- 11.07.2025
- Edinburgh City FC – Partick Thistle FC 1:4
- Scottish League Cup (Group Stage)
- Meadowbank Stadium (Att: 564)
Nachdem am Mittwoch das erste Urlaubsdrittel sein großes Finale mit dem Gastspiel von Rot-Weiss Essen beim Hibernian FC bekommen hatte, ließ ich es am Donnerstag mal locker angehen. Ausschlafen, frühstücken, ein paar Zeilen tippen, ein bisschen Shopping in Glasgow und ein Curry zum Abendessen. Mehr als einen Absatz hat dieser Tag wirklich nicht verdient. Aber für mich war das ganz wertvoll, um das Erlebte der letzten sieben Tage nochmal zu reflektieren und zugleich mal so urlaubsmäßig die Füße hochzulegen.

Doch zwei Gammeltage hintereinander waren natürlich undenkbar. So ging es Freitag nach dem Frühstück und einer Morgenrunde am Clyde abermals per Zug für £ 16.80 (ca. 19,90 €) return von Glasgow nach Edinburgh. Dort kam ich 11:12 Uhr an und mangels durstigen Essenern, war das gefühlt wieder eine ganz andere Stadt als vor zwei Tagen. Somit lud mich heute auch niemand zum gemeinsamen Umtrunk ein und ich musste meinen Tag anders füllen.

Das klappt in Edinburgh aber immer sehr gut, da allein schon ein klassisches Abklappern der Sehenswürdigkeiten tagfüllend sein kann und jedes Mal auf’s Neue begeistert. Fast blöd, dass ich heute nur einen halben Tag da war und trotzdem gleich vier Programmpunkte auf meiner Agenda standen.

Der erste war ein kurzer Streifzug durch die Straßen und Gassen der Altstadt, der außerdem eine Besichtigung der St Giles Cathedral beinhaltete. Man kann die vermeintliche Kathedrale, die mangels ansässigem Bischof eigentlich nur den Status einer Pfarrkirche hat, als Tourist kostenlos betreten. Aber weil der Unterhalt des Bauwerks täglich rund 2.500 € kosten soll, wird am Eingang um Spende gebeten und den empfohlenen Betrag in Höhe von £ 6 (ca. 7 €) konnte ich passenderweise mit meinem lästigen Klimpergeld begleichen.

Am Standort der St Giles Cathedral ist übrigens bereits seit 854 eine Kirche urkundlich verbrieft, während die bis heute erhaltene gotische Baugestalt nach einem großen Brand im 1385 geschaffen wurde. Der Wiederaufbau wurde schließlich im Jahre 1495 abgeschlossen, als der Turm mit seiner markanten Spitze gekrönt wurde. Wenig später wurde St Giles zu einem Schlüsselort der Reformation. Denn hier predigte ab 1559 der große schottische Reformator John Knox, von dem nebenbei ein großes Denkmal den Vorplatz der Kathedrale ziert.

Während ich die St Giles Cathedral bereits von früheren Reisen kannte, war mein zweiter Edinburgher Tagesordnungspunkt eine Premiere für mich. Denn der frühe Nachmittag sollte dem National Museum of Scotland gehören. Dieses befindet ist in einem wunderschönen viktorianischen Museumsbau, der zwischen 1861 und 1888 in mehreren Phasen errichtet wurde und heute über 20.000 Exponate beherbergt. Diese locken bei freiem Eintritt jährlich über zwei Millionen Besucher an.

Aber allein schon die lichtdurchflutete große Galerie ist einen Besuch wert. Die vor ihr zugänglichen Ausstellungsräumen sind in vier thematische Zonen eingeteilt, die sich jeweils über drei Etagen erstrecken. Es beginnt mit der naturkundlichen Sammlung, gefolgt von den Kulturen dieser Welt, einer europäischen Kunst- und Designsammlung und einem Bereich für Wissenschaft und Technologie.

Hier kann man sicher locker einen ganzen Tag verbringen. Aber mir blieb nur Zeit für die in der Begleitbroschüre empfohlenen zwanzig Höhepunkte. Das waren u. a. die urzeitlichen Skelette in der naturkundlichen Galerie, die altägyptische Sammlung im Museumsbereich Weltkulturen oder das ausgetopfte Klonschaf Dolly in der Sektion Wissenschaft und Technik. Darüber hinaus blieb ich bei meinem Streifzug natürlich auch an so manch einem nicht explizit empfohlenen Exponat hängen. Kurios fand ich beispielsweise einen neuzeitlichen Sarg aus Ghana. Der war in Form einer Limousine aus dem Hause Mercedes-Benz gestaltet. Inklusive stylischen Leopardenfellsitzen. Wahrscheinlich hat der Verstorbene seinen Benz sehr geliebt. Sozusagen der Kalle Grabowski von Accra.

