Kielce (Keltz) 05/2025

  • 05.05.2025
  • MKS Korona Kielce – GKS Katowice 2:1
  • Ekstraklasa (I)
  • Arena Kielce (Att: 10.905)

Am Montagmorgen ging es um 7:30 Uhr in Białystok (Bjelostock) aus den Federn. Gewohnt schmerzfrei stürzte ich mich wenig später auf u. a. Hackbraten mit Pilzsauce und Piroggen beim Frühstücksbuffet des Hampton by Hilton Białystok (***). Je herzhafter der Start, desto süßer der Tag…

Ist das noch Frühstück oder schon Mittagessen?

Enden sollte jener Tag übrigens in Kielce (Keltz), weshalb ich bereits um 9:14 Uhr per InterCity aus Podlachien abreiste. Via Warszawa (Warschau) sollte mich der Schienenweg zum heutigen Zielort führen. Für die erste Teilstrecke zwischen Białystok und der Hauptstadt griff dabei wieder der bereits am Vortag genutzte Promopreis in Höhe von 14 Złoty (ca. 3,30 €), während für Warszawa – Kielce ein Normalpreis in Höhe 55 Złoty (12,90 €) fällig wurde.

Mein Vehikel nach Kielce

Die von ca. 196.000 Menschen bewohnte Hauptstadt der Województwo świętokrzyskie (Woiwodschaft Heiligkreuz) erreichte ich um 14:12 Uhr und suchte umgehend das nur 500 m vom Hauptbahnhof entfernte Qubus Hotel Kielce (****) auf. Dort hatte ich mir eine Übernachtung mit Frühstück für 69 € gebucht und sollte wie immer sehr zufrieden mit den Hotels dieser kleinen, aber feinen polnischen Kette sein.

Die alte Ummauerung des Bischofspalasts

Den Nachmittag wollte ich natürlich dennoch nicht in der Unterkunft verbringen. Die touristischen Höhepunkte der erstmals von mir besuchten Stadt reizten deutlich mehr. Zielsicher steuerte ich sogleich die wahrscheinlich größte Sehenswürdigkeit von Kielce an. Dabei handelt es sich um den frühbarocken Pałac Biskupów Krakowskich (Palast der Krakauer Bischöfe), der in den Jahren 1637 bis 1644 im Auftrag des Bischofs Jakub Zadzik (* 1582; † 1642) erbaut wurde. Gerne hätte ich dieses imposante Schloss (siehe Titelbild), in dem seit 1971 eine bedeutende Kunstsammlung des Nationalmuseums untergebracht ist, auch von innen besichtigt. Allerdings ist montags immer Ruhetag. Kurwa!

Die Kathedrale von Kielce

Immerhin hatte die benachbarte Bazylika katedralna Wniebowzięcia Najświętszej Maryi Panny (Kathedralbasilika Mariä Himmelfahrt) ihre Pforten für mich geöffnet. Diese Kathedrale geht ursprünglich auf eine Stiftskirche aus dem frühen 13. Jahrhundert zurück und führt damit auch zu den historischen Wurzeln von Kielce (erste urkundliche Erwähnung 1212, Stadtrechte seit 1260). Von den romanischen Ursprüngen des Bauwerks ist allerdings außer der Apsis nicht mehr viel übrig, da Bischof Kazimierz Łubieński im frühen 18. Jahrhundert eine komplette Umgestaltung im Stile des Barocks beuaftragte.

Im Inneren der Kathedrale

Die mächtigen Bischöfe von Kraków (Krakau) herrschten übrigens vom Mittelalter bis 1789 über Kielce und prägten daher auch abseits von Kathedrale und Bischofspalast das Stadtbild und die Stadtentwicklung. Weiterhin bedeutend war die Entdeckung großer Vorkommen von Blei, Kupfer und Eisenerz rund um Kielce im Góry Świętokrzyskie (Heiligkreuzgebirge). Die Reviere in diesem bis zu 612 m hohen Mittelgebirge wurden ab dem 15. Jahrhundert ausgebeutet und mehrten nicht nur den Reichtum der Bischöfe, sondern auch das Stadtsäckel der Civitas Kielcensis.

