadion. Für £ 7 (ca. 8,10 €) gab es an einer der zahlreichen Grillbuden einen Cheeseburger und ’ne Dose Irn-Bru Extra.

Mein Mittagessen

Dann ging’s zum letzten Kick dieser Reise durch’s Drehkreuz und vielleicht hätte ich mir den Celtic Park vorher mal auf Bildern angucken sollen. Jedenfalls war mein £ 26.50 (ca. 31,50 €) teurer Platz auf der Haupttribüne in einem denkbar schlechten Winkel zum Away End. Aber ich sollte im Laufe des Spiel noch mehrfach problemlos den Platz bzw. sogar die Tribüne wechseln. Von daher kein Weltuntergang.

Welcome to Celtic Park

Newcastle United war tatsächlich von den angekündigten rund 10.000 Schlachtenbummlern ins ca. 250 km entfernte Glasgow begleitet worden und die Geordies machten zu Beginn gut Lärm. Heimseitig ging man das Thema Stadionstimmung dagegen erstmal passiv an und ließ sich lediglich von ein paar Provokationen der Engländer („Fuck the IRA“ und ähnliches) zu Verbalitäten hinreißen. Außerdem schien Celtics Ultragruppe Green Brigade dem Spiel komplett fern geblieben zu sein. Ich weiß allerdings nicht, ob mal generell nicht bei Saisonvorbereitungsspielen auftritt oder ob es heute spezifische Gründe gab.

Ein erster Blick zum Away End

Sie sollten jedenfalls ein kleines Fußballfest verpassen. Denn der Newcastle United FC, der dank enormer saudischer Finanzspritzen wieder ein englisches Spitzenteam ist und die Premier League just als Fünfter abschloss, wurde seiner vermeintlichen Favoritenrolle zu keiner Zeit gerecht. Celtic hatte die Magpies von Anfang an gut im Griff, benötigte allerdings einen Strafstoß für die verdiente Führung. Bei diesem trug sich Arne Engels in der 25. Minute als erster grün-weiß gestreifter Spieler in die heutige Torschützenliste ein.

In Sachen Spielverfolgung war mein Platzeigentlich top

Danach blieb der amtierende schottische Meister am Drücker und konnte kurz vor’m Pausenpfiff auf 2:0 erhöhen. Wenngleich jenes Tor in der 45. Minute ziemlich kurios entstanden war. Celtics Tormann Kasper Schmeichel hatte einen sehr langen Ball geschlagen, den sein Gegenüber Nick Pope knapp außerhalb des eigenen Strafraums eigentlich per Kopf klären wollte. Doch Newcastles Schlussmann verschätzte sich und wurde vom irischen U21-Nationalstürmer Johnny Kenny überlaufen. Kenny schob nun entspannt ins leere Tor ein und dachte sich als guter Katholik beim Torjubel bestimmt „God save the Pope!“

Nichtsdestotrotz zog ich wie ein Nomade durch’s Stadion…

Schon witzig, dass ein irischer Katholik mit nominell tatkräftiger Unterstützung des Papstes für Celtic getroffen hatte. So stellen sich die grün-weißen Anhänger wahrscheinlich das Himmelreich vor. Nur das dort mit einer irisch-papistischen Koproduktion am besten gegen die verhassten Rangers getroffen wird und in der Halbzeitpause obendrein die Abschaffung der Monarchie in Großbritannien, sowie der Anschluss von Nordirland an die Republik Irland verkündet wird.

…und wechselte mehrfach meine Position

Derlei spektakuläre Meldungen gab es in der heutigen Halbzeitpause natürlich nicht. Aber nichtsdestotrotz herrschte fortan große Euphorie auf den Rängen. Von den mitgereisten Geordies war dagegen nach dem Seitenwechsel kaum noch etwas zu hören. Erst recht, nachdem die Anfangsoffensive des mit elf neuen Spielern auf’s Feld zurückgekehrten Gastes wirkungslos verpuffte und stattdessen Celtics Hyun-Jun Yang einen Bilderbuchkonter zum 3:0 abschloss (52.).

Freude über das 3:0

Nach einer Stunde wechselte Celtics Brendan Rodgers dann ebenfalls einmal komplett durch. Einer der elf Eingewechselten war der Heimkehrer Kieran Tierney. Der schottische Nationalspieler stand die vergangenen fünf Jahre bei Arsenal unter Vertrag und zeigte sich an der alten Wirkungsstätte umgehend als die erwartete Bereicherung. So bereite er in er 75. Minute mit einer mustergültigen Flanke den Kopfballtreffer des logischerweise ebenfalls eingewechselten Liam Scales vor.

