- 13.08.2024
- Sheffield United FC – Wrexham AFC 4:2
- EFL Cup (First Round)
- Bramall Lane (Att: 11.446)
Auch am Dienstag sollte der Ball rollen. Aber ich startete den Tag natürlich erstmal mit einem reichhaltigen Frühstück im Hotel und danach stand wieder eine Wanderung im Peak District an. Zum Start- und Endpunkt der Tour hatte ich den Bahnhof Hathersage auserkoren. 9:14 Uhr war Abfahrt und Hin- und Rückfahrt kosteten zusammen £ 6 (ca. 7 €).

Das pittoreske Dorf Hathersage ignorierte ich nach Ankunft allerdings vorerst und machte mich sogleich motiviert an den ersten Anstieg. Auf den ersten 1,5 km der Wanderung ging es mit ca. 10 bis 15 % Steigung hinauf zu ein paar Bergweiden oberhalb der Ortschaft. Hinter einer Farm wurde der Anstieg mit bis zu 20 % Steigung zwar noch etwas knackiger, aber dafür war nach 3,5 km Wegstrecke bereits das Gros der Höhenmeter für heute gemeistert.

Ich war nun von 160 auf 420 m ü. NN gestiegen und genoss zwischen dem Gipfel Higger Tor und der Felswand Stanage Edge ein herrliches Panorama. Dann marschierte ich schnurstracks auf die Felsen besagter Egde zu. Wie bei der 24 Stunden zuvor abgewanderten Bamford Edge, handelt es sich dabei um eine steile und kilometerlange Felswand aus Sandstein.

Weil unweit der Stanage Edge eine Landstraße nebst Parkplatz verläuft, war hier allerdings etwas mehr los, als an der – zumindest am Vortag – schön einsamen Bamford Edge. Aber immer noch weit entfernt von Massentourismus. Zum Glück wurden an diesem durchaus telegenen Ort bisher nur mittelmäßig erfolgreiche Filme und Serien gedreht und nicht solche Kassenschlager wie Game of Thrones, Harry Potter oder Herr der Ringe. Weil dann wird’s grundsätzlich crowdy an den entsprechenden Spots.

Großer Anziehungspunkt ist die Stanage Edge allerdings für Klettersportler aus dem Vereinigten Königreich. Denn die gut sechs Kilometer lange Steilwand hat etliche unterschiedliche Schwierigkeitsgrade zu bieten und eine Kletterroute namens The Right Unconquerable sollen gar nur die besten ihrer Disziplin meistern können. Ich blieb aber natürlich beim anspruchslosen Wandern auf dem Klippenweg, den übrigens schon die alten Römer zur Querung des Peak Districts genutzt hatten. Lediglich in eine Felsspalte, die man Robin Hood Cave nennt, stieg ich mal hinab. So’n klangvoller Name zieht einfach.

Denn der Peak District ist zwar nicht der Sherwood Forest, aber hier befindet sich das Dorf Loxley (mittlerweile von Sheffield eingemeindet), welches man Robin Hood a. k. a. Robin von Loxley in den Überlieferungen als Herkunftsort zuschreibt. Daher reklamiert man auch in dieser Gegend an verschiedenen Orten das Wirken der Sagengestalt. Später, an der Dorfkirche in Hathersage, sollte ich beispielsweise noch am vermeintlichen Grab von Robin Hoods Gefährten Little John vorbeikommen.

Doch zunächst stand mir ab meinem Tourkilometer 6,2 ein steiler Abstieg bevor. Über Stock und Stein ging es wieder hinunter ins Tal. Ich kam dabei auf meiner Route u. a. noch am Herrenhaus North Lees Hall vorbei, welches der britischen Schriftstellerin Charlotte Brontë als Hauptinspiration für die Thornfield Hall in ihrem Roman „Jane Eyre“ diente. Auf dem letztem Kilometer der Tour spazierte ich dann schließlich durch’s malerische Hathersage, entdeckte besagtes Little John Grave und traf zeitgleich mit einem Zug nach Sheffield um 13:45 Uhr wieder am Bahnhof ein.

Insgesamt war ich also vier Stunden unterwegs gewesen, wovon ich 3:18 h mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 3,2 km/h in Bewegung war. Neben 10,7 km Strecke, wurden auf dieser Tour auch 330 Höhenmeter gemeistert.
In Sheffield ging es unverzüglich unter die Dusche und nach der Revitalisierung hatte ich gegen 14 Uhr wieder genug Motivation für einen Stadtspaziergang. Anpfiff beim Sheffield United FC war schließlich erst 20 Uhr und all zu viel von der Stadt hatte ich noch nicht gesehen.