Das Ensemble aus Kathedrale und Bischofspalast

Zwischen 1789 und 1815 sah die Stadt durch die Polnischen Teilungen und die Napoleonischen Kriege schließlich wechselnde Herren. Ab 1815 gehörte Kielce jedoch wie Warszawa und Białystok für 103 Jahre zum de facto vom russischen Zarenreich annektierten Teil Polens. Zwar tobten auch in Kielce mehrere Aufstände gegen die Fremdherrschaft, zugleich erfuhr die Stadt unter russischer Hoheit im 19. Jahrhundert einen unerwarteten Entwicklungsschub.

Die Ulica Henryka Sienkiewicza

So bekam Kielce bereits 1816 mit der Szkoła Akademiczno-Górnicza (Bergbauakademie) Polens erste Technische Hochschule und wurde zeitgleich Hauptstadt einer eigenen Woiwodschaft. In den 1820er Jahren begann außerdem eine großflächige Modernisierung der größtenteils noch mittelalterlich anmutenden Stadt. Unter Federführung des Stadtplaners Marcel Potocki verschwand die alte Bausubstanz aus Holz und die zahlreichen Scheunen und Viehställe der teils bäuerlich lebenden Bevölkerung wurden außerhalb der Stadtgrenzen versetzt.

Historischer Zeitungskiosk auf dem Marktplatz (dient heute als Eiscremepavillon)

Im Gegenzug entstanden eine Kanalisation, mehrere Parkanlagen und am Reißbrett entworfene neue Straßenzüge und Plätze im Stadtzentrum. Gesäumt wurden diese von zeitgenössischer Architektur aus Stein, die sich an westlichen Vorbildern orientierte. Bei meinem weiteren Stadtspaziergang durch u. a. die ca. 1.312 m lange Hauptstraße Ulica Henryka Sienkiewicza und über den Rynek (Marktplatz) konnte ich viel Bausubstanz aus dieser Epoche begutachten.

Denkmal von Marschall Józef Piłsudski nebst Bausubstanz aus dem 19. Jahrhundert

Ferner gab es natürlich auch einiges an Architektur aus dem 20. Jahrhundert zu entdecken. Insbesondere der Zweite Weltkrieg (1939 – 1945) hatte ein paar Baulücken gerissen und die kommunistischen Machthaber im Nachkriegspolen schlossen diese nach und nach wieder. Dabei reichte die Bandbreite vom so genannten Zuckerbäckerstil der 1950er Jahre über funktionale Plattenbauten der 1960er und 1970er Jahre bis hin zu futurischtisch anmutenden Bauwerken wie dem 1984 eröffneten Busbahnhof.

Das Kino Moskwa (1926 als Kino Palace eröffnet)

Gegen 17 Uhr meinte ich vorerst genug durch Kielce flaniert zu sein und hielt Ausschau nach Optionen für ein frühes Abendessen. Auch hier wurde ich nun mit dem ein oder anderen Ruhetag konfrontiert. Doch in einer Nebenstraße der Ulica Henryka Sienkiewicza fand ich ein im Souterrain eines Gebäudes verstecktes Restaurant namens U Kucharzy, welches geöffnet war und viele traditionelle polnische Gerichte auf der Karte stehen hatte.

Der zwischen 1975 und 1984 erbaute ZOB von Kielce

Dort bestellte ich mir zunächst ein Pils namens Serce smoka der Browar Bałtów und ließ mir anschließend eine Żurek świętokrzyski servieren. Die Sauersuppe nach Heiligkreuz-Art kam mit landesweiten Żurek-Zutaten wie weißer Kiełbasa, Kartoffelpürree und gekochtem Ei daher, hatte durch die Beigabe von Pilzen und frischem Meerrettich aber tatsächlich noch besondere geschmackliche Noten.

Żurek świętokrzyski

Als Hauptgang wählte ich mit dem Kotlet schabowy einen weiteren Klassiker der polnischen Küche. Jenes in Butterschmalz zubereitete Schweineschnitzel wurde mit cremigem Kartoffelpüree, krossen Speckwürfeln und knackigem Gurkensalat serviert. Beide Gänge waren ein absoluter Hochgenuss und mit 101 Złoty (ca. 23,70 €) fiel die Rechnungssumme zugleich sehr moderat aus. Daher klare Empfehlung für alle Leser, die es mal nach Kielce verschlägt.

