- 11.08.2024
- Sheffield Wednesday FC – Plymouth Argyle FC 4:0
- Championship (II)
- Hillsborough Stadium (Att: 29.535)
Nachdem ich meinen zweiwöchigen UK-Trip mit einer Übernachtung in King’s Lynn eingeläutet hatte (siehe King’s Lynn 08/2024), kam ich ich am zweiten Tag der Reise um 13:32 Uhr in Sheffield an. Keine zehn Minuten später wurde ich in meinem Domizil für die nächsten 13 Tage und Nächte vorstellig. Denn erste Ideen einer Nomadentour mit zehn bis zwölf verschiedenen Übernachtungsorten hatte ich letztes Endes doch verworfen. Stattdessen fand ich eine Basis in der geografischen Mitte Englands sinniger. Von hier konnte ich mit wenig Geld- und Zeitaufwand diverse Tagesausflüge unternehmen und musste nicht täglich meine knapp 20 Kilogramm Gepäck von A nach B transportieren.

Zugleich fand ich in der 580.000-Einwohner-Stadt eine relativ günstige Unterkunft. Das Ibis Sheffield City (***) rief für 13 Nächte mit Frühstück gerade einmal £ 710 (ca. 845 €) auf. Dieser Schnäppchenpreis mag daran liegen, dass die ehemalige Industriestadt in South Yorkshire bisher nicht wirklich die Tourimassen anlockt. Ob zu Recht oder zu Unrecht, würde ich in den kommenden Tagen garantiert herausfinden. Wer allerdings zwei große Fußballvereine mit zwei schmucken Stadien besitzt, historisch obendrein das Home of Football ist und als einzige Stadt des Landes einen Nationalpark auf dem Stadtgebiet vorweisen kann, dürfte zumindest für meine Interessen eine gute Destination darstellen. Da hatte ich schon vor meiner Ankunft wenig Zweifel.

Nachdem ich meinen riesigen Rucksack entpackt hatte, rief auch gleich einer der beiden Fußballvereine. Sheffield Wednesday sollte an diesem Sonntagnachmittag um 16 Uhr Plymouth Argyle zum ersten Spiel der neuen Saison empfangen. Für diesen Leckerbissen der zweitklassigen Championship hatte ich mir im Vorverkauf ein erstklassig bepreistes Ticket für £ 41 (ca. 48 €) gesichert und machte mich 96 Minuten vor Anpfiff zum altehrwürdigen Hillsborough Stadium auf.

Da jenes bereits 1899 eröffnete Stadion im Stadtteil Owlerton ca. 60 Fußminuten vom Zentrum entfernt ist, entschied ich mich die Supertram zu nehmen. Eine Haltestelle dieses Verkehrsmittels befand sich direkt beim Hotel und die Bahn sollte von hier erfreulicherweise bis zum Stadion durchfahren. Nur an einen Fahrschein kam ich zunächst nicht. Weder gab es einen Automaten an der Haltestelle, noch in der Tram. Dazu misslang mir die Installation einer entsprechenden App. Als nach ein paar Stationen eine Schaffnerin die Ticketkontrolle begann, legte ich mir die passenden Sätze zurecht und hoffte auf Gnade für unbedarfte Touristen. Doch schnell wurde mir klar, dass ziemlich viele Mitfahrende ihr Ticket direkt bei ihr lösen. So durfte sie letztlich auch meine Kreditkarte mit £ 5.20 (ca. 6,10 €) für eine Hin- und Rückfahrt belasten.

Eine gute Stunde vor Anpfiff erreichte ich das knapp 40.000 Zuschauer fassende Stadion und machte erstmal einen Spaziergang im Umfeld. Es gab es u. a. diverse Wandbilder zu entdecken und natürlich existiert auch eine Gedenkstätte für das Hillsborough disaster. Denn 1989 war es hier bei einem Halbfinale im FA Cup zwischen dem Liverpool FC und Nottingham Forest durch fatale Fehlentscheidungen der Polizei zu einer Katastrophe mit hunderten Verletzten und letztlich 97 Todesopfern gekommen. Eine schreckliche Tragödie, bei der die Angehörigen der Verstorbenen jahrzehntelang um Gerechtigkeit kämpfen mussten.