Ich begann mit dem Viertel Kelham Island. Die Gegend erinnert ein wenig an Manchesters Northern Quarter oder Liverpools Baltic Triangle. Hier versucht Sheffield seit einigen Jahren die Metamorphose eines ehemaligen Industriequartiers in eine urbane Heimat für Start-ups, Künstler und Kreative. Zugleich haben angesagte Lokale das Viertel zum Anziehungspunkt für Besucher von nah und fern gemacht.

Aber auch das industrielle Erbe kommt nicht zu kurz. Einerseits können und sollen die zu modernem Wohnraum oder Workspace umgewidmeten Fabriken ihre einstige Bestimmung nicht verhehlen. Andererseits vermittelt das Kelham Island Museum anschaulich die Industriegeschichte der Steel City (bei freiem Eintritt übrigens). Denn schon im Spätmittelalter war Sheffield für seine exzellenten Messerschmiede, Schleifer und Werkzeugmacher bekannt. 1742 entwickelte Benjamin Huntsman hier ferner den Gussstahl und gut 100 Jahre später (1856) patentierte der hiesige Ingenieur Henry Bessemer das nach ihm benannte Verfahren zur Stahlerzeugung.

Mit den so genannten Bessemerbirnen begann endgültig die industrielle Massenproduktion von Stahl und Sheffields Betriebe zeichneten sich im ausgehenden 20. Jahrhundert für rund die Hälfte der weltweiten Produktion verantwortlich. Ein Jahr nach Krupp in Deutschland, gelang Harry Brearley 1913 in den Brown Firth Laboratories (gemeinsame Forschungseinrichtung der hiesigen Stahlproduzenten John Brown & Company und Thomas Firth & Sons) außerdem die Herstellung von nichtrostendem Stahl. Das gab der Sheffielder Industrie einen weiteren Schub.

Erst in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts geriet der Stahlsektor in einen wirklichen Abschwung. Die Wirtschaftskrise in den 1970er Jahren führte zur Schließung vieler Stahlwerke und entsprechend hoher Arbeitslosigkeit. Heute produziert mit Sheffield Forgemasters nur noch ein Unternehmen Stahl in der Steel City. Zwangsläufig fand ergo ein Strukturwandel statt, bei dem sich die lokale Wirtschaft ab Ende der 1980er Jahre erfolgreich diversifizieren konnte. Wie in vielen ehemaligen Industriehochburgen, prägt heute der Dienstleistungssektor den Arbeitsmarkt und Kelham Island – dessen Start-ups ca. 25.000 neue Arbeitsplätze in Sheffield geschaffen haben – steht sinnbildlich für diesen Wandel.

Vom am Fluss Don gelegenen Kelham Island stieg auf meinem Streifzug als nächstes zum eigentlichen Stadtkern hinauf. Denn Sheffield ist eine sehr hüglige Stadt. Im Prinzip gehört sie geologisch immer noch zum Peak District, nur dass bei den hiesigen Hügeln und Tälern die Natur Straßen und Häusern gewichen ist. Wobei Sheffield nichtsdestotrotz eine sehr grüne und naturnahe Stadt ist, die neben Steel City auch stolz den zweiten Beinamen Outdoor City trägt. Doch dazu in einem späteren Bericht mehr.

In Zentrum erwartete mich nun ein bunter Architekturmix. Da die deutsche Luftwaffe es im Zweiten Weltkrieg (1939 – 1945) natürlich auch auf die kriegswichtige Stahlstadt abgesehen hatte, hat der Stadtkern leider kaum noch geschlossene historische Bebauung. Aber das Georgian Quarter mit seinen erhaltenen Gebäuden aus der georgianischen Epoche (ca. 1714 –1830) ist diesbezüglich einen Besuch wert. Heute beheimatet es neben Wohnraum viel Kleingewerbe und ist wie Kelham Island ein Stadtviertel mit urbanem und kreativem Charakter.

Daneben gibt es im Zentrum noch viele Einzelgebäude oder Häuserzeilen von historischem Wert. Allen voran natürlich die Kathedrale. Die Geschichte jener Cathedral Church of St. Peter and St. Paul reicht bis ins 12. Jahrhundert zurück, als an ihrer Stelle eine von den normannischen Eroberern errichtete Kirche stand. Diese wurde im 13. Jahrhundert durch eine größere gotische Kirche ersetzt. Deren Baugestalt ist teilweise noch erhalten, wenngleich es in den folgenden Jahrhunderten immer wieder zu Umbauten und Erweiterungen kam.