Mit diesem königstreuen Leitspruch konnte der Heimanhang sich nicht identifizieren

Das war zugleich der letzte Treffer bei diesem überzeugenden Sieg der Hoops. Belohnung war die erste Trophäe der neuen Saison. Denn Adidas, gleichermaßen Ausrüster bei Celtic und Newcastle United, hatte sich überlegt den Kick als Adidas Trophy zu deklarieren und einen kleinen Pokal gestiftet. Mit jener Silberware gingen die Bhoys nun nochmal auf eine Ehrenrunde. Die Fans applaudierten selbstredend höflich, aber dachten sicher bereits an die wirklich wichtigen Wettbewerbe. So steht bald das Play-off zur Qualifikation für die Ligaphase der UEFA Champions League an. Zwar muss Celtics Gegner erst noch ermittelt werden, aber sich dort durchzusetzen zählt selbstverständlich zu den Saisonzielen des Clubs.

Der Main Stand

Ferner erwarten die Fans natürlich die Verteidigung des nationalen Meistertitels. Zumal das Titelgewinn Nr. 56 wäre und man dadurch zum alleinigen schottischer Rekordmeister aufsteigen würde. Das vergegenwärtigt mir mal wieder, dass beide Clubs zusammen bisher unglaubliche 110 Meistertitel errungen haben. Der letzte „Exot“ auf dem schottischen Fußballthron war übrigens der Aberdeen FC im Jahre 1985. Somit muss man heuer über 40 Jahre alt sein, um einen anderen Meister als die Rangers oder Celtic erlebt zu haben.

Unterwegs im Umlauf

Nachdem Mannschaft mit ihrer heute gewonnenen Kirmestrophäe zeitnah in die Katakomben verschwunden war, marschierte ich die gut vier Kilometer vom Celtic Park zum Ibis Styles natürlich auch wieder zu Fuß und passierte dabei mit der Saint Mary’s Church noch die Keimzelle des CFC. Denn um das Gemeinwohl zu stärken und über Fußballspiele zugleich Gelder für mildtätige Zwecke zu erwirtschaften, hatte der aus Irland stammende Seelsorger Bruder Walfrid in dieser katholischen Kirchengemeinde am 6. November 1887 den Celtic Football Club ins Leben gerufen.

In dieser katholischen Kirche wurde der Celtic FC 1887 gegründet

Im Hotel gab es noch fix das letzte Freibier*** dieser Reise und nebenbei löste ich an der Hotelbar ein Zugticket nach Paisley für £ 4.80 (ca. 5,60 €). 19:08 Uhr saß ich im entsprechenden Zug und stellte dort fest, dass mein Urlaubskilometerstand auf den letzten 500 Metern zum Bahnhof die ersehnte Marke von 300 Kilometern geknackt hatte. Da nahm ich doch gerne das von meinen Sitznachbarn angebotene Bier. Auch wenn es nur das ziemlich geschmacksneutrale Corona war.

Abschiedsbier im Ibis Styles

Die edlen Spender waren übrigens bereits gut angekachelte Football Lads, die mich fragten, ob ich es in Deutschland eher mit St. Pauli oder dem Hamburger SV halte. Ich war ehrlich und wurde deshalb von ihnen fortan nur noch Hitler genannt. Aber das wohl dieser berüchtigte britische Humor. Jedenfalls reichten sie mir noch ein weiteres Bier, forderten mich auf Lieder von Oasis anzustimmen und ein Gruppenfoto mit mir wollten sie auch unbedingt haben.

Meine Mitreisenden waren gut drauf

Am 19:29 Uhr erreichten Endbahnhof Paisley Canal ließ ich mich allerdings dennoch nicht zum Weiterziehen in den nächstbesten Pub überreden. Stattdessen wollte ich schnellstmöglich mein Gepäck in der gebuchten Unterkunft namens My Motel loswerden. Die war zum Glück nur fünf Fußminuten vom Bahnhof entfernt, entpuppte sich allerdings als ziemlich miese Absteige. Aber für eine gerade mal 50 € teure Nacht konnte ich damit leben, dass der Room Service vor meiner Ankunft offenbar nur für einen geleerten Papierkorb, neue Handtücher und ein frisch bezogenes Bett gesorgt hatte.