Zugleich hat das Hillsborough disaster den englischen Fußball nachhaltig verändert. Da damals Polizei, Politik und Medien unisono die Fans zu den Schuldigen der Katastrophe erklärten, wurden sofort Stimmen laut, die am Ende eines von Ausschreitungen durch Hooligans geprägten Jahrzehnts die Abschaffung der Stehplätze forderten. Premierministerin Margaret Thatcher ernannte nun den Richter Lord Taylor of Gosforth zum Leiter einer Untersuchungskommission, die sich mit den Ursachen des Hillsborough disaster befassen und entsprechende Empfehlungen ausarbeiten sollte. Der gemeinhin Taylor Report genannte Abschlussbericht der Kommission wurde im Januar 1990 veröffentlicht und führte u. a. dazu, dass in den Spielstätten der Profivereine alle Steh- in Sitzplätze umgewandelt werden mussten und die Absperrzäune in den Stadien entfernt wurden.

Dass nicht Ausschreitungen der Fans, sondern fatale Fehleinschätzungen der Polizei zu den Toten und Verletzten geführt hatten, stellte dagegen erst 2016 eine Untersuchungskommission unter Leitung des Richters John Goldring fest. In deren Abschlussbericht heißt es, dass die Polizei durch falsche Lenkung der Besucherströme für die Überfüllung des betroffenen Stadionsektors gesorgt hatte, was den komplett umzäunten Block letztlich zur Todesfalle werden ließ. So wurden hunderte Zuschauer von den nachströmenden Massen zwangsläufig an den Stadionzaun gedrückt und hatten keine Fluchtmöglichkeit. Ferner wurde festgestellt, dass auch die FA eine Mitverantwortung trägt. Denn eigentlich hätten in dem Stadion seinerzeit aufgrund eklatanter Sicherheitsmängel keine Spiele mehr stattfinden dürfen (u. a. waren die Durchfahrten zu schmal für Rettungsfahrzeuge).

Selbstredend ist auch der Ort der Katastrophe seit mittlerweile 34 Jahren ein All-Seater ohne Zäune. Nichtsdestotrotz versprüht Hillsborough weiterhin den Charme eines traditionsreichen englischen Stadions. Dazu wird es vom einem der ältesten Fußballclubs der Welt bespielt (gegründet am 4. September 1867), der bereits dreimal den FA Cup (1896, 1907 & 1935) und viermal die englische Fußballmeisterschaft (1903, 1904, 1929 & 1930) gewinnen konnte. Ferner war man 1992 Gründungsmitglied der Premier League. Die Beletage des englischen Fußballs musste Wednesday allerdings im Jahre 2000 verlassen und träumt seitdem vergeblich von einer Rückkehr.

Man pendelte stattdessen im bisherigen 21. Jahrhundert fröhlich zwischen zweiter und dritter Ligastufe. 2023 gelang mal wieder die Rückkehr in die zweitklassige Championship, doch nach 13 Spieltagen lag der SWFC sieglos mit mickrigen drei Punkten abgeschlagen am Tabellenende. Dann wurde allerdings der Grund verpflichtet, warum ich heute einen Ohrwurm vom alten Discohit „Daddy Cool“ bekommen sollte.

Denn im Oktober 2023 übernahm ein gewisser Danny Röhl das Traineramt bei Wednesday und vollbrachte ein kleines Fußballwunder. Der gebürtige Zwickauer (Jahrgang 1989) holte mit seinem Team noch 50 Punkte bis Saisonende und schaffte so am 46. und letzten Spieltag den kaum mehr für möglich gehaltenen Klassenerhalt. Klar, dass der ehemalige Assistent von Hansi Flick bei den Fans der Owls* (Eulen) ein gefeierter Held ist und als solcher natürlich auch seinen eigenen Song hat. Zur Melodie des bereits erwähnten Hits von Boney M erschallte heute vor, während und nach dem Spiel „Danny, Danny Rohl… Danny, Danny Rohl“ von den Rängen.

Auch T-Shirts mit seinem Konterfei oder mit dem Spruch „Röhl with us“ erspähte ich vereinzelt. Hoffentlich alles offizielle Lizenzprodukte… Denn Sheffield Wednesday hat just vor dieser Partie der Produktpiraterie den Kampf angesagt. Zwar wird in ihrer Mitteilung zunächst nur angedroht, dass einem diese Saison mit unlizenzierten, sprich gefälschten Trikots der Zutritt zum Stadion verweigert wird. Aber das ist vielleicht nur der erste Schritt und T-Shirts, Mützen, Socken usw. geraten ebenfalls bald ins Visier des Vereins.