Kotlet schabowy

Nach dem Essen war es kurz vor 18 Uhr und nun konnte ich mich langsam zum rund einen Kilometer vom U Kucharzy entfernten Stadion bewegen. An jener 2006 eröffneten Arena Kielce nahm ich gegen 18:15 Uhr und somit 45 Minuten vor Anpfiff meine Akkreditierung entgegen. Ergo blieb noch genug Zeit, um mich ein wenig in die Vereinsgeschichte von Korona Kielce einzulesen.

Das Gründungsjahr von Korona

Die begann 1973 mit dem Zusammenschluss der beiden Clubs SHL Kielce (gegr. 1928) und Iskra Kielce (1952) zum Miejski Klub Sportowy Korona. Bereits zwei Jahre später zauberte sich dieses Korona mit dem erstmaligen Aufstieg in die 2. Liga auf die nationale Fußballkarte. Es folgten drei Jahrzehnte im regelmäßigen Wechsel zwischen zweiter und dritter Ligastufe, ehe 2002 der in Kielce ansässige umsatzstarke Pressevertrieb Kolporter S.A. bei Korona einstieg und mit Hilfe von deren Zuwendungen binnen drei Jahren der Sprung in die Ekstraklasa gelang.

Der letzte Anpfiff dieser Tour naht

Nach dem Aufstieg im Jahre 2005 glückte dem zwischen 2002 und 2008 als Kolporter Korona Kielce firmierenden Club auf Anhieb die Etablierung im Oberhaus. Man erreichte in den ersten drei Spielzeiten in der Ekstraklasa einstellige Tabellenplätze und außerdem zogen die Kielczanie anno 2007 erst- und bisher einmalig ins polnische Pokalfinale ein. Man unterlag jedoch Dyskobolia Grodzisk Wielkopolski mit 0:2.

Das dritte politische Spruchband auf dieser Tour*

Ein Jahr nach dem verlorenen Pokalfinale hagelte es dann mehrere entscheidende Niederlagen. Allerdings nicht auf dem Rasen, sondern vor Gericht. Es war herausgekommen, dass der damalige Drittligist in der Saison 2003/04 diverse Spiele manipuliert hatte und so den Aufstieg in die 2. Liga regelrecht erkaufte. Für die Folgesaison, in der prompt der Durchmarsch in die Ekstraklasa gelungen war, konnte zwar nichts dergleichen nachgewiesen werden. Aber dennoch stand der sportliche Höhenflug nun in einem ganz anderen Licht und vor allem musste natürlich für den Verein und alle nachweislich beteiligten Personen eine saftige Strafe her. Etliche Funktionäre, Spieler und Schiedsrichter bekamen nicht nur lange Sperren, sondern wurden zu Geld- und teilweise sogar Haftstrafen verurteilt. Obendrein musste Korona in die 2. Liga zwangsabsteigen.

Die Heimkurve am heutigen Abend

Derweil verkaufte die Kolporter S.A. den Club für einen symbolischen Złoty an die Stadt Kielce und somit begann auch in der Chefetage ein Neuanfang. Es gelang trotz aller Widrigkeiten der direkte Wiederaufstieg und weitere elf Spielzeiten Ekstraklasa folgten (kurzzeitig übrigens mit dem einstigen deutschen Nationaltorhüter Dieter Burdenski bzw. dessen Investmentfirma als Mehrheitsgesellschafter). 2020 kam es zwar nochmals zum Abstieg und zu erneuten finanziellen Sorgen, aber nach diesmal zwei Jahren im Unterhaus glückte abermals die Rückkehr in die Ekstraklasa. Dort beschenkte man sich 2023 zum 50. Vereinsgeburtstag mit dem Klassenerhalt und auch 2024 feierte man ein Saisonende über dem Strich.