Auch die Old Town Hall (1808) und die New Town Hall (1897) sind einen Blick wert und stehen beide unter Denkmalschutz. Das letzte erhaltene Fachwerkhaus aus dem Mittelalter (1475 erbaut) fand ich wiederum bei meinem Hotel um die Ecke. Es beheimatet, wie soll es auch anders sein, einen Pub. Von jenem Old Queen’s Head war es dann auch lediglich ein Katzensprung zum dritten und letzten Quartier meines nachmittäglichen Erkundungsspaziergangs.

Es zog mich zu den mein Hotelfensterpanorama dominierenden Park Hill Flats. Ein zwischen 1957 und 1961 realisiertes Wohnbauprojekt mit knapp 1.000 Wohneinheiten. Jene Park Hill Flats wurden von den Architekten Jack Lynn und Ivor Smith entworfen, die stark von Le Corbusiers Ideen beeinflusst waren. Sie folgten dem Konzept Streets in the Sky, bei dem breite Laubengänge und Verbindungsbrücken jeder der Etagen sozusagen ein eigenes Trottoir stiften. Der Stil und dominierenden Materialien (Beton, Stahl und Glas) machen die Flats zu einem Musterbeispiel des Brutalismus.

Obendrein war die Anlage zum Zeitpunkt ihres Baus eines der größten und ehrgeizigsten sozialen Wohnungsbauprojekte in Großbritannien. Immer noch von der Arbeiterklasse bewohnte Slums aus dem 19. Jahrhundert wurden abgerissen und durch seinerzeit modernsten Wohnraum mit Zentralheizung, Badezimmern und großzügigen Wohnflächen ersetzt. Parallel zur Krise der hiesigen Industrie, setzte in den 1980er Jahren allerdings auch der Niedergang der Park Hill Flats ein. Das Viertel entwickelte sich zu einem sozialen Brennpunkt Sheffields.

Nichtsdestotrotz stellte man den Gebäudekomplex aufgrund seiner architekturgeschichtlichen Relevanz bereits 1998 unter Denkmalschutz und entwickelte parallel Pläne zur Modernisierung und Revitalisierung. Seit 2007 läuft mittlerweile ein groß angelegtes Sanierungsprojekt unter der Federführung des Architekturbüros Urban Splash, welches bereits mehrere Blöcke in neuem Glanz erscheinen lässt.

Ferner haben die Park Hill Flats über die Dekaden auch eine kulturelle Relevanz entwickelt. Der Komplex hat Künstler, Filmemacher und Schriftsteller inspiriert und Eingang in ihre Werke gefunden. So waren mir die Flats beispielsweise bereits aus dem Film „71“ und der Serie „This is England“ bekannt. Außerdem ist der 2001 von einem Mann an eine der Fußgängerbrücken gesprühte Heiratsantrag „I love you, will u marry me“ zu einem popkulturellen Symbol Sheffields geworden. Urban Splash produzierte T-Shirts mit dem Schriftzug, wovon u. a. Alex Turner (Frontmann der Arctic Monkeys) eins auf der Bühne trug. Dazu inspirierte das Graffiti die Bands The Crookes und Yungblud zu Songs, während die Thornbridge Brewery ihm eine eigene Bierkreation widmete. Im Zuge der Renovierungsarbeiten ersetzte Urban Splash den gesprühten Originalschriftzug übrigens mit einer Nachbildung aus Neonröhren, so dass er nun nachts leuchtet.

Als ich davon ein Foto bei Instagram in meiner Story postete, schrieb mir übrigens tatsächlich eine meine Followerinnen, dass sie meinen Antrag annimmt. Ja, gut. Bin ich wohl bald verheiratet. Wie es dann mit der Reiserei und dieser Seite hier weitergeht, wird man sehen. Zwar gab sich die Heiratswillige kompromissbereit. Allerdings wir wissen auch alle, dass sie einem vor der Ehe gerne das Blaue vom Himmel versprechen. Und wenn der Ring erstmal den Finger ziert, ist es vorbei mit den Freiheiten. Dann kann ich höchstens noch Berichte aus Bad Meingarten oder vom Besuch bei Schwiegermuttern schreiben.