Heute sollte der 1867 als Fußballsparte des Wednesday Cricket Club gegründete Hausherr – die Cricketeers spielten zunächst immer mittwochs, daher der kuriose Name – allerdings erstmal wieder für positive Schlagzeilen sollten. Denn die seit diesem Sommer von Wayne Rooney trainierte Gastmannschaft aus Plymouth sah keinen Stich gegen Wednesday. Die Owls dominierten das Geschehen vom Anpfiff weg und die Pilgrims (Pilgerväter)** hatten Glück, dass dabei bis Pausenpfiff nur der Führungstreffer vom heutigen Debütanten Jamal Lowe (35.) raussprang.

Im zweiten Durchgang änderte sich nichts an den Spielanteilen. Wenige Minuten waren gespielt, da erzwang einer der Angriffe der Hausherren obendrein ein Eigentor der Gäste (52.). Von Plymouth dagegen weiterhin kaum offensive Akzente, während Wednesday in der Schlussphase endlich etwas effizienter vor dem Tor wurde. Denn normal hätte es schon längst 3:0 oder 4:0 stehen müssen, als Josh Windass in der 82. Minute schließlich das überfällige dritte Tor für die Röhl-Schützlinge erzielte.

Auf den Rängen herrschte danach endgültig Partystimmung. Zumal am Vortag keiner der Konkurrenz sein Auftaktmatch mit mehr als zwei Toren gewinnen konnte und Wednesday somit gegenwärtig die Tabellenführung übernommen hatte. „We’re top of the league“-Gesänge werden in der jüngeren Vergangenheit definitiv Seltenheitswert im heute übrigens von 29.535 Zuschauern besuchten Hillsborough Stadium gehabt haben (darunter etwas über 1.300 Gästefans).

Den Schlusspunkt an diesem sonnigen Sonntagnachmittag durfte schließlich der Angreifer Michael Smith setzen. In der 6. Minute der Nachspielzeit stellte sein im Nachschuss erzieltes Tor den auch in der Höhe verdienten Endstand her. Dann ertönte der Abpfiff und die Fans wussten, wen sie zuvorderst für diesen überzeugenden Auftritt der Mannschaft zu danken hatten. Danny aus Westsachsen war einmal mehr der Held bei Wednesday. Röhl 4, Rooney 0.

Ein paar Minuten nach Abpfiff machte ich mich wieder auf den Weg zur Tram und nahm in die nächstbeste gen Stadtzentrum. Dort checkte ich die mannigfaltigen Optionen für ein Abendessen und landete am Ende doch in einem Wetherspoon’s. Im The Water Works orderte ich die Sticky Korean Fried Chicken Bowl. In der alsbald servierten Schüssel befanden sich Fritten, frittiertes Huhn und eine pikante Korean BBQ-Sauce. Die koreanische Kalorienbombe kostete zusammen mit einem Pint Guinness vertretbare £ 10 (ca. 11,80 €).
- 12.08.2024
- City of Liverpool FC – Hanley Town FC 0:0
- NPL Division One West (VIII)
- Halton Stadium (Att: 312)
Am Montagmorgen wollte ich mich nach dem Aufwachen sogleich auf das Frühstücksbuffet meines Hotels stürzen. Allerdings war ich gegen 8 Uhr nicht nur der einzige Gast dort, sondern die Warmtheke war leer und vor allem auch blitzblank sauber. Doch noch bevor ich empört nach dem Geschäftsführer verlangen konnte, wurde ich proaktiv vom Personal aufgeklärt, dass Hot Food für die Gäste aufgrund der geringen Hotelauslastung heute frisch auf Bestellung zubereitet wird. Da beauftragte ich doch gern Sausages, Scrambled Eggs, Bacon und Baked Beans und vertrieb mir die Wartezeit mit einem Joghurt.

Nach dem Frühstück ging’s umgehend zum Bahnhof, wo ich um 9:14 Uhr einen Zug nach Bamford im Peak District bestieg. Der Ausflug in die Berge kostete für Hin- und Rückfahrt £ 6.80 (ca. 8 €) und keine 30 Minuten nach der Abfahrt in Sheffield war ich am Startpunkt meiner ausbaldowerten Tour. Auf einer knapp 10 km langen Strecke wollte ich u. a. die Felswand Bamford Edge und die Talsperre Ladybower Reservoir abwandern.

Da die Felsformation den Anfang machen sollte, ging es vom Dörfchen Bamford sofort schön steil bergauf. Mit meistens 15 bis 20 % Steigung quälte ich mich bei Nieselregen von 150 m auf 410 m ü. NN hoch. So dauerte die eigentlich nur 2,9 km lange Teilstrecke auch gleich mal 75 Minuten. Aber dafür wurden einem schon beim Aufstieg fantastische Ausblicke geboten und oben wurde es noch besser.