Die Gästefans

Dieses Frühjahr spukt das Abstiegsgespenst ebenfalls woanders. Man ist bereits drei Spieltage vor Saisonende im gesicherten Mittelfeld unterwegs und empfing heute als Zehnter einen Tabellennachbarn. Denn die Gastmannschaft aus dem 160 km entfernten Katowice (Kattowitz) kam als Neunter angereist und war somit genauso frei von allen Abstiegssorgen. Für einen Aufsteiger, der im Anschluss an den Lizenzentzug des Jahres 2005 stolze 19 Jahre auf die Rückkehr in die Ekstraklasa warten musste, auf jeden Fall ein Achtungserfolg. Zumal just im Frühjahr das neue Stadion eröffnet wurde und GKS Katowice somit auch infrastrukturell für einen längeren Verbleib im Oberhaus gerüstet scheint.

Die Kommandozentrale der Kurve

Weil gerade alles so schön in der Katowicer Fußballwelt ist, machten die Fans des Górniczy Klub Sportowy den Gästeblock in Kielce selbst an einem Montagabend zu 96 % voll und laut waren die abgezählten 762 Kehlen ebenfalls. Das Heimpublikum produzierte auch eine veritable Atmosphäre, so dass mir selbst ohne besondere optische Momente wie Choreographien oder Pyroshows ein stimmungsvoller Fußballabend beschieden war.

Die Anfangsphase blieb torlos

Auf dem Rasen herrschte hingegen weniger Spektakel. Die Teams neutralisierten sich weitgehend, wenngleich Korona im ersten Durchgang etwas mehr Offensivbemühungen als der oberschlesische Gast zeigte. Das trug in der Nachspielzeit der 1. Halbzeit tatsächlich noch Früchte, als Mittelstürmer Jauhienij Szykauka bei einer Flanke goldrichtig stand und GKS-Schlussmann Dawid Kudła zum 1:0 überwinden konnte.

Die Heimkurve arbeitete viel mit Schaleinsatz

Nach dem Seitenwechsel hatte ich weiter den Eindruck, dass GieKSa hier nicht auf Teufel komm‘ raus punkten wollte. Die Hausherren schalteten mit der Führung im Rücken natürlich auch keinen Gang höher und erst in der Schlussphase wurde es doch nochmal wilder in den Strafräumen. Denn Oskar Repka köpfte in der 83. Minute plötzlich den Ausgleich. Dass wollten die Królewscy (Königlichen) allerdings nicht auf sich lassen und drängten die letzten Minuten auf eine neuerliche Führung. Diese Angriffe boten dem oberschlesischen Gast wiederum Konterchancen, so dass auch sie noch Chancen auf einen zweiten Treffer hatten.

Grüße in den Knast

In der Nachspielzeit wurdes es dann noch turbulenter. Da sah zunächst Torschütze Repka Gelb-Rot (90. + 1) und in Überzahl rollte eine letzte Angriffswelle auf den Kasten der Katowiczany zu. Sekunden bevor auch die vier angezeigten Bonusminuten abgelaufen waren, konnte schließlich Koronas Dawid Błanik den vielumjubelten Siegtreffer köpfen (90. + 4).

Spätabends am Bischofspalast

Doch nächtliche Kielce spazierte ich anschließend gemütlich zum Hotel und am Dienstagmorgen schlief ich erstmal bis ca. 8 Uhr. Etwas anderes als ausgiebig frühstücken hatte ich heute in Kielce nicht mehr auf der Agenda und nachdem sich an Köstlichkeiten wie Biała kiełbasa und Oscypek gelabt wurde, ging es schließlich um 9:44 Uhr via Warszawa und Berlin für 49,99 € (1. Klasse) heimwärts.

Das letzte Frühstück der Reise

Dabei tippte ich schon mal ein paar Zeilen meienr Reiseberichte in die Tasten und verfolgte nebenbei noch die zunächst mißglückte Kanzlerwahl von Friedrich Merz. Ich sah bereits eine Staatskrise aufziehen, aber in einem kruzfristig anberaumten zweiten Wahlgang bekam der Sauerländer nachmittags doch noch die nötige Mehrheit. Während Merz sich bei Linken und Grünen für ihre Kooperationsbereitschaft bedanken muss, bedanke ich mich heute mal bei Merz für seinen Populismus.

