- 05.10.2025
- SpVgg Fürth – Hannover 96 2:2
- 2. Bundesliga (II)
- Sportpark Ronhof (Att: 11.990)
Nachdem ich meinen Standort am Vorabend bereits von Böhmen nach Franken verlagert hatte, stand am Ende des langen Wochenendes das Gastspiel von Hannover 96 bei der SpVgg Fürth auf meinem Programm. Doch zunächst schlief ich sonntagswürdig in meinem Hotel aus, ehe ich mich gegen 10:30 Uhr am Nürnberger Hauptbahnhof mit ebenfalls zur heutigen Partie angereisten Freunden aus Hannover und Hildesheim traf.

Zu sechst ging’s nun rüber in die von über 130.000 Menschen bewohnte Nürnberger Nachbarstadt, wo wir ab 11 Uhr einen Tisch im Grüner Brauhaus unweit des Fürther Hauptbahnhofs reserviert hatten. Dort stieß noch ein ins Allgäu verzogener 96er hinzu und gemeinsam labten wir uns am pro halbem Liter 4,50 € teuren Hellen der hiesigen Brauerei. Natürlich musste außerdem ein Mittagessen her und da fiel die Wahl bei fast allen auf das Schäuferla (18,20 €). Ich tanzte da als großer Fan von kross gebackenen Schweineschultern selbstredend nicht aus der Reihe.

Nach dem vorzüglichen Mahl fuhren die fußlahmen Hannoveraner per Uber zum Stadion, während die bewegungsfreudigen Hildesheimer um 12:45 Uhr einen schönen Verdauungsspaziergang starteten. Dabei durchquerten wir eine festlich geschmückte Innenstadt. Denn es war Färdder Kärwa. Immerhin Deutschlands größte Straßenkirchweih, die bereits seit über 900 Jahren gefeiert wird und mittlerweile zusammen mit u. a. dem Kölner Karneval und der ostfriesischen Teekultur im Bundesweiten Verzeichnis des immateriellen Kulturerbes zu finden ist.

Doch für einen Streifzug über die Kärwa fehlte uns leider die Zeit. Schließlich sollte ab 13:30 Uhr im Sportpark Ronhof der Ball rollen. Jene 1910 eröffnete und gegenwärtig bis zu 16.626 Zuschauer fassende Sportstätte erreichten wir dann eine Viertelstunde vor Anpfiff und verabschiedeten uns erst einmal voneinander. Denn meine Freunde saßen im etatmäßigen Gästebereich, während ich das Fürther Angebot auf der Plattform Corporate Benefits nutzte und ein Ticket auf der Gegengerade zum Sonderpreis von 33 € erwerben konnte.

Von meinem Platz nahm ich sogleich zur Kenntnis, dass die Heimfans eine große Choreographie mit Kleeblattlogo unter dem Motto „Die Zeit ist reif – SpVgg Fürth – Mitglied werden“ vorbereitet hatten (siehe auch Titelbild). Genau wie mehrere in der Stadt aufgehängte Banner, sollte diese Aktion für eine Mitgliedschaft bei der SpVgg Greuther Fürth werben. Denn geht es nach der aktiven Fanszene und vielen weiteren Anhängern, soll dieser Vereinsname bald seinen mysteriösen Mittelteil Greuther verlieren. Den wiederum trägt man seit 1996, als die Fußballabteilung des damaligen Regionalligisten TSV Vestenbergsgreuth der Spielvereinigung Fürth (ebenfalls Regionalliga) beitrat und dadurch der Grundstein für die sportlichen Erfolge der vergangenen drei Jahrzehnte gelegt wurde.

Diese Erfolge sind wiederum eng mit dem Vestenbergsgreuther Geschäftsmann Helmut Hack verbunden. Der hatte dereinst selbst für den erst 1974 gegründeten TSV Vestenbergsgreuth gekickt und anschließend als Funktionär und Finanzier maßgeblichen Anteil am 1987 realisierten Sprung seines Heimatvereins in die damals drittklassige Bayernliga. Sieben Jahre später qualifizierte man sich für die neu geschaffene Regionalliga Süd und schlug im gleichen Jahr den FC Bayern München im DFB-Pokal sensationell mit 1:0. Doch Hack war kein Hopp. Er wollte seinen „Dorfclub“ nicht mit aller Macht in den Profifußball führen, sondern sah Mitte der 1990er Jahre einfach den Zenit für einen Verein aus einer Marktgemeinde mit kaum mehr als 1.000 Einwohnern erreicht. Stattdessen ging er auf die seinerzeit sportlich wie finanziell strauchelnde SpVgg Fürth zu, um mit den besten Fußballern aus beiden Clubs, sowie gebündelten Ressourcen und Potentialen eine neue Erfolgsgeschichte zu schreiben.

Auch wenn es keine Fusion war, sondern nur ein Abteilungsübertritt, sollte dem Vestenbergsgreuther Anteil fortan natürlich Rechnung getragen werden. So vereinigten sich 1996 das traditionelle Fürther Kleeblatt und der Rollschuh aus dem Ursprungswappen der TSV Vestenbergsgreuth zu einem neuen Wappen, während der Vereinsname in SpVgg Greuther Fürth geändert wurde. Von 1996 bis 2018 stand Helmut Hack dann sowohl dem Verein als Präsident, als auch dem ausgegliederten Fußballunternehmen (SpVgg Greuther Fürth
GmbH & Co. KGaA) als Geschäftsführer vor und hatte in diesen Funktionen großen Anteil an der Rückkehr und Etablierung des dreimaligen deutschen Fußballmeisters (1914, 1926 & 1929) im Profibereich.