Der Himmel klarte langsam auf und in Gesellschaft von ein paar Schafen ging es nun mit spektakulärem Panorama die Sandsteine entlang. Viele der Felsvorsprünge ragten dabei ein ordentliches Stück ins Tal des Flusses Derwent, respektive in den Himmel hinaus. Dazu grüßte auf der anderen Seite des Tals der markante und 462 m hohe Win Hill (gut auf dem Titelbild dieses Berichts zu erkennen). Der wäre sicher auch nochmal eine Tour wert.

Auf meinem Wanderkilometer 4,3 begann schließlich mein Abstieg hinunter ins Tal. Zwischen den Felsen führte ein Geröllweg zunächst sehr steil hinab, doch nach etwa 500 Metern mündete dieser in ein Waldstück mit gefühlt tausende Jahre alten Bäumen. Die knorrigen Riesen schienen regelrecht den mit Moos und Heidekraut bedeckten Felsen entwachsen zu sein und formten mit ihren Ästen ein Dach über dem schmalen und steinigen Wanderpfad.

Unten im Tal war dann eine Landstraße zu queren, auf deren anderen Seite mich das bereits von den Klippen erspähte Ladybower Reservoir erwartete. Diese Talsperre des Flusses Derwent, die zwischen 1935 und 1943 vom Derwent Valley Water Board erbaut wurde, kann bis zu 27.896.000 m³ Wasser stauen und spielt eine wichtige Rolle bei der Trinkwasserversorgung der Region. Von der Staumauer bot sich mir ein schöner Ausblick, ehe es die letzten 3,8 km auf dem so genannten Thornhill Trail parallel zum Derwent zurück nach Bamford ging.

Ich erreichte den Ausgangspunkt meiner Tour ziemlich genau drei Stunden nach meinem Start (davon war ich laut Smartphone knapp 2,5 Stunden mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von 4 km/h in Bewegung). Auf den insgesamt 9,6 Wanderkilometern waren außerdem 270 Höhenmeter gemeistert worden. Ferner kam ich eine Minute vor einem Zug nach Sheffield am Bamforder Bahnhof an, so dass ich diesen um 12:41 Uhr besteigen konnte.

In Sheffield ging es noch kurz ein paar Lebensmittel kaufen und anschließend zwecks Duschen und neu Einkleiden zurück ins Hotel. Nach der Revitalisierung und etwas Mittagsruhe stand dann wieder König Fußball auf der Agenda. Am heutigen Montag waren die Optionen zwar rar, aber mein in Liverpool wohnhafter Kumpel Tommy hatte mir einen Tipp gegeben. Der vom ihm unterstütze City of Liverpool FC würde diese Saison nicht mehr in der eigenen Stadt, sondern im knapp 20 km entfernten Widnes kicken. Dort hatte man das schicke Halton Stadium angemietet und heute Abend stand das erste Heimspiel der neuen Saison an.

Deshalb marschierte ich um 16:30 Uhr wieder zum Bahnhof. Dort musste ich aber leider erfahren, dass mein gebuchter Zug nach Widnes um 16:43 Uhr ausfällt. Erst 17:41 Uhr könne ich fahren… Welch hocherfreuliche Nachricht! Denn die pünktliche Ankunft zum Anpfiff würde auch mit dem Folgezug klappen, es winkte abermals eine Rückerstattung des Fahrpreises in Höhe von £ 25.30 (ca. 30 €) und Sheffield kann obendrein einen der angeblich besten Pubs Englands als Bahnhofskneipe vorweisen.

Im jener Schankwirtschaft namens Sheffield Tap gönnte mir als erstes ein Pint Fruit Bomb der Derby Brewing Company für £ 4.60 (ca. 5,40 €). Ein in der Tat sehr fruchtiges Pale Ale, dessen Zitrusnoten mit den Bitternoten dieses Bierstils auf meinem Gaumen einen wilden Tanz aufführten. Anschließend hatte ich immer noch eine Pintlänge Wartezeit, so dass ich mir mit dem Easy Rider der Sheffielder Kelham Island Brewery ein weiteres Bier zapfen ließ. Jenes Modern Blonde Ale kostete einerseits genauso viel wie die Fruit Bomb und kam andererseits ebenfalls mit einem betörenden Mix aus Frucht- und Bitternoten daher. Aber in diesem Fall war alles sanfter abgestimmt so, dass ich gerne noch ein zweites Pint dieses Ales geordert hätte. Doch der 5.41 pm to Widnes war „leider“ on time.