An die vier im viktorianischen Altbau untergebrachten Themenbereiche schließt außerdem noch ein 1998 eröffneter Neubau an. Dieser führt auf sieben Etagen chronologisch durch die Geschichte Schottlands. Im Schelldurchlauf arbeitete ich mich dort noch von Urzeit bis in 21. Jahrhundert vor, ehe direkt über den jüngsten Exponaten die Dachterrasse mit einem schönen Rundumblick über Edinburgh lockte.

Anschließend war mein nächster Programmpunkt ein kurzer Ausflug in die Berge. Trotz sehr sommerlicher Temperaturen (25° C) wollte ich nämlich gerne noch auf Edinburghs Hausberg Arthur’s Seat hinauf. Das wollte ich wiederum nicht auf der Touriroute tun, sondern mich dem 251 m hohen Gipfel im buchstäblich hohen Bogen über die bis zu 171 m hohen Salisbury Crags annähern.

Startpunkt war um exakt 16:30 Uhr das St Margaret’s Loch nahe des Palace of Holyroodhouse. Von jenem aufgrund von Cyanobakterienbefall mittlerweile weniger malerischen See stieg ich auf die Salisbury Crags. Auf dem einsamen Klippenweg der imposanten Felsformation genoss ich die herrlichen Ausblicke über Edinburgh und den Nordseearm Firth of Forth, während sich wenige hundert Meter Luftlinie entfernt eine regelrechte Menschenkette auf dem Arthur ihm seinen Seat hochquälte.

Nichtsdestotrotz wollte ich von der anderen Seite ebenfalls noch auf den Gipfel. Blöd nur, dass der alternative Aufstieg von den Salisbury Crags gerade wegen Ausbesserungsarbeiten am entsprechenden Weg nicht möglich ist. Also änderte ich meine Absichten doch wieder und wanderte entlang der Flanke des Berges zurück zum St Margaret’s Loch, wo ich nach 92 Minuten eine 3,53 Kilometer lange Runde mit insgesamt 180 Höhenmetern beendete.

Unweit vom St Margaret’s Loch ging es nun in einen Pub namens The Hoppy. Ich fand mit seit dem Frühstück insgesamt 18,96 km in den Beinen hatte ich mir erstmal ein Bier verdient und realisierte diese Belohnung mit einem Pint Tennant’s Lager für £ 4.50 (ca. 5,20 €). Das trank ich in Gesellschaft von diversen Fans des Partick Thistle FC, was mich wiederum zum vierten Programmpunkt in Edinburgh kommen lässt.

Denn um 19:45 Uhr war im Schatten von Arthur’s Seat noch Fußball angesagt und nach den ganzen Freundschaftsspielen der letzten Tage, sollte ich heute doch tatsächlich mein erstes Pflichtspiel der Saison 2025/26 sehen. So eröffneten der Edinburgh City FC (League Two) und der Partick Thistle FC (Championship) heute im Meadowbank Stadium den diesjährigen Scottish League Cup und für £ 15 (ca. 17,50 €) durfte ich dabei sein.

Jener League Cup startete an diesem Wochenende zunächst mit einer Gruppenphase, in der 40 Teams aus den fünf höchsten Spielklassen des Landes in acht Fünfergruppen um elf Tickets für die K.O.-Runde des Wettbewerbs konkurrieren. Die acht Gruppensieger und die drei besten Gruppenzweiten werden anschließend im Achtelfinale mit den fünf schottischen Europapokalteilnehmern ergänzt, die im Juli und August zunächst ihre sportlichen Herausforderungen auf internationaler Ebene meistern müssen.

Als ich durch’s Drehkreuz war, träumte ich übrigens auch sofort von anderen Herausforderungen, als die nächsten zwei Stunden in Schottlands garantiert beschissensten Profifußballstadion zu verbringen. Das Meadowbank Stadium ist nämlich eigentlich eine Leichtathletiksportstätte mit so gut wie keinem Ausbau. Lediglich auf einer der Geraden hatte man an die Rückwand der benachbarten Sporthalle eine kleine Tribüne mit 500 Sitzen gebaut. Ansonsten steht man als Zuschauer rund um die Laufbahn am Stankett.