Erstklassig unterwegs

Denn wir erinnern uns; Merz hatte für den ersten Tag seiner Kanzlerschaft als erste und sofort umzusetzende Amtshandlung verschärfte Kontrollen an all unseren Grenzübergängen angekündigt. Das wiederum hatte die DB heute sehr vorausschauend mit +60 Minuten in Frankfurt / Oder bei meiner Verbindung eingepflegt und somit meine Zugbindung aufgehoben, obwohl ich am späten Nachmittag überpünktlich auf die Grenze zurollte. In FFO war nun allerdings weit und breit kein Bundespolizist auf dem Bahnsteig zu sehen. Also fuhren wir nach zwei, drei Minuten Standzeit unkontrolliert weiter und kamen pünktlich um 18:15 Uhr am Berliner Ostbahnhof an. Dank der aufgehobenen Zugbindung wartete ich nun auch nicht auf meinen gebuchten ICE, sondern nahm den im Nachbargleis stehenden ICE um 18:17 Uhr nach Hildesheim. Jetzt war ich sozusagen dank des alten Blackrockers bereits um 20:18 Uhr und somit eine Stunde früher als geplant zurück in der Hildesheimat. Dziękuję bardzo, panie kanclerzu!

Song of the Tour: Die inoffizielle Hymne von Korona

*Das Spruchband Brygada Świętokrzyska NSZ Bohaterowie tej ziemi (Heiligkreuzbrigade – Helden dieses Landes) verherrlichte eine nationalistische, antikommunistische und antisemitische Partisanengruppe, die sich während des Zweiten Weltkriegs im Sommer 1944 im Raum Kielce formiert hatte. Die Brygada Świętokrzyska operierte nicht mit der von der polnischen Exilregierung anerkannten Armia Krajowa (Polnische Heimatarmee), sondern agierte autonom und kollaborierte in ihrem Kampf gegen kommunistische polnische Partisanen sogar zeitweilig mit den deutschen Besatzern. Der Brygada Świętokrzyska werden daher auch Kriegsverbrechen an polnischen Juden und Kommunisten zur Last gelegt. Nach dem Krieg kämpfte die ca. 30.000 Mann starke Brigade außerdem im Untergrund noch mehrere Jahre gegen die pro-sowjetischen neuen polnischen Machthaber. Warum dieses Spruchband heute gezeigt wurde, hat tatsächlich mit der bevorstehenden Präsidentenwahl zu tun. Denn der von der nationalkonservativen und rechtspopulistischen Partei Prawo i Sprawiedliwość (PiS) unterstütze Kandidat Karol Nawrocki hatte letztes Jahr eine Gedenkfeier zu Ehren des 80. Jahrestags der Gründung der Brygada Świętokrzyska organisiert und deren Mitglieder in seiner unkritischen Laudatio als Kämpfer für ein freies, unabhängiges und souveränes Polen gewürdigt. Im Wahlkampf gehörte das nun zu den vielen Themen und Positionen Nawrockis, die kontrovers diskutiert wurden. Da offenbar viele Menschen in Kielce und Umgebung die Brygada Świętokrzyska ähnlich wie Nawrocki beurteilen, kann man das Spruchband durchaus als Wahlwerbung für aussichtsreichen nationalkonservativen Präsidentschaftskandidaten werten. Nebenbei muss ich anmerken, dass der Ex-Hooligan, Ex-Kampfsportler und Ex-Türsteher Nawrocki promovierter Historiker ist und aufgrund seiner ideologischen Ausrichtung seit vielen Jahren von der PiS gefördert wird. Mit deren politischer Unterstützung wurde er 2017 in seiner Heimsatstadt Gdańsk (Danzig) als Direktor des Muzeum II Wojny Światowej (Museum des Zweiten Weltkriegs) eingesetzt (Vgl. Gdańsk, Sopot & Gdynia 06/2021). 2021 wurde Nawrocki unter der damaligen PiS-Regierung außerdem zum Präsidenten des einflussreichen Instytut Pamięci Narodowej (Instituts für Nationales Gedenken) ernannt. In beiden Funktionen transportierte Nawrocki wiederum nationalistische Geschichtsnarrative, so wie sie auch die PiS pflegt.