Doch noch war es nicht so weit und um mich nochmal richtig frei zu fühlen, erklomm ich den benachbarten Hügel mit dem Norfolk Park. Von dort hat man einen fantastischen Ausblick auf die Innenstadt und auch das Stadion von Sheffield United war prominent im Bild. Jetzt gegen 18 Uhr war es langsam an der Zeit dorthin aufzubrechen. Allerdings musste auf dem Weg definitiv noch was zwischen die Rippen. Dazu fand ich die ca. 500 m vom Stadion entfernte Mikrobrauerei Triple Point Brewing mit ihrer angeschlossenen Burgerbraterei Twisted Burgers eigentlich ideal. Ich dachte mir zwar schon, dass es dort am Matchday sehr belebt sein wird. Aber man will ja auch Atmosphäre haben.

Blöd allerdings, dass an Spieltagen auf der Sonderspeisekarte nur Cheeseburger, ’ne vegane Alternative und Fritten angeboten werden. Also nichts mit einem Triple Smashed Burger mit Monterrey Jack, Maple Cured Bacon, Sweet Onion Chutney und Raunchy Barbecuesauce oder sowas in der Art. Stattdessen musste ich mich mit ’nem lütten Cheesy zufrieden geben, der zusammen mit Fritten und einem Pint des hausgebrauten Lagers namens Kop £ 13.90 (ca. 16,40 €) kostete.

Eine Viertelstunde vor Anpfiff erreichte ich schließlich die Spielstätte des Sheffield United FC an der Bramall Lane, die 1855 eröffnet wurde und auf deren Rasenviereck seit 1862 Fußballspiele ausgetragen werden. Damit ist es der älteste Ground der Welt, der von einem Profiteam bespielt wird. Übertroffen wird die Bramall Lane altersmäßig lediglich von der Sandygate Road (ebenfalls in Sheffield), wo der 1860 gegründete Hallam FC am Boxing Day jenes Jahres gegen den drei Jahre älteren Sheffield FC das weltweit erste Fußballspiel zweier Clubs austrug (bis dahin hatten die Fußballpioniere nur vereinsintern Spiele ausgetragen, beispielsweise Verheiratete gegen Unverheiratete oder gerade gegen ungerade Geburtsjahrgänge).

Auch im ersten Fußballspiel an der Bramall Lane standen sich 1862 zunächst der Sheffield FC und der Hallam FC gegenüber. Der Sheffield United FC wurde hingegen erst 1889 von fußballbegeisterten Mitgliedern des Sheffield United Cricket Club aus der Taufe gehoben und fand mit der Bramall Lane sogleich eine attraktive Heimstätte im Stadtzentrum. Davor diente die seinerzeit größte Sportstätte Sheffields diversen Teams als Austragungsort wichtiger Spiele und war u. a. von 1880 bis 1887 der permanente Home Ground des Sheffield Wednesday FC gewesen.

Sheffield United durfte an der Bramall Lane immerhin eine englische Fußballmeisterschaft feiern (1898) und den FA Cup konnte der Club bisher gar viermal gewinnen (1899, 1902, 1915 & 1925). Doch die Jahreszahlen verraten eben auch, dass die letzten 99 Jahre leider ohne große Triumphe über die Bühne gingen. Aber wenigstens war man 1992 Gründungsmitglied der Premier League und anders als der große Rivale Sheffield Wednesday, war der SUFC auch im 21. Jahrhundert bereits ein paar Saisons erstklassig. Das letzte Intermezzo in der umsatzstärksten Fußballliga der Welt liegt dabei gerade mal ein paar Wochen zurück. Nach dem Abstieg heißt es nun wieder Championship, während heute allerdings EFL Cup (Ligapokal) angesagt war und man ein Heimspiel gegen einen Drittligisten zugelost bekam.

Jener unterklassige Gast war der mittlerweile weltbekannte Wrexham AFC aus Wales. Seit die us-amerikanischen Schauspieler Rob McElhenney und Ryan Reynolds sich dort im November 2020 als neue Eigentümer einkauften und eine TV-Dokumentationsserie namens Welcome to Wrexham deren Wirken begleitet, stieg die Zahl der Suchanfragen auf Google gigantisch an. Aber auch sportlich läuft es seit Beginn der walisisch-kalifornischen Kollaboration großartig. Der älteste Fußballclub von Wales (1864 gegründet) kehrte 2023 nach 15 Jahren Abwesenheit endlich wieder in die viertklassige League Two zurück. Dort gelang der Durchmarsch, so dass diesen Sommer sogleich die nächste Aufstiegsfeier in Wrexhams Racecourse Ground über die Bühne ging. Übrigens auch eine äußerst altehrwürdige Spielstätte, die bereits 1807 eröffnet wurde und in der seit 1872 Fußball gespielt wird. Mehr dazu, wenn ich es endlich mal nach Wrexham schaffe. It’s on the list…