Das 1970 eröffnete Meadowbank Stadium war zwar schon immer primär ein Leichtathletikstadion, aber vor der großen Modernisierung in den Jahren 2017 bis 2022 hatte es wenigstens 5.000 Plätze und eine imposante Haupttribüne. Jetzt war es auf eine Gesamtkapazität von 1.280 Zuschauern geschrumpft und endgültig eine Strafe für den mangels Alternativen auf diese Spielstätte angewiesenen Edinburgh City FC.

Auch der im schönen Firhill Park zu Glasgow beheimatete Partick Thistle FC schien hier mit einer gehörigen Portion Wut aufzulaufen. Jedenfalls spielte der Zweitligist den Viertligisten zur Freude von mindestens 50 % der insgesamt 564 Zuschauer mächtig an die Wand. Kurz vor der Pause führte der 1876 gegründete PTFC durch Cammy Logan (4.), Robbie Crawford (8.), ein Eigentor (23.) und Logan Chalmers (39.) bereits mit 0:4. Der Anschlusstreffer von Tiwi Daramola (45+4.) schien derweil nur Ergebniskosmetik zu sein.

Eine vage Hoffnung, dass es im zweiten Durchgang auf dem Rasen ähnlich flott und torreich weitergeht, ließ mich in der Halbzeitpause leider den Gedanken einer vorzeitigen Abreise verwerfen. Denn dummerweise machte der schottische Pokalsieger von 1921 (und Ligapokalsieger von 1972) nach dem Wiederanpfiff nur noch im Schongang weiter und der 1966** als Postal United gegründete Gastgeber konnte dennoch nicht weiter verkürzen. Mitte der 2. Halbzeit überlegte ich dann die Restspielzeit und mein Hungergefühl gleichermaßen beim Imbisswagen totzuschlagen. Aber dort etwas zu essen, wäre bestimmt die nächste Fehlentscheidung gewesen. Also verpisste ich mich zur 75. Minute und wenig später verriet mir das Internet, dass ich im Meadowbank Stadium nichts mehr verpasst hatte.

Für’s Abendessen durfte unterdessen eine Niederlassung von German Doner Kebab in Edinburgh sorgen. Schließlich war heute der letzte Tag der World Doner Week. Das feierte ich zum krönenden Abschluss sogar mit einem Menü. Chicken Doner mit Flaming Fries und Irn-Bru für £ 8.45 (ca. 9,80 €). Fazit: Die Hähnchenvariante schmeckt mir deutlich besser als der Beef Doner von GDK. Warum habe ich am Dienstagabend eigentlich nicht ganz professionell beide getestet?

Um 22:45 Uhr war dann Abfahrt nach Glasgow und kurz vor Mitternacht war ich zusammen mit etlichen Fans der siegreichen Mannschaft zurück in deren Heimatstadt. Dort war zu dieser späten Stunde übrigens so viel auf den Straßen los, dass ich mich sehr über die von stolzen 25,3 Kilometern hervorgerufene Müdigkeit ärgerte. Aber morgen ist auch noch ein Tag und vor allem Abend. Da teste ich vielleicht mal das Glasgower Nachtleben.
*Es gab im Glasgower Pub The Hengler’s Circus ein Chicken Tikka Masala, welches in diesem Wetherspoon’s heute inklusive einem Pint Tennant’s Lager £ 12.65 (ca. 14,65 €) kostete. Übrigens soll Chicken Tikka Masala in den 1960er Jahren ausgerechnet in Glasgow vom im Pakistan geborenen Koch Ali Ahmed Aslam kreiert worden sein. Aber beim beliebtesten Currygericht Großbritanniens ist es wie mit der Currywurst in Deutschland. Es gibt verschiedene Versionen, wer der Erfinder ist.
**Die Thistle Chapel dient seit 1911 als Ordenskapelle des The Most Ancient and Most Noble Order of the Thistle. Dieser „Distelorden“ ist ein 1687 vom König gestifteter Ritterorden, der in der britischen Ordensrangfolge gleich nach dem Order of the Garter (Hosenbandorden) folgt.
***1986 benannte sich Postal United in Edinburgh City um und berief sich dabei auf den bereits 1928 gegründeten, aber 1955 wieder aufgelösten gleichnamigen Club. Seit diesem Identitätsdiebstahl trägt man die Jahreszahl 1928 im Wappen, obwohl der Club eigentlich 38 Jahre jünger ist.