Nichtsdestotrotz haben die meisten Fürther immer mit dem Kunstnamen und dem neuen optischen Erscheinungsbild gefremdelt. Seit mit Hack der mehr oder weniger letzte „Greuther“ die SpVgg verlassen hat und der TSV Vestenbergsgreuth nebenbei seit 2007 wieder eine eigene Fußballabteilung hat, arbeitet man deshalb seitens der Kampagne Zurück zur Spvgg Fürth an einer Rückkehr zur reinen Fürther Identität. Dass das ausgegliederte Profifußballunternehmen bereits seit einigen Jahren nur noch ein schlichtes Kleeblattlogo anstatt das offizielle Vereinswappen mit dem Greuther Anteil nutzt, ist ein erster Teilerfolg dieser Bemühungen.

Doch der große und entscheidende Schritt wäre natürlich die Rückkehr zum alten Namen (mitsamt offizieller Wappenänderung) und die soll auf der nächsten ordentlichen Mitgliederversammlung im Frühjahr 2026 beschlossen werden. Um dort wiederum stimmberechtigt zu sein, muss ein Mitglied dem Verein spätestens zum 31.10.2025 beigetreten sein. Dementsprechend war heute nochmal ein großer Aktionsspieltag mit besagter Choreographie und bis Monatsende wird sicher weiterhin auf allen erdenklichen Wegen um Neumitglieder geworben.

Ich wünsche den Fürthern bei diesem Unterfangen natürlich viel Erfolg, wohingegen ich ihnen für das heutige Fußballspiel das genaue Gegenteil gönnte. Denn als Mitglied des Hannoverschen SV von 1896 hoffte ich selbstredend auf einen Auswärtssieg der Profifußballer meines Vereins, der die mit 16 Punkten aus sieben Spielen gut in die Saison gestartete Titz-Elf nebenbei im Tableau auf einen direkten Aufstiegsplatz führen würde. Die Hausherren hatten dagegen mit bisher neun Punkten einen eher mäßigen Saisonstart und kamen auch heute nicht gut in die Partie. So gelang den von Anfang an spielfreudigen Niedersachsen eine frühe Führung durch Benjamin Källman (6.).

In der Folgezeit behielt der von ca. 1.700 mitgereisten Schlachtenbummlern unterstützte Gast die Spielkontrolle, während die Franken nur selten aus der eigenen Hälfte hinauskamen. Umso ärgerlicher, dass vorerst kein weiterer hannoverscher Angriff zu einem Torerfolg führte und Fürths Stürmer Futkeu Mitte der 1. Halbzeit aus heiterem Himmel, aber mit irdischer Unterstützung von Matsuda und Tomiak, das 1:1 glückte (24.). Nach dem Ausgleich war die 1903 gegründete SpVgg zu allem Überfluss ebenfalls gut im Spiel und begegnete dem HSV bis zum Pausenpfiff auf Augenhöhe.

Ich nutzte die Halbzeitpause fix für Bratwürste im Weckla (4,50 €) und sah auch nach dem Seitenwechsel eine ziemlich ausgeglichene Partie. Beide Mannschaften hatten bereits ein paar Mal den Führungstreffer auf dem Fuß gehabt, ehe Matsuda nach einer guten Stunde ein Zuspiel von Bundu zum 1:2 verwerten konnte. Ich hoffte nun natürlich auf neuerliches Oberwasser für 96. Doch anschließend intensivierte die Elf mit dem Kleeblatt auf der Brust allerdings nochmal ihre Bemühungen und 96 ließ leider richtig gefährliche Entlastungsangriffe vermissen. Die erwartbare Konsequenz war der neuerliche Ausgleich durch Fürths Joker David Abrangao (82.).

Mit der dem bisherigen Spielverlauf durchaus angemessenen Punkteteilung wollte sich aber zumindest die Gastmannschaft nicht zufrieden geben. Jedenfalls startete 96 nochmal eine Schlussoffensive und kam dabei endlich wieder gefährlich vor’s Fürther Tor. Doch dessen Hüter Boevink vereitelte zusammen mit seinen Vorderleuten den ersehnten Siegtreffer. Dadurch geht der Hannoversche SV von 1896 als Fünfter in die anbrechende Länderspielpause, wohingegen die SpVgg unverändert auf Rang 12 verbleibt.

Nach Abpfiff ging’s sofort wieder per ÖPNV nach Nürnberg, wo meine Freunde bereits den erstbesten ICE gen Norden nahmen. Ich hatte hingegen ein Sparpreisticket (14,99 €) für den ICE um 17:31 Uhr und verbrachte noch ein Stündchen in der DB Lounge. Da mein ICE erst in Nürnberg startete, gab es trotz außergewöhnlich hoher Auslastung zum Glück noch einen Sitzplatz für mich und in Göttingen kam es schließlich zu einer überraschenden Reunion. Denn der ICE meiner Hildesheimer Freunde war dort massiv verspätet eingetroffen und dementsprechend klappte der Anschluss in die Dom- und Rosenstadt nicht. Gemeinsam erreichten wir unsere Heimat nun um 20:36 Uhr und ich konnte mühelos an den Schlafrhythmus der Vortage anknüpfen.