Entsprechend euphorisiert sind die Fans des Wrexham AFC und erschienen auch am heutigen Dienstagabend zahlreich in Sheffield (ca. 1.700 Waliser werden’s im Away End gewesen sein). Für den Heimanhang war dieses Erstrundenmatch des Ligapokals dagegen weitaus weniger reizvoll, so dass der Kop hinter’m Tor gar nicht erst geöffnet wurde und trotz Schnäppchenpreis von £ 16 (ca. 19 €) pro Ticket nur insgesamt 11.446 zahlende Zuschauer gezählt wurden. Aber jene, die gekommen waren, sangen natürlich trotzdem inbrünstig zu den Klängen von John Denvers Schnulze „Annie’s Song“ die inoffizielle Vereinshymne „Greasy Chip Butty“.

You fill up my senses
Uniteds Version von John Denvers „Annie’s Song“
Like a gallon of Magnet*
Like a packet of Woodbines**
Like a good pinch of snuff***
Like a night out in Sheffield
Like a greasy chip butty****
Like Sheffield United
Come fill me again

Für die Blades (Klingen), die dank der bereits von mir ausgebreiteten lokalen Wirtschaftsgeschichte zu ihrem Spitznamen kamen, gab es nach Abpfiff allerdings erstmal wenig Grund für weitere Liebesbekundungen. Wrexham begann forsch und der Führungstreffer von ihrem irischen Angreifer Will Boyle in der 29. Minute war durchaus verdient. Der Ausgleich durch Uniteds Auston Trusty sechs Minuten später dagegen eher schmeichelhaft.

Erst nach dem Seitenwechsel wurde der SUFC seiner Favoritenrolle gerecht. Dank eines Eigentors von Wrexhams Lewis Brunt übernahm der Hausherr in der 57. Minute die Führung und sollte sie nicht wieder hergeben. Das heute groß aufspielende Offensivtalent Louie Marsh erhöhte in der 69. Minute auf 3:1 und und fünf Minuten vor dem Ende der regulären Spielzeit besorgte Ben Slimane das 4:1. Bester Mann der Blades war in meinen Augen jedoch Abwehrchef Harry Souttar. Ohne den wäre es noch viel öfter brenzlig vor dem eigenen Tor geworden. Wahnsinn, wie souverän der nahezu alle seine Zweikämpfe am Boden und in der Luft gewann.

Bei Wrexham stimmte dennoch bis zum Ende die Moral und selbst bei diesem mittlerweile hoffnungslosen Rückstand wurde vorne wie hinten alles reingehauen. Der Lohn war wenigstens noch etwas Ergebniskosmetik in der Nachspielzeit, als Sebastian Revan auf 4:2 verkürzte. Der immer wieder vom Heimanhang als Sheep Shagger verspottete Mob aus Wales wirkte deshalb trotz Niederlage ganz zufrieden. Man hatte sich gegen den Absteiger aus der Premier League teuer verkauft.

Nach dem Spiel konnte ich mich nochmal an der zentralen Lage des Stadions erfreuen. Der Bahnhof ist lediglich einen guten Kilometer von der Bramall Lane entfernt. Dementsprechend waren es auch nicht einmal zwei Kilometer bis zu meinem Hotel. Dort lag ich bereits 22:15 Uhr im Bett und blickte erwartungsvoll auf den nächsten Tag. Denn es sollte zu Leeds United gehen. Neue Stadt, neuer Ground und natürlich auch ein neuer Bericht.
*das Magnet Bitter der Brauerei John Smith’s ist ein beliebtes Bier in Yorkshire.
**Woodbines sind starke englische Zigaretten, die früher besonders in der Arbeiterklasse Anklang fanden.
***Snuff (Schnupftabak) ist seit dem 18. Jahrhundert ein Sheffielder Exportschlager.
****Ein Greasy Chip Butty ist ein mit Pommes frites belegtes Sandwich, welches viele Fish & Chips Shops anbieten und ebenfalls stark mit der Arbeiterklasse assoziiert wird.