Jenes Widnes in der Peripherie von Liverpool erreichte ich um 19:15 Uhr und hatte nun noch 30 Minuten Zeit bis zum Anstoß des ersten Saisonspiels des City of Liverpool FC. Damit war ein Abendessen vor Anpfiff, wie ursprünglich angedacht, leider nicht mehr drin. Aber bei exakt 1.896 m Wegstrecke saß ich wenigstens pünktlich zu Spielbeginn auf der Haupttribüne des mit 13.350 Plätzen für einen Achtligisten leicht überdimensionierten Stadions.

Normal ist das bereits 1896 eröffnete Halton Stadium die Heimat der Widnes Vikings (Rugby League). Aber Eigentümer ist die öffentliche Hand und die vermietet das Stadion u. a. auch an den Fußballclub Widnes FC, die American Footballer der Halton Spartans und nun ebenso an den City of Liverpool FC. Dass sich das für den 2015 gegründeten etwas anderen Verein der weltberühmten Hafenstadt rechnet, ist bei £ 10 (ca. 11,80 €) und zumindest heute gerade mal 312 zahlenden Zuschauern allerdings mehr als fraglich. Auch ein Hauptsponsor konnte für die neue Saison noch nicht gewonnen werden. Laut Tommy könnte ich die Trikotbrust für wenige tausend Pfund p. a. bekommen. Allerdings passte der träge und torlose Auftritt der Purps*** am heutigen Abend nicht zum jungen und dynamischen Markenauftritt von Schneppe Tours.

Tommy war übrigens nicht zugegen, sondern auf Familienbesuch in Deutschland. Allerdings hatte er mich an seine Kumpels vermittelt, die mich gern unter ihre Fittiche nahmen. Quatschend war das schwache 0:0 gegen den von 0 Gästefans begleiteten Hanley Town FC aus Stoke-on-Trent wenigstens einigermaßen zu ertragen. Nichtsdestotrotz entschied ich mich fünf Minuten vor Ablauf der regulären Spielzeit zu verdünnisieren. Denn so bekam ich noch die vorletzte Verbindung nach Sheffield um 21:56 Uhr, anstatt die letzte um 22:23 Uhr. Nach dem nachmittäglichen Zugausfall war ich nun doch etwas hasenfüßig. Nicht, dass bei der letzten Verbindung etwas schief läuft…

Ich erreichte meine zweiwöchige Wahlheimat um 23:45 Uhr und stellte fest, dass man um diese Zeit im Bahnhofsumfeld leider nicht mehr an Nahrung kommt. Damit aber doch irgendwie noch kurz vor Mitternacht die zweite Mahlzeit des Tages realisiert werden konnte, machte ich einen kleinen Umweg zum Hotel. Denn laut Internet sollte German Doner Kebab in der High Street bis 3 Uhr geöffnet haben.

Stimmte sogar. Nach Mitternacht zwar nur noch to go, aber besser als nichts. So ließ ich mich dort mit einem Menü bestehend aus Kebab Quesadillas, zwei Beef Rolls, Fritten, Dips und Softdrink ausstatten, welches mit £ 16.50 (ca. 19,30 €) zu Buche schlug. Der ungesunde, aber durchaus leckere Fraß wurde dann streng genommen die erste Mahlzeit des neuen Tages. Aber egal, Hauptsache nicht hungrig ins Bett.
*Dieser Spitzname leitet sich logischerweise vom Stadtteil Owlerton ab.
**Dieser Spitzname geht auf die Pilgrims genannten ersten englischen Siedler in Nordamerika zurück, die 1620 mit dem Segelschiff Mayflower von Plymouth aus in die Neue Welt aufbrachen. Nebenbei ziert die Mayflower auch das Wappen des Plymouth Argyle FC.
***Was passiert, wenn man das Rot vom Liverpool FC und das Blau vom Everton FC mischt? Richtig, dann kommt Purple (Violett) bei raus. Um somit zu symbolisieren, dass man für Fans beider großer Vereine Liverpools eine neue oder zweite Heimat sein will, entschieden sich die Gründer des City of Liverpool FC anno 2015 für die Clubfarbe Purple. Ferner sind die Purps ein Mitgliederverein nach deutschem Vorbild, bei dem Mitbestimmung aller nicht nur möglich, sondern ausdrücklich erwünscht ist. Außerdem gehören soziales Engagement und Integration beim City of Liverpool FC zur DNA. Eben eine Alternative zum durchkommerzialisierten Profifußball, die einen sympathischeren Wertekompass hat.