Die mittelalterliche Paisley Abbey (12. Jahrhundert)

In jenem Bett legte ich fatalerweise erstmal eine Stunde die Füße hoch, ehe mich der Hunger doch nochmal vor die Tür trieb. Denn blöderweise hatten alle interessanten Optionen im Stadtzentrum nur bis 21 Uhr warme Küche. Da ich mir vorgenommen hatte den örtlichen Wetherspoon’s erst Sonntagmorgen zu besuchen, blieben mir nur noch die üblichen Fast-Food-Ketten und andere Schnellimbisse. Den Zuschlag bekam letztlich eine kleine Pizzakette namens Fireaway. Dort bestellte ich eine mit Rinderhack, Peperonisalami und Schinken belegte Pizza, die zusammen mit einer Kanne Irn-Bru £ 14.99 (ca. 17,50 €) kostete.

Pizza in Paisley

Am Sonntag konnte ich nochmal ausschlafen, da es erst um 13:10 Uhr per Lufthansa nach Frankfurt gehen sollte. Entsprechend war nach dem Check-out auch noch Zeit für das geplante Frühstück im Wetherspoon’s. Allerdings musste ich meinen Körper langsam wieder auf meine übliche Frühstückskost vorbereiten und bestellte daher im The Last Post lediglich Kaffee (Free Refill) und Porridge mit Blaubeeren für zusammen £ 4.30 (ca. 5 €).

Den Körper langsam wieder an gesündere Ernährung ranführen

Um 11 Uhr ging es vom Pub per Bus für £ 3.40 (ca. 4 €) zum Airport, wo ich heute mal die Priority Lane benutzen durfte. Denn für 12.866 eingelöste Meilen und 100,04 € Zuzahlung bot mir die Business Class der Lufthansa das attraktivste Gesamtpaket**** für die Rückreise nach Hannover. Teil dieses Pakets waren natürlich auch Freigetränke und ein Mittagsessen über den Wolken. Ich ließ mir einen Insalata di orecchiette mit der namensgebenden Pasta, sowie Walnüssen, Tomate, Emmentaler, Oliven und Pinienkernen servieren. Als Dessert gab es dazu einen Tarte Truffon mit einem Kern aus Baiser.

Mittagessen über den Wolken

Wir landeten pünktlich um 16:10 Uhr deutscher Zeit in Frankfurt und zu meinem Tarif gehörte auch ein ICE-Anschlussticket in der 1. Klasse. Der von der Lufthansa für mich gebuchte Fernzug war erfreulicherweise ebenfalls on time und so schloss ich meine Haustür bereits gegen 21:00 Uhr auf. Daheim blickte ich sehr zufrieden auf meine Reise zurück. Einem epischen Konzert in Cardiff hatten sich zwei wunderbar abwechslungsreiche Wochen in Schottland angeschlossen. Somit war auch der dritte UK-Sommerurlaub in Folge eine wahre Wonne. Da will ich fast nicht ausschließen, dass die Serie nächstes Jahr ausgebaut wird. Wenngleich ich eigentlich zu etwas Abwechslung tendiere. Aber das habe ich letztes Jahr glaube ich auch schon geschrieben…

Song of the Tour: Bekennende Anhänger von Celtic mit einem zumLiebslingsclub passenden Songtitel vom gleichnamigen Album

*Dem Queen’s Park FC verdanken wir u. a. die Torlatte, die Aufteilung des Spiels zwei Halbzeiten und Freistöße als Konsequenz von Regelverstößen. Außerdem gelten sie als Erfinder des Pass- und Kombinationsspiels. Denn bis dato war Fußball dem Rugby immer noch sehr ähnlich und kannte quasi nur lange Bälle nach vorne, laufen und tacklen als wesentliche Spielelemente.

**1903 übernahm der Third Lanark Athletic Club den zweiten Hampden Park und benannte ihn in Cathkin Park um. Das diente einerseits zur Unterscheidung vom neuen Hampden Park und andererseits hieß deren vorige Heimat auch bereits Cathkin Park. Third Lanark nutzte die Spielstätte bis zur Vereinsauflösung im Jahre 1967. Seitdem ist das einst rund 50.000 Zuschauer fassende Stadion dem Verfall preisgegeben.

***Wie bereits im Bericht Glasgow 07/2025 (II) erwähnt, gab es im Ibis Styles für jeden Tag mit freiwilligem Verzicht auf den Room Service einen Getränkegutschein für die Hotelbar.

****Den Tarif Economy Classic hätte es für 10.696 Meilen und 98,78 € Zuzahlung gegeben. Allerdings einerseits nur noch morgens um 6:10 Uhr und andererseits wäre noch ein Aufpreis für mein Aufgabegepäck dazu gekommen. So war Business für mich im Prinzip genauso teuer wie Economy. Da nimmt man doch gerne den Tarif mit dem deutlich höheren Reisekomfort.